Wo fängt man an, wenn man die Weininsel beschreiben soll? Vielleicht damit, wo sie sich überhaupt befindet. Die Weininsel ist ein fast kreisrund mit Reben bewachsenes Gebiet zwischen Nordheim und Sommerach an der Mainschleife. Oder gröber: Wir sind in Franken, etwa 30 km östlich von Würzburg und (für Besucher praktisch) nur wenige Kilometer von den Autobahnen 3 und 7 entfernt. Auf 750 ha Rebfläche gibt es unzählige Flur- und Spazierwege, Aussichtspunkte in alle vier Richtungen, dazu Weingüter, Unterkünfte, Gastronomie. Und im Herbst, wie ihr auf dem Foto sehen könnt, eine wahrhaft bunte Landschaft. Frühling und Sommer sind allerdings so übel auch nicht. Damit ihr weinmäßig ein bisschen besser orientiert seid, möchte ich euch nun die Lagen der Weininsel und ein paar ausgewählte Weine vorstellen.
Die Silvaner-Schau 2023 von der Weininsel
Eine Sache sollte ich allerdings nicht verschweigen: Die Weininsel ist gar keine echte Insel. Vielmehr wird sie nur zu ungefähr drei Vierteln vom Main umflossen. Das letzte Viertel würde auch noch werden, wenn man ein paar Millionen Jahre wartet. Die Nachkriegsmenschen waren allerdings mit Geduld weniger gesegnet, denn sie errichteten in den 1950er Jahren den Mainkanal auf der Ostseite und vollendeten dadurch das Inseldasein auf künstliche Weise.
Zwei Orte liegen am Rand der Weininsel, Sommerach im Süden und Nordheim, nun ja, im Norden. Beides sind eigene Gemeinden mit jeweils gut 1.000 Einwohnern, beide wurden zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert gegründet und im 11. Jahrhundert erstmals namentlich erwähnt. Entsprechend gibt es in Sommerach wie in Nordheim eine Reihe historischer Gebäude, alte Gassen und Orte zum Verweilen. Lustigerweise führte diese Ähnlichkeit mit vielen positiven Dingen auf demselben Niveau zu einer wunderbaren… Feindschaft. Zum Glück ist davon heute nicht mehr so viel zu spüren wie in früheren Zeiten. Aber ein bisschen Wettbewerb und leichtes gegenseitiges Foppen, das ist weiterhin an der Tagesordnung.
Hat Sommerach vielleicht den hübscheren Dorfplatz mit Brunnen, hat Nordheim den spektakuläreren Ausblick. Auf der anderen Seite der Mainaue erhebt sich nämlich ein steiler Prallhang mit der Weinlage Escherndorfer Lump, und eine Fähre gibt es auch. Von dieser steilen Mainseite, der Vogelsburg oder dem terroir f. ein paar Schritte weiter, habt ihr sicher den schönsten Blick auf die Mainschleife. Interessieren euch jedoch die besten Lagen der Weininsel, würde ich euch als Aussichtspunkt die Weinberghütte von Neuses empfehlen.
Wie jede Insel hat auch die Weininsel ein Thema mit Wasser. Weniger mit dem, das um sie herum fließt, sondern vielmehr mit dem, was auf ihr selbst vorhanden ist. Oder auch nicht. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu sehr ins Detail gehen, weil das einfach den (ohnehin schon weiten) Rahmen sprengen würde. Aber die Frage, wie der Weinbau der Zukunft aussehen kann, darf, müsste, lässt sich auf der Weininsel trefflich diskutieren.
Die Lagen der Weininsel
Ein wichtiges Thema sind auf jeden Fall die Lagen. Die 750 ha verteilten sich Anfang des 20. Jahrhunderts noch auf Dutzende von Einzellagen. Im Prinzip macht das auch Sinn, denn die Lagen der Weininsel können der kreisrunden Art entsprechend in jede Himmelsrichtung zeigen. Ganz so steil wie die Escherndorfer Seite geht es hier allerdings nicht zu. 40% Hangneigung werden maximal angegeben, und auch das stellt die absolute Ausnahme dar. Oben habe ich bei meinem Besuch das Ehepaar Pickel getroffen, das gerade eine neue Blühmischung in ihrer Parzelle ausbrachte. Rechts am Hang seht ihr das Gewann »Tiefes Thal« – und dieser Name ist (wieder) brandneu.
