Churfranken – die große Rotweintour

Churfranken Klingenberg Schlossberg

Es ist ein heißer Tag Ende Mai. Es ist sogar so heiß, dass es später noch ein Gewitter geben wird, das sich wegen Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit einfach so über dem Spessart gebildet hatte. Jedenfalls stehe ich morgens im Klingenberger Schlossberg schon im Schweiß. Mich beschleicht eine leichte Ahnung, wie es sich anfühlen mag, hier jeden Tag die vielen Treppen, Terrassen und Terrässchen hinauf und hinunter zu steigen. Denn das ist eines der charakteristischen Merkmale dieser wunderbaren Region. Es gibt in Churfranken genau acht Weinlagen (jedenfalls habe ich das so gezählt), die zumindest teilweise noch alte Querterrassen aufweisen. Darunter derartig spektakuläre wie eben den Klingenberger Schlossberg, die praktisch gänzlich daraus bestehen. Auf also ins Weinland Churfranken!

Was ist das eigentlich, dieses Churfranken?

Churfranken Rück Buntsandstein

Churfranken ist der letzte richtig bergige Abschnitt, den der Main auf seinem Verlauf in Richtung Rhein durchqueren muss. Dabei beginnt die Region unterhalb von Wertheim und endet vor den Toren von Aschaffenburg. Wer sich näher damit beschäftigen möchte, findet auf der Seite des Tourismusvereins alle einschlägigen Informationen. Administrativ allerdings gehören zur Planungsregion Bayerischer Untermain auch noch Stadt und Landkreis Aschaffenburg. Wenn ich das ebenso sehen würde, müsste ich die Weininseln um Michelbach und Hörstein auch noch mit aufnehmen. Das geht natürlich keineswegs! Denn während der gesamte Bereich bis nach Aschaffenburg überdeutlich vom Buntsandstein geprägt ist, gibt es in Michelbach Urgestein. Riesling auf Glimmerschiefer, Weingut Höfler, solche Dinge. Selbst wenn das ebenfalls sehr interessant sein mag, möchte ich mich hier auf die Sandsteinlagen beschränken.

Rotes DeutschlandUnd noch etwas zeichnet das klassische Churfranken aus. Anders als sonst in Franken dominieren hier die roten Rebsorten, besonders der Spätburgunder. Ihr wisst ja, dass ich nicht der große Punkte-Fetischist bin, wenn es um Wein geht. Trotzdem mache ich hier einmal eine kurze Ausnahme. Im aktuellen Vinum-Guide hatten nämlich die lediglich sieben gelisteten churfränkischen Betriebe insgesamt 24 Weine angestellt, die mit 90 Punkten und mehr bewertet wurden. 19 davon waren rot, 5 weiß. Für dieses kleine Gebiet mit insgesamt gerade einmal 255 ha Rebfläche (also nicht mehr als eine durchschnittliche württembergische Genossenschaft) ist das wahrhaftig ein beeindruckendes Ergebnis. Aber lasst uns nun gegen den Strom paddeln und das Gebiet bergauf entdecken.

Westlich des Mains – Lützeltalerberg & Co.

Eingang Lützeltalerberg Churfranken

Wenden wir uns zunächst dem Unwahrscheinlichen zu. Noch bevor ihr von Aschaffenburg kommend die berühmten Steillagen bei Klingenberg erreicht, gibt es bereits Weinberge. Allerdings auf der anderen, der westlichen Mainseite. Wer schnell daran entlang fährt, wird lediglich Industrieflächen, Besiedlung, Felder und als Begrenzung die waldigen Ausläufer des Odenwalds sehen. Wer hingegen mit dem Fahrrad fährt, bemerkt die Abzweige in die verschiedenen Bachtäler. Und jetzt kommt das Unwahrscheinliche: Einige der Südhänge der Bachtäler sind seit alters her mit Reben bepflanzt.

Von Norden nach Süden gibt es den Reischklingeberg (über den ich hier schon berichtet hatte), dann den Lützeltaler Berg (von dem ihr oben auf dem Foto den “Einstieg” seht) und schließlich den Pitztaler Berg. Weshalb diese Lagen so unbekannt sind? Nun, zum einen, weil sie so versteckt sind. Zum anderen aber auch, weil hier viel Nebenerwerbsweinbau betrieben wird und die Weinberge über lange Jahre in Großlagen oder Allgemeinbezeichnungen untergingen.

