Einmal musste es ja soweit sein bei der Großen Silvaner-Schau. Bislang habe ich in vielen Folgen seit der ersten Silvaner-Schau 2020 Weine vorgestellt, die im allerbesten Sinne preiswert waren. Oder solche, die einen leicht schrägen Kick besaßen, die aus unbekannten Ecken oder von Geheimtipp-Winzern stammten. Was, so fragt man sich da unwillkürlich, ist aber mit der absoluten Silvaner-Spitze los? Welche Weine kann man aus dieser Rebsorte erschaffen, die sich wirklich in die Riege der allerbesten trockenen Weißweine einordnen lassen? Oben auf dem Titelfoto seht ihr schon vier Kandidaten, die ich bei meinem kleinen Test dabei hatte. In Freak-Kreisen sind das bereits Kultweine. Wie aber unterscheiden sich diese Weine charakterlich? Und, nicht ganz unwesentlich bei meinem Ansatz, finde ich ein paar Geheimtipps, die im Blindtest mithalten können?
Wie definieren sich die »besten Silvaner«?
Fragen über Fragen zum Abschluss der diesjährigen Silvaner-Schau. Wie also bin ich auf die Kandidaten für diesen Artikel gekommen? Nun, zunächst einmal gibt es als Orientierungspunkt das, was andere bereits getestet und geschrieben haben. Die einschlägigen Weinguides, bei denen man keinem Wein ausweichen kann, der eingereicht wird. Im Vinum Weinguide 2024 heißt die Punktereihenfolge bei den Top-Silvanern: May, Luckert, May, Saalwächter, Giegerich, Östreicher. Von jenen musste ich leider den Sylvaner »Creutz« der Luckerts ausfallen lassen, weil ich ihn schon einmal gesondert porträtiert hatte. Die anderen sind aber alle dabei.
Dann habe ich natürlich selbst im Verlauf des Jahres eine erhebliche Anzahl von Silvanern probiert – angefangen bei der GG-Präsentation des VDP über einschlägige Messen und private Treffen. Und schließlich hört und sieht man sich natürlich auch um, worüber auf Social Media gesprochen wird. All das zusammen ergibt letztlich ein beachtliches und absolut erfreuliches Feld. Was Silvaner alles kann, wurde mir also schon vor der eigentlichen Probe deutlich. Jene habe ich dann hinreichend subjektiv durchgeführt. Das heißt, mir ging es um Charaktere, um Ausdruck, um persönliche Ansätze bei der Interpretation unserer Lieblings-Rebsorte. Und nicht um eine Leistungsschau, bei der ich das alles in Punktzahl und Reihenfolge gießen muss. Deshalb ist die Reihenfolge im Artikel völlig unwesentlich. Schaut also, welche Silvaner mich aus welchem Grund besonders beeindruckt haben.
May/Franken – Silvaner Kniebrecher 2022
Genau hier sind sie auf der historischen Karte zu finden, die »Gniebrecheræcker«. Überraschenderweise handelt es sich um ein ziemlich flaches Gelände ohne einen einzigen Rebstock. Und von hier soll der »Kniebrecher« stammen? Nein, natürlich nicht. Aber an den Kniebrecheräckern kommt man vorbei, wenn man mit dem Schlepper über den Berg fährt, der die beiden May-GGs Himmelspfad und Rothlauf miteinander verbindet. Eine eher symbolische Bezeichnung also, denn der Kniebrecher als Wein besteht aus den Trauben dieser beiden Paradelagen. Alles, aber wirklich alles, was ihr sonst über diesen Wein wissen müsst, hat Felix in seinem sehr lesenswerten Bericht bereits erwähnt. Im Shop des Weinguts findet ihr den Kniebrecher nicht, und wenn, dann müsste er formell unter den Gutsweinen erscheinen. Aber wer ein Fläschchen erwerben möchte, für 110 € gibt es eins bei Saittavini oder normalerweise auch bei RotWeißRosé.
