Die ProWein 2023 ist Geschichte. Wir, die wir in Düsseldorf waren, werden allerdings noch eine ganze Weile an den Ergebnissen, Erkenntnissen und Kontakten arbeiten. Und ihr, die ihr vielleicht nicht dort wart, sollt auch indirekt ein bisschen daran teilhaben. Über einige der Weine, die hier zu meinen zehn Entdeckungen zählen, hatte ich auch schon sozusagen live auf Instagram berichtet (ich agiere dort als chezmatze – nicht weiter überraschend). Ein paar andere mit extrem seltenen Rebsorten kommen später noch in einem Biodiversitäts-Artikel. In diesem hier werdet ihr überraschend viel neue und altmodische Klassik finden. Voilà, meine zehn Weine für den Wunschzettel. Und diesmal habe ich zwecks Service auch immer auf einen zufällig ausgewählten Shop verlinkt.
Hewitson – Barossa Valley/Australien
Am letzten Tag der ProWein 2023 habe ich eine ganze Reihe australischer Weine probiert. Primär wollte ich mich dabei fortbilden, denn ich trinke Australier nicht oft. Bei diesen beiden Weinen bin ich jedoch überzeugt davon, dass sie (anders als viele andere) den weiten Weg von der Südhalbkugel wirklich lohnen.
Dean Hewitson hat sich auf alte Reben spezialisiert, und zwar richtig alte. Bekannt für seinen Mourvèdre Old Garden, ist dies sein eigentlicher Spitzenwein, der Mother Vine Shiraz. Aus einem Rebstock von 1853 hat er das Material so vermehrt, dass es mittlerweile für eine Parzelle von einem Hektar reicht.
Das Ergebnis: mein Australien-Favorit der Messe. Gleichzeitig balsamisch und kräuterbissig in der Nase, im Mund dann richtig interessant. Erst gibt es einen basisch-salzigen Anklang, dann natürlich viel Dichte und Reife (14 vol%), aber immer enorm balanciert mit guter Säure und feinkörnigem Tannin. Kein Wein, den ich schon morgen aufmachen würde, aber einer, bei dem nicht nur Neuwelt-Fans jubeln werden. Gibt’s leider (noch) nicht in Deutschland, dafür in der Schweiz (der 2016er) für 74 Fränkli. Verschlossen übrigens mit dem Diam 30, falls sich jemand dafür interessiert…
Tyrrell’s – Hunter Valley/Australien
In der britisch geprägten Welt genießen diese Weine Kultstatus. Darüber hinaus kennen sie jedoch überraschend wenige Leute. Die Rede ist von Tyrrell’s Semillons aus dem alles andere als kaltklimatischen Hunter Valley. Vielleicht aus jener Not heraus war Murray Tyrrell darauf gekommen, seine Trauben besonders früh einzuholen. Für den Semillon Vat 1 werden die ältesten Reben bis hin zu 1923 verwendet. Damit es richtig straight bleibt, vergärt der Most ausschließlich im Stahl und wird gleich nach der Gärung abgefüllt. Empfohlen ist jedoch eine lange, im Idealfall gar jahrzehntelange Lagerung in der Flasche.
11 vol% hat der Semillon Vat 1, das erinnert doch ein bisschen an Stefan Vetter. Die Nase wirkt für mich extrem mineralisch, fruchtfrei, Meerwassergischt. Im Mund gibt es einen sehr spannenden Gegensatz zwischen der dichten Textur und den limettigen Aromen. Null Würze im Abgang, nur feiner, gleitender Fluss. Ein richtig individueller Weinstil, an den man sich tatsächlich sehr gut gewöhnen kann. Und die Nordic Cuisine auch. Den 2015er gibt’s in Deutschland für 39,80 € bei Brogsitter.
Winzerhof Nagel – Franken/Deutschland
Weil in ein paar Wochen wieder die VDP-Weinbörse ansteht, habe ich fast gar nichts von den VDP-Weingütern probiert. Bei 6.000 Ausstellern auf der ProWein 2023 war das Angebot ja derart riesig, dass man seine freie Zeit schon ganz besonders stark planen sollte. Franken musste ich natürlich dennoch besuchen. Sehr schön und für mich persönlich ein Wein zum Einkellern ist zum Beispiel der neue Einzellagen-Silvaner der Winzer Sommerach vom Wiebelsberger Dachs, dessen Vorgänger die Goldene Rebschere geholt hatte.