Giegerich Pitztaler Berg Spätburgunder

Dass dies nicht mehr der Fall ist, könnt ihr an dem Etikett des obigen Weins erkennen. Das Weingut Giegerich aus Großwallstatt darf nämlich mittlerweile den einstigen Gewannnamen Pitztaler Berg offiziell verwenden. Trotzdem werdet ihr nur wenige Weine, erst recht wenige Rotweine, mit derartigen Bezeichnungen finden. 2018 war, wie wir alle wissen, ein extrem heißes und trockenes Jahr, und der Pitztaler Berg von den Giegerichs gehört mit seinem Preis von 25 € ab Hof zu den edleren Gewächsen. Wie das idealerweise nun einmal so ist, kann man das auch schmecken. Und zwar zunächst am noblen Holzeinsatz. 18 Monate Barrique haben ihre Spuren hinterlassen. Anders als man vom Jahrgang vermuten könnte, ist die Materie dahinter aber nicht mächtig und alkoholisch, sondern vielmehr sehr feinfruchtig. Ich schmecke viel saftige Kirsche, dazu gibt es präsente Tannine, und summa summarum würde ich dem Wein noch ein bisschen Kellerlagerung gönnen.

Insel Rück

Rücker Johannisberg Rücker Schalk

Der Ort Rück liegt keinesfalls auf einer Insel im See, sondern vielmehr bildet er sozusagen eine Weininsel im Wald. Wir haben die Mainseite gewechselt und sind bei Elsenfeld das Elsavatal in Richtung Osten gefahren. Oberhalb von Rück gibt es drei Weinlagen, von denen zwei eigentlich zusammengehören. Die direkt an die Häuser des Ortes angrenzenden Terrassen werden Johannisberg genannt, und die Fläche darüber wird vom Schalk eingenommen. Man kann aber den Wein von beiden nominellen Lagen als Rücker Schalk verkaufen. Das tut auch das Weingut Giegerich, das ihr schon vom letzten Eintrag kennt. Weil es aber in diesem Artikel leider nicht gestattet ist, dasselbe Weingut bei mehreren Weinlagen zu präsentieren, sei lediglich auf Spätburgunder und (sehr guten) Silvaner hingewiesen. Hier hatte ich schon einmal darüber geschrieben. Den eindrucksvoll roten Buntsandstein vom Foto oben habe ich übrigens auch in Rück gefunden.

Am Steilhang – Erlenbacher Hochberg

Rathaus Wörth am Main Churfranken

Jetzt geht es von den Seitentälern aber endgültig direkt an den Main. Ich fahre nach Wörth und sehe schon am Rathaus, dass diese Gegend auch jenseits des Weins einiges an touristischem Potenzial besitzt. Obernburg zum Beispiel, Miltenberg sowieso. Bei Wörth sollte ich weintechnisch und ehrenhalber noch die Lage Wörther Campestres westlich des Ortes erwähnen. Ehrenhalber deshalb, weil das Hofgut von Hünersdorff dort zwar Reben besitzt, aber meines Wissens nach keinen Lagen-Rotwein auf den Markt bringt. Sondern nur den Silvaner. Nur sollte man in Franken natürlich nicht im Zusammenhang mit dem Silvaner sagen.

Erlenbacher Hochberg

Auf der östlichen Seite des Mains, direkt gegenüber von Wörth, erhebt sich der Erlenbacher Hochberg. Rechts auf dem Foto hinter dem Waldstück schließt sich sofort der Klingenberger Schlossberg an. Während aus dem Schlossberg gleich reihenweise GGs gezogen werden, ist das beim Hochberg nicht der Fall. An der Lage selbst kann das nicht liegen, denn die ist genauso exponiert, terrassensteil und handarbeitspflichtig. Soll heißen: Bis zum fulminanten Durchbruch ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit.

