Kokoreç in Köln

Manche Sachen entwickeln sich dynamischer als man denkt. Als ich in Istanbul war und über meinen dortigen Kokoreç-Konsum berichtet habe, hätte ich nicht damit gerechnet, dass sich so viele Leute für Kokoreç interessieren. Offenbar herrscht doch ein Mitteleuropa ein gewisser Mangel an dieser herzhaften Zwischenmahlzeit. Zum Glück ist es nicht so, dass man in Deutschland überhaupt kein Kokoreç bekommen könnte. Gestern war ich zum Beispiel in der Weidengasse in Köln.

Dass die Weidengasse neben (und vielleicht nach) der Keupstraße in Köln-Mülheim der richtige Ort ist, wenn man eine große Auswahl an türkischen Restaurants sucht, ist dem gemeinen Kölner sicher geläufig. Im “Öz Harran Doy Doy” habe ich schon oft gespeist, etwas hochwertiger geht es im “Bosporus” zu, und wenn es das “Bizim” noch geben würde, hätten wir sogar ein Spitzenrestaurant dabei. Mein gestriger Weg führte mich aber zum “Doy Doy Palast”. Groteskerweise hatte ich dabei übersehen, dass ein Schild mit dem Aufdruck “Kokoreç“ am Schaufenster hing.

So war der äußerst nette Kellner ein wenig (aber nur ganz kurz) vedutzt, als ich ihn fragte, ob sie denn auch Kokoreç hätten. „Selbstverständlich“, sagte er, und zwar beide Versionen – die aus Istanbul mit Tomaten und Zwiebeln und die aus Izmir ohne solchen Schnickschnack. Natürlich habe ich beide probiert. Sie kamen wie in der Türkei in einem halben, frischen Brot und waren nicht nur heiß, sondern auch sehr anständig gewürzt. 4 € jeweils kostet der Spaß, der übrigens nicht auf der Speisekarte steht. Wer also in Köln ist und Sehnsucht nach Kokoreç hat, auf in den „Doy Doy Palast“!

Übrigens würde ich Euch nach diesem Erlebnis empfehlen, in derartigen Läden einfach mal zu fragen, ob sie Kokoreç haben, anstatt verzweifelt die Speisekarte anzustarren und dann doch Adana Kebap zu nehmen (ist natürlich auch keine soo schlechte Lösung). Im Internet habe ich sogar eine sehr schick aufgemachte österreichische Website namens www.kokorec.at gefunden. Es hört sich so an, als wären das echte Enthusiasten, die sicher auf Anfrage mitteilen können, wer denn derartige Kokoretschen vorrätig hat.

[Ein Nachtrag und zugleich eine schlechte Nachricht vom 26. März 2014: War gestern im Doy Doy Palast in der Weidengasse, und man sagte mir, dass sie Kokoreç leider wieder aus dem Programm genommen haben. Wird wohl doch mal Zeit für eine Online-Petition…]

Noch ein Nachtrag, diesmal ein erfreulicher von 2021, also zehn Jahre nach dem Originalpost (!). Auf dem Steindamm in Hamburg habe ich gesehen, dass es beim Saray Köz jeden Abend ab 21 Uhr Kokoreç gibt, und zwar sowohl die Version aus Istanbul als auch die aus Izmir. Ich weiß, ist ein paar Meter von Köln entfernt, aber vielleicht kommt ihr ja mal dort vorbei…

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31 Antworten zu Kokoreç in Köln

  1. Lijbosz Nek sagt:

    Danke für den Tipp; sollte ich mal wieder in Köln sein, werde ich das sicher probieren. Zu der österreichischen Seite: Das sah eher so aus, als wollten die ein Kokoreç-Franchise gründen; mit geschützter Marke und allem. Etwas merkwürdig.

    • chezmatze sagt:

      Wahrscheinlich liegst Du mit der Franchise-Idee gar nicht so falsch. Wenn ich mir die optische Aufmachung der Seite anschaue, denke ich aber vor allem, dass es darum geht, die Innereienspeise von ihrem Schmuddel-Image zu befreien 😉

      • Lijbosz Nek sagt:

        “…denke ich aber vor allem, dass es darum geht, die Innereienspeise von ihrem Schmuddel-Image zu befreien ;)”

        So hehre Absichten? Glaub’ ich leider nicht: Schau’ doch mal unter “Partnerschaft/Bedingungen”.