Fünf Minuten meiner Lebenszeit habe ich darauf verwendet, die dicke Wachskappe einigermaßen fachgerecht zu entfernen. Bitte, liebe Winzer und Winzerinnen, lasst sowas sein, wir sind hier nicht im Mittelalter, Dirk. Dann aber: Whoosh! Der Kniebrecher frontet ab der ersten Sekunde, Expressivität zum Quadrat. Da gibt es zunächst Zeder und Kokos vom edlen Holz, gleichzeitig starke, apfelige Aromen, fast noch ein bisschen in der Gärphase, eine richtig kräftige, aber reife Säure und schließlich die Phenolik des Haltbaren. Nicht krass polarisierend, aber fordernd, individuell, intensiv, hochspannend. Selbstverständlich würde man als Harmoniefreund niemals auf die Idee kommen, die Flasche jetzt schon zu öffnen. Aber wer es ein bisschen wilder mag, findet im 2022er Kniebrecher aktuell schlicht das angenehm Unangepasste.
Keller/Rheinhessen – Sylvaner vom Austernfels 2022
Auch wenn Klaus Peter Keller seinen Ruhm in erster Linie den großen Rieslingen verdankt, wissen Freund:innen des Hauses, dass der Silvaner hier ebenfalls stets geschätzt wurde. Der Feuervogel, den ich 2021 probiert hatte, war neben dem normalen Grünen Silvaner jahrelang der Prototyp der Keller’schen Silvaner-Zuneigung. Sohn Felix hat in letzter Zeit ebenfalls ein paar extrem spannende Projekte auf die Beine gestellt (die Weine mit Philipp Giegerich, den Sylt-Solaris mit Ben Müller, den Schaumwein, den Burgunder…), so dass es bei den Kellers offenbar heißt: »forward in all directions«. Das gilt auch für diesen Wein, den Sylvaner vom Austernfels. Die Lage müsste offiziell eigentlich die Neu-Bamberger Heerkretz sein, wenn ich mich nicht täusche, das Gewann heißt Schlossberg. 60 Jahre alte Reben, Rhyolith im Unterboden, darüber der namensgebende Austernkalk – ich fahre demnächst mal hin.
Auch Wachskappe, aber irgendwie leichter zu öffnen – oder ich habe den Dreh inzwischen raus? Alles andere wirkt zwar komplett anders als beim Kniebrecher, aber gleichermaßen spannend. Hell kommt mir der Austernfels vor, Ligusterblüte und unreife Walnuss in der Nase. Im Mund spüre ich zunächst eine gewisse Viskosität, bevor ein deutlicher Trinkwiderstand auftritt. Das fühlt sich an wie eine feine Membran aus Austernfels-Staub, aus Traubenschalen-Phenolik, dazu viel Salzigkeit, die ein basisches Gefühl mit sich bringt. So als hätte man eine imaginäre Waage geschluckt mit hellem Säureausdruck im rechten Schälchen und Salzbonbon im linken. Das ist schon wieder ein sehr junger Wein, wenig fruchtorientiert, dabei aber speisenaffin und charakterstark. Großartige Sachen sind das.
Boxler/Elsass – Sylvaner 2021
Außerhalb Deutschlands ist das Elsass eindeutig die Region mit dem meisten Silvaner. Oder Sylvaner, wie er nicht nur hier in aller Regel geschrieben wird. Zwar darf die Rebsorte mit dem Zotzenberg sogar eine Grand Cru-Lage beanspruchen, ansonsten verhält es sich aber ein bisschen wie in Rheinhessen: Hinter König Riesling und ein paar Kronprinzen bleibt meist nur der Platz auf der Bratschenbank. Zum Glück gibt es aber auch in la douce France ein paar Top-Weingüter, die den Sylvaner in ihrem Portfolio führen. Zu jenen zählen beispielsweise Weinbach und Boxler. Als ich vor Ort war, gab es bei Weinbach leider keinen mehr, dafür erstand ich bei Boxler gegen meine Gewohnheit gleich zwei Flaschen (hört, hört). Die Reben sind zwischen 50 und 75 Jahren alt, vier winzige Parzellen auf Granitboden, Ganztraubenpressung, langes Hefelager. Schlanke 24,60 € muss man bei Alles Wein dafür hinlegen, weniger als in Frankreich.