A Waigand Hochberg Spätburgunder

Hier seht ihr den Wein, der den Durchbruch bringen könnte. Es ist der Spätburgunder Erlenbacher Hochberg Spätlese trocken FR vom Weingut A. Waigand. Winzerin Verena Waigand-Sacher hat aus dem Felsenröder (der alte Gewannname) im Jahr 2017 den Jungfernjahrgang eingeholt. Die Treppen auf dem Etikett erklären im wahrsten Sinne des Wortes erschöpfend, wie die Bewirtschaftung aussieht. Nach 17 Monaten im Barrique kam dieses Schätzchen auf den Markt und kostet ab Hof 23 €. Und ich sag’s mal gleich: einer meiner drei Lieblingsweine hier im Test. Heller in der Farbe als alle anderen, weicher, süßkirschiger zunächst, dann aber ganz trocken und ungeheuer charmant. Der läuft so fein und samtig, dass ihn gröbere Menschen fast unterschätzen könnten. Sehr schön.

Churfranken spektakulär – Klingenberger Schlossberg

Klingenberger Schlossberg

Über den Klingenberger Schlossberg muss man eigentlich gar nicht mehr viel schreiben. Wer einmal vor der sich auftürmenden Wand mit den unzähligen Trockenmauern und Parzellchen gestanden hat, wird sofort wissen, was mit dem Begriff Kulturlandschaft gemeint ist. Man mag es kaum glauben: Das war bis vor einigen Jahren noch so eine Art Geheimtipp. Mittlerweile dürften die meisten Weinfreaks in Deutschland den Schlossberg kennen, zumal die GGs der Weingüter Steintal (derzeit 69 €) und Fürst (89 €) auch preisliche Sphären erreichen, die man nicht mehr übersehen kann.

Rotweine Klingenberger Schlossberg Bernard Hamdorf Stritzinger

Da es so viele große Weine vom Schlossberg gibt, möchte ich euch hier drei, tja, Geheimtipps vorstellen.

Links seht ihr den Spätburgunder von Philip Bernard. Er bewirtschaftet im Nebenerwerb ausschließlich Terrassenlagen in Hochberg und Schlossberg. Der “normale” Spätburgunder (14 € ab Hof) ist dabei schon unglaublich gut. Es gibt zunächst eine leichte Reduktion in der Nase, und der Wein bleibt auch später in diesem Spannungsfeld zwischen Wildheit und echter Eleganz. Einer meiner Lieblingsweine.

In der Mitte steht der Portugieser vom Weingut Bastian Hamdorf. Ich hatte das Weingut und seinen Blaufränkisch ja schon im Artikel Neues Deutschland gefeatured. Der Portugieser von bis zu 90 Jahre alten Reben ist schlichtweg Luxus mit Understatement. Etwas anderes als eine leise Version wäre bei Machern aus Schleswig-Holstein auch überraschend. Ich habe hier den 2017er probiert, schaut aber im Shop auch nach dem Nachfolger. Sehr interessante Weine aus Bioanbau – in dieser Lage.

Rechts auf dem Foto gibt es noch etwas ganz Besonderes: einen Wein aus einem über 100 Jahre alten wurzelechten Mischsatz. Mehr als 20 Rebsorten stehen hier zusammen und werden auch zusammen von Anja Stritzinger ausgebaut (ebenfalls bio). Für 22,50 € ab Hof erhaltet ihr definitiv etwas Einmaliges. Einerseits hellrot, Granatapfel, erst vom Barrique geprägt, dann sehr kräuterig, kann gut lagern. Wow, der Schlossberg!

Terrassen am Mainknick – Großheubacher Bischofsberg

Main bei Großheubach Churfranken

Von Klingenberg aus fahre ich in Richtung Miltenberg. Kurz vor der letzten großen Südschleife des Mains schaue ich mir noch einmal den Fluss an. Ganz schön breit sieht er aus, verglichen mit dem, was ich aus Oberfranken gewohnt bin.

