Halbfinale reloaded: Pinot Noirs aus Deutschland und Frankreich

TitelEs gibt nicht viele Weindisziplinen, in denen sich Deutschland und Frankreich mit wenigstens formell ähnlichen Kandidaten begegnen. Die größten Überschneidungen gibt es da vermutlich beim Pinot Noir respektive Spätburgunder. Immerhin hatte der Decanter neulich Alexander Stoddens “Alte Reben” für die Spitze der nicht-burgundischen Pinot Noirs weltweit erklärt. Zwei Stufen weiter unten möchte ich diesmal ansetzen, und zwar mit sechs wirklich ausgewählten und nicht nach dem Prinzip der Bequemlichkeit herangezogenen Roten.

Wenn ich nach Quertests suche, bei denen deutsche gegen französische Burgunder antreten sollen, tue ich mich ehrlich gesagt manchmal schwer mit den vorgestellten Kandidaten. Das betrifft vor allem die soliden Mittelklasse-Weine, die sich bei diesem Typus meist knapp oberhalb der 20-Euro-Schwelle ansiedeln. An deutschen Spätburgundern dieser Art besteht hierzulande glücklicherweise kein Mangel mehr. Dasselbe gilt für französische Weine – in Frankreich. Denn offenbar scheint es für deutsche Weinhändler (und damit auch für deutsche “Quertester”) ein großes Problem zu sein, an im besten Sinne preiswerte Gewächse von der Côte d’Or heranzukommen. Vielleicht mögen die dortigen Spitzenwinzer ihre “einfachen” Bourgognes nicht so gern in den Handel geben. Vielleicht ist es aber auch so, dass die deutschen Weinhändler glauben, einen Burgunder für 25 €, auf dem lediglich “Bourgogne” steht und nicht mindestens “1er Cru”, den wird man hierzulande für hemmungslos überteuert halten und dementsprechend nicht loswerden.

Ich habe deshalb versucht, die Weine für diesen Vergleichstest gemäß einer Mischung aus allgemeinem Winzerruf und eigenen Vorurteilen auszusuchen. Alle Weine stammten aus dem Jahrgang 2013, einem in allen einschlägigen Regionen zwar durchwachsenen, gar etwas schwierigem Jahr, das aber dennoch nach meinem Dafürhalten sehr schöne Rotweine hervorgebracht hat.

Testaufbau

Getestet habe ich wie immer zunächst komplett blind – ich wusste allerdings vorher, um welche Weine es geht, nur nicht ihre Reihenfolge. Nachverkostet habe ich dann noch die folgenden vier Tage, denn zu zweit braucht man schon eine Weile, um sechs Flaschen Wein zu leeren, und zum Wegschütten waren sie definitiv zu schade.

Denn, und das ist vielleicht das wichtigste Ergebnis, die Weine haben richtig Spaß gemacht. Und das nicht erst am dritten Tag mit viel Luft, sondern tatsächlich gleich von Anfang an. Pinot Noir hat ja die angenehme Eigenschaft, ein nach meinem Dafürhalten ungeheuer großes Trinkfenster zu besitzen. Tannine sind in den Jungweinen natürlich spürbar, aber nie so heftig wie bei den dickschaligen Vertretern aus dem Süden. Und die Frucht trägt in aller Regel weitaus länger, als man das bei der manchmal etwas fragilen Anmutung denken könnte.

Was die Bewertung anbelangt, insbesondere jene aus der Blindrunde, muss ich vorher vielleicht noch etwas vorwegschicken: Ich habe eine Idealvorstellung von Pinot Noir. Ich möchte, dass der Wein ansprechend ist, elegant, von feiner Frucht geprägt, aber auch von einer lebendigen Säure. Pointiert, könnte man auch sagen. Der Körper darf weder zu dick noch zu dünn sein und sollte irgendwie ein bisschen mitschwingen. Süßliche Klebrigkeit oder zu starker Holzeinsatz ohne entsprechende Substanz sind dagegen Abwertungsgründe. Die Farbe ist mir dabei völlig egal. Auch mag ich tiefere, erdigere Varianten genauso gern wie hellfruchtige und dafür nachhaltig-zähe. Pinot Noirs mit diesen Qualitäten gehören für mich zu den schönsten Weinen, die es gibt. Nur ein bisschen teuer sind sie halt, da wirkt sich die Kombination aus noblem Ruf, berühmten Weinlagen und der im Anbau sehr anspruchsvollen Rebsorte entsprechend aus.

