Mein Beitrag zum GG-Fieber 2010: Rosé Toujours

Der Rosé “Toujours” stammt von Wolfgang Hehles Weingut Deutzerhof an der Ahr. 100% Spätburgunder, Jahrgang 2010, mit 8 € ab Hof nicht wesentlich teurer als ein kleiner Rosé von anderswo für einen Fünfer aus dem Supermarkt. Gut, jemand, der das Glas halbleer hat, wird sagen, fast doppelt so teuer, aber sei’s drum. Jedenfalls ist dieser aus wahrhaft kompliziertem Jahrgang stammende Wein wirklich schön, weil er genau das hält, was er verspricht: Leichtigkeit (11,5 vol%), viel Säure, viel Süße, wiederum also kein optimaler Begleiter warmer Speisen, aber frisch, fruchtig (rote Johannisbeeren) und süffig. Vor allem aber besitzt er diesen Touch an Eleganz, der die gelungenen Mittelsegment-Weine von den gelungenen einfachen Schoppen unterscheidet. Besser wird er sicher nicht mehr, aber der Sommer ist ja auch schon wieder fast vorbei.

Auch am zweiten Tag immer noch in untadeliger aromatischer Form. Toujours bon quasiment.

Mal ein kurzer Artikel, aber viel mehr gibt’s dazu auch nicht zu sagen. Es sei denn, Ihr habt den Wein schon probiert und seid gänzlich anderer Meinung. Ich würde ihn jedenfalls nachkaufen an meiner Stelle.

Riesling Mannwerk 2010 – der Jungfernjahrgang

Als ich den Namen dieses Rieslings das erste Mal las, musste ich unwillkürlich an die alten Kasperle-Platten denken, die ich als Kind oft gehört hatte. Ein bisschen hatte mich seinerzeit irritiert, dass die Tiere, der Igel beispielsweise, bayerisch sprachen, aber das war eher dem Synchronsprecher als dem Igel selbst geschuldet. Viel stärker irritierten mich hingegen seltsame Bezeichnungen, die ich nicht verstand und bei denen ich meinen Großvater um Rat fragen musste: Da bestellte der Bauer “ein Tagwerk” Land, und die Hexe hackte “einen Klafter” Holz. Wenn ein Bauer mit seinem Ochsengespann von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang schuftete, dann war die Fläche, die er in dieser Zeit bearbeiten konnte, ein Tagwerk. Wie definiert sich dann ein Mannwerk? Continue reading

Der Jahrgang 2010 in Frankreich

Der Sommer scheint allmählich da zu sein. Die ersten von Euch werden sich vielleicht sogar in der nächsten Zeit schon zum Sommerurlaub aufmachen. Und warum nicht dieses Jahr mal nach Frankreich? Gut, da wart Ihr die letzten 20 Jahre schon, aber Kontinuität hat ja auch gewisse Vorteile. Während bei unseren westlichen Nachbarn langsam der Jahrgang 2010 auf die Verkaufstische kommt, nimmt die RVF es mit der Kontinuität genauso ernst. Wie jedes Jahr Anfang Juni, ist mittlerweile der Jahrgangs-Guide 2010 in Zeitschriftenform herausgekommen. Ich werde Euch also hier die Situation in den einzelnen Anbaugebieten vorstellen – und jeweils ein paar besonders gelungene Weine. Continue reading

Hausmesse im Kölner Weinkeller 2011: die Weine aus Deutschland

Jedes Jahr um diese Zeit gibt es ein Großereignis für alle Kölner Weinliebhaber/innen. Frisch geduscht und mit “Tabac Original” bestäubt (ach nein, darf man ja nicht, stand sogar in der Ankündigung), geht es nach Braunsfeld in den Kölner Westen. Wer sich allerdings nicht angemeldet hatte, stand vor verschlossenen Toren: Eine Tageskasse gab es nicht. Im bevölkerungsreichen Rheinland sind Veranstaltungen dieser Art leider nur noch sehr selten, der Andrang musste schon im Vorfeld eingedämmt werden. 63 Winzer und Weinhäuser sollen dabei gewesen sein. Durchgezählt habe ich sie nicht, aber gerade aus Deutschland hatten sich viele Hochkaräter nicht lumpen lassen. Continue reading

Weinprobe: Rheingau und Franken mit den Schönborns

Das Kölner Wein-Depot bietet fast das ganze Jahr über immer donnerstags bis samstags die Gelegenheit, in unkompliziertem Ambiente Weine von und mit Winzern direkt zu verkosten. Letzten Samstag habe ich diese Möglichkeit genutzt, um mich ein wenig durch das aktuelle Portfolio der Güter derer von Schönborn zu probieren, die bekanntlich sowohl im Rheingau als auch in Franken zur erweiterten Gebietsspitze gehören. Dass diese Probe letztlich ganz grundsätzliche Fragen aufgeworfen hat, hätte ich zu Anfang allerdings nicht gedacht. Continue reading