[In Kooperation mit dem Weingut Daniel Then] Als ich beim ersten Mal per Zufall bei Daniel Then vorbeigeschneit war, begrüßte mich jener in einem Metallica-T-Shirt aus den Hochzeiten jener Rockkapelle. »Spricht das jetzt für oder gegen die Weine?«, fragte ich mich unwillkürlich. Nun, ich bin wiedergekommen, mittlerweile weiß ich es also. Und ihr werdet es nach dem Genuss dieses Artikels ebenso wissen.
Bei Daniel Then in Sommerach
Daniel Then ist gelernter Winzer, ein echter Sommeracher. Nach seinen Lehr-und Wanderjahren kehrte er im Jahr 2005 wieder auf den elterlichen Hof zurück und hat ihn im Jahr 2018 offiziell übernommen. War das eine schwierige Entscheidung für ihn? »Nein«, sagt Daniel, »ehrlich gesagt überhaupt nicht. Ich wollte schon immer Winzer werden. Und zwar ganz einfach deshalb, weil es so wahnsinnig vielfältig ist. Man arbeitet mit einem Genussmittel, hat Kontakt zu Privatkunden, zum Handel, und es gibt immer etwas zu basteln. Das liebe ich nämlich.« Kann man sich denn in dieser Hinsicht auf einem kleinen Hof verwirklichen? »Na klar«, lacht er, »indem ich alles selbst mache! Wir haben keine festen Angestellten rund ums Jahr, selbst bei der Ernte helfen meist nur Familie, Freunde, Bekannte mit – da bleibt schon genug Arbeit für mich übrig.«
Verfehlen kann man das Weingut Daniel Then jedenfalls nicht, wenn man in Sommerach auf der Weininsel unterwegs ist. Es befindet sich nämlich direkt am Brunnen schräg gegenüber dem Rathaus. Von einer auffälligen Beflaggung ist allerdings nichts zu sehen. Zudem befindet sich die Einfahrt ums Eck. »Früher war das der Gasthof zum Löwen«, erklärt Daniel. »Deshalb gibt es auch immer noch den stilisierten Löwen auf dem Etikett. Das Gebäude selbst wurde um das Jahr 1600 erbaut.« Welche Vorteile das haben kann, sehe ich gleich, als ich Daniel in den Keller folge.
Kellerarbeit
»Gut«, sagt er, »es gibt sicher Betriebe mit mehr Platz. Aber dafür haben wir hier gleich drei Gewölbekeller. Dieser Raum mit den Barriquefässern ist sozusagen die Urzelle.« 8,5 ha Rebfläche besitzt das Weingut Daniel Then mittlerweile, fast alle Lagen befinden sich auf der Weininsel in unmittelbarer Nähe zum Hof.
Ich möchte von Daniel wissen, was er denn alles gemacht hat, seit er wieder hier arbeitet. »Erstmal haben wir 2011 aufgehört mit Kunstdünger und Glyphosat, haben mit Kompost und Stroh zwischen den Zeilen angefangen. Dann kam der nächste logische Schritt. Wir haben hin und her überlegt, wie wir das mit dem Pflanzenschutz machen können und erst einmal versuchsweise alles biologisch-organisch bewirtschaftet. Dritter Schritt dann 2019, da habe ich nämlich die Umstellung unterschrieben. Und jetzt mit dem Jahrgang 2022 ist der gesamte Betrieb bio-zertifiziert, sieht man auch hinten auf den Etiketten.«
So richtig leichte Jahre für die Umstellung waren das ja nicht. »Kann man so sagen«, grinst Daniel. »2019 sind die Reben verbrannt, 2020 erfroren, 2021 hatten wir Pero, 2022 war wahnsinnig trocken, wir konnten immer nur reagieren. Viel Arbeit war das, aber ich wollte es unbedingt durchziehen.« Jetzt hätte er einen Lehrgang zu Bodenlebewesen gemacht und wolle mit Komposttee dabei helfen, die Pilze im Boden zu aktivieren. »Ich bin davon überzeugt, dass das der richtige Weg ist«, sagt er.