Flurbereinigung und Weingesetz führten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nämlich dazu, dass die Lagennamen enorm eingedampft wurden. Der gesamte Nordwesten der Weininsel wurde zum Nordheimer Vögelein, der Südwesten zum Sommeracher Katzenkopf, auf dem Hochplateau und in Richtung Norden heißt alles Kreuzberg. Rosenberg ist der flachere Teil nach Süden, und nur der Hallburger Schlossberg (Foto unten) ist relativ klein geblieben.
Ursprünglich waren die nach West-Südwest ausgerichteten Lagen die bevorzugtesten. Hier grenzen das »original« Vögelein und der »original« Katzenkopf direkt aneinander. Obwohl es nicht gestattet war, gab es immer wieder Winzer, die auf ihre Etiketten die ursprünglichen Gewannnamen schrieben. Richard Östreichers »Augustbaum« oder Rainer Zangs »Langgraben« zum Beispiel.
Die InselWeinMacher, zu denen 13 Weingüter der Weininsel zählen, hatten sich einmal zusammengesetzt und mit roten Klebepunkten auf einer Karte all diejenigen Parzellen markiert, aus denen ihre Vorfahren die besten Weine holten. Alle befanden sich an einer Linie entlang der oberen Abbruchkante. Stark exponiert, Sonne, Wind, steiniger Untergrund.
Die neuen/alten Gewannnamen
So ähnlich wollen es die Nordheimer mit ihren Gewannbezeichnungen jetzt wieder handhaben.
Zuvor gekommen sind ihnen allerdings die Sommeracher, die auf ihrem Gemeindegebiet die neue-alte Gewanneinteilung bereits eingetütet haben. Ab jetzt braucht sich niemand mehr davor zu fürchten, seinen Wilm oder Rossbach auf dem Etikett zu erwähnen.
Dabei konnten die Sommeracher im Prinzip aus zwei Möglichkeiten wählen: entweder nur die »besten« Gewanne mit Namen zu belegen (der Rest wäre dann Ortswein) oder aber die ganze Flur zu unterteilen. Beide Versionen haben etwas für sich. Die erste mit der stringenten Hierarchisierung entlang des romanischen Modells wäre mir wahrscheinlich zuerst eingefallen.
Aber Richard Östreicher erklärte mir, weshalb er die zweite Variante für besser hält. »Erst einmal ist das ja nicht für die Ewigkeit. Wenn wir nach zehn Jahren eine eindeutige Lagenhierarchie feststellen, können wir das immer noch ändern”, meint er. Und zweitens fehle die Erfahrung, wo man tatsächlich welche Art von Spitzenwein produzieren könne. Vermutlich sei das beste Gewann für Chardonnay gar nicht das beste für Silvaner, aber das müsse man halt ausprobieren. »Und«, fügt er zum Schluss hinzu, »wenn wir uns nicht entscheiden, entscheidet das vielleicht der Markt. Kommen aus einem Gewann konstant mittelmäßige Weine zum Premiumpreis, kauft die auch keiner. Man merkt ja als Winzer selbst, was besser läuft und was weniger. Also wird man das nach einer Weile entsprechend anpassen.”
Jetzt noch ein ganz bisschen zur Geologie. Grundsätzlich sind wir auf der Weininsel zwar im Bereich des Muschelkalks, aber vor allem die Auflage kann ganz unterschiedlich und auch ganz unterschiedlich dick sein. Mal mehr und mal weniger Lehm, mal mehr Flugsand, mal skelettreichere Böden. Oben auf der Kuppe beginnt sogar das Reich des Lettenkeupers, was noch einmal andere Weine hervorbringt. Und anders als die Sommeracher haben die Nordheimer in Teilen des Kreuzbergs sogar echte Nordhänge. Im Moment ist das lediglich ideal für Sektgrundwein, aber wenn sich Temperaturen und Sonneneinstrahlung noch weiter erhöhen, werden solche Bereiche vielleicht auch interessanter. Ihr seht also, es steckt eine Menge Dynamik drin.
Fünf Silvaner von der Weininsel
1. Daniel Then – Silvaner Sommeracher Katzenkopf Am Hölzlein 2022
[In Kooperation mit dem Weingut Daniel Then] Das Weingut von Daniel Then ist für touristische Flaneure ideal direkt am Sommeracher Hauptplatz mit dem Brunnen gelegen. Ursprünglich war dies der »Gasthof zum Löwen«, weshalb der Löwe in kleinerer Ausfertigung heute noch das Etikett schmückt. Daniel hat sich entschlossen, seinen 8,5 ha-Betrieb auf zertifiziert ökologische Bewirtschaftung umzustellen. 2022 ist der erste Jahrgang, bei dem das auf dem Etikett erscheint. Für das Weininsel-Portfolio habe ich mich für einen (jetzt noch) einfachen Silvaner entschieden, der hinten auf dem Etikett aber schon den Gewannnamen »Am Hölzlein» trägt.
