Die große Weihnachtskuchen-Parade

Titel - Formen IsetanJapaner essen traditionell am Heiligabend ihren Weihnachtskuchen, am liebsten mit möglichst vielen Erdbeeren dekoriert, denn Winterzeit ist Erdbeeren-Hochsaison in Japan. Ich war also schon darauf gefasst, in den Läden die eine oder andere Torte anzutreffen. Worauf ich nicht gefasst war, und wovon ich Euch deshalb hier berichten möchte, ist der Christmas Cake Craze, der mit leuchtenden Augen und langen Schlangen einhergehender Run auf die fantastischsten Kuchenkreationen.

Kuchen zu essen anstatt Daifukus und damit an der “westlichen” Lebensart teilzuhaben, ist natürlich keine uralte Tradition in Japan, sondern nur eine alte, genauer gesagt vom Ende des 19. Jahrhunderts. Der klassisch japanische Weihnachtskuchen besteht aus zwei Böden Bisquitteig, dazwischen eine Schicht aus Erdbeeren und Sahne, und oben als Topping noch einmal die schönsten Erdbeeren vereint. Im Freiland ist es für Erdbeeren im japanischen Winter übrigens auch zu kalt, weshalb sie in Gewächshäusern gezogen werden. Da die Wintermonate aber – völlig im Gegensatz zu unseren Verhältnissen – die längste Sonnenscheindauer aufweisen, können die Früchte trotzdem schön rot und saftig werden.

Kataloge komplettAllerdings gibt es längst nicht nur Erdbeerkuchen zur Auswahl, sondern viel mehr, …unglaublich viel mehr. Ab Ende Oktober liegen in den Depachikas, den Foodabteilungen der großen Kaufhäuser, die Christmas Cakes-Kataloge aus. Es wird auch ein gesonderter Counter aufgebaut, an dem man die Bestellungen aufgeben kann. Ich war an den ersten Tagen dieser Aktion in den verschiedenen Kaufhäusern unterwegs und habe mir sieben dieser Kataloge gesichert. Was es in den Katalogen zu sehen gibt, das ist mit “festiv” oder “opulent” noch untertrieben bezeichnet. Es handelt sich um nichts weniger als um einen bebilderten Wettbewerb der größten Pâtissiers der Welt. Um Euch einen “kleinen” Eindruck zu verschaffen, möchte ich Euch stellvertretend ein paar Christmas Cakes präsentieren, die morgen auf Esstischen in ganz Japan stehen werden.

Wenn ich die vielleicht 500 Kuchen in den verschiedenen Katalogen überblicksartig betrachte, dann lassen sich für mich vier verschiedene Schulen feststellen:

  1. die „Bûche de Noël“-Schule, also Pâtissiers, die auf den klassisch französischen Baumstammkuchen setzen. Unter ihnen sind naturgemäß viele französische Pâtissiers.
  2. die „Rundkuchen“-Schule, deren Inspiration eher die Sachertorte und Artverwandtes oder aber der englische Christmas Fruit Cake zu sein scheint.
  3. die „Erdbeer-Sahne-Torte“-Schule, also die japanische Version eines festliches Gebäckstücks, und schließlich
  4. die „Avantgardisten“, welche Formen, Farben und möglicherweise auch Geschmäcker präsentieren, wie sie Tante Else nicht gebacken hätte. Auch wenn mir die Auswahl wahnsinnig schwer fiel, werde ich Euch jetzt nur einen Teil der 500 Kuchen vorstellen können…

Die Kataloge stammen übrigens von folgenden Häusern: Takashimaya, Isetan, Mitsukoshi, Odakyu, dem Tokyu Department Store und vom Fruchthaus Takano.

