Weingut Deppisch – Entdeckerfreude mit mutigen Weinen

Titel Deppisch Schafe

[In Kooperation mit dem Weingut Deppisch] Beginnen wir mit den Schafen. Ich weiß, es soll hier um Wein gehen, um Silvaner gar, und das wird auch noch passieren. Aber als ich im März bei den Veitshöchheimer Weinbautagen war, da gab es das größte Gemurmel im Publikum, als in einem Vortrag von Schafen im Weinberg gesprochen wurde. Christian Deppisch, dessen Weingut sich in einem Seitental des Mains unweit von Würzburg befindet, hält Schafe im Weinberg. Ouessant-Schafe, um genauer zu sein. Wenn er da kniet und die Schafe sich um ihn drängen, hat das Bild irgendwie etwas vom guten Hirten. Aber was machen die Schafe eigentlich? Und was macht Christian außer hüten?

Schafe im Weinberg

Silvaner-Schau

Was Christian macht? Ehrlich gesagt eine Menge. Eigentlich (wenn man hier von eigentlich sprechen kann) ist er bei der LWG, der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim. Ja, genau dort, wo die Weinbautage immer stattfinden. Ich hatte hier schon einen Vortrag von ihm zum Thema Chip-Veredelung gehört, regulär aber unterrichtet er biologischen Weinbau. So ganz nebenbei führt er mit seiner Frau Christina aber auch noch das Weingut – Demeter-zertifiziert und mittlerweile auf sechs Hektar Rebfläche angewachsen.

Schafe im Weinberg

Aber nochmal zurück zu den Schafen. Was jene im Weinberg bewirken, kann man auf diesen Fotos eigentlich sehr gut sehen. Aufgenommen habe ich sie am 22. Mai, beides ist der Theilheimer Altenberg, beides sind Deppisch-Parzellen, links schaf-gepflegt, rechts nicht. Dafür hängt rechts ein bisschen Schaffell drin, um möglichen Rehverbiss zu vermeiden. Rehe mögen den Schafsgeruch nicht, womit die linke Parzelle automatisch geschützt bleibt. Und eine viel bessere Beikräuterregulierung als die Schafe bekommt ganz sicher auch kein (mechanisches) Mähgerät hin.

Jetzt allerdings müssen die Schafe wieder raus aus dem Weinberg. Die Ouessants als kleinste europäische Schafrasse sind nicht nur ausnehmend neugierig, sie können sich auch auf die Hinterbeine stellen und damit an Dinge herankommen, die sie eigentlich nicht interessieren sollten.

Demeter-Weingut Deppisch in Theilheim

Christian Deppisch Theilheimer Altenberg

Zurück auf dem Hof erzählt Christian mir, wie er eigentlich zum Weingut gekommen ist. »Mein Vater war 35 Jahre lang Außenbetriebsleiter beim Bürgerspital«, sagt er. »Das war damals noch so ein bisschen wie bei den Förstern, also mit einer Betriebsleiterwohnung praktisch mitten in den Weinbergen«. Die Nähe zum Weinbau war also schon immer da – eigenes Rebland allerdings nicht. Als die Familie nach Theilheim zog, pachteten sie dort den ersten kleinen Weinberg. »500 Quadratmeter, das war ein Alter Fränkischer Satz. Heute wäre ich froh, wir hätten ihn noch!« Aber damals habe man anders gedacht und ihn nach ein paar Jahren rausgerissen. »Als ich in Geisenheim studiert habe, waren wir immer noch ein Garagen-Weingut – und zwar ein echtes«, lacht Christian. Der Wein wurde nämlich wirklich in der kleinen Autogarage bereitet.

Geändert hat sich das im Jahr 2004, als sie sich einen kleinen Hof in Theilheim kaufen konnten. Der nächste richtig große Schritt fand dann erst vor kurzem statt, im Jahr 2020. »Da sind mir Rebflächen in Randersacker angeboten worden. Pfülben, Sonnenstuhl, die richtig großen Lagen! Und mal ehrlich, sagst du da Nein?« Natürlich nicht. Deshalb haben die Deppischs jetzt eine ganze Reihe interessanter Parzellen, aus denen sie ihre Weine holen können.