Voilà, hier folgen nun Kandidaten und Ergebnisse:

Wein 1Wein 1: würzig-heiße Nase, dazu ein ordentlicher Stinker, der – das stelle ich dann später fest – auch nicht wirklich verschwindet. Der erste Eindruck am Gaumen ist aber positiv, weil viel sauberer als befürchtet. Helle Erde, gewisser Grip, dennoch leichter Fluss, ein bisschen bitter hinten. Der Wein wirkt insgesamt am natürlichsten, am risikoreichsten auch, was die Vinifizierung anbelangt. Am ersten Tag setze ich ihn spontan auf Platz 2. Im Rahmen der Speisenbegleitung stelle ich fest, dass der Wein am besten zu sehr würzigem Käse à la Rotschmier passt. Das ist selten bei Pinot Noir, würde ich sagen.

Nach dem Aufdecken bin ich erst ein bisschen überrascht, denke dann aber, dass ich eigentlich auch selbst darauf hätte kommen können. Es ist der Corps de Garde von Goisot, 13 vol%, für 16,50 € in Brochon bei Grands Bourgognes gekauft (die Verkäuferin sagte mir, sie liefern alle Weine auch nach Deutschland, 12 € Versandkosten für den Sechser-Karton, schaut mal die lange Liste an). Aus dem Auxerrois stammend, biodyn, wie gesagt sehr natürlich, bisschen wenig Säure und bisschen viel Tannin, wirkt eher wie ein Cabernet Franc. Sehr deutlich französische Alternativ-Schule, für Freunde des echt Natürlichen und Rustikalen – vom oben beschriebenen Idealtyp ist man hier allerdings doch ein Stück entfernt.

Wein 2Wein 2: Minze und Lorbeer in der Nase, am Gaumen jünger und aggressiver in der Säure wirkend, spontan gehe ich bei der Rangfolge ins Mittelfeld. Zum Essen kommt der Wein dann allerdings wesentlich besser ins Spiel, weil er mehr Struktur als Frucht besitzt. Am nächsten Tag hat sich der Wein wirklich gut entwickelt, offenbar brauchte er Luft. Jetzt steht da ein relativ hellfarbiger und hellfruchtiger Geselle, knackig, leicht und elegant, aber trotzdem nachhaltig, in dieser Phase der angenehmste Wein von allen.

Das Aufdecken fördert einen “echten” Burgunder zutage, den Auxey-Duresses vom Comte Armand, 13 vol%, ebenfalls in Brochon bei Grands Bourgognes gekauft, aber für 31 € der teuerste Wein im Test. Ein halber Hektar, 40 Jahre alte Reben, stark kalkgeprägter Boden, Côte de Beaune. Ich verstehe ein bisschen die Schwierigkeiten: Dieser Wein würde bei einem deutschen Weinhändler kaum unter 40 € kosten können, und wenn man ihn aufmacht, ist es ein hellfarbener und leichter Dorfwein. Wahrscheinlich werden die Käufer gar nicht warten, bis er seine wahre Art präsentiert und deshalb vom “überteuerten” Produkt enttäuscht sein. Ehrlich gesagt ist dieser Wein aber ganz typisch, duftig, mit leichtem Tannin, gutem Säureausgleich und trotz der eher hellen Art mit Tiefe und Nachhaltigkeit ausgestattet. Das ist mein Platz 2 und die Flasche, die als erstes leer war. Das ist ja auch immer ein wichtiges Indiz.

Wein 3Wein 3: In der Nase erst sehr ähnlich dem vorigen Wein, etwas tiefer vielleicht, am Gaumen dann zunächst etwas dichter und dunkler gehalten, sehr klassisch wirkend, elegante Frucht und nach dem ersten Blinddurchgang mein spontaner Favorit. Die Frucht ist am stärksten von allen sechs Weinen präsent, was die Speisenbegleitung ein bisschen einschränkt. Hier haben wir bereits die Preiselbeeren und Kirschen, die nach dunklerem Fleisch verlangen.