Wieso einfacher? Daniel erklärt: »Früher ging alles davon in den Gutswein, aber die Reben kommen zunehmend in das richtige Alter. Sie sind jetzt 20-25 Jahre alt, der Ertrag ist reduziert, und die Lage ist einfach genial.« Fast oben am Aussichtsturm, exponiert, gut belüftet. Da gibt es also einiges an Potenzial. Auch sonst macht sich Daniel Gedanken, wie man so einen traditionellen Familienbetrieb zukunftsfest aufstellen kann. Ihr werdet noch mehr von ihm erfahren, denn ich habe mich länger mit ihm unterhalten.
Als ich mir die Parzelle anschaue, tröpfelt es leicht, und es sollte auch den ganzen Tag nicht damit aufhören. Vielleicht gerade deshalb liegt eine faszinierende Stimmung hier oben in der Luft. Ganz ruhig, ungeheuer grün, weiter Blick, in der Ferne ruft ein Kuckuck. Man spürt förmlich, wie die Natur atmet.
Jetzt aber endlich zum Wein: Klassisch im Stahltank ausgebaut, lag der Wein lange auf der Feinhefe und wurde erst vor zwei Wochen gefüllt. In der Nase sind bereits diese klaren, hellen, feinbirnigen Noten zu spüren. Im Mund ist es ganz spannend, wie sich der Wein zunehmend harmonisiert. Ganz frisch gefüllt ist das hinten noch ein bisschen ruppig mit etwas Limette und Kümmel. Aber die nächste Flasche eine Woche später zeigt schon deutlich mehr Eleganz und Fluss. Das läuft einfach super zum Essen der Saison. Ich habe jetzt nicht Spargel gesagt, nur gedacht. Aber Kerbel, ohnehin etwas grüneres Frühlingsgemüse, das passt auch hervorragend. 9,50 € ab Hof, kommt demnächst in den Shop.
2. Patrick Braun Nordheimer Vögelein Blauer Silvaner 2022
[In Kooperation mit dem Weingut Waldemar Braun] möchte ich euch einen weiteren Silvaner von der Weininsel vorstellen, der alles andere als marktschreierisch daherkommt. Ohnehin ist es ja oft so, dass man vor Ort noch einmal ganz andere Betriebe und Weine entdeckt als die, von denen man vorher schon gehört hatte. So ist es auch bei Patrick Braun, der schon seit längerem wirklich interessante Weine macht. Wir sind hier in Nordheim, also am anderen Ende der Weininsel. Der Betrieb ist mit 17,5 ha nicht ganz klein und hat auch Weine aus dem Escherndorfer Lump zu bieten, aber das Herzstück befindet sich im Nordheimer Vögelein.
Patrick arbeitet seit acht Jahren glyphosatfrei, die Zeilen sind begrünt, und es gibt einen eigenen Kompostplatz im Weinberg. Demnächst lest ihr an dieser Stelle noch mehr vom Weingut Braun, aber hier möchte ich mich ja auf einen Wein konzentrieren. Und das ist der Blaue Silvaner aus dem »eigentlichen« Vögelein, also dem Kernstück der Lage. Patrick hat die Reben im Jahr 2010 gepflanzt und in der Jugend auch mit einer Tröpfchenbewässerung ausgestattet. Eigentlich ist er kein großer Freund davon, aber im unglaublich trockenen Sommer 2022 war Patrick dann doch froh, zweimal ein bisschen Wasser geben zu können.
»Der Blaue Silvaner«, erklärt er, »ist unglaublich wüchsig, den muss man also schon ein bisschen zügeln, im Grün und im Ertrag.« Die Reben stehen hier im Kordon-Schnitt, was unter anderem den Vorteil hat, dass der Austrieb fast eine Woche später erfolgt. In einer Gegend, die sich vor Maifrösten fürchten muss, ist das natürlich eine gute Sache. Weil der Weinberg noch so jung sei, würde er den Wein klassisch im Stahltank ausbauen, aber zukünftig sieht er alle Wege offen. Holz, gar Maischegärung, man wird sehen.