Bûche de Noël

La Maison du Chocolat

Maison du Chocolat, 7020 - SogoDas Maison du Chocolat wurde im Jahr 1977 von Robert Linxe in Paris gegründet, der vorher bereits ein anderes Haus aufgebaut und schließlich an Gaston Lenôtre verkauft hatte. Die neue Unternehmung, die ganz auf dunkle Schokolade setzte, hatte offenbar den Geschmack der Zeit gefunden und avancierte in den folgenden Jahren zu einem sich erfolgreich ausbreitenden Unternehmen. Nicolas Cloiseau, seit 1996 im Maison dabei, nahm an einer ganzen Reihe von Wettbewerben erfolgreich teil, wurde 2007 MOF, also „Meilleur Ouvrier de France“ in seiner Kategorie und 2012 schließlich Chef des Maison du Chocolat. Jenes besitzt mittlerweile rund 30 Boutiquen, primär in Paris, aber auch in London, New York, Kuwait, Seoul und – deshalb kennen es die Japaner – schon seit 1998 in Omotesando, einem der angesagten Modeviertel von Tokio. Der Bûche de Noël vom Maison du Chocolat ist extrem puristisch gehalten, luxus-puristisch versteht sich: innen mehrere Schichten von Bisquitteig und Kakaocreme, außen ganz mit dunkler Schokolade umzogen. 53 € im Sogo Yokohama.

Ladurée

Ladurée, 6167 - MitsukoshiWir wissen alle, dass Ladurée nicht mehr die kleine Macaron-Backstube links der Seine ist. Als die Groupe Holder den Laden im Jahr 1993 übernahm, deutete noch nicht viel auf die globale Expansion hin, aber jene ist seit ein paar Jahren Realität: Es gibt mittlerweile gut 60 Boutiquen auf den verschiedenen Kontinenten, man verkauft Macarons und Gebäck, aber seit 2012 auch Make-up, seit 2014 Juwelen und ohnehin eine Menge Merchandise. Bei allen Fragen, die eine solche Entwicklung mit sich bringen, möchte ich nicht unterschlagen, dass Ladurée in der Tat mehrere wirklich geschmackssichere Bûches de Noël für dieses Jahr entwickelt hat. Ich habe Euch hier die fruchtige Version abgebildet, ein Waldfrucht-Sahne-Baumstamm, der sowohl die japanischen als auch die französischen Elemente miteinander kombiniert. 46 € im Mitsukoshi Ginza.

Jean-Paul Hévin

Jean-Paul Hévin, 10800 - MitsukoshiJean-Paul Hévin ist einer der bekanntesten Chocolatiers der Welt. 1957 geboren, absolvierte er zunächst eine gewöhnliche Lehre und schmierte zwölf Jahre lang Torten in verschiedenen Spitzenhotels. Im Jahr 1988 eröffnete er seine erste Boutique in Paris, eine zweite folgte bald, dazu ein Teesalon. Schon 2002, also relativ früh, begann sich Hévin auf dem japanischen Markt umzutun, nachdem er festgestellt hatte, dass die japanischen Kunden in seinen Pariser Läden immer zahlreicher wurden. Mittlerweile besitzt er neben seinen vier Geschäften in Paris auch fünf in Japan und zwei in Hong Kong. Wenn Ihr mal ins Isetan nach Tokio kommen solltet, schaut Euch unbedingt den Hévin-Shop an. Abgedunkelt, edel und fast geheimnisvoll präsentiert sich der Laden, und das passt irgendwie auch zu den schlichtweg irren Kreationen, die sich Hévin für die diesjährige Weihnachtskuchen-Saison ausgedacht hat. Andere beschränken sich auf einen einzigen, Jean-Paul bietet gleich drei: ein Duo aus Himmel- und Hölle-Bûches mit gegossenen Schattenspiel-Figuren und einen „normalen“ Bûche mit darauf projizierter Engeldarstellung aus historisierender Zeit. Von 45 € für den kleinen Bûche ohne Gestell bis zu 260 € für alle drei Kreationen zusammen, bei Isetan und Mitsukoshi.