Auch ansonsten hat sich viel getan, allein 2,5 ha sind Jungflächen. Auch Piwis? »Ja, auch Piwis, Souvignier Gris. Das Weinfeld ist drüben im Volkacher Kirchberg, weit weg vom Straßenverkehr. Da fahre ich manchmal einfach so mit dem Rad hin, um auszuruhen und etwas herumzuschauen. So ein bisschen bewusstes Ausspannen tut einem Winzer manchmal ganz gut.« Ansonsten hilft die Familie viel mit, hält aber bestimmt auch auf Trab. Einen Hinweis auf diesen Zusammenhalt finde ich auf einem Holzfass im Keller. Da sind die Namen der Thens nämlich gemeinsam eingeprägt.
Die Weine von Daniel Then
Kommen wir nun zu dem Weinen von Daniel Then, denn deswegen habt ihr ja vermutlich diesen Artikel angeklickt. Ich hatte mich für vier Weine aus dem Portfolio entschieden, und zwar ganz bewusst aus dem mittelpreisigen Segment. Klar, ihr bekommt hier auch einen wunderbar süffigen trockenen Silvaner aus der Literflasche für 6,50 €. Ganz oben thront dann der große Spätburgunder für 28 € (und der ist sein Geld ebenfalls wert). Schaut also auf jeden Fall im Online-Shop vorbei, da sind noch viel mehr interessante Gesellen.
Silvaner Katzenkopf Hölzlein
Den Silvaner aus der Parzelle Am Hölzlein kennt ihr schon von meinem Artikel über die Weininsel. Vorausgesetzt, ihr habt ihn gelesen. Die Reben stehen oben an der Abbruchkante, super belüftet, ideal muschelkalkig, sind aber noch recht jung. Deshalb gibt es den zugehörigen Wein auch für schlanke 9,50 €. Das ist ein erstaunlich frisches Exemplar für den heißen Jahrgang 2022. Öffnet sich mit ein bisschen Luft und Zeit noch besser und wird dann richtig elegant.
Silvaner Katzenkopf Berg
Die Alten Reben stehen ebenfalls wunderbar im Kordonschnitt da, allerdings etwas weiter unten in Richtung Main gelegen. 45 Jahre haben sie mittlerweile auf dem Buckel, und das Gewann darf man jetzt auf dem Etikett erwähnen. »Manche Leute sagen Mittelweg dazu, bei uns hieß es aber schon immer Bärch, also Berg auf Fränkisch. Offiziell heißt es jetzt Am Berg.« Auf dem Muschelkalk befindet sich hier noch eine dünne Schicht Sand vom Main. Der Wein sieht ein wenig Holz im Verschnitt, im Grunde ist es aber auch ein »stahliger« Vertreter von der Ausbauform her.
Es kann sein, dass ich mir das einbilde und die Reben allzu sehr vermenschliche. Aber irgendwie habe ich relativ oft das Gefühl, dass man Weinen aus älteren Reben ihre größere Ruhe und Tiefe anmerkt. So ist es nämlich auch hier. Die Alten Reben vom Berg gleiten sanft über die Zunge, wirken dann in der Mitte keineswegs überreif und enden ausgewogen und nachhaltig. Das ist ein Silvaner, den man sich sonntags ausgezeichnet auf dem Essenstisch vorstellen kann. 12 € ab Weingut, die Qualität schmeckt durch.
Sauvignon Blanc Rosenberg
»Man kann nicht nur vom Silvaner leben«, sagt Daniel und grinst dabei. Was er damit meint? »Naja, Silvaner wird immer unser Herzstück bleiben, völlig klar. Aber mit Rebsorten wie Sauvignon Blanc oder Chardonnay eröffnet sich ein anderer Kundenstamm. Und ich kann beim Ausbau auch ein bisschen experimentieren.« Sagt’s und stellt sich neben das Betonei. Im Jahr 2015 hatte Daniel eine Studienreise nach Südafrika gemacht, die sich im Nachhinein als sehr inspirierend herausgestellt hat. Am Ende standen Sauvignon Blanc-Reben im Rosenberg und ein Betonei im Keller.