Hier hingegen stehe ich bei Tobi Nagel am Stand von Generation Riesling. Ich bin mir gar nicht sicher, ob er einen Riesling dabei hat. Auf jeden Fall probiere ich Weißburgunder, Chardonnay und natürlich Silvaner. Steinbühl ist eine Parzelle in der Toplage Berg-Rondell, dem Namen nach entsprechend karg und steinig. Das merkt man auch dem Wein an. Ein extrem heller Stoff, leicht phenolisch, zarter Holztouch, das Gegenteil von gelbbreit. Fans dieses Stils, kreuzt euch den Wein an! Im Shop des Weinguts hätte der Steinbühl schlappe 13 € gekostet, wäre er nicht ausverkauft. Den Vorgänger gibt’s für 12,50 € bei RotWeißRosé – und ich möchte wetten, der 2021 findet auch noch den Weg dorthin.
Neumeister & Lackner-Tinnacher – Steiermark/Österreich
Österreich war sehr gut vertreten bei der ProWein 2023, auch wenn mir persönlich die »Wuiden« ein bisschen gefehlt haben. Wer den Kompromiss aus wild und gepflegt auf wertige (und bio-zertifizierte) Art schätzt, konnte beim Stand der steirischen Weingüter Neumeister und Lackner-Tinnacher einkehren. Das ist zweimal das große Weißwein-Potpourri von faszinierend unterschiedlichen Böden mit ebensolchen Ergebnissen.
Bei Kathi Tinnacher machen alle Weine den BSA durch. Tatsächlich ist das aber sehr unterschiedlich stark spürbar. Beim Morillon vom Ried Flamberg ist das Ergebnis unglaublich fein und elegant mit leichter Holzwürze. Das obere Kreuz auf der Karte zeigt die Lage, die sozusagen auf einem unterirdischen Kalkriff schwebt. Den Vorgänger-Jahrgang gibt’s für 32,90 € bei Tesdorpf, der von mir probierte 2020er kostet 36 € im Weingutsshop.
Wenn es um die größten Sauvignon Blancs der Welt geht, wird aus der Steiermark natürlich immer Tement zuerst genannt, aber Neumeister oft im selben Atemzug. Warum das so ist, versteht man beim Probieren der Weine ziemlich schnell. Hier können sich Freaks und Genießerinnen mal die Hand reichen. Durchschnittsertrag des Weinguts übrigens: 33 hl/ha. Die Alten Reben des Jahrgangs 2019 sind wirklich alt, 55-85 Jahre. Keinerlei aufdringliche Primärfrucht, sondern Struktur, Dichte, aromatisch erst leicht gelbreif, dann ungemein ausgewogen. Man merkt gar nicht, wie viel Säure analytisch da ist. Ehemalige Stockkultur, großer Wein. Im Kölner Weinkeller kostet er 70 €.
Mastroberardino – Kampanien/Italien
Auf die Weine von Mastroberardino bin ich durch einen ziemlichen Zufall gekommen. Der Taurasi war nämlich der Wein, der mich bei meinem WSET-Weinkurs am meisten beeindruckt hatte. Das Weingut selbst ist der König des napolitanischen Hinterlands – oder doch eher salernitanischen. Taurasi heißt die Appellation, es handelt sich um Weine aus der Höhe und ausschließlich aus der Traube Aglianico, die Kraft und Säure miteinander verbindet wie kaum eine zweite des Südens.
Ich habe die drei großen Taurasi des Weinguts probiert, und alle drei lohnen sich sehr, weil sie so unterschiedlich sind. Der Klassiker steht in der Mitte, die Radici Riserva. Vom Weinberg Montemarano zwischen 550 und 700 m Höhe stammend, ist das ein gleichzeitig kraftvoller und zupackender Wein. 30 Monate Ausbau im Holz, 24 Monate Flaschenreife, Spannung, Intensität, großartig. Rechts auf dem Foto steht der Naturalis Historia, der aus tieferen Lagen stammt und im Barrique ausgebaut wurde. Eine modernere Version, mehr dunkle Schokolade als Rotfrucht. Schließlich noch die neue Spitze, der Stilèma, mit kürzerer Maischestandzeit, heller, Hibiskustee, feiner. Wählt euren Liebling, gut sind sie alle. Mein Favorit, die Radici Riserva, kostet 38 € bei Superiore. Für den Naturalis Historia werden 45 €, für den Stilèma 78 € fällig.
