Natürlicher Dienstag #38 – Domaine Roulot

Roulot Bourgogne blanc 2011

Robert Parker schrieb vor über zehn Jahren über Jean-Marc Roulot (als er noch schrieb) (und ich zitiere ihn wahrhaftig nicht oft): “Roulot crafts the most elegant, transparent, intricate, and refined Meursaults.” Intricate, ich musste gerade selbst nachschauen, wird erklärt als “having a lot of small parts that are arranged in a complicated or delicate way”. Das ist doch irgendwie schön. Viele kleine Elemente, die sich zu einem feinsinnigen Ganzen zusammensetzen. Deshalb ist die Domaine Roulot wahrscheinlich auch so berühmt geworden, bis hin zu einem Punkt, an dem es ziemlich schwierig wird, an die Weine heranzukommen. Aber irgendwie muss ich es geschafft haben, wenngleich mit leicht mitgenommenem Etikett.

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Adelfränkisch aus Versuchsanbau – A star is born

Adelfränkisch LWG Veitshöchheim

Eigentlich hatte ich ja gedacht, ich würde nach der ganzen Frankenwein-Konzentration zunächst bei der VDP-Weinbörse und dann beim Best of Gold erst einmal nicht mehr über Frankenwein schreiben. Zur Erholung für euch natürlich, nicht für mich, denn Frühjahr ist ja Silvaner-Zeit. Aber als ich gestern diese Flasche aus dem Keller geholt und geöffnet hatte, da war es um das “eigentlich” geschehen. Adelfränkisch! Und was für ein Burner! – um mal mit Fachbegriffen zu hantieren. Continue reading

Klassischer roter Bordeaux: Kann man noch Unterschiede schmecken?

Titel (640x423)

In der letzten Ausgabe der Revue du Vin de France sprach Chefredakteur Denis Saverot in seinem Vorwort etwas an, das offenbar viele Franzosen kennen: Wenn die Schwiegermutter zu Besuch kommt, würde sie vorher immer die vergewissernde Frage stellen: “Denis, Du hast doch bestimmt einen anständigen Bordeaux im Keller?” Was sie damit meint: Sie würde ohnehin keinen anderen Wein anrühren, denn in ihrer Welt zählt nur der rote Bordeaux als “anständiger Wein”. Den Gegenentwurf für diese durchaus konservative Haltung liefern die neuen Bistrots von Paris. Im Paul Bert 6 beispielweise, einem der angesagtesten Läden, gibt es auf der umfangreichen und ausgesuchten Weinkarte keinen einzigen Bordeaux: “zu langweilig, zu gleichförmig, die Musik spielt woanders”. Continue reading

Unedles Italien: Rossese di Dolceacqua

Vor etlichen Jahren war ich mal mit einem Freund unterwegs in Norditalien. Weil er gerade Geburtstag hatte, beschlossen wir, diesen Tag stimmungsvoll am Meer zu verbringen. Die ligurische Küste kannten wir zwar überhaupt nicht, stellten uns aber die Sache so Sanremo-Jetset-luxuriös vor. Natürlich war Ferragosto und vor Ort kein Zimmer zu bekommen. Fast keins. In einem fensterlos anmutenden Kasten aus den frühen 60er Jahren bekamen wir noch Unterschlupf. Im Erdgeschoss. Die Pension hieß “Quattro Strade”, und das nicht von ungefähr. Ich habe mich die ganze Nacht wie ein imaginärer Verkehrspolizist in der Anfangsszene von Fellinis Roma gefühlt. Tosender Lärm, Hupen, lastwagenverursachtes Erdbeben. Kurzum, Ligurien ist das Allerletzte. Continue reading

Gutedel aus der Spitzenlage: Dézaley vom Genfer See

Seien wir ehrlich, liebe Freunde: Schweizer Wein hat keinen guten Ruf. Wenn wir ehrlich bleiben, müssen wir allerdings zugeben, dass er auch keinen besonders schlechten Ruf hat. Ehrlich gesagt hat er gar keinen Ruf. Man spricht nicht über ihn. Weshalb das so ist, dafür gibt es mehrere Gründe, die bei protektionistischen Preisen und Zöllen anfangen, über den Durst der Schweizer auf ihre eigenen Getränke weitergehen, nicht zu vergessen das praktisch nicht vorhandene Marketing, und schließlich bei der miserablen Distribution aufhören. Uhren und Schokolade aus der Schweiz kann man auf jedem Flughafen weltweit bekommen. Einen der wirklich besonderen Schweizer Weine hat dagegen noch nicht einmal ein ansonsten hervorragend sortierter Weinhändler im Programm. Also muss ich wohl extra in die Schweiz fahren, um einen solchen Wein zu probieren. Continue reading