Rundkuchen

Aplanos

Aplanos Pâtisserie 'Pierrot', 5184 - TakaDie Pâtisserie Aplanos stammt aus Saitama, der jüngsten Millionenstadt Japans, die ein bisschen wie eine über die Ränder gelappte Vorstadt Tokios erscheint. Inhaber Shinpei Asada hat schon einen langen Parcours hinter sich gebracht, der im Jahr 1982 mit einer Konditorlehre im Hotelgewerbe begann. Die nächsten 29 Jahre buk sich Asada durch verschiedene Hotels, nahm an weltweiten Backwettbewerben teil (4. Platz beim World Pastry Championship 2004 als japanischer Vertreter) und entschloss sich erst dann, eine kleine Bäckerei zu eröffnen. Sein überraschendes Motto dabei: „Lokale Produkte für lokale Kunden, Spaß haben, eine gute Zeit“ – also möglicherweise alles das, was er in den großen internationalen Hotels nicht so sehr hatte. Ebenso wie die hohe Kunst des Spaßmachens nicht ohne große Mühe vonstatten geht, schabt Asada vorsichtig mehrfarbige Schokoladenscheibchen ab und drappiert sie auf der Spitze des klassischen Rundkuchens. 39 € im Takashimaya Times Square.

Cacao Sampaka

Cacao Sampaka, 7560 - SogoCacao Sampaka, das ist in erster Linie viel Kakao und dann noch ein wenig Sampaka. Oder so. Nein, Cacao Sampaka ist Barcelona durch und durch, ist Design, Chic, Story und auch ein bisschen Minimogel, so in etwa wie BraufactuM. Man schmückt sich damit, Albert Adrià, Ferráns Bruder, unter den Gründern zu haben, aber die Basis des Kakaos liegt bei Chocovic, dem alteingesessenen Schokoladenhersteller aus Vic, einem katalanischen Städtchen nördlich von Barcelona. 2009 wurde Chocovic von der Gruppe Barry Callebaut übernommen, dem weltgrößten Schoko-Produzenten. Cacao Sampaka funktioniert nach dem Franchise-Prinzip, hat aber derzeit noch nicht mehr als acht Filialen weltweit, drei in Spanien, eine in Brasilien, eine in Saudi-Arabien und drei in Japan. Ich habe Sampaka-Kuchen in eigentlich jeder der großen Depachikas gesehen, und man erkennt sie auch sehr gut wieder an den Schokoplatten rund um den Kuchen herum. Die Rosen auf unserem Exemplar sind vielleicht ein bisschen mehr arabisch, aber ansonsten setzen die Sampaka-Kreationen in der Tat primär auf Kakao. 57 € bei Sogo Yokohama.

Pierre Marcolini

Pierre Marcolini, 6300 - OdakyuWenn es zwei große Namen in der Welt der Chocolaterie-Pâtisserie gibt, die ihr Konzept und ihren Stil weltweit mit großem Erfolg vertreten, dann sind das die beiden Pierres, Pierre Hermé und Pierre Marcolini. Beide sind natürlich längst bedeutende Unternehmer und keine Zuckerbäcker oder Schokoladenrührer mehr, vernetzt auch mit Avantgarde-Designern around the world. Und so überrascht es mich ehrlich gesagt, dass beide – sehr prominent übrigens in den Depachikas vertreten – ihre Weihnachtskuchen in Form und Inhalt sehr klassisch angelegt haben. Hermé wechselt dabei noch ein bisschen die Farben, während unser Brüsseler Weltbürger allen Kaufhäusern dieselbe Kreation angedreht hat: einen Rundkuchen à la Sachertorte, verziert mit dem bekannten Marcolini-Herz. 47 € beim Odakyu – beispielsweise; der Preis ist bei den anderen genauso.

