Das Imperium des Olivier Roellinger – oder: Gibt es ein Leben nach den drei Sternen?

Ein kurzes Märchen zum Einstieg, das Märchen des Olivier R., Sohn der Stadt, in der er noch immer wirkt. Klein-Olivier interessierte sich zwar schon immer für das Meer und für das Essen, aber – wie üblich bei solchen Werdegängen – studierte erst einmal Chemie, “um meine Mutter glücklich zu machen”, wie er später betonte. Nach einem Überfall, bei dem er schwer verletzt wurde, brauchte er zwei lange Jahre, um wieder zu genesen und hatte dabei genug Zeit, über sein Leben und seine Bestimmung nachzudenken. Das Resultat war klar, er ließ die Chemie sausen und eröffnete gemeinsam mit seiner Frau ein “Table d’Hôte” in Cancale, also eines dieser in Frankreich so beliebten privaten Esszimmer. Sechs Monate später hatte er 15 Punkte im Gault Millau, und der Rest… folgt im nächsten Absatz. Weiterlesen

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Geliebter ungeliebter Muscadet

Als ich vor ziemlich genau 15 Jahren als Student (“aha, so alt schon”/”was, so jung noch”/”hab ich mir eh gedacht”) ein Essen für meine Freunde aufgetischt hatte, gab es zwei Weißweine zur Auswahl: einen Franken-Silvaner und einen Muscadet. Ich kann mich deshalb noch genau daran erinnern, weil einer der Gäste sofort krächzte, “oh Gott, bloß keinen Muscadet, ich hasse süße Weine!”. Natürlich war der Muscadet geradezu furztrocken wie praktisch alle Muscadets, aber die Verwechslungsgefahr mit einem Muscat oder Muskateller ist, das gebe ich gern zu, vom Wortklang her sehr groß. Kam ich mir damals noch mondän vor, einen solchen Wein in die zugige Bude mitgebracht zu haben, musste ich später lernen, dass der Muscadet in weiten Kreisen einen Ruf genießt, der sich auf einer Stufe mit demjenigen eines Beaujolais oder eines Kalterersees befindet. Weiterlesen

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Der gewöhnliche Bretone: Kouign-Amann

Wie hat man sich einen gewöhnlichen Bretonen vorzustellen? Ein bisschen blass vielleicht, eher breit als groß, harte Schale – softer Kern, karamelisiert, lange gebacken, kalorienreich, etwa 2 € wert… halt halt halt, da sind wir schon einen Schritt zu weit. Mag sein, dass die Bretonen eher blass und breit sind, aber die letzten Zuschreibungen gelten doch weniger dem typischen Bretonen als vielmehr dem typischen Gebäckstück der Bretonen, dem “Kouign-Amann”. An seinem Namen kann man schon merken, dass wir uns hier aus dem französischen Sprachraum ein wenig in Richtung Keltenland entfernt haben. “Kouign” heißt auf Bretonisch, nun ja, “Kuchen”, und “Amann” meint “Butter”. Ein Butterkuchen also, aber ein besonderer. Weiterlesen

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Die neue Rebsortenarmut

Bei der K&U-Hausmesse in Nürnberg traf ich zu späterer Stunde mit einem erfahrenen Weinkenner zusammen. Er hatte offenbar schon eine ausgiebige Probierrunde an den Ständen absolviert. Als wir unsere Eindrücke austauschten, meinte er nach einer Weile unvermittelt: “Wenn ich genauer darüber nachdenke, sind sich die meisten Weine doch eigentlich total ähnlich.” Das fand ich jetzt als Quintessenz doch ein wenig zu grob ausgedrückt. Aber mittlerweile kann ich diese – vielleicht gar nicht mal im Affekt dahergesagte – Meinung verstehen. In gewisser Hinsicht. Weiterlesen

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In der Austernstadt

Die Stadt Cancale besteht seit ewigen Zeiten aus zwei Teilen. Die Oberstadt auf dem Plateau über dem Meer wirkt wie ein ganz normaler französischer Provinzort mit Bäcker, Metzger, Pâtissier, Käse- und Fischgeschäft sowie einem Wochenmarkt. Also den Dingen, auf die man in deutschen Provinznestern im Allgemeinen verzichten muss. Unten am Meer jedoch befindet sich der Stadtteil, in dem ich wohne und der für das Image von Cancale eine viel größere Bedeutung hat: La Houle, auf Deutsch in etwa “die Dünung”. Von hier aus starteten einst die Fischer ihre lange Tour zu den Fanggründen vor Neufundland. Längst vergangene Zeiten. Was Cancale heutzutage auf die Landkarte aller Feinschmecker in Frankreich setzt, das ist die Austernzucht. Weiterlesen

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Der praktische Beweis für die Schmeckbarkeit des Terroirs im Wein

Eine großmäulige Überschrift, das lässt sich wohl nicht bestreiten. Nun, das Thema “Terroir” beschäftigt die Weinkreise seit geraumer Zeit, und ich habe nicht das Gefühl, dass da jemals Ruhe einkehren würde. Vor einiger Zeit wurde der honorige Geologieprofessor Maltman damit zitiert, er habe bewiesen, dass der Einfluss des Terroirs auf den Wein kompletter Humbug sei. Das steht hier, und es haben sicher alle gelesen und sich mit Freuden an der vom Captain losgetretenen kontroversen Diskussion beteiligt. Nun hat sich der Professor allerdings ein bisschen missverstanden gefühlt. Zumal er an der Universität von Aberystwyth in Wales lehrt und das zu manchen Spekulationen ob der (mangelnden) Weinkennerschaft der Waliser geführt hatte. Weiterlesen

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