Messe-Tagebuch VDP-Weinbörse & Co. – Vier Tage auf Tour

Messe unterwegs Rheinhessen Wein Tagebuch

Wie ihr vermutlich (fast) alle wisst, ist das Weinbusiness meine ökonomische Heimat. Ich fahre also nicht mehr zu Weinmessen, um ausschließlich privat die schönsten Weinchen heimlich in einer Ecke zu verkosten und darüber als Zeitvertreib zu berichten. Okay, auf manche Messe wäre ich so auch nicht gekommen, die VDP-Weinbörse zum Beispiel. Aber wenn ich mich nicht nerdig aufführe, was mache ich stattdessen an so einem vollgepackten Wochenende wie jetzt in Mainz? Kommt einfach mit und seid tagebuchmäßig dabei, wenn ich ein paar Tage auf Achse bin… Continue reading

Natürlicher Dienstag # 91 – Parra Jiménez El Troyano

Parra Jiménez El Troyano

Small is beautiful, so sagt man doch, oder? Manchmal, muss ich ehrlich zugeben, ist es aber auch im Weinbereich durchaus ein Vorteil, ein bisschen größer zu sein. Nicht nur, weil größere Betriebe fieserweise oft eine bessere Ökobilanz aufweisen – Stichwort weniger Energie pro Flasche. Sondern auch für uns Verbraucher*innen. Es kann nämlich durchaus schwierig sein, an Geheimtipps minikleiner Weingüter heranzukommen, von denen es nur 200 Flaschen gibt. Bei meinem heutigen Weingut, den Bodegas Parra Jiménez aus Spanien, besteht dieses Problem weniger. Wer kennt nicht ihre Flaschen aus dem Supermarkt-Regal mit dem verschnörkelten Pflanzenetikett in Pink, Lila oder Hellgrün? Falls ihr euch nicht erinnert, googelt einfach mal in der Bildersuche. Diesmal geht es um den El Troyano, ihren vermutlich interessantesten Wein. Continue reading

Natürlicher Dienstag # 57 – Nikolaihof

Nikolaihof Grüner Veltliner Federspiel

Der Nikolaihof am Rand der Wachau ist irgendwie ein Universum für sich. Seit fast 2.000 Jahren wird an diesem Ort bereits Wein hergestellt. Wenn auch nicht von derselben Familie, denn die Familie Saahs erwarb den Hof erst im Jahr 1894. Es sind aber nicht nur die momentan 22 ha unter Reben und die lange Geschichte, die den Nikolaihof so speziell machen. Vielmehr wird hier seit mittlerweile 50 Jahren ununterbrochen nach Demeter-Richtlinien gewirtschaftet. Damit ist der Nikolaihof eines der absoluten Zentren der Biodynamik. Wem Brennnesseljauche, Baldriantropfen oder Schachtelhalmtee als Stärkungsmittel für Weingärten nichts sagen, kann sich hier kundig machen. Die Weine werden übrigens zu 70% exportiert, sind also – man hätte es sich denken können – nicht primär für den Schoppentrinker im Nachbardorf gedacht. Continue reading

Natürlicher Dienstag #43 – Gysler Scheurebe

Gysler Scheurebe Sonnentau

Sonnentau, Funkenflug, Feldgeflüster – Wem diese Begriffe im Zusammenhang mit Wein etwas sagen, hat garantiert schon etwas vom Weingut Alexander Gysler in Rheinhessen gehört. Das sind nämlich Weinnamen. Natürlich, Alexander Gysler könnte stattdessen auch einfach die Bezeichnung der Lage verwenden. Aber erstens hätten sich die Kunden sehr gut an die neuen Eigennamen gewöhnt. Und zweitens ist ehrlich gesagt in der rheinhessischen Landschaft mit ihren mehreren hundert Lagennamen ein Kapellenberg oder ein Kirchenstück nichts wirklich Spezielles. Ich hatte die hier präsentierte Sonnentau-Scheurebe bereits bei der letzten Ausgabe des Boomer-Talks probiert. Als Anti-Boomerism sozusagen, weil wir Boomer ja keine Neuzüchtungen mögen, geplagt von Erinnerungen an Tante Ernas milde Huxelrebe. Genau deshalb hilft aber ein Wein wie dieser, manches Vorurteil zu überwinden.

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Natürlicher Dienstag #14 – Aline Hock MacAline

Natürlicher Dienstag Aline Hock MacAline

Oh nein, schon wieder so eine Aussteiger-Geschichte… Könnten die Leute stattdessen nicht vielleicht mal von Anfang an wissen, wofür ihr Herz schlägt? Und dann easy direkt nach der Schule damit anfangen? Nein, können sie nicht. Und möglicherweise ist es genau das, was das Leben erst so richtig interessant macht. Als ich fertig war mit der Schule, wusste ich nur eine Sache ziemlich genau: In diesem Dorf mit 600 Einwohnern würde ich nicht bleiben können. Alles andere hingegen kam mir so vor, als würde ich mehr in Dinge hineingezogen werden, die sich halt so ergeben. Und eben nicht einen genauen Plan auszuarbeiten und dann loszugehen. So ging es offenbar auch Aline Hock, unserer heutigen Winzerin. 15 Jahre in der Bank sind kein Pappenstiel. Jedenfalls dann, wenn man danach 1.000 Kilometer südlich ein ganz anderes Leben mit den Reben beginnt. Continue reading