Keller und Werden

Deppisch Keller

Aber wie ist er als Nebenerwerbswinzer denn ausgerechnet auf die Biodynamik gekommen, die aufwändigste Form der Bewirtschaftung? »Naja, Waldorfschüler sind wir nicht, das lag uns also nicht in der Wiege. Aber ich hatte in Geisenheim einen Kollegen, Georg Meißner, kennst du vielleicht (ja! zum ersten Mal hier getroffen), den habe ich gefragt. Und der sagte mir, also wenn du etwas Besonderes suchst, dann musst du zu Demeter gehen.« Auch wenn ihr Bioberater gemeint habe, um Gottes Willen, fangt doch erst mal mit Bio an, hätte sie die Idee gereizt. »Irgendwie sind wir die ganzen Jahre wirklich gut durchgekommen damit. Wir könnten uns auch nicht vorstellen, das nochmal anders zu machen, weil uns dieser ganzheitliche Ansatz, dieser Kreislaufgedanke schon sehr gut gefällt.«

Im Weinberg bedeutet das neben den stärkenden Biodyn-Spritzmitteln auch Dauerbegrünung, Kompost, das ganze Programm. Und im Keller? »Also wenn man das mal von der Philosophie her in einem Satz ausdrücken möchte: Ich suche im Wein die Haltbarkeit.« Deshalb bekommen die Moste auch die Zeit, die sie brauchen. Alle Weine werden physiologisch reif eingebracht, anschließend (außer dem Orange) als Ganztrauben gepresst und gären natürlich spontan. Ein paar renitente Spontis des 2022er Jahrgangs tun das sogar jetzt noch. Abgefüllt wird dann, wenn die Weine soweit sind. Die alte Spindelpresse im Vordergrund ist übrigens kein Museumsstück, sondern wird für den Orange Wine verwendet. Also schauen wir doch mal nach den Weinen selbst.

Weine vom Weingut Deppisch: Silvaner Muschelkalk & Sonnenstuhl

Deppisch Silvaner

Links seht ihr einen vermeintlichen Einstiegswein, den Silvaner vom Muschelkalk. Die Weine vom Muschelkalk (9,40 € ab Hof) stammen alle aus den Theilheimer Parzellen. Aber weil es gelegentlich ein bisschen Trouble mit der Weinkontrolle gibt, setzt Christian da auf die Landwein-Kategorie. Beim Silvaner (und erst recht beim Blauen Silvaner, nicht auf dem Foto) wäre das wahrscheinlich gar nicht nötig gewesen. Es handelt sich nämlich nur um halbwilde Gesellen. Die Säure steht straff da, dennoch ist die Traubenreife ebenso spürbar. 2021 bringt gern mal ein bisschen Limette mit ins Spiel, beim Blauen Silvaner ist es (probiert es aus!) Rote Johannisbeere.

Eine Stufe darüber befinden sich die Lagenweine. Beim Silvaner stammen sie aus dem Sonnenstuhl. 2020, der aktuelle Jahrgang (12,40 € ab Hof), präsentiert sich hell, zitrisch, wohltemperiert und ziemlich gepflegt. Die Reife zeigt sich erst in der Nachhaltigkeit, und tatsächlich kann man alle Deppisch-Weine ohne Verlust über Tage trinken. Die Machart halt. Ausgesprochen interessant fand ich dann die Fassprobe, die mir Christian vom 2021er mitgegeben hatte. In dem Jahr wanderte der Stoff nämlich ins Tonneau, und herausgekommen ist ein völlig anderer Wein. Kokos und Zeder vom Holz, noch sehr neu, der Wein aber mit einer wunderbaren Strukturdichte, Würze und Geschmeidigkeit. Wenn sich das Holz erstmal eingebunden hat (oder das Fass älter wird), erinnert mich da einiges an Rudi Mays Schäfer.