In der Nase lacht der Deutschweintrinker in mir. Hier gibt es nämlich eine feine, leckere Frucht. Aprikose spüre ich am meisten. Im Mund bleibt der Boxler saftig mit schön frischer Säure, dazu Weinbergspfirsich, viel Pikanz, aber ohne jegliche Unreifetöne. Ich lande im Vergleich am ehesten bei Rebholz oder Christmann oder auch Albert Mann, also frisch und konsequent, aber für mich trotzdem sehr einladend. Interessanterweise sind das alles Rieslinge, und wir befinden uns hier auch weit entfernt von erdig-barocken Charakteren. Easy Drinking auf hohem Niveau – und das aus dem Elsass, bei dem viele von uns eher schwere Weine im Hinterkopf haben. Man sollte alte Vorurteile durchaus öfter mal überprüfen.
Saalwächter/Rheinhessen – Silvaner Grauer Stein 2021
Carsten Saalwächter war vor ein paar Jahren ein absoluter Shooting Star. Jung, nach vorn easy-going, in Wirklichkeit aber wahnsinnig wissbegierig und konsequent, hat er in kürzester Zeit viele wichtige Produzenten mit seinen halbwilden Weinen ganz schön alt aussehen lassen. Auch wenn ich seinen Chardonnay und seinen Weißburgunder großartig finde, bin ich froh, dass Carsten den Silvaner mindestens ebenso liebt. Sein kleiner Wein »Alte Reben« ist ein echtes Schnäppchen für Charaktertrinker. Und sein großer Silvaner namens »Grauer Stein« gehört genau in diesen Artikel. Stammt von einer kalkkargen Parzelle in Ingelheim, alte Reben, 24 Monate großes Holz. Den 2021er gibt’s beispielsweise für 64 € bei Karl Kerler – oder auch beim Edelfrei in good old Bamberg.
Gehört ihr zu diesen »neuen Somms«? Ihr wisst schon, auf dem Teller ein bisschen Nordic Cuisine, ein Touch Japan, Fermentiertes, Lokales, Saisonorientiertes. Und dazu dann ein Wein, der konservativ-behäbige Geister verschreckt. Da muss nicht dick Natural draufstehen, aber Ecken und Kanten sind definitiv Pflicht. Wer in diesem Bereich gleich mal ganz oben anfangen möchte, voilà, hier ist der Graue Stein. Der einzige Silvaner im Test mit deutlichen Reduktionsnoten in der Nase, Knallplättchen, aber irgendwie auf feingeistige Art. Diese Reduktion bleibt auch im Mund spürbar, wird das meiner bescheidenen Erfahrung nach auch immer tun, das ist nichts Flüchtiges, das ist ein Charakterzug. Dann kommt aber eine extrem ziselierte, zarte, elegante Materie. 12,5 vol% nur, lebendige Säurestruktur, passende Phenolik. Ein wunderbarer Wein, der in die ganz neue Welt passt.
Östreicher/Franken – Silvaner Augustbaum 2017
Richard Östreichers Augustbaum hat eine Karriere hinter sich, ganz ähnlich wie sein »Maker«. Vor einem Jahrzehnt nur ein Tipp unter absolut Eingeweihten, aber wahrscheinlich schon genauso gut wie heute. Dann ist langsam durchgesickert, dass die Östreichers einen ganz besonderen, sehr stark burgund-orientierten Stil pflegen, das Ganze aber mit eindeutig fränkischem Ausdruck. Und schließlich sind wir jetzt an einem Punkt, an dem der Augustbaum regelmäßig unter die besten Silvaner des Landes Schrägstrich der Welt gewählt wird. Stammt aus dem gleichnamigen Gewann, sandiger Muschelkalk, vergoren und ausgebaut im gebrauchten Barrique – und gern schnell ausverkauft. 34 € kostet der aktuelle Jahrgang, den es beispielsweise bei K&U gibt. Den 2017er habe ich allerdings aus meinem eigenen Keller geholt, im Handel gibt es ihn nicht mehr. Dafür mit Glück noch in der einschlägigen Gastronomie wie dem Gasthaus Hofmann, denn der Esstisch ist sein eigentlicher Bestimmungsort.