Das Aufdecken überrascht mich dann doch: Mein Favorit und Idealtyp des ersten Tages ist ein Loire-Wein, der Sancerre von Vincent Pinard, 13 vol%, 24 € bei Au Vieux Millésime in Dole (Ihr erinnert Euch vielleicht an meinen Besuch dort). Der Wein wirkt auch im weiteren Verlauf fruchtiger, expressiver und moderner als der Auxey-Duresses, was ein bisschen mit dem etwas holzbetonteren Auftritt zu tun hat. Wenn Ihr mich fragt, ist das ein Stil, der dank Frucht, Pikanz und guter Offenheit im spontanen Anspruch seine Vorteile hat. So ein Wein müsste “den Deutschen” eigentlich auch gefallen. Am Ende langt das bei mir für Platz 3.

Wein 4Wein 4: A propos deutsch, hier haben wir eine “deutsche” Nase: helles Holz, klebrig, Walderdbeere, weißer Pfeffer. Am Gaumen oder vielmehr an der Zungenspitze fällt die starke Würzebetonung auf, ein leicht schinkenartiger Ton, die deutlich geringere Säureanmutung und wieder diese Klebrigkeit. Es ist nicht nur ein deutscher Wein, dessen bin ich mir sicher, sondern es ist überdeutlich eine andere Rebsorte, vielleicht auch eine andere Vinifikation, ein anderer Gesamtansatz. Meilenweit von meinem Pinot Noir-Ideal entfernt, ich sage es ganz offen. Ich komme deshalb nicht umhin, gemäß meinen eigenen vorher formulierten Kriterien hier den Platz 6 zu vergeben.

Ich weiß intuitiv, es ist der Fürst (Spätburgunder Klingenberg, 29,50 € beim Weinrefugium, 13,5 vol%), und das bekümmert mich, weil ich mich dem Vorwurf aussetze, ich “hätte was” gegen deutsche Rotweine. Dabei mag ich einen echt frisch-herben Schwarzriesling genauso wie einen strukturierten Blaufränkisch.

Das ist aber genau das Problem: Ähnlich wie beim Blaufränkisch/Lemberger dürfte es ja auch bei Pinot Noir/Spätburgunder so sein, dass der jeweils verwendete Klon einen entscheidenden geschmacklichen Einfluss auf das Endprodukt ausübt. Und die deutschen Klone der “Ertragssteigerungszeit” sind halt nicht unbedingt der optimalen Qualität verpflichtet gewesen. Aus solchen Trauben einen echten Klassewein machen zu wollen, ähnelt dem Versuch der Quadratur des Kreises. Nun weiß ich zwar, dass Paul Fürst vor über zehn Jahren im Schlossberg erstklassige burgundische Klone gepflanzt hat, weiß aber nicht, ob die Trauben daraus primär für das Große Gewächs oder auch für diesen Wein hier verwendet werden. Sollten hier keine Burgunder-Klone (oder jedenfalls nicht in höherem Maße) vorhanden sein, wäre ich irgendwie froh, weil das sozusagen die einfache Begründung für die Abweichung vom Idealtyp liefern würde. Alles andere würfe nämlich die Frage auf, woran es sonst liegen könnte, und ob es dann eher “gewollt” oder eher “geschehen” ist (an der Fähigkeit des Winzers besteht ja nun kein Zweifel…).

Als Ehrenrettung für den Klingenberger möchte ich allerdings nicht verschweigen, dass er sich zu bestimmten Speisen am besten geeignet hat. Hier haben wir nämlich den ungekrönten König zu Wurstsalat mit Mayonnaise vor uns. Allen Ernstes. So etwas esse ich nämlich auch, und deshalb mussten sich die sechs Pinots dieser Herausforderung stellen. Nur der Fürst machte dabei eine richtig gute Figur, für die anderen war das gar nichts. Alles eine Frage des Kontexts also…

Wein 5Wein 5: Farblich der dunkelste aller sechs getesteten Weine, auch in der Nase dunkel, süßfruchtig, Holzeinfluss – ganz klar ein Neuwelt-Typus. Am Gaumen ist die ganze Sache ebenso konsistent, komplett anders als der Wein davor. Hier haben wir einen eher brombeerigen Typus oder vielmehr minzkühl-cranberry, keinesfalls klebrig, sondern durchaus mit Tannin, Säure und eben Holz ausgestattet – ein ernsthafter, internationaler Wein.

