
Wein spielt seit jeher eine große Rolle im Leben der Franzosen und ist im übrigen auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für das Land. Schließlich gibt ja nicht nur Winzer, sondern auch Maschinen- und Flaschenhersteller, Distributoren und Werbeagenturen, die vom Wein leben. Eine Institution, die für mich auf großartige Weise die kleinen Freuden der französischen Provinz symbolisiert, ist der örtliche Weinhändler, der Caviste. Weiterlesen
Wenn man 100 Menschen danach befragen würde, was wohl ihre erste Assoziation wäre bei der Erwähnung der “kleinen Freuden der französischen Provinz”, würden vermutlich 89 von ihnen sagen, “Essen gehen”. Und zwar nicht im Schnellrestaurant, sondern richtig schön mit Tischdecke. Vielleicht können wir das sogar noch toppen, denn diesmal waren wir in einem Restaurant mit Messer und Gabel. Und Gläsern. Und einem Michelin-Stern. 
Stolz sind sie auf ihre Weine, die Jurassiens. Aber ehrlich gesagt auch völlig berechtigt, denn es gibt hier (fast) alles, was das Herz des Weinliebhabers erfreut: Rotweine, Weißweine, Sprudler, Süßes und auch noch ein paar uralte Spezialitäten. Das einzige Problem dabei: Wie finde ich mich bloß in diesem Durcheinander zurecht?
So ganz ohne Planung läuft auch ein Aufenthalt in der Provinz nicht ab. Nachdem wir beschlossen hatten, für unser Projekt „irgendeine Stadt in Frankreich“ aufzusuchen, gab es dabei vier Kriterien einzuhalten: Sie musste 1. weniger als 50.000 Einwohner haben, durfte 2. nicht in einer top-touristischen Gegend sein (also nicht am Meer oder in der Provence), musste 3. mittendrin eine freie Ferienwohnung und 4. – das war mein Wunsch – einen schönen Freiluftmarkt oder gar eine Markthalle besitzen. Denn, liebe Freundinnen und Freunde der französischen Provinz, ist der Gang über den Markt nicht eine der kleinen oder vielleicht sogar großen Freuden? Und das umso mehr, wenn man die Dinge dann auch tatsächlich kaufen und kochen kann.
Ich muss zugeben, dass ich im normalen Arbeitsalltag in Nürnberg nie morgens zum Bäcker gehe. Ich pflege im Schlafanzug zu frühstücken, Kaffee und Joghurt müssen genügen, denn es geht mir ja nicht um ein tolles und gemütliches Esserlebnis, sondern darum, nicht mit leerem Magen zur Arbeit zu fahren. Das ist hier bei den Berichten von den kleinen Freuden der französischen Provinz natürlich anders. 