Das höhere Alter sieht man dem Augustbaum beim Einschenken ins Glas an, hier gibt es deutlich mehr Farbe. Was der Kniebrecher an Expressivität hatte, hat der Augustbaum mittlerweile an Weisheit. Schon in der Nase wirkt das Holz vollständig eingebunden, pflanzliche Komponenten spielen eine Rolle, ein leicht gelber Touch, aber nichts drängt in den Vordergrund. Im Mund geht das Ganze nahtlos weiter. Ein glatter Fluss kommt langsam ins Rollen, eine kühle Kraft, ein bisschen verschlossen, weit entfernt von Primärfrucht. Der Augustbaum zeigt ausgewogene Säure, ist balanciert, harmonisch, aber bleibt letztlich bis zum letzten Schluck von nobler Distanz geprägt. Selten habe ich einen Östreicher-Wein so karg erlebt, so erhaben, für mich absolut auf dem Höhepunkt.
Die ehrenvoll zu Erwähnenden
Fünf Silvaner habe ich auf mein Podium gehoben, jeder eine komplett eigene Welt, je nach Ansatz stärker den naturgegebenen Elementen oder der Handwerkskunst verpflichtet. »Leider« gab es daneben in der Probe aber noch eine Reihe anderer Weine, die in jedem vernünftigen anderen Artikel große Lobenshymnen ausgelöst hätten. Dass sie hier nur »erwähnt« werden, zeigt das unglaublich hohe Niveau, auf dem wir uns befinden.
Ottenbreit – Vom Schönvogel 2022
Geschmeidig, zwar modern im Holz, aber pikant und wahnsinnig ausgewogen. Der Schönvogel ist nur einer von mehreren Weinen, bei denen Christian Ottenbreit sein großes Talent als Vinifikateur zeigt.
Tom Glass – Silvaner 2019
Tom Glass bringt zwar viel Erfahrung von anderen Betrieben mit, aber ich finde, seine eigenen Weine sind die spannendsten. Dieser hier aus dem Jahr 2019 ist jetzt auf seinem Höhepunkt. Reif, würzig, souverän.
Luckert – Maustal GG 2022
Das erste GG der Liste, aber gleich mal eins, das etwas außer der Reihe agiert. Etwas Hopfen, deutlich Phenolik, mehr auf Tiefe denn auf Spitze ausgerichtet. Noch sehr jung aber sehr vielversprechend.
Wirsching – Julius-Echter-Berg GG 2021
Vielleicht mein Favoriten-GG im konventionelleren Stil, sehr elegantes Holz, Cremigkeit, feiner Fluss. Ein Klassiker, der mit der Zeit gegangen ist.
Max Müller I – Am Lumpen 1655 GG 2022
Erinnert mich stark an den Wein von Tom Glass mit seiner höheren Reife, Dichte, Würze. Max Müller I ist immer eine sichere Bank, und der Lumpen liegt bei mir vor dem Ratsherrn.
Weltner – Hoheleite GG 2022
Ganz andere Philosophie, immer fast zart trotz des Keuperbodens, das muss man auch erstmal hinbekommen. Zitrusorientiert, fein, knalltrocken. Und der einzige Wein hier im Bocksbeutel. Puh, irgendwie doch schade…
Heindel – Weiße Leite 2022
Geheimtipp aus Mittelfranken vom Ipsheimer Burg Hoheneck. 16 Stunden sanft mit der Korbpresse bearbeitet, unfiltriert, Holunderblüte, weißer Pfeffer, noch sehr hell und ziemlich kantig, braucht Luft und Zeit.
Giegerich – Carus 2016
Jedes Weingut durfte hier ja nur einmal ran, und ich hatte noch diesen Wein von den Giegerichs. Stammt aber auch vom Rücker Schalk wie der jetzige Top-Wein. Deutlich gereift, gelbe Mango, herbstlicher Eindruck, gelassen, noch eine andere Welt.
Mein Fazit – die besten Silvaner der Welt!
Dieser Test, meine lieben Freundinnen und Freunde des gehobenen Silvaners, wird definitiv als eines der Highlights in meinen Kalender des Jahres 2024 eingehen. Endlich hatte ich mal Zeit, über mehrere Tage einen Haufen großartiger Silvaner zu probieren und vor allem sie direkt miteinander zu vergleichen. Ihr seht wie angekündigt, dass ich zwar viele Worte, aber keine Punkte verteilt habe. Es gibt also keine Reihenfolge. Zu unterschiedliche waren die Ansätze, die Jahrgänge, vielleicht auch die Terroirs.