Ich ahne schon vor dem Aufdecken, dass dies der Pinot Noir Weiherberg von Klumpp aus dem badischen Bruchsal sein muss, 17 € online vom Wein-Refugium. Ich hatte den Wein von meiner ProWein-Probe zwar nicht derartig dunkel und neuweltig in Erinnerung, aber da hatte ich auch vorher Blaufränkisch und Merlot probiert und keine Pinot Noirs. Dies ist ein Pinot, der nun wirklich überhaupt nicht nach einem deutschen Spätburgunder schmeckt. Es ist aber auch keiner. Der verwendete Klon stammt aus dem Burgund, Herr Klumpp senior hatte mir sogar die ganz genaue Herkunft gesagt, an die ich mich aber leider nicht mehr erinnern kann. Trotz badischem Burgund fühle ich mich – vermutlich durch die Vinifikation – eher an Oregon oder auch assoziativ an die modernen Navarra-Produzenten erinnert. Auf seine Art ist das ein sehr konsequenter Wein, und für 17 € mehr als fair bepreist. Mir persönlich kommt er etwas zu modern daher, und da der Bessere der Feind des Guten ist, hindert ihn das an einem Podiumsplatz. Ein starkes Niveau, ich sagte es ja schon…

Wein 6Wein 6: Der zweitdunkelste Wein der Probe nach dem Klumpp. In der Nase spüre ich einen gewissen Bodenton, der sich beim ersten Schluck aus dem Glas auch als erdige Note am Gaumen fortsetzt. Säure und Tannin sind sehr anständig präsent, der Wein besitzt einen veritablen Biss, ansonsten aber sehr viel Klassik. Zum Essen passt er wegen der zurückhaltenderen, leicht kirschigen Fruchtnote ähnlich gut wie der Comte Armand, nur ist er etwas tiefer, dunkler und weniger grazil-elegant angelegt, aber ebenso lebendig. Am ersten Tag sehe ich ihn noch eher im Mittelfeld, später läuft der Wein aber zu großer Form auf – ganz klar auf Haltbarkeit und Lagerfähigkeit ausgerichtet.

Beim gleichzeitigen Aufdecken aller Weine ist mir natürlich noch nicht klar, was Euch klar sein muss, denn es fehlt ja nur noch ein einziger Wein auf der Liste. Es handelt sich mithin um den Bourgogne Les Grands Chaillots von Thibault Liger-Belair, 13 vol%, 22,50 € bei den Grands Bourgognes in Brochon. Nicht geschönt, nicht filtriert, bio-zertifiziert, aber keinerlei Hinweis auf dem Etikett – nicht selten ist so etwas im Burgund. Ein Wein aus einer eigenen Parzelle, 0,8 ha auf dem Gebiet von Nuits-Saint-Georges, direkt unterhalb der PC-Lage Les Saint-Georges. Ich schreibe Euch das deshalb so genau auf, weil diese dunkle leicht erdige Note nun einmal als typisch für die Weine aus Nuits gilt und auch deshalb, weil wir hier ganz zum Schluss meinen Testsieger haben. Die Nr. 1, fast gleich allerdings mit dem Auxey-Duresses vom Comte Armand. Was der Grands Chaillots an größerer Tiefe und vermutlich auch größerer Haltbarkeit mitbringt, bietet der Auxey-Duresses an eleganter, fast sphärischer Nachhaltigkeit.

Zeit für ein Fazit:

Zunächst einmal, ich hatte es weiter vorn ja schon geschrieben, haben mir die Weine insgesamt gefallen, auch die platzmäßig weiter hinten angesiedelten. Das sind natürlich alles keine Billigschoppen, aber sie haben dafür auch einiges zu bieten, nämlich vor allem Trinkigkeit und Eleganz.

Dann ist es fatalerweise so, dass die beiden letztendlichen Testsieger auch die beiden einzigen “echten” Burgunder waren. Beide zwar sehr unterschiedlich in ihrer Ausdrucksform (der Kür), aber beide ganz klar an dem hocheleganten, duftigen und dennoch strukturierten Ideal (der Pflicht) ausgerichtet.

Ein bisschen deutet das also darauf hin, dass der (vermutlich ist es nicht nur “mein” subjektiver) Idealtyp eines Burgunders am besten im Burgund gedeiht. Allerdings ist dies keinesfalls eine Garantie, denn ich habe – möglicherweise wie Ihr auch – schon eine ganze Reihe mieser und dünner “echter” Burgunder getrunken. Und wahrhaftig nicht alle davon stammten aus dem Supermarktregal und aus wurschtiger Großproduktion.