Erdbeertorte

Mandarin Oriental Tokyo

Mandarin Oriental Tokyo, 6264 - MitsukoshiJetzt wird es wesentlich japanischer, schneeweiß und erdbeerig. Eigentlich alle bekannten japanischen Chocolatiers und Pâtissiers haben ihre Karriere in einem der großen internationalen Hotels begonnen und sich hernach meistens noch ein bisschen in Paris bei einerm „echten“ Kuchenkünstler fortgebildet, bevor sie sich als Einzelkämpfer auf den Markt getraut haben. Das liegt zum einen daran, dass es bis vor ein paar Jahren gar keine berühmten inhabergeführten Chocolaterien in Japan gab, aber es liegt auch daran, dass „der japanische Weg“ im Handwerksbereich immer noch bedeutet, den ganzen Parcours Stufe für Stufe durchzumachen, denn so lernt man zunächst Demut und dann schrittweise Weisheit. Schön ist es deshalb, dass sich nach wie vor die bekannteren Hotels in Tokio und anderswo am Weihnachtskuchen-Wettbewerb beteiligen. Das Mandarin Oriental ist da nur ein Beispiel. Obwohl es selbst erst im Jahr 2005 eröffnet wurde, befindet es sich mitten im historischen (und heutzutage ein bisschen weniger angesagten) Alt-Nobelviertel Nihombashi. Wie Ihr auf dem Foto sehen könnt, besteht die Kuchenkreation nicht nur einfach aus Sahne und Erdbeeren, sondern die Erdbeeren drängen sich in der Mitte, eingezwängt von Schneemauern. Fast scheint es einem flämischen Stillleben entsprungen – wenn die eckigen Schneeflocken nicht wären. 47 € im Mitsukoshi Ginza.

Sun Fruits

Sunfruits, 10800 - MitsukoshiSun Fruits, der Name deutet es an, gehört zu den Obsthändlern in den Depachikas. Nun ist es aber nicht so, dass es dort lose Früchte zum Discountpreis geben würde, sondern Früchte spielen in der japanischen Geschenkkultur eine ganz große Rolle. Dementsprechend werden sie gehegt und gepflegt, fast einzeln per Hand großgezogen und später dann zu schwindelerregenden Preisen verkauft. Der König der Frucht ist für mich ganz klar Takano, weil man dort auch fantastische Fruchtzubereitungen herstellt. Sembikiya ist ein weiterer bekannter Händler mit Ständen in den meisten Depachikas. Sun Fruits schließlich spielt eigentlich höchstens die dritte Geige, aber eben nicht im Orchester der pensionierten Gymnasiallehrer, sondern ganz oben auf der Weltbühne. Die meisten Westerners leben und arbeiten in Tokio ja im Stadtteil Minato, und dort, im Tokyo Midtown-Hochhaus, könnt Ihr auch eine oder zwei Erdbeeren von Sun Fruits erstehen. Oder aber die ganze Torte – für 81 € im Mitsukoshi Ginza.

Takano

Takano, 14040Takano, ich sagte es ja bereits, ist für mich einer der Orte in Tokio, an die ich immer wieder zurückkomme. Das Haupthaus befindet sich im trubeligen Teil Shinjukus, fast direkt an der Bahnstation, in der täglich über drei Millionen Menschen auf 51 Gleisen ankommen und einen der 200 Ausgänge benutzen. Einer davon führt direkt in die heiligen Fruchthallen. Bei Takano gibt es nicht nur die „einfache“, perfekte Frucht, sondern auch meisterhafte Fruchtzubereitungen, eine fruchtorientierte Salatbar und ein Restaurant, in dem man ein Menü ganz aus meisterhaft kombinierten Fruchterzeugnissen zu sich nehmen kann – mit ein bisschen Garnelen, versteht sich. Konsequenterweise bringt Takano deshalb auch gleich einen eigenen Katalog namens „Strawberry Christmas“ auf den Markt statt sich von einer der Depachikas repräsentieren zu lassen. Auf dem Bild oben seht Ihr die “große Torte” mit ausgesuchten Erdbeeren. 106 € bei Takano Shinjuku.