Dass es sich um eine interessante Silvaner-Varietät handelt, merkt man im Grunde schon in der Nase. Da gibt es leicht rauchige Einflüsse, Orangenschale, Aprikose, Korianderkörner, eine durchaus würzige Angelegenheit. Im Mund setzt sich das Spiel fort. Mit 0,6 g Restzucker ist der Blaue Silvaner wirklich komplett trocken, besitzt aber Stoffigkeit und Cremigkeit, die sogar zu Grillfleisch passen würden. Ich nehme spontan eine Packung »Yakisoba Mayo Aji Noodle Snack«, hatte ich mir bei der ProWein in der Düsseldorfer Immermannstraße gekauft. Und siehe da: Während die ganzen heller ausgerichteten Silvaner dazu schlapp machen, steht Patricks Blauer wie eine Eins. 13 € im Online-Shop und echt eine spannende Alternative.
3. Richard Östreicher Silvaner Sommeracher Katzenkopf Augustbaum 2021
Wer von hochwertigen Weinen auf der Weininsel spricht, kommt nicht um das Weingut von Richard und Kerstin Östreicher herum. Es ist aber auch keine schlimme Qual, die Weine der Östreichers zu probieren, wie ihr euch sicher vorstellen könnt. Den Honigberg-Silvaner als »einfachste« Variante hatte ich vor drei Jahren schon einmal im Natürlichen Dienstag vorgestellt. Diesmal soll es um den (mittlerweile) Klassiker von der Weininsel gehen, den Silvaner Augustbaum. Augustbaum ist dabei ein Gewann, das sich in mittlerer Höhe ab dem Sommeracher Kreuzschlepper weiter in Richtung Nordwesten erstreckt.
Richard gilt als Burgunderwinzer auf fränkischem Terroir. Dementsprechend liebt er seine Holzfässer, lässt den biologischen Säureabbau zu, arbeitet mit Hefelager, füllt spät – und kreiert damit einen völlig anderen Weintyp als (fast) alle anderen. Das sind tiefere, nachhaltigere Weine, denen man viel Zeit und Luft geben sollte. Privat würde ich also den 2021er Augustbaum längst noch nicht aufmachen, aber sonst wüsstet ihr ja nicht, was euch erwartet.
Es erwartet euch der tieffarbigste Wein im Test, einer, der sich in der Nase ständig verändert. Zunächst ist da viel Laktik, Kefir, Brennnessel, auch Edelholz, aber man sollte sich nicht irreführen lassen. Mit mehr Luft kommen nämlich ein fein oxidativer Apfel-Touch, eine raffinierte Aromatik und einfach viel Dichte und Tiefe. Ein vielschichtiger Individualist, der selbst bei Raumtemperatur richtig gut performt. 34 € ab Hof.
4. Winzer Sommerach Silvaner Sommeracher Katzenkopf Tiefes Thal GG 2021
Zwei Winzergenossenschaften gibt es auf der Weininsel. Nordheims DIVINO hat sich dabei mit Thüngersheim jenseits von Würzburg zusammengeschlossen, um ein großes Portfolio anbieten zu können. Die Winzer Sommerach hingegen haben zwar ein paar Mitgliedsbetriebe am Steigerwald (nie den Dachs unterschätzen!), konzentrieren sich aber ansonsten auf die Weininsel. 90 Familien wirken hier an einem fein abgestuften System mit. Wie das Ehepaar Pickel von weiter oben im Text, das sich trotz lediglich eines Hektars Rebland viel Mühe gibt. Denn wer es wirklich will bei den Sommerachern, kann an großen Weinen mitarbeiten – alles ohne Glyphosat und teils sogar in biologischer Bewirtschaftung.
An der Spitze der genossenschaftlichen Silvaner-Pyramide stehen zwei Gewächse aus zwei sehr unterschiedlichen Lagen. Der Wilm befindet sich neben dem »echten« Katzenkopf an der Mainseite, und das Tiefe Thal ist eigentlich der kalkmergelige Rand des sogenannten Engelsbergs oben an der Abbruchkante.