Wenn ich also künftig einen solchen Idealtyp-Burgunder genießen möchte, dann würde ich in der Tat für die kleinen Weine der großen Winzer votieren. Offenbar profitiert man in diesen Fällen von der gleichzeitig überlegten und sorgfältigen Hand. Thibault Liger-Belair und Comte Armand haben hier abgeräumt, den Bourgogne von Claude Dugat kann ich aus jüngerer Erfahrung ebenso mit in diese Liste einfügen.

Wenn Ihr allerdings die ganze Vielfalt möglicher Ausdrucksformen wahrnehmen wollt oder aber glaubt, einen ganz anderen persönlichen Idealtyp zu besitzen, dann solltet Ihr auch einmal einen solchen Quertest versuchen. Es lohnt sich garantiert. Ich werde jedenfalls nächstes Jahr wieder in einer anderen Konstellation testen, das kann ich schon einmal versprechen.

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13 Antworten zu Halbfinale reloaded: Pinot Noirs aus Deutschland und Frankreich

  1. Stephan sagt:

    Grundsätzlich ein guter Bericht. Aber zu den Preisen:

    Comte Armand Auxey Duresses Village 2013 kostet in Deutschland 22,50 Euro. Selbst der Auxey Duresses 1er Cru 2013 kostet in Deutschland noch unter 30 Euro. Thibaults Bourgogne Grands Chaillots kostete im 2013er Jahrgang in Deutschland 19 Euro die Flasche. Die Preise in Frankreich sind also teurer als die deutschen Preise.

  2. Stephan sagt:

    Auxey Duresses Village und 1er Cru (doch 31 Euro) von Comte Armand hier: http://www.grandsvins.de
    Grands Chaillots von Liger-Belair hier: http://www.burgunder-suesswein.de/ (die 19 Euro waren der Subskriptions-Preis in der 6er Kiste, aber 22,50 Euro sind immer noch sehr günstig für diesen tollen Wein)

    • Matze sagt:

      Ja, das sind dieselben Preise, die ich auch in Frankreich gezahlt habe. Aber es stimmt auf jeden Fall: die 22,50 € sind wirklich sehr günstig für die Qualität, den Wein würde ich jederzeit nachkaufen.

      Was hältst Du eigentlich von den Weinen, die Benjamin Leroux aktuell macht? Sie sind ja ziemlich gut zu haben bei uns, aber ich kenne sie noch nicht…

      • Stephan sagt:

        Re Leroux: ich kenne einige Leute, die große Stücke drauf halten. Ich persönlich hab ein paar Rote und ein paar Weiße probiert und bin nicht so begeistert. Sehr schön duftig, im Mund mir persönlich etwas zu spannungsarm und weich, selbst in säurereichen Jahrgängen. Das sind schon super Weine, aber bei der Qual der Wahl entscheide ich mich für andere.

  3. Thomas sagt:

    Könntest Du noch die Alkoholwerte angeben beziehungsweise was zum anreichern berichten, auch wenn Analysewerte oftmals in die Sackgasse führen.

    • Matze sagt:

      Die Alkoholwerte sind wenig spektakulär: Alle französischen Weine haben 13 vol%, die beiden deutschen jeweils 13,5 vol%. Weitere Analysewerte habe ich leider nicht. Das gilt auch für die Infos, wer jetzt in welcher Form chaptalisiert haben mag. In der Tat ist die Anreicherung gerade bei Pinot Noir ein Thema, aber in den von mir getesteten Fällen kann ich da wie gesagt leider nicht mit näheren Infos dienen…

  4. Stephan sagt:

    Die 13er Franzosen dürften alle chaptalisiert sein, irgendwas zwischen 0,5 und 1,5 Volumenprozent. 13 war ein sehr zuckerarmer Jahrgang.

    • Matze sagt:

      Das ist gut möglich – wiewohl weiterhin spekulativ 😉
      In dem Zusammenhang: Da der Goisot ja ein Demeter-Wein ist, hat es mich interessiert nachzuschauen, ob bei Demeter Chaptalisieren auch erlaubt ist. Und dabei habe ich diese sehr interessante tabellarische Aufstellung gefunden: http://www.demeter.fr/wp-content/uploads/2016/05/Vin-bio-Vin-Demeter-quelles-diff%C3%A9rences-2016-05.pdf

      Ergebnis also: Ja, mit Einschränkungen erlaubt.

