Pink Panther, das Bier von der Braustelle

Es ist ja nun schon eine Weile her, seit es die wichtigste Pflicht des Lehrlings war, für den folgenden Arbeitstag erst einmal ein oder zwei Kästen zu besorgen. Und so wenig, wie ein angeschickerter Bauarbeiter auf dem Gerüst seine Beliebtheit beim Chef steigern kann, macht die Braustelle das passende Bier dafür. Beheimatet in Köln-Ehrenfeld, stellt die Kleinstbrauerei neben Kölsch, Weizen und Alt (die ich schandhafterweise alle noch nicht probiert habe) nämlich auch einige volumenstarke Spezialbiere her.

Die deutsche Braulandschaft scheint sich langsam aus ihrem engen Korsett zu befreien, das da heißt „Reinheitsgebot und darauf auch noch stolz sein“. Dass das Reinheitsgebot in Zeiten des gesundheitsgefährdenden Wildwuchses sehr sinnvoll war, steht außer Frage. Dass es uns auch vor übelster Industriepanscherei bewahrt hat und statt dessen nur gemäßigt üble Brühe zulässt, auch wahr. Aber vielleicht muss eine Braunation mal so weit unten gewesen sein, dass sie nurmehr „Bud Light“ serviert bekam, um den wahren „Craft Beer“-Enthusiasmus zu entwickeln. Die Biere der Braustelle halten sich gelegentlich an das Reinheitsgebot, aber ihre darüber hinaus gehenden Experimente sind deshalb nicht uninteressanter.

Jetzt wäre es für mich in Köln ein Leichtes gewesen, die Biere direkt vor Ort in der Braugaststätte zu probieren. Aber nein, Matze ging in den Kaufhof, um das Leergut seines Braufactum-Tests abzugeben – und da stand doch schon wieder eine neue Palette, die Biere der Braustelle eben. Ein bisschen unglücklich erschien mir allerdings der Zeitpunkt der Präsentation. Immerhin haben wir Frühsommer, und die meisten der angebotenen Biere hatten Volumenprozente jenseits meiner derzeitigen Wünsche. Als „Winter Warmer“ lasse ich mir einen drölzigfach gemälzten Stout-Bock schon gefallen, zur aktuellen Saison verlangt es mich jedoch nach Erfrischung.

Nach längerem, raubkatzenartigem Herumgeschleiche um den Stand traf ich neben den ganzen Starkbieren doch tatsächlich auf ein Produkt, das mein Wohlgefallen fand. Es handelte sich – welch Zufall – um den „Pink Panther“ mit 5,8 vol%. Yes. Natürlich nicht um den Pink Panther, dafür wäre die Lizenzgebühr vermutlich zu hoch, sondern um ein Fruchtbier mit einer relativ ungemütlich aussehenden Raubkatze auf dem Etikett. Nun bin ich ja – ich darf das mal so unbescheiden sagen – als Kenner der belgischen Bierszene nicht so furchtsam bei dem Rubrum „Fruchtbier“. Dahinter kann sich zwar die elend süße Plörre im Sinne eines Alkopops verstecken, also das, was hierzulande jeder erwarten würde. Aber auch fantastische Bierkunstwerke wie die Oude Krieks von Hanssens, Drie Fonteinen, Oud Beersel und De Cam oder gar die Versionen mit Aprikosen oder Himbeeren von Cantillon. Alles spontan fermentierte Gebräue wie zu Brueghels Zeiten allerdings, und das erwartete ich hier natürlich nicht.