Großheubacher Bischofsberg

Der Großheubacher Bischofsberg ist in seinem nördlichen Teil quasi eine Verlängerung des Schlossbergs, nur ein bisschen stärker nach Süden ausgerichtet. Auch er besteht aus mehreren Teilen, die früher natürlich eigene Namen besaßen, qualitativ aber vergleichbar sind. Anders als der Schlossberg ist der Bischofsberg tatsächlich noch eine Art Geheimtipp. Allerdings sind die Spitzenweingüter hier ebenfalls schon vertreten und holen auch Große Gewächse aus den Buntsandstein-Terrassen.

Steintal Großheubach Spätburgunder

Das bedeutet aber nicht, dass man die Weine unterhalb der GG-Schwelle vernachlässigen sollte. Hier seht ihr den Ortswein des Weinguts Steintal von alten Reben (19,50 € ab Hof). Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ein paar Befürchtungen hatte ich schon, als Mastermind Benedikt Baltes Churfranken wieder in Richtung Ahrtal verließ. Umsonst gezittert: Das neue Team macht seine Sache wirklich super (ich habe beim Falstaff die gesamten Kollektionen 2018 und 2019 verkosten können), der Stil ist absolut konsistent. Konsistenz bedeutet in diesem Fall ein durchaus gewöhnungsbedürftiger Reduktionsstinker in der Nase (verfliegt auch nie ganz), dem eine spannungsgeladene Frucht folgt. Sauerkirsche, tatsächlich frische Tangerine, Pikanz und Flow, der dritte meiner Lieblingsweine.

Fürstliches Terrain – der Bürgstadter Centgrafenberg

Bürgstadter Centgrafenberg

Zum Abschluss unserer kleinen Churfranken-Reise geht es noch nach Bürgstadt. Hier ist ein Weingut zu Hause, mitten in den Weinbergen übrigens, das dafür verantwortlich ist, dass die Region mit ihrer langen Historie wieder ins Scheinwerferlicht treten konnte. Ich spreche vom Weingut Rudolf Fürst. Von Rudolf, Paul und mittlerweile Sebastian, Winzer des Jahres bei Vinum, in allen Guides mit der Höchstzahl an Sternen bedacht. Deshalb gibt es von den Fürsts in diesem Artikel auch nur einen kleinen Wein.

Der Bürgstadter Berg, von dem ich in der Überschrift spreche, ist bezeichnungstechnisch eine etwas komplexe Konstruktion, die ich im Artikel über das Weingut Stich genauer erkläre. Auf der anderen Seite des Mains lauert übrigens die Mainhölle. Davon spricht bislang noch niemand, aber watch out!

Weine Centgrafenberg

Links auf dem Foto steht der fürstliche Ortswein. Recht hell in der Farbe, zunächst erdbeerig und röstdeutsch wirkend, würde es mich wirklich interessieren, wie so ein Wein in einer echten Blindprobe abschneidet. Man muss ihm nämlich Zeit geben zur Entfaltung. Und man darf auch kein Fan eines fruchtvolumigen Neuwelt-Stils sein.

In der Mitte ist der Centgrafenberg-Spätburgunder vom bio-zertifizierten Weingut Hench. Für 13 € ab Hof (oder 19 € für den R) bekommt ihr hier einen absolut klassischen Spätburgunder. Fruchtweicher und kirschiger als der Bürgstadter Fürst, dazu etwas Earl Grey, super vielseitig und im positiven Sinne höchst solide.

Rechts steht der Frühburgunder J aus dem Centgrafenberg vom Weingut Josef Walter. Dieser Wein aus dem warmen Jahr 2015 trägt den aktuellen Titel als Best of Gold-Sieger. Mehr alkoholische Kraft als die anderen, mehr Pfeffer-Tannin-Pflaume, gleichzeitig opulenter und schmeichelnder. 25 € ab Hof, und wer sich für gereifte Rote interessiert, ist hier definitiv richtig.

Hinten im Tal – das Hundsrück

Bürgstadt Centgrafenberg Hundsrück

Wenn ihr den Main verlasst und das Erftal in Richtung nördliches Württemberg fahrt (eine dünn besiedelte Gegend übrigens), kommt ihr hinter Bürgstadt am Hundsrück vorbei. Ganz nach Süden ausgerichtet, aber gleichzeitig ähnlich wie beim Rücker Schalk zwischen Tal und Wald schwebend. Auch hier war Paul Fürst der Vorreiter, der einfach seinen besten Wein nach dem damaligen Gewann benannte. Zunächst als Hunsrück, dann nach dem Studium alter Karten als Hundsrück, und endlich hat es die Administration auch als eigene Weinlage anerkannt.