      Bei der Gelegenheit habe ich mich allerdings gefragt, ob es irgendwo eine ebenso schöne Tabelle gibt, die im konventionellen An- und Ausbau erlaubte Stoffe und Verfahren auflistet – möglichst online, pdf und kostenlos, versteht sich 😉 . Weingesetz und -verordnung helfen da ja nur bedingt weiter. Oder muss ich mir bei Erbslöh den Katalog selbst zusammenstellen, weil die Liste 6.000 Seiten umfassen würde, denn es gilt ja das Prinzip, dass alles erlaubt ist, was nicht explizit verboten ist 😉 . Wenn also so etwas existiert, würde es mich sehr interessieren…

  5. Jens sagt:

    Hallo Matze!

    Als Franzose hat mich das Ergebnis Deiner empirischen Studien natürlich nicht überrascht……;-)

    • Matze sagt:

      Natürlich nicht 😉 . Wobei nach dem Zufallsprinzip eingekaufte Carrefour-Burgunder in der meiner Rangliste der “größten Wein-Enttäuschungen” auch relativ weit oben stehen. Ich erinnere mich gerade an einen bemerkenswert wässerigen Aloxe-Corton… 😉

  6. Thomas Riedl sagt:

    Hallo Matthias,

    der Wein von Fürst fällt in Deinem Vergleich deshalb auf, weil er auf Buntsandstein-Terrassen wächst. Den direkt mit Weinen von Kalk und /oder Lösslehm zu vergleichen, kommt dem Vergleich von Äpfel und Birnen nahe.
    Buntsandsteinweine egal ob rot oder weiß sind nach meiner Erfahrung immer streng in ihrer Jugend. Und die meisten werden – wie hierbei Dir -.viel zu jung getrunken.
    Sehr schöne deutsche Spätburgunder, die ich zuletzt probiert habe, kamen von Julia Bertram, Dengler-Seyler, Jülg, Nauert-Gnägy, Weingut Stern, Friedrich Becker. Alle maximal 20 Euro.

    Gruß von Thomas

    • Matze sagt:

      Ja, die Geologie spielt sicher eine gewisse Rolle. Der Wein von Klumpp stammt vom Kalksandstein, die französischen Weine sind mehr oder weniger kalk- und kalkmergelbeeinflusst bis hin zum Oberen Jura beim Goisot. Der Bourgogne von Liger-Belair hat dagegen einen stark gemischten Untergrund am Hangfuß, Kalkbröckchen, Ton, lehmiger brauner Mutterboden, vielleicht schon Flussschotter. Aber alles sind natürlich Böden, die schon seit langer Zeit bewirtschaftet werden und die entsprechend nicht mehr den “reinen” Einfluss des anstehenden Gesteins in sich tragen müssen.

      Insofern: Ja, der Fürst ist der einzige Rote vom Buntsandstein in meiner Probe. Und ja, das hat sicher einen gewissen Einfluss. Aber ich würde das als Einzelfaktor dennoch nicht überbewerten. Wenn du zehn verschiedene Einflussfaktoren hast, ist das einer davon. Unterscheiden sich die Weine nur in diesem einen Faktor, ist es in der Tat der entscheidende, macht 100% Erklärungserfolg für diesen einen Faktor. Unterscheiden sie sich in allen zehn Faktoren, hast du einen Einfluss jedes Faktors von 10%. Sorry, ist argumentativ natürlich extrem vereinfacht, mathematische Sichtweise halt 😉

      Danke auf jeden Fall für Deine Tipps! Sind doch ein paar dabei, die ich nicht gut kenne, Weingut Stern habe ich zum Beispiel noch nie probiert. Was mir in letzter Zeit gefallen hat (gar kein Geheimtipp, ich weiß), ist der “einfache” PN von Duijn, Laufer Gut Alsenhof, 17 € habe ich dafür bezahlt. Schöne Säure, schönes Tannin, aber wie Du schon schreibst, am liebsten erst nach einiger Lagerzeit zu genießen (gilt natürlich auch für die von mir getesteten Weine). Ich hatte den 2008er, jetzt gerade richtig, die Frucht ist noch lange nicht verloren gegangen, die Harmonie aber schon eingekehrt.

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