Die Zutaten klangen aber immerhin nach dem Reinheitsgebot meiner Vorstellung: Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Aromahopfen, Hibiskusblüten und Hefe. Hibiskus. Was mich etwas skeptisch machte: Der „Pink Panther“ wird bei Ratebeer nur mit 30% versehen, das bedeutet, 70% aller getesteten Biere sind besser. Hm. Im Glas benimmt sich das Bier jedenfalls anständig, kein Sprudeln oder Spotzen, rostrote Farbe wie ein heller Hibiskus oder – dank des leichten Gelbstichs – doch eher wie dunkle Hagebutte. In der Nase ist das Getränk eindeutig als Bier zu identifizieren, klarer Hopfen, dazu eine leicht süße Fruchtnote unspezifischer Art. An der Zunge kommt mir der böse Panther dann sehr leichtfüßig vor, fast etwas dünnflüssig in der Anmutung und wie eine Hibiskus-Infusion, gar nicht stark fruchtig und erst recht nicht süß. Dann kommt der Hopfen mit voller Macht, dies ist kein Alkopop, dies ist ein bitterfruchtiges Erfrischungsgetränk nach Art eines Campari mit Eis und viel Soda.

Ich beginne zu verstehen, was andere daran stören könnte. Für ein Fruchtbier ist es nicht fruchtig genug und einfach übertrieben gehopft. Da prallen Welten aufeinander, die nicht durch Malzigkeit gedämpft werden. Für ein hopfiges IPA ist es natürlich nicht bierig genug, denn Hibiskus gehört da nun mal nicht rein. Außerdem fehlt die Substanz, die Dichte, die ein ernsthaftes Bier haben sollte. Aber, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, mir persönlich gefällt der „Pink Panther“. Er passt wunderbar in die warme Jahreszeit, ist erfrischend durch die Kombination aus Frucht und Bitterkeit. Dafür gibt es von mir 14,5 MP, was für ein leichtes Fruchtbier doch sehr anständig ist.

Kleiner Wermutstropfen: Dieser Sommerspaß hat seinen Preis. 2,99 € hat mich das 0,375er Fläschchen gekostet. Vorletzterer Satz gilt allerdings nur für die Biertrinker, denn ein Wein oder gar ein Cocktail zu diesem Preis, da beklagt man sich eher weniger. Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es den „Pink Panther“ nicht nur vor Ort, sondern auch wieder mal beim Bierzwerg.

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3 Antworten zu Pink Panther, das Bier von der Braustelle

  1. Marqueee sagt:

    Lustig, dass Du ausgerechnet heute einen Bericht zu Bieren der Braustelle postest. Ich habe dort nämlich gestern rund 4 1/2 Stunden mit Sebastian Sauer gesessen und mich zusammen mit 2 Freunden in die wunderbare Welt des Craft Beers einführen lassen (ausführlicherer Bericht folgt im Laufe der nächsten Woche). Der Termin entstand leider sehr kurzfristig, sonst hätte ich Dir noch Bescheid gegeben…

    • chezmatze sagt:

      Ah, sehr interessant, da freue ich mich ja auf Deinen Bericht! Wenn ich’s früher gewusst hätte, hätte ich trotzdem nicht dabeisein können, weil ich ja derzeit am Harzrand bin. Ich habe mir auch überlegt, ob ich jetzt schon etwas zur Braustelle schreiben soll, obwohl ich weder dort war noch die ganze Palette probiert habe. Aber dann habe ich mir gedacht, dass ein kleiner Teaser mit ihrem vermutlich sommerlichsten Bier ja auch nicht schlecht ist. Jedenfalls bin ich auf die anderen Produkte und das ganze Drumherum sehr gespannt. Das werde ich aber ganz sicher erst bei Dir lesen dürfen, bevor ich in personam in der Braustelle erscheinen kann.

  2. Marqueee sagt:

    Ich habe ohnehin noch einmal vor, mich mit Sebastian zu treffen. Ich würde dann versuchen, einen Termin zu finden, zu dem Du auch kannst. Das lohnt sich wirklich – nicht nur (aber auch!) wegen der Braustellen-Biere (tolles Doppel-Bock Alt, z. B.) sondern auch wegen der von bierkompass.de (wird von Sebastian betrieben) vertriebenen Biere. Neben einigen sauren Bieren gab es gestern einen echten Hammer von Mikkeler sowie meinen persönlichen LIebling, ein belgisches Starkbier, dass in alten Calvados-Fässern gelagert wurde – ganz, ganz groß! Und, ach ja, das von Dir so geschätzte Schlenkerla Doppelbock gab es gestern auch!

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