Avantgarde

Blondir

Blondir, 6048 - IsetanBlondir ist eine Pâtisserie aus Nerima, einem nordwestlichen Stadtteil von Tokio, der hauptsächlich aus Wohnhäusern besteht. Auf ihrer Website sind sämtliche Rubriken auf Französisch gehalten, die Texte dahinter allerdings ausschließlich auf Japanisch. Chef Kazuhiko Fujiwara hat selbstverständlich einen Frankreich-Bezug, denn er arbeitete bei Angelina in Paris, bei Au Palet d’Or in Clermont-Ferrand und bei Burdigala in Bordeaux, bevor er im Jahr 2004 schließlich Blondir gründete. Das Haus, in dem sich die Pâtisserie befindet, ist übrigens auch französisch nachempfunden, also mit kleinen Balkons und einer Terrasse vor dem in dunklem Holz gehaltenen Laden. Selbst der Kuchen wirkt wie eine Mischung aus Japan und Frankreich, kombiniert mit einem Touch Klaus Kinski: unten ein mehrlagiger Pistazienkuchen, darüber Früchte nach japanischer Art, und ganz oben eine leicht irre Gelee-Platte. 45 € im Isetan Shinjuku.

Neues

Neues Akasaka 2011, 3501 - TokyuEin erst 2011 gegründetes Restaurant in Akasaka, Tokyo, nicht weit vom Kaiserpalast entfernt. Es gibt dort nicht nur Süßes, sondern mittags beispielsweise „Eintopf mit Salat, Brot“ für umgerechnet 7,50 €, das „Fischgulasch des Tages“ als best of both worlds, dazu österreichische Weine von Tement oder Hirtzberger und zum Abschluss Wiener Kaffespezialitäten zum Strudel oder zur Sachertorte. Als Weihnachtskuchen gibt es hier Christstollen, was für uns reichlich unspektakulär anmutet, für die Japaner aber in die Kategorie „Seltenes“ gehört. 26 € im Tokyu Shibuya.

Acacier

Acacier Pâtisserie, 7020 - IsetanAcacier, auf Japanisch auch Akashie, ist nach dem Vornamen des Inhabers, Akashi Kyono, benannt. Eine Pâtisserie mit Teesalon, ziemlich unspektakulär in einer Wohngegend der Stadt Saitama gelegen, wo mit Aplanos ja bereits ein anderer Pâtissier von Rang beheimatet ist. Chef Akashi, Jahrgang 1972, hat erst klassisch neun Jahre lang in einem der großen Hotels in Shinjuku gelernt und gearbeitet, bevor er in die Pâtissiersschiene wechselte, Praktika in Paris machte, an einem Chocolatier-Wettbewerb teilnahm (den er gewann), um schließlich 2007 in seiner Geburtsstadt eine eigene Pâtisserie zu eröffnen. Die Weihnachtskreation ist für mich das Winterlichste, was man in Kuchenform erschaffen kann. Schneewittchenweiß, die Rillen vom Eislaufen auf dem Dorfteich finden sich auf der Sahne wieder, und oben thront, nun ja, eine tropische Vanille, die aber auch eher kalt aussieht. 53 € im Isetan Shinjuku.

Brilliant Tiara

Brilliant Tiara, 16200 - TokyuBrilliant Tiara ist ein Haus in Omotesando, also mitten im Mode-Shopping-Paradies von Tokio. Es handelt sich aber nicht um ein Restaurant, sondern um ein „Hochzeitshaus“. Man kann hier in der schlichtweg unglaublichen Kristallkirche heiraten und anschließend in verschiedenen Sälen feiern, die ein bisschen einem europäischen Schloss nachempfunden sind. Schuhe, Juwelen, Kleider, alles das kann man bei Brilliant Tiara bekommen, und natürlich gehört die Verpflegung während der Hochzeitsfeier auch dazu. Wer jetzt namentlich für die Menüs und Hochzeitstorten verantwortlich zeichnet, erfährt man nicht. Das ist auch eher unwesentlich, denn hier geht es um eine Rundumversorgung mit „französisch inspirierter Küche“. Die Firma Brillia Wedding, zu der Brilliant Tiara gehört, besitzt übrigens insgesamt elf Häuser, von denen eines wie eine toskanische Villa aussieht, ein anderes wie Venedig mit Yachthafen, ein drittes wie ein Jugendstil-Schwimmbad und wieder ein anderes wie ein Apartment mit Dachterrasse über den Dächern von New York. Alles nagelneu und in Japan, versteht sich. Der Christmas Cake ist für mich wahrlich ein Prachtstück unter den Avantgardisten. Doppelstöckig mit einer welligen Wand aus wweißer Schokolade, gefüllt mit frischen Beeren. 123 € in der Tokyu Food Show in Shibuya.