Chidaine – Loire/Frankreich
Es gibt die Millésime Bio, es gibt mittlerweile die Wine Paris und eine Menge Off- und Semi-Off-Messen. Überall könnt ihr großartige, individuelle, teils freakige Weine aus Frankreich probieren. Deshalb lassen die meisten der wirklich interessanten Weingüter die ProWein links liegen. Ausnahmen gibt es aber, zum Beispiel am Stand von Sébastien Visentin a.k.a. VIN sur VIN Diffusion. Eines der echten Highlights dort war das angesehene biodynamische Weingut von François und Manuela Chidaine aus Montlouis.
Die Lage Les Bournais befindet sich fast direkt am Fluss, Sockel aus Kalktuff. Ausgebaut wird der Wein in 600 l-Holzfässern, wenn möglich ohne biologischen Säureabbau. Was ich bei den Chidaines großartig finde, ist die Süßetafel hinten auf jeder Flasche. Auf ihr kann man sehen, welcher ihrer Weine wo auf der Skala zwischen furztrocken und honigsüß anzusiedeln ist. Normalerweise. Der 2021er Bournais hat nämlich lediglich 0,9 g RZ, ist also richtig trocken, gleichzeitig aber wahnsinnig schmelzig, elegant, ein großer Wein, mein Traum. Wer jenen »klassischen« Stil schätzt, sollte auch genau diesen winzerisch herausfordernden Jahrgang nehmen. Die Loire hat seit 2018 vier Rekordhitzejahre und nur ein kühleres erlebt, genau, 2021. Ganz frisch auf dem Markt für 37,60 € bei Bernd Kreis.
La Rioja Alta – Rioja/Spanien
Wenn ihr mich fragt, was denn die größten Klassiker unter den spanischen Weinen sind (Sherries mal ausgenommen), antworte ich schlicht: López de Heredia und La Rioja Alta. Das sagen aber wahrscheinlich auch 95% aller anderen, insofern befinde ich mich auf der sicheren Seite. Bei beiden gibt es noch grobporiges amerikanisches Holz im Keller, und die Gran Reservas nehmen ihre Lagerzeit ernst. Unterhalb der Spitzenweine 904 und 890 rangiert bei LRA die Viña Ardanza. Eigentlich auch eine Gran Reserva (2016 ist gerade auf den Markt gekommen), aber die Traditionalisten sagen »nur nicht übertreiben« und schreiben lediglich Reserva aufs Etikett.
Der Ardanza besitzt 20% Garnacha, die für etwas mehr Samtigkeit sorgt; farblich sind wir hier ohnehin im helleren Bereich. Mit 14,5 vol% ist der Jahrgang sehr kraftvoll ausgefallen, würzig, reif, beginnend balsamisch – der kann lange liegen. Und ist für diesen Klassikerstatus gar nicht so teuer, 25,90 € bei Lobenberg, 26,90 € bei Vinos.
Guillermo de Aranzabal Bittner, sozusagen der Juniorchef, erzählte mir dann noch etwas sehr Spannendes: Die Klimaveränderung ist in Zentralspanien ja besonders schlimm, weshalb sie seit ein paar Jahren Weinberge in höheren Lagen dazukaufen, más alta que alta sozusagen. Oben rechts auf dem Foto ist einer davon zu sehen. Fast alles sind field blends, Leitrebsorte Tempranillo, Durchschnittsgröße einer Parzelle 0,3 ha. Was sie genau damit machen, wissen sie noch nicht, haben 2021 und 2022 auf jeden Fall erst einmal geerntet und im Fass liegen. Das wird sehr interessant!
Barbadillo – Andalusien/Spanien
Die eigentlichen spanischen Weinklassiker sind oxidativ und/oder biologisch gereifte Weine aus Andalusien. Es gibt da (ähnlich wie bei Madeira) derartig großartige Interpretationen, dass man sich unwillkürlich nach dem Genuss einer solchen fragt, weshalb man sowas nicht öfter trinkt. Tut man aber nicht und ist damit nicht allein. Auch wenn der hochwertige Sherry-Markt wieder gut an Fahrt aufgenommen hat, der einfache Apéro oder Digestif im Stil der Großtante ist nicht mehr wirklich angesagt. Das Haus Barbadillo hat deshalb (wie einige andere auch) erkannt, dass sich aus Palomino auch andere Weine bereiten lassen. Alle drei Weine auf dem Foto sind bio-zertifiziert und stammen vom fantastischen Albariza-Boden, der sich zur Sommerhitze einfach von selbst oben abdichtet.