Wobei ich zugeben muss, dass ich es hier in erster Linie mit Autorenweinen zu tun hatte, »Viños de Autor«, wie man in der Rioja diese Philosophie nennt. Klar, einige besaßen einen stärker non-interventionistischen Charakter als andere, aber letztlich ist mir deutlich geworden, dass all diese individuellen Weine aufgrund einer Vielzahl an individuellen Entscheidungen entstanden sind. Silvaner eignet sich als nicht-aromatische und damit anpassungsfähige Rebsorte bekanntermaßen besonders gut dafür.
Ein kleiner Nebeneffekt war, dass mir mein persönliches ideales Trinkfenster bei diesen Silvanern ein bisschen klarer geworden ist. Die Harmonie stellt sich für mich grosso modo etwa vier Jahre nach dem Erntezeitpunkt ein, wenn Frucht und Ausbaunoten ein bisschen eingefangen sind. Geht der Silvaner nach vielleicht acht Jahren langsam in seine mangofirnige Phase über (was er meiner Erfahrung nach in sicher 90% der Fälle tut), ist das allergrößte Vergnügen hingegen vorbei. Augustbaum 2017 war ideal, Carus 2016 schon knapp drüber, wenngleich das auch später große Weine bleiben. Sie werden sich nur immer ähnlicher.
Überlegt euch also, welche Richtung euch am meisten zusagt, und dann besorgt euch eines oder mehrere der Schätzchen. Ihr werdet es nicht bereuen.
Allerletzte Frage: Falls ich nächstes Jahr so einen Test wiederholen sollte, welche Silvaner sollte ich denn berücksichtigen, die diesmal nicht dabei waren?
für 2025 einen Sylvaner vom Kuenhof / Brixen Jahrgang 2018 bis 2020 in die Verkostung nehmen
Gute Idee! Kuenhof hatten wir ja bei der 365-Jahre-Silvaner-Feier in Castell. Hatte mir gut gefallen, obwohl “schwere” Silvaner sonst nicht so meine Sache sind. Aber die waren super zum Essen, also 1a-Kontextweine.
Da hätte ich ebenfalls ein Weingut aus Südtirol, nämlich das kleine Weingut “Garlider”, der Familie Kerschbaumer.
Der 2018er Sylvaner hat mich damals sehr beeindruckt.
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In Franken natürlich noch Rothe und Egon Schäffer
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…und danke, für den wieder sehr interessanten Artikel!!
Garlider, ja, gerade wollte ich schreiben, den 2018er habe ich auch probiert, dann aber nachgeschaut. Und, es war der 2012er! (https://chezmatze.de/2020/03/03/garlider-sylvaner-biowein-suedtirol/) Wie man sich doch in der Zeit täuschen kann… 😉 . Wird also wirklich wieder mal Zeit.
Aus Südtirol habe ich noch den »Praepositus« von Neustift/Novacella im Keller. Hatte ich mir gekauft, nachdem deren kleinerer Wein mir recht gut gefallen hatte. Aber weil es wie üblich nur eine Flasche ist, habe ich den bislang nicht aufgemacht…
Wenn es um Südtirol geht, kommt für mich das Spannendste an Silvaner von Daniel Sigmund. Erster Jahrgang 2021.
Hab grad mal kurz gestöbert, und das hört sich doch alles SEHR danach an, als könnte es mir gefallen… Hast du den Pinot Noir auch probiert?
Hallo Matthias,
danke für diesen wunderbaren Artikel. Sehr praxisorientiert finde ich Deine Einschätzung der Reifungsfähigkeit von Spitzensilvanern und ihrer aromatischen Annäherung. Ich teile sie aber nicht uneingeschränkt 😉
Z.B. habe ich 2013er Dorn-Dürkheimer Silvaner, wurzelecht von Gutzler im Keller, der noch völlig frisch ist.