Neuberger Stich Hundsrück

Interssanterweise handelt es sich beim Hundsrück keinesfalls um eine Monopollage, aus der ein einziger genialer Spätburgunder gezogen wird. Ein Beispiel für die Vielfalt stellt nämlich der Wein oben rechts dar, der Cabernet Mitos vom Weingut Neuberger (17 € ab Hof). Drei Jahre im Barrique haben sämtliche Grobheit verschwinden lassen. Wer übrigens nach den grünlichen Cabernet-Noten sucht, wird jene nicht finden. Das liegt nicht nur an der Reife des Traubenmaterials, sondern auch daran, dass der Cabernet Mitos eine Kreuzung aus Lemberger und Teinturier du Cher ist – also nix mit Cabernet. Dafür liefern der Teinturier die fast schwarze Farbe und die Lage die süßholzige Reife. Nicht so fein natürlich wie ein Spätburgunder, aber dafür eine deutlich grillgeeignetere Begleitung.

Links auf dem Foto befindet sich der Spätburgunder des Weinguts Stich, über den ich ja bereits einen eigenen Artikel geschrieben hatte. Das ist ein wunderbar würziger Wein, der sich schon fast dem Wald zugehörig zu fühlen scheint.

Die Frage zum Abschluss: Lohnt sich Churfranken?

Diese Frage, werte Leserinnen und Leser, kann sich vermutlich nur stellen, wer alles davor nicht gelesen hat. Da es allerdings auch die tl;dr-Fraktion gibt, denen dieser schlanke Text hier zu lang war, sei der Einfachheit halber geantwortet: Ja, es lohnt sich. Sehr. Sowohl eine Online-Bestellung der vielen interessanten Weine als auch (umso mehr) ein echter Besuch in der wärmeren Jahreshälfte.

Wer jetzt trotz der vorgeblichen Umfassenheit dieses Artikels doch noch etwas vermisst, hat natürlich recht. Honorable mentionings also der Bürgstadter Weingüter Helmstetter (ebenfalls im Hundsrück begütert) und Sturm (Centgrafenberg), des Großheubacher Weinguts Kremer (Bischofsberg), natürlich Wolfgang Kühns Altrod sowie noch einiger weiterer, die auf der äußerst informativen Churfranken-Seite beschrieben sind. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass allein im Schlossberg rund 50 Haupt-, Nebenerwerbs- und Hobbybetriebe tätig sind, kann man sich vorstellen, wie viele unterschiedliche Weine in Wirklichkeit in Churfranken existieren. Keineswegs vergessen, selbst wenn sie keine stillen Rotweine produzieren, sollte man das Sekthaus BurkhardtSchür. Zum einen wegen der sensationellen Qualität, zum anderen auch deswegen, weil der Pinot Noir aus Bürgstadt stammt.

Was bleibt mir also zum Schluss? Durchatmen natürlich – und dann im Sommer wieder selbst hinfahren, Terrassen erkraxeln, Weine probieren, Leute treffen. In diesem Sinne bis demnächst…

Großheubacher Bischofsberg Churfranken

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7 Antworten zu Churfranken – die große Rotweintour

  1. Thomas Riedl sagt:

    Lieber Matthias,
    was um alles in der Welt ist die tl;dr-Fraktion?
    Noch ein Privatsender, den zu schauen pure Zeitverschwendung ist?