Riesling Pfülben

Deppisch Riesling Pfülben GG

Was denn, Riesling in der Silvanerschau? Ja, in der Tat. »In Geisenheim«, erzählt Christian, »war ich mit einem Moselaner in der WG. Und der hat mich doch tatsächlich so vom Riesling begeistern können, dass wir 30% Riesling in unseren Weinbergen stehen haben.« Das Top-Produkt ist zweifellos das Exemplar aus dem Pfülben (Jahrgang 2020 und 19,90 € ab Hof). Einerseits spürt man da eine aprikosige Reife, andererseits kommt das Muschelkalk-Terroir in seiner gefühlt beschwingten Leichtigkeit ungeheuer durch. Der Wein hat definitiv weiteres Reifepotenzial, und so soll es ja auch sein.

Per Se und Experimentelles

Deppisch Riesling Per Se Naturwein

So, und jetzt kommen wir zu dem, was das Weingut Deppisch von vielen anderen Weingütern unterscheidet. Es wird nämlich Platz gelassen für den »freien Ausdruck«, wie ich das mal nennen möchte. Ihren PetNat Urbursche (14,60 € ab Hof) hatte ich ohne es zu wissen beim EcoWinner-Tasting letztes Jahr getestet, und nicht nur ich war der Meinung, dass wir hier einen der »Best of Show«-Vertreter vor uns hatten. Dann gibt es noch einen echt individuellen Orange Wine (17,90 € ab Hof) vom Silvaner – den von der Spindelpresse, genau. Die kreative internationale Gastronomie schnalzt hier mit der Zunge.

Fehlt noch die »Per Se«-Linie, mit der eigentlich das ganze Abenteuer anfingt. »Ich hatte mir schon überlegt, die Linie einzustellen«, gibt Christian zu, »aber irgendwie bietet sie schon gewisse Möglichkeiten…«. Zum Glück. Den Per Se gibt es als Riesling und als Silvaner (jeweils 14,90 € ab Hof), und man sollte sich einfach (ähnlich wie bei Mark Angeli) auf das Spiel einlassen. Im Jahrgang 2018 kommt mir der Silvaner dann auch tatsächlich vor wie ein Chenin demi-sec, also gehaltvoll und mit zarter Restsüße, dazu deutlich am Naturwein orientiert. Superspannend, aber für Fortgeschrittene. Der Riesling desselben Jahrgangs zeigt sich ein bisschen, nun, konventioneller sollte ich wahrscheinlich nicht schreiben. Auch das ist nichts für die Weinkontrolle. Aber mit seiner spürbaren Phenolik und einer Frucht, die gar nicht tropisch, sondern eher nach Walnuss und Sellerie schmeckt, ist das wieder ein Top-Wein für die ambitionierte Gastronomie.

Weingut Deppisch – Was bleibt…

small details

Als ich mir ein Foto von einem der Rebstöcke betrachte, sehe ich darauf Schleifen aus Bast, mit denen die Triebe festgebunden werden können. Bei den Deppischs gibt es kein Plastik im Weinberg. Es sind diese kleinen Details, über die gar nicht gesprochen wird, die dieses Weingut so entdeckenswert machen. Als wir nachher im Hof sitzen und über die ganze Weinwelt plaudern (dank seiner Nähe zur Wissenschaft ist Christian natürlich auch ein interessanter Gesprächspartner), gibt der Winzer freimütig zu: »Also wir sind schon schlechte Marketingleute. Eigentlich wollen wir das jedes Jahr ändern. Aber…«, lacht er und muss gar nicht weitersprechen.

Mein Fazit deshalb: Da machen zwei Leute ihr Ding, authentisch, vollkommen unaufgesetzt, mit Respekt vor der Natur, mit hohem Qualitätsanspruch. Die Ergebnisse sind manchmal zahmer, manchmal wilder, aber immer transportieren sie diese Philosophie freundlicher Freiheit. Klingt das nicht unterstützenswert, probierenswert? Tja, irgendwie schon…

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