Der Sylvaner-Papst Rheinhessens, Michael Teschke, hat ja leider aufgegeben. Auch seine Lagenweine blieben über 10 Jahre völlig stabil. (Wie sind wohl die heutigen Weine aus seinen ehemaligen Lagen, die vom Weingut Hofmann und vom Weingut Bischel übernommen wurden? Eine Parzelle soll auch Carsten Saalwächter bewirtschaften.)
Mir fallen als Erzeuger toller Silvaner noch ein:
Weingut Eckehart Gröhl in Weinolsheim, Rheinhessen: Silvaner wurzelecht
Weingut Thörle, Saulheim, Rheinhessen: Silvaner Probstey
Kai Schätzel, Nierstein, Rheinhessen: Steiner
Weingut Werther-Windisch, Mommenheim, Rheinhessen: Harxheimer Lieth
Fürst Löwenstein in Kleinheubach, Franken: “Asphodill”
Weingut Gessner, Garstadt, Franken: Silvaner “Reider”.
Klaus Höfling, Eußenheim, Franken: Gambacher Kalbenstein
Stefan Vetter, Gambach, Franken: Sylvaner CK, Sylvaner GK, Himmelslücke und Rosenrain
In Südtirol: Pacherhof (Vahrn), Köfererhof Josef Kerschbaumer (Vahrn), Strasserhof (Vahrn). Ja, die sind alle kraftvoll, haben aber durch die in Deutschland nicht vorhandenen Urgesteinsböden eine völlig eigene Mineralität.
Beste Grüße!
A propos Urgestein (fällt mir nur grad ein): Hast du mal die Weine vom Weingut Höfler in Michelbach probiert? Ist ja auch Urgestein, und ich fand sie dieses Jahr bei der Weinbörse sehr interessant. Wie du sagst, ganz eigene Mineralität.
Und à propos Reife-/Alterungsnoten: Ich bin da völlig bei dir, ich hatte auch schon einige ältere Silvaner, die fantastisch gereift sind. Als wir letztes Jahr aber ein Tasting im Rahmen der Masters of Wine-Tour gemacht haben, alles VDP-Weine, alle zwischen so sechs und zwölf Jahren alt, da ist mir das mit dieser “Mangofirne” oder wie man das bezeichnen soll ziemlich deutlich aufgefallen. Das ist fast ein bisschen, als würden alle Silvaner (auch die vom Muschelkalk) schleichend “keuperisieren”, also den eigentlich mit Keuper in Verbindung gebrachten kräuterschwefelgelbfruchtigen Ton annehmen. Aber ich bleibe dran – und habe ja auch noch ein paar gereifte Silvaner im Keller. Der “Reider” kommt vielleicht nächstes Jahr mit dazu, ich habe noch eine Flasche hier, Vetter eh. Den Gröhl wurzelecht hatte ich letztes Jahr beim Falstaff-Tasting leider verpasst, hab nur die Rieslinge probiert…
…gibt’s auch noch einen Beitrag über die Silvaner, die dann sehr deutlich neben der Spur angesiedelt sind? Also z.B. Kraemer, Plackner, ältere Teschkes…
Diesmal leider nicht. Ich hatte in dem Artikel über “Besondere Silvaner” die Exemplare von Carl Walther und Moritz Bachner untergebracht, die eindeutig in diese Richtung gehen. Ansonsten hatte ich die anderen immer mal verstreut in den letzten Jahren dabei. Krämer mehrmals, Plackner, Teschke, Patek, 2Naturkinder, Schömig, Seufert, Wein Goutte, Vetter natürlich auch, Winkler, Baumann… und vergessen habe ich da sicher noch jede Menge. Ich hoffe, die habe ich alle vernünftig verschlagwortet, dann kannst du sie über die Stichwortsuche finden.
Im Keller liegen aber noch Krämers Silex und Teschkes 19-68, beide aus 2017, Vetters GK sogar 2013, dazu Himmelslücke 2014. Vielleicht warte ich bis zur nächsten Silvaner-Schau, dann kann ich da mal “Natural in Reif” machen 😉 .