    Vielleicht präsenile Grüße

    Thomas

    • Matze sagt:

      Hallo Thomas, das ist eine Abkürzung aus der Internet-Welt, ein Kommentar sozusagen zu dem, was weiter oben steht. tl;dr bedeutet “too long; didn’t read”, soll heißen, du siehst, wie lang der Artikel ist und seufzt erst einmal 😉 . Hier noch eine Erläuterung aus berufereren Kreisen: https://www.netzwelt.de/abkuerzung/186080-bedeutet-tldr-bedeutung-verwendung.html

      • Thomas Riedl sagt:

        Hallo Matthias,

        ach sooo! Du meinst die, die Zeichensetzung für überflüssig halten und am Ende Oma essen, statt Oma zum Essen zu rufen? Die keine Pronomina mehr benutzen, geschweige denn, dass sie wüssten, was das Wort bedeutet, und am Ende nach 140 Zeichen von einem Mann mit gelben Haaren gieren?
        Aber die lesen doch hier gar nicht mit! Darum lass doch bitte solche Abkürzungen 😉

  2. Annette Grabensee sagt:

    Ein sehr interessanter Artikel. Ich finde es nur schade das die kleine Insel Rück etwas stiefmütterlich behandelt wird. Es gibt neben der schon erwähnten Winzerfamilie aus Großwallstadt bei uns im schönen Rück einige sehr gute Winzer. Meistens im Nebenerwerb. Schade das ihnen keiner davon erwähnenswert erscheint. Vielleicht einfach mal probieren.
    Sie sind hiermit herzlichst eingeladen.
    P.S. Die dritte Lage nennt sich Jesuitenberg
    Mit freundlichen Grüßen
    Annette Grabensee

    • Matze sagt:

      Sie haben vollkommen recht, Rück ist in der Tat ein bisschen zu kurz gekommen! Wobei es immerhin ein Foto von Rück und eines vom Buntsandstein gibt 😉 . Ich habe jetzt mit kleiner Recherche gleich vier Betriebe in Rück gefunden, Weinfurtner, Till, Ruppert und Eichmann. Die Weinfurtner-Weine sind ja sogar im Eichelmann sehr positiv besprochen worden. Insofern: Ja, es gibt noch Luft nach offen für meinen nächsten Artikel 😉

  3. Thomas Riedl sagt:

    Hallo Matthias,
    da Du in Deinem sehr schönen Text den “Vinum Franconium Purpureum” von Anja Stritzinger besprochen hast und Deine tolle Beschreibung meiner Probe mit Weinen aus wurzelechten gemischten Sätzen im Jahr 2013 verlinkt hast, will ich an dieser Stelle ein paar Veränderungen aufzeigen:
    Alle damals genannten Winzer/innen gibt es noch und auch alle Weine, bis auf einen.
    Der “Locher” – einer von nur zwei wurzelechten Mischsätzen an der Nahe – soll leider gerodet werden. Es ist eine Schande! Denn die drei damals vom Ehepaar Linxweiler (Hanmühle) für Alex Thiel und Freunde ausgebauten Weine waren wirklich gut. Aber es hat sich bis jetzt anscheinend kein professionell arbeitender Winzer gefunden, der bereit ist, die 600 qm kleine, frostgefährdete Lage an einem Hangfuß zu restaurieren und im Ausbau aufzuwerten.

    Dass das funktionieren würde, zeigt in schönster Weise die 2013 von uns beiden “terra incognita” genannte, 500 qm kleine Parzelle. Sie lag und liegt im Randerackerer Pfülben, wird aber seit 2017 vom Weingut Trockene Schmitts gepflegt und bewirtschaftet. Nach Sanierung der Stöcke konnten Schmitts 2019 rund 300 Flaschen abfüllen. Viel mehr sind es nie. Der Wein kostete zuletzt 19.80 € (!) und verkauft sich wie warme Semmeln. “Wenn etwas gut ist und auch noch rar, dann spricht sich dies schnell rum”, schrieb mir (ganz trocken) Bruno Schmitt.
    Um vom 2020er im kommenden September überhaupt etwas zu bekommen, habe ich subskribiert.
    Wenn Weinbereitung, Story und Ausstattung stimmen, kann man also mit Weinen aus wurzelechten gemischten Sätzen Geld verdienen. Das zeigen auch seit 2017 das Castell’sche Domänenamt mit dem “Granit” (22,00 €) und seit 2013 Zehnthof Luckert mit dem großartigen “Creutz” (anfangs 55,00 € ab Hof, inzwischen 100,00 €). Beide Weine konnten 2013 noch nicht bei der Probe dabei sein.
    Kurzum: Nahe-Winzer aufwachen und den “Locher” retten!