Hanzoya

La Pièce montée - Hanzoya Pâtisserie, 5400 - TokyuHanzoyas Slogan lautet „ein kleines Stück Europa in Yokohama“. Natürlich sei so etwas nicht zu schaffen, weil die Geschichte, die Atmosphäre, die Menschen fehlen würden. Aber wenigstens könne man bei Hanzoya europäisch essen und sich dabei ein bisschen so fühlen, als sei man auf Besuch im gelobten Land. Reisesehnsucht, der Wunsch, in fernen Ländern unterwegs zu sein. Dieses Gefühl scheint in Deutschland und in Japan gleichermaßen stark ausgeprägt zu sein, denn beide gelten ja als die Reiseweltmeister schlechthin. Hanzoya als Unternehmen, auf Englisch übrigens als „Dream Come True Planning“ tituliert, besitzt vier unterschiedliche Sparten der Traumerfüllung: die Hochzeitsabteilung, die Blumenabteilung, die Kleidungsabteilung und schließlich die Food-Abteilung, zu der das französische Restaurant „Hanzoya“ gehört sowie die Pâtisserie „La Pièce Montée“. Und da sind wir auch endlich bei dem Kuchen angekommen. Chef-Pâtissier Tomohiro Sugawara ist noch sehr jung, aber es gelang ihm in diesem Jahr bereits ein großer Erfolg, nämlich der Gewinn der „Asienmeisterschaft“ in seiner Kategorie. Mit der weihnachtlichen Taschenuhr und den handgefertigten Zahnrädern aus dunkler Schokolade zeigt Tomohiro, dass er auch Spaß am ungewöhnlichen Design hat. 41 € in der Tokyu Food Show Shibuya.

Romancecar VSE

Romancecar-VSE, 4752 - OdakyuDieser Christmas Cake hat eher etwas Symbolisches an sich. Entweder beschenkt man damit Bahnfreaks, die es selbstverständlich auch in Japan gibt. Oder es ist eine Art Gutschein für eine Reise im, erraten, Romancecar. Als „Romancecar“ bezeichnet die Bahngesellschaft Odakyu ihre Panoramawagen mit umfassendem Service. Man bekommt dort beispielsweise eine saisonale Bentobox oder aber auch eine Lunch Box in Form und Farbe des Romancecars selbst – ganz ähnlich also wie der Christmas Cake. Die Fahrt mit dem Zug dauert übrigens gar nicht allzu lang, 90 Minuten nur, und führt von Tokios betriebsamsten Bahnhof Shinjuku bis nach Hakone-Yumoto. Dieser Bahnhof am Fuß des Fuji ist dann Ausgangspunkt für Wandertouren oder auch für ein Wellness-Wochenende, denn im Tal von Hakone befinden sich etliche berühmte heiße Quellen. Und wenn Japaner mal so richtig entspannen wollen, dann gehen sie ins Onzen. Der Kuchen selbst besteht aus einer mehrlagigen Sahnetorte mit Beeren und einer Umrandung aus weißer Schokolade – letztlich also ganz klassisch. 36 € im Odakyu Shinjuku.