Ich habe schon relativ viele deutsche Genossenschaftsweine probiert, und meistens geht es da im Top-Bereich vollmundig, kräftig und spürbar holzig zu. Klar, man will zeigen, dass es zu dem Preis auch VIEL Inhalt gibt. Das Tiefe Thal hingegen geht einen völlig anderen Weg. Maischestandzeit ist bei dem zähen Silvanermost ohnehin meist dabei, hier gibt es jedoch zusätzlich einen Anteil, der auf den Schalen vergoren wurde. Der Ausbau im Tonneau und ein langes Feinhefelager runden das Ganze ab. Herausgekommen ist ein unglaublich feiner, super distinguierter Wein. Im Vergleich mit Richard Östreichers Augustbaum wirkt das Tiefe Thal aromatisch deutlich heller, auch gleitender, weit weg von jeglicher Expressivität. Neben all der fast sphärischen Mineralik und der grünen Walnuss als Fruchtnote spürt man aber, dass da ein Feuer leise im Untergrund lodert. 32 € ab Hof oder im Online-Shop – und definitiv nichts für Angeber.
5. Peter Rudloff Silvaner Nordheimer Vögelein Edle Rebe 2019
Letzter Wein des Artikels und einer der Gewinner der Blindverkostung. Peter Rudloff ist Außenbetriebsleiter beim Juliusspital, und wer deren ausgedehnte Flächen kennt, weiß, dass man eigentlich keinen anderen Job mehr braucht. Dennoch schafft er es irgendwie, auch noch 4 ha familiäre Reben in Nordheim zu bewirtschaften. Im Interview auf seiner Website sagt er selbst, wie das läuft: »Es hat mich lang beschäftigt, ob es nicht am Ende zu viel ist. Aber vielleicht gehört genau das zu mir und meinem Wesen. Ich habe akzeptiert, dass ich ohne diesen Spannungsbogen nicht glücklich wäre. Aber ich habe gelernt, mich zu organisieren und klarer zu strukturieren. Damit es eben nicht zur Belastung wird, sondern Inspiration ist und bleibt.«
Sein Silvaner der Reihe »Edle Rebe« stammt aus dem Jahrgang 2019, wurde im Tonneau ausgebaut und ein wenig länger zurückbehalten. 23,90 € kostet der Wein ab Hof und im Online-Shop, was andeutet, dass wir es mit einem ambitionierten Produkt zu tun haben.
In der Nase spüre ich zunächst eine helle Kalkmineralität, dann das alles andere als brutale Holz und schließlich noch irgendeinen grüneren Touch. Am Gaumen ist das für mich spontan der hellste Wein des ganzen Tests, muschelkalkig, feinwürzig. Trotz 13,5 vol% in dem warmen Jahrgang präsentiert sich die Edle Rebe eher fest gefügt, konsequent trocken und sehr sortentypisch. Allerdings sollte man es mit der Temperatur nicht zu weit treiben. Anders als Östreichers Augustbaum oder Patrick Brauns Blauer Silvaner mag Peter Rudloffs Interpretatation eher die Kühle und vor allem nicht zu kräftige Speisen.
Wen es noch gibt auf der Weininsel…
Logischerweise ist es mit fünf Weingütern bei einem so ausgedehnten Gebiet wie der Weininsel nicht getan. Wer definitiv in diesen Kreis gehören würde, ist Manfred Rothe aus Nordheim. Nachdem ich aber ihn und seinen Indigenius hier schon porträtiert hatte und neulich von Facebook sogar die Aufforderung bekam, mein virtuelles »Super-Fan-Abzeichen« abzuholen, dachte ich mir, man kann auch übertreiben. Aber natürlich bleibt es dabei: Manfred Rothe, guter Mann. Selbiges ließe sich über Rainer und Maximilian Zang sagen, deren Langgraben mein allererster Beitrag im Natürlichen Dienstag war. Schließlich möchte ich noch die Weingüter Glaser-Himmelstoß und Max Müller I erwähnen, die definitiv sehr gute Weine aus Vögelein und Katzenkopf holen.
Aber da fast alles ein Ende hat bis auf die bekannte Wurst, soll es das an dieser Stelle gewesen sein. Mein Fazit ist klar: Kommt auf die Weininsel, gern auch außerhalb der Feriensaison, wandert, radelt, besucht und schaut. Und probiert die Weine, denn es gibt viel zu entdecken.
Pingback: Zu Besuch beim Weingut Waldemar Braun - Chez MatzeChez Matze
Pingback: Weingut Daniel Then - Bio, Metal und frische Weine - Chez MatzeChez Matze
Pingback: Iphofen - Silvaner auf Planet Keuper - Chez MatzeChez Matze
Pingback: Beim König der Scheureben - Zehnthof Weickert - Chez MatzeChez Matze
Pingback: Die Zeitlosen - Öko-Weingut Zang in Nordheim - Chez MatzeChez Matze