        • chezmatze sagt:

          Zugegeben: Lizenzen für die Führung des Namens eines allgemeinen Produkts kann eine private Agentur genauso wenig vergeben wie Lizenzen für Produzenten. Das hört sich leicht absurd an. Äpfel sind ja auch Äpfel und nicht Äpfel®. Ohne es jetzt genau zu wissen, glaube ich aber, dass sie eher eine Art Siegel meinen und dafür dann die Werbetrommel rühren wollen. Du kannst aber sicher selbst anfragen, wenn Du möchtest…

  2. chezuli sagt:

    Übrigens: Das Bizim ist jetzt in Refrath: http://www.kult-restaurant.de/

    • chezmatze sagt:

      Ach ja, danke! Ich hatte es schon im (ansonsten natürlich wie immer hübsch unsäglichen) Gault Millau gelesen, dann aber wieder vergessen.

      Beste Grüße von Chez zu Chez 😉

  3. felix sagt:

    Kokorec war lecker! Danke für den Tip.

    Viele Grüße,
    Felix

  4. Ycl sagt:

    Als ich erstmal hörte was da so drinn ist bzw. woraus es besteht verging mir ganz schnell der Apettit bis ich eines “NACHTS” unbewusst kokorec gegessen habe und dachte es wäre ganz normales Brot mit i.ein Fleisch 😀 was mir mein Onkel in die Hand drückte. SEIT DEM NUR NOCH AM ESSEN !!!!!! 😀

    • chezmatze sagt:

      So ähnlich ging es mir auch, bloß wusste ich vorher noch nicht mal, was drin ist 🙂 Wobei mich das dann auch nicht mehr geschreckt hat, ist ja alles super gereinigt worden.

      Übrigens ist mir auch wieder bewusst geworden, dass die EU niemals Kokorec verbieten könnte, sollte die Türkei doch irgendwann in die EU kommen. In Frankreich und Italien gibt es nämlich eine Menge von Spezialitäten mit Innereien, auf die man sehr stolz ist. Man kann also höchstens an irgendwelchen Herstellungsbedingungen herumdoktern, aber verbieten – niemals.

    • Mehmet sagt:

      Superrrrrrrrrr….!!!

  5. chezmatze sagt:

    Nachtrag: War heute in der Keupstraße, in der man eigentlich in Köln Kokorec erwarten könnte. Aber nichts da, ich wurde wieder in die Weidengasse geschickt – immerhin mit einem Icli Köfte in der Hand, ein kleiner Trost.
    Neulich in Hamburg-Altona wollte mir übrigens ein Imbissbesitzer weismachen, dass sie zwar gern Kokorec führen würden, aber das sei ja verboten. Alle in Hamburg würden das so sehen. Tja, wissen tu ich’s auch nicht, aber ich bezweifle, dass es wirklich so ist.

  6. Mehmet sagt:

    Kokorec in Köln…?
    Ein wundebarer Nachricht…
    Das muss man erst geniessen…

  7. Wagyman sagt:

    Das gibt es immer noch! Leider habe ich mich noch nicht getraut, das zu probieren. Mit “Fett gefüllte Därme” klingt für mich nicht so besonders lecker. Aber testen werde ich es mal! Wie ist denn die Konsistenz so?

    • chezmatze sagt:

      Hm, die Konsistenz ist in erster Linie vom Röstgrad abhängig. Also was lange auf dem heißen Blech gebraten hat, ist hinterher sehr knusprig und hat keinerlei fettartige oder “merkwürdige” Anzeichen. Allerdings gehören auch die weniger scharf angebratenen Stückchen dazu, die dann entsprechend zarter in der Konsistenz sind. Ich persönlich glaube, vom Geschmack her bedingen sich diese beiden Varianten gegenseitig. Wenn es nur “kraschp kraschp” wäre, wäre es mir zu oberflächlich, wenn es nur tintenfischringartig wäre, ginge dieses Grillartige verloren.