»Eigentlich«, gibt er zu, »war nur ein einziger Sauvignon geplant, teils im Barrique und teils im Ei ausgebaut. Dann fand ich die Ergebnisse einzeln aber so spannend, dass wir jetzt doch beide im Angebot haben.« Meiner auf dem Foto ist der Sauvignon aus dem Ei (14 € ab Hof), derjenige aus dem Barrique wird zur Reserve und kommt später auf den Markt.
Ein schöner Wein Daniel da aus dem Ei geschlüpft. In der Nase gibt es natürlich die typischen Sauvignon Blanc-Noten nach Stachelbeere, aber es wird keineswegs grasgrün, sondern bleibt ein bisschen auf der Grapefruit-Seite. Im Mund kommt eine große Frische, gepuffert von 4 g Restzucker, so dass das Ergebnis irgendwie fast an einen pikanten Riesling erinnert. Sehr reintönig und fein ist das. Wer hingegen mehr Stoff und Ausbauspuren haben möchte, muss auf die Reserve warten.
Altfränkischer Satz von Daniel Then
Zum Schluss gibt es noch so ein superfränkisches Thema. Ihr wisst ja vielleicht, dass der Mischsatz im Weinberg, also viele verschiedene Rebsorten gemeinsam geerntet und ausgebaut, in früheren Jahrhunderten die Norm war. Der »Gemischte Satz« (hier der Link zu einem meiner frühen Artikel über eine legendäre Probe), obgleich urfränkisch, darf aus rechtlichen Gründen nicht mehr so genannt werden. Der »Altfränkische Satz« bedeutet aber im Grunde dasselbe. Nachdem Ampelographen wie Andreas Jung in der Pfalz oder Josef Engelhart in Veitshöchheim alte Rebsorten wiederentdeckt haben, die als ausgestorben galten, steht dem Revival der echten Alten Sätze nichts mehr im Weg.
Daniel Then begeistert sich ebenfalls sehr für dieses Thema. Also beschloss er, selbst einen ganz neuen Altfränkischen Satz anzulegen. Eine alte Anlage mit Faberrebe hatte ihm der Opa überlassen. Die Stöcke waren leider in einem ziemlich schlechten Zustand, so dass es besser war, den Weinberg zu roden und ganz neu anzupflanzen. Aber im Gedenken an die Vorfahren durfte der Faber in den Mischsatz wieder mit hinein. Ansonsten stehen hier Gelber, Grüner und Blauer Silvaner, Elbling, Adelfränkisch, Grünfränkisch, Gelber und Roter Muskateller. Jeweils eine halbe Zeile und nicht wild durcheinander, denn Daniel will beobachten können, wie sich die einzelnen Sorten machen.
2022 ist der Jungfernjahrgang dieses Weins, und nachdem Daniel mir eigenhändig das Etikett draufgepappt hat, ist das in der Tat auch die erste offizielle Flasche davon. Und? Gefällt mir super. Ich mag einfach diese stillen Tiefen. Richtig trocken wirkt der Wein, sehr elegant, eine schöne Dichte bei lediglich 12,5 vol%, ein bisschen Apfelschale, viel Struktur und ein unterschwellig beginnendes Feuer. Einige der Sorten bringen eine feine Frucht mit, andere sorgen für die Dauerhaftigkeit. Daniel hat die Flasche mit einem Diam 10 verkorkt, sieht das mit der Entwicklungsfähigkeit also genauso. Den Preis für dieses wunderbar authentische Produkt trage ich euch nach – auf jeden Fall ist das ein idealer Abschluss meines Besuchs.
Kleines Fazit
Erinnert ihr euch an den Anfang des Artikels? Da hatte ich mich gefragt, ob sich die Metal-Vorliebe des Winzers irgendwie auf die Weine auswirkt. Falls ihr mit Metal-Weinen eine tiefschwarze Farbe und 15,5 vol% verbindet, dann definitiv nicht. Falls ihr allerdings zur »Nothing else matters«-Fraktion gehört und auf Melodien, Finesse und einen ungeschminkten Ausdruck steht, dann ebenso definitiv ja. Daniel Then macht Weine, die mit biologisch zertifiziertem Weinbau als Basis von Klarheit, feiner Frucht und Reintönigkeit erzählen. Wer sich davon angesprochen fühlt, sollte doch am besten einmal vorbeischauen…