    Viele Mischsätze in Franken waren 2020 stark von Spätfrost betroffen und in 2021 durch die Nässe von Pilzerkrankungen. Das gilt für den Ickelheimer Schlossberg, der im letzten Jahr von Andreas Roppel übernommen wurde, für die dortige Parzelle von Sabine Duske, für die Machtilshäuser Sommerleite von Edgar Wallrapp und für die 400 qm kleine Parzelle im Sander Himmelsbühl, die seit 2018 vom Bioweingut Rippstein bewirtschaftet wird.

    Weitere Flächen mit wurzelechten Mischsätzen restauriert und in Bewirtschaftung genommen haben Nico und Noël Scholtens in Fatschenbrunn. Sie haben jetzt vier solche Parzellen und dokumentieren das auch auf Ihrer Webseite.

    Eine tolle Entwicklung und 180-Grad-Wende hingelegt hat “Rudis Wengertszüpferla”.
    Uwe Geßner hat die Parzelle inzwischen richtig in die Hand genommen und baut den wurzelechten Satz aus der Hergolshäuser Mainleite hochwertig aus. Zwei Tage Maischestandzeit, dann Spontanvergärung im gebrauchten 300-Liter-Fass, Hefelager bis in den August und Verkauf ab Dezember. Kostet 9.50 €…
    Was Uwe Geßner kann, hast Du selber berichtet. Sein 2017er Weißburgunder “Veritas” gewann die Kategorie bei “Best of Gold” vor weißen Barriqueweinen von u.a. Sauer und Wirsching.

    Auch Peter Götz widmet seinem “Alten Satz” seit einigen Jahren schon mehr Aufmerksamkeit. Der Most wird spontan vergoren und reift überwiegend in altem Holz länger auf der Hefe. Abgefüllt wird in eine wertig wirkende, braune Burgunderflasche mit long-cap. Kostet immer noch unter 9 €.

    Eine Anlage, von deren Existenz ich erst 2020 erfuhr, ist der Silvaner-Mischsatz des Weinguts Hegwein am Vogelsang.
    Ebenfalls erst nach der Probe von 2013 bekam ich Kenntnis von dem 1954 noch wurzelecht gesetzten Silvaner-Mischsatz von Wolfgang Körner in Rottendorf. Er füllt den Silvaner „Alte Reben“, Kabinett trocken im Bocksbeutel ab und ruft nur 6,00 € auf.
    In Rottendorf reizt Peter Vogel seinen 1901 gepflanzten Mischsatz richtig aus. Den Stillwein vergärt er spontan und baut ihn in gebrauchten Barriques aus. Als erster hat er 2018 einen Teil des Ertrags in der Top-Sektkellerei Höfer in Würzburg versekten lassen. Der “Sickimicki” Brut Nature ist richtig guter Stoff! Mit 13% vol. kraftvoll aber sehr aromatisch und ein toller Speisenbegleiter.

    Allen Weinbegeisterten lege ich wirklich ans Herz, Weine aus wurzelechten Mischsätzen zu probieren. Es lohnt sich.

  4. Thomas Riedl sagt:

    Ach, jetzt habe ich etwas Wichtiges vergessen: ROTE wurzelechte gemischte Sätze gibt es meines Wissens in Deutschland nur noch zwei. Beide sind im Klingenberger Schlossberg. Der sortenreichste ist der von Anja Stritzinger gepachtete und bewirtschaftete Satz. Eigentümerin ist übrigens die Weinführerin Gabriele Stahl-Euteneuer.

    Der andere, um 1930 gepflanzte Mischsatz gehört dem Weingut Wolfgang Kühn und wird umweltschonend bewirtschaftet. Darin stehen Portugieser (80%), Spätburgunder (15%), St. Laurent (4%) und neun Stöcken unbenannter Sorten mit weißen bzw. hellroten Trauben. Ein knochentrockener, in altem Holz ausgebauter, eleganter Wein mit samtiger Tanninstruktur.

    Liebe Leute, trinkt was erhalten bleiben sollte!

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