Der Sábalo in der Mitte ist die »normale« Version, ausgebaut im Stahltank. Leichter Hefetouch vom Hefelager, cremig, samtig und dennoch mit pikanter Frische. Richtig gut. Links wartet schon der nächste Schritt, der Patinegro. Erst für acht Monate im Stahl auf der Hefe, wird der Wein dann für ein Jahr umgezogen in Holzfässer, in denen vorher Manzanilla lagerte. Das Ergebnis ist interessanterweise nicht extrem anders, denn die samtige Pikanz bleibt. Nur gibt es sowohl in der Nase als auch im Abgang einen kleinen, fast rancio-artig wirkenden Touch. Schließlich noch die Nr. 3 der offenbar ziemlich genialen Kellermeisterin Montse Molina, der Tamarix. Moscatel als Orange Wine, aber wieder vom aktivkalkigen Albariza-Boden. Die Phenolik ist nur ganz zart, der Wein sehr frisch und vor allem auch fruchtig. Easy drinking Orange, warum nicht?
Der Knaller dieser so speziellen Weine ist aber ihr Preis: 12,50 € für den Sábalo, 16,50 € für den Patinegro (beide bei Lobenberg) und 14,50 € ab Hof für den Tamarix. Das sind für mich mit die besten individuellen Weinwerte derzeit. Und wer Muchada-Léclapart kennt, weiß, das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange…
Karamolegos – Santorin/Griechenland
Immer wenn ich auf einer Weinmesse bin, versuche ich, ein Santorin-Weingut zu probieren, und das war bei der ProWein 2023 nicht anders. Auch hier kann man sich übrigens jedesmal fragen, warum man denn nicht mehr davon im Keller hat, denn die großen Assyrtikos sind schlicht der Hammer. Das habe ich wieder gemerkt, als ich am Stand des Weinguts Karamolegos den ersten Wein (oberhalb der Terra Nera-Serie) probiert habe, den »einfachen« Santorini. Gut gut, es gibt keine einfachen Weine bei Karamolegos, und der Insel-Weiße schlägt auch schon mit etwa 23 € zu Buche. Dafür stammt er aber bereits von 80 Jahre alten Reben im Kouloura-System.
Ab dann geht es immer weiter aufwärts in der Qualität und im Alter der Reben. Der 34 (weil seit 34 Jahrhunderten Weinbau auf der Insel, 38 €) ist die totale Cuvée, weil von fünf Weinbergen und mit allen möglichen Ausbaumethoden vinifiziert. Der Pyritis (40 €) kann bereits auf 120 Jahre alte Reben zurückgreifen, während der Louroi-Platia (62 €) von der gleichnamigen Parzelle bei Pyrgos von 150 Jahre alten Reben stammt. Ein bisschen aus der Reihe tanzt der Nykteri (30 €), aber nicht weil er weniger Spannung hätte, sondern weil er schmeckbar im Holz ausgebaut wurde.
Was alle Weine gemeinsam haben, ist die Kombination aus ungeheurer Säurepikanz und dichter Materie. Der Alkohol von meist 14 vol% ist dadurch kaum zu spüren. Das sind großartige Weine, die man probiert haben muss. Zweite Gemeinsamkeit der Weine: Es gibt sie alle im Shop bei Ralph Urban.
Prowein 2023 – World of Zero
Was wäre die ProWein 2023 ohne den großen Trend der alkoholfreien oder entalkoholisierten Getränke. Tatsächlich ist entalkoholisierter Wein ja eine andere Kategorie als sein (tja) Vorläuferprodukt, der »echte« Wein. Das sieht man schon an der Verpflichtung, auf dem Etikett die Zutaten etwas genauer aufzulisten. Möglicherweise ist das ein Blick in die Zukunft auch des Weins. Und wenn man seinen Zero Zero mit fünf E-Stoffen, Mannoproteinen, Tannin und (in diesem Fall) natürlichem Aroma ausstattet, dann muss das auch so draufstehen. Die fünf E’s sind übrigens Glycerin, Weinsäure, Schwefeldioxid, Gummi arabicum (Mundgefühl), Dimethyldicarbonat (Kaltentkeimer) und Kaliumpolyaspartat (Stabilisator). Schreckt das Verbraucher*innen ab? Bringt es sie erst auf den Gedanken, dass es mit der »Wahrheit im Wein« zumindest im Supermarkt nicht so weit her ist?