…alles gut! Mir kam der Gedanke nur im Hinblick auf die mögliche Kombination von “Besonders” und “Beste”, da dachte ich in erster Linie an das Silvaner-Quintet von Stephan Krämer “Alte Reben – Silex – Skin – Solera – Flor” (2018 bzw. n.v.), das mich seinerzeit völlig geflasht hat, auch die Plackner-Silvaner würden da recht gut reinpassen. Bei Teschke dachte ich eher an Weine aus dem Zeitraum plus-minus 2012, die aktuell teils noch verfügbaren Sachen aus 2016 / 2017 haben m.E. lang nicht mehr so viel Spannung parat, auch der von Dir angeführte 19-68 aus 2017 hat juxigerweise erst vorgestern bei uns nur zu einem “ganz nett” geführt…
Apropos Teschke als Anmerkung zu einem der obigen Beiträge: Carsten Saalwächter hat anscheinend 3 Parzellen (GMK Gau-Algesheim 19-29/1, /3 und /4) übernommen, also die, aus denen früher der “19-29” kam…
Insgesamt habe ich aber aus der aktuellen Silvanerschau schon ein bißchen was im Hinterkopf behalten, vielen Dank dafür!
Ja, die Krämer-Serie hatte ich bei Stephan auch gleich zu Anfang probiert! Über den Flor hatte ich dann geschrieben, aber so rein von der Ausgewogenheit zwischen Eleganz und forderndem Charakter her fand ich vielleicht sogar die Reserve von den Alten Reben am schönsten.
Die richtig “alten” Teschkes habe ich leider nicht mehr. Ein paar hatte ich (wer nicht 😉 ?) jung getrunken, und jetzt bleibt halt nur noch der 2017er… Aber so ist das, irgendwie hat Vergänglichkeit als Philosophie beim Weintrinken auch was für sich, finde ich 😉
Ich würde Brügels “Filetstück” fürs nächste Jahr auf die Liste setzen. Zumindest war ich vom 2019er sehr angetan. Ist ein großzügigerer Stil, aber sehr hohe Qualität.
Grad nachgeschaut, ich habe davon noch den 2018er im Keller. Eine Flasche, wie üblich 😉 . Hat also tatsächlich gute Chancen, im nächsten Jahr mit dabei zu sein!
Hallo zusammen,
wieder mal ein schöner Ausdruck der Schwarmintelligenz 😉 Danke dafür.
Wenn Ihr 5 Top-Silvaner für jeweils maximal 25 € / Flasche nennen solltet, welche wären Eure?
Folgende Silvaner wären für mich in der engeren Wahl:
2022er “Wacholder” Landwein Main (Tobias Winkler)
2022er Landwein Main (Tom Glass)
2022er “Augustbaum” (Östreicher) -leider inzwischen 32 EURO
und die Silvaner von Florian Reus.
Hallo Bodo, den Wein von Tobias Winkler habe ich schon …aber tatsächlich aufs nächste Jahr verschoben 😉 . Florian Reus will ich bis dahin auf jeden Fall auch probieren!
Hallo Bodo!
vielen Dank. Kenne ich ALLE noch nicht.
LG Thomas
Silvaner – Myophorium, Ruck (Referenz 2009)
Silvaner – Silex – Steillage, Kraemer (Referenz 2016)
Silvaner – Aussteiger – Orange, Plackner (Referenz 2015)
Silvaner – Sommeracher Katzenkopf “Augustbaum”, Östreicher (Referenz 2014)
Silvaner – Retzstadter Langenberg “Der Schäfer”, May (Referenz 2014)
…wobei die aktuellen Jahrgänge teils wohl mittlerweile über der Schwelle liegen…
Danke auch an Dich EC!
Da kenne ich Plackner’s Orange und den Augustbaum von Östreicher noch nicht.
Und ja, preislich liegen die inzwischen alle drüber. Machste nix.
LG Thomas
Meine letzte Entdeckung: 8 Zeilen von M. Heindel. So dicht, so leicht, so salzig!
…gestern haben wir Saalwächters Silvaner Grauer Stein 2021 im Glas gehabt, einfach Weltklasse, einfach “boahhhh”…
Ja, das ist schon großes Kino für Fortgeschrittene! Wie er sich mit den Jahren entwickelt, werde ich leider auch nicht mitbekommen, aber dieses eine Mal war es definitiv wert…