Sadaharu Aoki

Sadaharu Aoki, 5400 - IsetanZum Abschluss der Reise durch japanische Weihnachtskuchenwelten möchte ich Euch noch das Exemplar von Sadaharu Aoki zeigen. Nachdem er zunächst für die Pâtisserie Chandon in Tokio gearbeitet hatte, ging Aoki mit 23 Jahren nach Paris und war dort in verschiedenen Restaurants für die Desserts zuständig. 1998 eröffenete er seinen ersten eigenen Laden und kam relativ schnell mit der Modeszene in Kontakt. Im Auftrag von Kenzo, Yohji Yamamoto oder Christian Dior kreierte Aoki kleine Kunstwerke für die jeweiligen Präsentationen auf der Pariser Modewoche. Und diesen Ansatz, japanische Ingredienzen und französische Backtechnik in einem kreativen Prozess zusammenzubringen, ist er bis heute treu geblieben. Interessanterweise wurde die erste Sadaharu-Aoki-Boutique in Tokio erst im Jahr 2005 eröffnet, also 14 Jahre, nachdem er die Stadt verlassen hatte. Auf dem Foto könnt Ihr vermutlich erkennen, was ich mit den japanischen Ingredienzen und der französischen Technik meine: Es handelt sich um eine Art „Paris-Brest“, also einen Ring aus Brandteig, üppig bestreut mit Krokant und Matchapulver, gefüllt mit Erdbeeren. 41 € im Isetan Shinjuku…

Paris - Zeitschriften…oder aber in Paris selbst, denn als Abschluss der Cake Mania möchte ich Euch noch einen Weihnachtskuchen vorstellen, den ich in Frankreich entdeckt habe (wie Ihr vielleicht wisst, war ich letztes Wochenende in Paris). Gefunden habe ihn im Magazin „Fou de Pâtisserie“, zusammen mit der „sauren“ Schwesterzeitschrift „Fou de Cuisine“ vielleicht meine neuen Lieblings-Kochzeitschriften. Kauft Euch unbedingt mal ein Exemplar, Ihr werdet sehen, es lohnt sich.

Alain Chartier

Alain Chartier ist MOF, also Meilleur Ouvrier de France, und das schreibt er auch aufs Gebäck. Sein Stammsitz ist die bretonische Kleinstadt Theix in der Nähe des Golf de Morbihan. Was seinen „Bûche Marinière“ so besonders macht, ist auf den ersten Blick zu erkennen: die blaue Farbe, mit der er das südbretonische Azur auf dem Kuchen nachbilden wollte. Dieses Blau ist nämlich kein künstlicher Farbstoff, sondern stammt ausschließlich aus der Spirulina, früher auch als Blaualge bekannt. Der Rest des Kuchens ist dafür relativ klassisch und besteht aus Bisquitteig, Schokoladencreme mit Nuggets und einer Kalamansi-Orangen-Creme. Klassisch bis auf die Tatsache, dass alles geforen ist, denn es handelt sich um einen Eiskuchen. 33 € bei Alain Chartier in Theix, Vannes und Lorient. Oder im Online-Shop, in dem Ihr auch das entsprechende Foto finden könnt.

Laurent DuchêneMit den Mini-Bûches von Laurent Duchêne (Pariser Pâtissier und ebenfalls MOF), den einzigen der Fotoserie, die ich tatsächlich auch gegessen habe, entlasse ich Euch wieder an den heimischen Esstisch. Ein schönes Weihnachtsfest Euch allen, und vielleicht versuchen wir ja nächstes Jahr einmal, eine dieser gewagten Kuchenkreationen nachzubacken.

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1 Antwort zu Die große Weihnachtskuchen-Parade

  1. Die sehen ja alle unendlich lecker aus 🙂 Da bekomme ich ja schon vom Hinsehen ein schlechtes Gewissen 😀 Wünsche dir auch noch einen schönen 2. Weihnachtstag und einen guten Rutsch in 2016! Bin schon ganz gespannt auf deine Kreationen nächstes Jahr 🙂 Liebe Grüße aus der Region Meraner Land!

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