However, dieser spanische Ex-Wein war jedenfalls meine geschmackliche Nummer 1 bei dem Schnelldurchlauf durch die »World of Zero«. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das mit den lediglich 2 g Zucker wirklich so glauben kann, weil das wesentlich weniger ist als bei allen anderen. Steht aber so auf dem Etikett und auch auf der offiziellen Beschreibung. Sauerkirschsaft gibt es, ein seidiges Mundgefühl, ein feines Tannin. Okay, alles mit Zusatzstoffen komponiert. ABER, und da komme ich zum entscheidenden Punkt: Entalkoholisierter Wein ist auch nichts für Weinliebhaber*innen. Das ist für eine ganz andere Zielgruppe gedacht, die von einstmals Cola und Red Bull kommt. Für die geht das super, und sie ist auch so groß, dass das Marktsegment explodiert. Wer als Weinfreak (fast oder ganz) alkoholfreie Alternativen möchte, halte sich lieber an die Sparkling Teas und Fermentationskreationen dieser Welt wie die von Ama.
Prowein 2023 – Mehrweg
Weiteres großes Thema auf der ProWein 2023, und alle haben darüber berichtet: Mehrweg. Wenn da ein Großer etwas macht, hat das einfach einen entsprechenden Impact. Zehn württembergische Genossenschaften haben beschlossen, eine Mehrwegflasche zu entwickeln und natürlich auch zu verwenden. Startzahl an Flaschen: eine Million Stück. Das ist sehr lobenswert, und ich werde darüber auch noch weiter berichten. Kleines Bémol: Sie sind noch nicht automatenkompatibel, und man kann sie nur da abgeben, wo man sie gekauft hat. Aber daran wird natürlich gearbeitet.
Dennoch frage ich mich, ob man nicht das größere Brimborium auf die anderen Projekte lenken sollte, die zugegeben natürlich mit viel kleineren Stückzahlen arbeiten. Sowohl die beiden Weine von Abgefüllt aus Köln (Wein von Zähringer) als auch der vom Weingut Galler stecken nämlich in herkömmlichen Bierflaschen, die per Strichcode jetzt schon von jedem Supermarkt-Automaten angenommen werden. WENN wir wirklich bei Glas in Richtung Nachhaltigkeit wollen, sollten wir meiner persönlichen Meinung nach zumindest hier in Deutschland einfach das Rad nutzen, das schon rollt. Hab ich nicht recht?
Damit endet mein Rundgang über die ProWein 2023 tatsächlich weniger beim Wein selbst als eher bei der Strategie. Aber ich hoffe, für die ausschließlich hedonistisch veranlagten Menschen unter euch hat es auch genügend Anregungen gegeben.
Hallo Matthias, dein “Rundgang” hat wieder dafür gesorgt, dass ich über die Erweiterung meines Weinkellers nachdenken muss. 😉
Bleib bitte an dem Thema Mehrweg / nachhaltige / alternative Füllmethoden dran.
Die Idee mit den Bierflaschen finde ich spannend, da es neben dem Mehrweg auch eine ordentliche Größe ist. Einzig der Kronkorkenverschluss ist für mich daran der Haken. Meines Wissens nach gibt es zu den Kunststoff-Inlays noch keine alternativen.
Liebe Grüße
Hartmut
Hoffentlich hast du noch ein Eckchen frei, wenn demnächst die seltenen Rebsorten kommen 😉 . Fand ich auch fantastisch, wenngleich wahrscheinlich schwieriger im Handel erhältlich…
Beim Kronkork bin ich mir auch nicht ganz sicher und muss da noch weiter recherchieren. Pierre Frick meint ja, das wäre der beste Verschluss, aber wie viele Weichmacher da noch drin sind bzw. in den Wein übergehen können, weiß ich nicht. Müsste sich doch auch weiterentwickelt haben.
Andere Möglichkeit: Mindesthaltbarkeitsdatum, und zwar nicht wegen des Inhalts, sondern wegen des Packagings. Die einfacheren Weine werden eh fast alle innerhalb eines Jahres getrunken. Ob wir denen allen eine Ausstattung für die nächsten 30 Jahre mitgeben müssen?
Bereits seit dem Jahrgang 1999 bietet das Weingut Querbach seine Weine mit einem Edelstahl-Kronkorken an. Das funktioniert sehr gut und die Weine halten sehr lange.
Am Kronkorken sollte es also nicht scheitern.
Ja, das macht das Weingut Frick wie gesagt auch, und die sind ebenfalls sehr zufrieden. Ich denke, das Problem (falls es denn eins gibt) ist auch nicht primär, ob das dicht hält, sondern ob von den thermoplastischen Elastomeren nach zehn Jahren Nagen durch die Weinsäure irgendwas in den Wein übergeht. Ist aber sicher dieselbe Herausforderung wie beim Schrauber… (Und prinzipiell fürchte ich, dass wir eh schon jede Menge Plastik nebenbei schlucken. Aber man muss es ja nicht mutwillig tun 😉 )
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