      Vorgestern war ich übrigens wieder mal beim (türkischen) Friseur, und ich muss zugeben, dass ich von den ganzen Gesprächen und der Atmosphäre her mich total an Istanbul erinnert habe. Fast könnte man es Heimweh nennen, wenn es denn meine Heimat wäre. Aber ich habe mir fest vorgenommen, dieses Wochenende mal wieder Kokorec essen zu gehen…

  8. uzayda sagt:

    Toller Tipp! Hoffe, dass es das dort noch gibt.

  9. Tülin sagt:

    Kokorec ist eine ganz tolle Sache. Bislang konnte ich es nur 1-2 mal im Jahr zu meinen Urlaubszeiten inmeiner Heimat Izmir genießen. Bin mit dieser Köstlichkeit aufgewachsen…ganz toll. Und heute nach Feierabend schaue ich auch bei Doy Doy Palast vorbei (die übrigens erst seit Anfang 2011 Kokorec nach Köln eingeführt haben) Tolle Idee!!!!

    Gruß
    Tülin

    • chezmatze sagt:

      Mittlerweile wohne ich in Nürnberg. Hier habe ich zwar innerhalb von 100 Metern den Samsun Grill, den Adana Grill und den Harput Imbiss, was Hamsi Tava, Kalbfleisch-Döner und eine kräftige Suppe am Morgen garantiert, aber kein Kokorec. Wer also weiß, ob und wo es im Großraum Nürnberg/Fürth Kokorec gibt, ein Link auf meinem Blog wäre damit garantiert ;).

  10. Cana sagt:

    Hallo ich möchte gerne wissen , ob es in Köln immer noch möglich ist Kokorec zu essen…Wenn ja, dann wo genau – Dankeeee 🙂 :* ????

    • Matze sagt:

      Das würde ich ehrlich gesagt auch gern wissen… Leider wohne ich nicht mehr in Köln und bin auch seit längerem nicht mehr dort gewesen. Stimmt das mit der Weidengasse denn nicht mehr? Wer etwas weiß, bitte einfach hier hinschreiben!

      Dieser kleine Artikel ist nämlich schon weit über 5000mal gelesen worden und wird über Google offensichtlich immer wieder angesteuert. Es gibt also nicht wenige Leute, die es interessiert, ob und wo es in Köln Kokorec gibt ;).

  11. Ilkay sagt:

    Hallo Kokorec-Freunde,
    irgendwie werde ich einfach nicht müde, obwohl in ein paar Stunden schon wieder die Arbeit ruft, also wandere ich ziellos durch das Internet. Ich träume von einem Kokorec und bemühe Google ohne Hoffnung auf Erfolg und siehe da:

    Kokorec wurde laut türkischen Medien von einem deutsch-türkischen Imbissbesitzer patentiert und wird nun von ihm in Essen verkauft!!! Nach erster Euphorie habe ich nur noch eines im Kopf: WTF?!? Wie kann man überhaupt Kokorec patentieren? Das ist Gemeingut und gehört nicht patantiert.

    Naja, wer dem türkischen mächtig ist:

    http://www.hurriyet.de/haberler/gundem/1326284/almanya-patentli-kokorec
    http://www.odatv.com/n.php?n=essende-kokorec-satiyor-1511121200

    LG,
    Ilkay.

    • Matze sagt:

      Na sowas, ein Kokorec-Patent… Danke für den Hinweis! Hier noch ein paar Zeilen auf Deutsch dazu: http://www.dha.com.tr/kokorec-eroffnung_389693.html

      In Österreich gibt es ja auch Kokorec®, das hat sich der Mann als Essen wohl zum Vorbild genommen ;).

      Soweit ich das richtig interpretiere, geht es allerdings “nur” um den Namen, den man sich offenbar gesetzlich schützen lassen kann (was natürlich an sich schon Quatsch ist, aber gut, Tempo-Taschentuch ist ja auch ein Markenname). Herstellen und verkaufen darf Kokorec jeder, der eine Lizenz dafür hat. Dass die deutschen Behörden bei der Vergabe sehr kompliziert sind, kann ich mir vorstellen. Aber gänzlich erfolglos ist es nicht, sieht man ja hier ;).

