Herbstblut von Franziska Schömig. Das ist ein Wein, der in ganz viele Kategorien passt, über die ich hier schreibe. Es ist ein fränkischer Silvaner, ein biologisch zertifizierter Wein, ein Natural Wine, maischevergoren, unbehandelt, ungeschwefelt. Die Reben stehen im Rimparer Kobersberg, definitiv eine überregional völlig unbekannte Lage zum Entdecken. Und schließlich ist Franziska Schömig eine junge Frau mit einem kleinen eigenen Weingut, was man auch an dem Namen der Homepage erkennen kann. Auf also ins wildere Franken!
Silvaner Herbstblut 2017 von Franziska Schömig
Der Ursprung des Weinguts liegt in einem Nebenerwerbsbetrieb, den Franziskas Vater Manfred gemeinsam mit Klemens Rumpel in den 1980er Jahren gestartet hatte. 2,7 ha Reben waren das damals als reines Hobby, heute sind es immer noch 2,7 ha. Zu wenig, um davon leben zu können? Könnte man meinen, würde nicht jemand wie Richard Leroy auch genau 2,7 ha bewirtschaften.
Der Rimparer Kobersberg, in dem die Reben stehen, befindet sich etwa zehn Kilometer nördlich von Würzburg. Einen Fluss gibt es nicht, dafür ist der Weinbau hier nur ein Teil des Ganzen. Reben wechseln sich ab mit Steuobstwiesen, Hecken, Feldern auf dem Plateau. Im Boden dominiert der Muschelkalk. Biologisch bewirtschaftet (Naturland) werden die Schömig’schen Weinberge von Anfang an. Über 40 Jahre ohne Glyphosat oder synthetische Mittel, das ist auf jeden Fall eine Ansage. Sieben Weine gibt es ab Hof, angefangen bei Secco über Rosé, trockene Müller und Silvaner bis zu den beiden im Tonneau ausgebauten Herbstblut-Exemplaren. Der Rote besteht aus der Rebsorte Domina, der man nur noch in Franken eine gewisse Liebe zukommen lässt. Und der Weiße ist dieser Silvaner.
Wie schmeckt der Wein?
Acht Monate hat der Herbstblut-Silvaner auf der Maische verbracht, aber trotzdem ist das rein visuell kein orange wine. Ein tiefes Gelb fließt ins Glas. Ich muss mit der Nase gar nicht dicht an den Glasrand kommen, um die Aromen wahrzunehmen. Pronounced intensity nennt das der WSET’ler. Ich spüre eine deutliche Rauchnote, leicht Apfelmost, den Gäreinfluss wie bei so manchen Juraweinen. Von einem primärfruchtig-weichen Silvaner sind wir hier weit entfernt.
Und auch im Mund bleiben wir auf einem ganz konsequenten Pfad. Die Säure ist hoch, der Zug enorm. In dieser Hinsicht fühle ich mich an den 2014er Aussteiger von Thomas Plackner erinnert, der mir letztes Jahr so gefallen hatte. Es gibt ein leicht haselnussig-zimtiges Holzgefühl, vor allem aber viel Stringenz und Druck. Mit 11,5 vol% und vermutlich 0 g Restzucker sind wir hier ganz sicher nicht im Bereich der Sattmacher. Aber wenn man dem Herbstblut Zeit, Luft und Wärme gibt, dann taucht ganz im Hintergrund doch tatsächlich eine gelbfruchtige Silvanernote auf. Das ist so eine Art Wein, bei der ich wetten möchte, dass sie allen Ernstes in fünf Jahren am meisten beeindruckt.
Wo habe ich ihn gekauft?
Leider werdet ihr, so ihr denn diesen kernig-straffen Wein auf dem von mir anvisierten Höhepunkt erleben wollt, sehr schnell zugreifen müssen. Ich habe den 2017er Herbstblut-Silvaner von Franziska Schömig bei Rot Weiß Rosé in Würzburg gekauft, und es gibt sicher nicht mehr viele Flaschen davon. 14,50 € hat das Schätzchen übrigens gekostet.
Wer den aktuellen Jahrgang 2019 haben möchte, kann sich auf der Homepage des Weinguts die Bezugsquellen anschauen. Auch der 2019er hat 11,5 vol%, es bleibt konsequent. Nur die Etiketten sehen mittlerweile anders aus.
Traut euch also und lasst euch davon überzeugen, wie fränkischer Silvaner auch sein kann. Nämlich wild, punchy und letztlich doch total in sich zu Hause.
Ich habe mir letzte Woche eine Kiste des aktuellen Jahrgangs gegönnt und kann deine Freude gut nachvollziehen.
Übrigens, auch der PetNat ist definitiv eine Entdeckung wert – auch wenn mir beim Öffnen der ertsen Flasche erst mal ein Schoppen davon weggesprudelt ist… ;-)))
Ja, the power of PetNat 😉 . Ich habe übrigens ähnliche Erfahrungen mit französischen craft beers von Kleinstbrauereien gemacht. Aus Neugier habe ich mir da in den letzten Jahren immer wieder mal welche mitgebracht, und bei mindestens der Hälfte ging es gleich gut los mit dem Sprudeln…
Was ich übrigens vergessen hatte zu schreiben: Der Silvaner Herbstblut steht jetzt hier den dritten Tag offen bei Zimmertemperatur (ein kleiner Rest natürlich nur). Der ist komplett unverwüstlich und wird sogar noch besser. So machen Ungeschwefelte Spaß!