      Kleiner Nachtrag: Meine Frau meinte vorhin (und ich glaube, da hat sie Recht), dass die deutschen und österreichischen Behörden bei der Vergabe des Namensrechts bestimmt gar nicht gewusst haben, dass Kokorec der Name eines allgemeinen Gerichts ist, den man sich eigentlich nicht schützen lassen kann. Wäre da ein Deutscher gekommen und hätte sich die Namensrechte auf “Schweinebraten mit Knödeln” geben lassen wollen, das hätte wahrscheinlich nicht funktioniert.

      Abgesehen davon wäre ich gespannt, was passiert, wenn jemand Kokorec so verkauft (also ohne Namensrecht) und man sich dann vor Gericht darüber streitet, wer Kokorec als Kokorec verkaufen darf. Also Publicity wäre denen sicher ;).

  12. Lino sagt:

    Kokorec giebt es auch bei uns auf Sizilien, besser gesagt in Palermo, da ist es bekannt als STIGGHIOLA, werden aber auf Spiese gegrillt

  13. t.g. sagt:

    Kokorec patentieren wird wohl kaum funktionieren, wäre ja wie wenn man Entrecote patentieren lassen würde oder ähnlich. der Herr kann die Marke eintragen lassen aber bei der ersten Einsprache vor Gericht wird dieser sicherlich verfallen. Ausserdem die Ganze EU diskussion war sowieso ein blödsinn.Kokorec kommt aus Griechenland und wird dort mindestens in gleicher Masse konsumiert.

    • Matze sagt:

      Zu Nr. 1: Eigentlich müsstest Du Recht haben, und Patentämter, die das einfach so durchgehen lassen, sind nur zu wenig darüber informiert, dass Kokorec halt kein Name ist (für den man ein Namenspatent vergeben könnte), sondern eine Speise. Andererseits versucht Monsanto in den USA ja derzeit etwas ganz Ähnliches (nein, ich meine nicht die Gentechnik-Geschichte, so weit ist es mit Kokorec hoffentlich noch nicht ;)): Sie wollen Patentrechte auf bereits existierende Pflanzen und Saatgut erhalten. In den USA scheint das zu gehen, in der EU (bislang) nicht.

      Zu Nr. 2: Stimmt, die EU-Diskussion war eher eine Gerüchte- und Panikmache. Trotzdem scheint es ja immer noch nicht genug wagemutige Wirte zu geben, denn Kokorec ist leider nach wie vor extrem selten in Mitteleuropa. In Griechenland habe ich Kokoretsi auch schon gegessen (hatte ich das schon mal geschrieben?), in Thessaloniki, war auch sehr gut. Woher es aber stammt, kann glücklicherweise (wie bei so vielen Dingen…) keiner wirklich sagen. Innereienspieße dieser Art findest Du ja von Serbien bis fast in den Irak.

  14. Pingback: Meine zwölf Pflichten in Istanbul | Chez Matze

  15. ERSAN sagt:

    Yaa adam gibi öğrenince yapın, ulan Türkiyede böylemi yapılıyor. Ben Kokoreç hastasıyım benim bile miğdem bulandı hiç yemeyen bunun yanına bile yaklaşmaz. Allah aşkına adam gibi yapın zaten Döner yiyelim diyoruz nereye gitsem doldurmuşlar Baharatı ulan Döner etinde Baharatmı olur Sahtekârlar. Ben Türkiye’de en lüks otellerde çalıştım ve Ankara’daki hiçbir Döner etinde Baharat yoktur sadece Ankara’da değil Türkiye’de hiçbir Dönerse Baharat yoktur

  16. kigili sagt:

    wo gibt es denn aktuell im jahre 2019 kokorec in deutschland?

    • Matze sagt:

      Ich war etwa vor zwei Wochen im Öz Harran Doy Doy in Köln in der Weidengasse. Also Ende März 2019. Am Eingang stand auf einem Plakat, dass es Kokorec gibt. Allerdings war ich zum Frühstücken da und habe deshalb gar nicht nachgefragt, ob sie wirklich welches haben. Ist aber gut möglich.

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