Heute geht es um einen Pfälzer Riesling aus der Ebene. Wenn ihr jetzt allerdings an ein goldgelb-fruchtsaftiges Exemplar für 4,99 € denkt, ist dies hier so ungefähr das Gegenteil. Der Dalmatiner auf dem Etikett von GlücksJäger Andreas Pfaffmann-Wiedemann steht nämlich für knochentrockene, unfiltrierte Weine auf hohem Niveau. Seit zehn Jahren gibt es die GlücksJäger-Produkte aus der Lage Venninger Doktor, und aus der Kleinstabfüllung sind mittlerweile immerhin 30.000 Flaschen von 4 ha Rebland geworden.
Der GlücksJäger – Pfälzer Natur-Rieslinge aus dem Holzfass
Vom Venninger Doktor hat auch der Doktorenhof seinen Namen, eine weithin bekannte Weinessig-Manufaktur. Was das mit dem GlücksJäger zu tun hat? Nun, Andreas Pfaffmann-Wiedemann ist der Schwiegersohn von Georg Wiedemann, dem Essigdoktor. Und er arbeitet auch auf dem Doktorenhof mit, denn eine Weinessig-Manufaktur muss ja zunächst Wein haben, um daraus Essig machen zu können. Ich möchte jetzt nicht sagen, Andis eigene Weine wären generell zu schade zum Veressigen, denn es gibt natürlich auch enorm hochwertige Essige. Aber sie sind definitiv in ihrer eigenen Liga zu Hause.
Der Anbau der Reben erfolgt jedenfalls nach ökologischen Grundsätzen, ist aber nicht bio-zertifiziert. Im Keller passiert dann einerseits viel, andererseits wenig. Viel in der Hinsicht, dass ausschließlich mit Holz gearbeitet wird, also entweder Barrique oder Halbstückfass. Das bedeutet sowohl einen jeweils leicht oxidativen Ausbau als auch zusätzliche Dichte- und Geschmacksnoten. Wenig passiert hingegen im Bereich der önologischen Tricks. Die Weine sind spontanvergoren, und zwar komplett durch bis unter 1 g Restzucker. Bei den Weißen wird gern ein bisschen mit Maische und Hefe gespielt, die Schwefelgaben sind minimal, abgefüllt wird unfiltriert.
Wie schmeckt der Wein?
Auf dem Etikett findet man den Hinweis, dass es sich beim GlücksJäger um eine UG & Co. KG. In der Welt der Naturweine, möchte ich sagen, begegnen einem selten solche expliziten Nennungen von Rechtsformen, aber es wird schon Gründe dafür geben. Jedenfalls steckt der Riesling in einer schweren Schlegelflasche und ist mit einem Naturkork verschlossen. Seine Werte lesen sich wie folgt: 12,8 vol%, 7,0 g Säure, 1,2 g Restzucker.
Ein mittleres Zitronengelb fließt ins Glas, minimal trüb. In der Nase gibt es ganz zarte Noten von der Spontangärung, aber keinerlei Devianzen, kein starkes Holz, stattdessen eine feine Zitronen- und Aprikosenfrucht. Das startet zugänglicher als gedacht. Ganz leichtes Perlen noch im Mund, bevor das kommt, was man als echter Rieslingfreund von den Buhl’schen Weinen aus der Ära Kauffmann/Grosche kennt. Der GlücksJäger-Riesling ist cremig und straight, schmeckt aber null funky, sondern vielmehr quellwasserrein. Ein richtig trockener Riesling mit Stoff. Ich fühle mich fast an die Buhl-Rieslinge aus der Ära Kauffmann/Grosche erinnert. Wer das so pur haben möchte, braucht gar nicht zu warten, bis sich der Wein entwickelt hat, sondern nimmt den Schluck frisch geöffnet. Aber natürlich hat der Riesling auch Lagerpotenzial.
Und es ist ein gastronomisch extrem vielseitiger Wein. Da ich nicht mit Cola zum Schnitzel aufgewachsen bin, tue ich mich immer ein bisschen schwer mit “harmonisch trockenen” Begleitweinen mit ihren 8 g Restzucker. Davor braucht man hier keine Angst zu haben.
Wo kann man ihn kaufen?
Vor den Kaufmöglichkeiten möchte ich noch darauf hinweisen, dass der GlücksJäger sowohl auf der RAW Wine war als auch bei Surk-kis Salon Natürel in Köln. Die Positionierung, so würde ich das interpretieren, geht also klar in Richtung vin naturel mit Anspruch. Dennoch zeigen sich auch die konventionelleren Weinguides à la Vinum, Eichelmann und Falstaff sehr von den Produkten angetan.
Im Portfolio gibt es Chardonnay, Sauvignon Blanc, Grünen Veltliner oder Weißburgunder, auch einen PetNat-Rosé namens Glücksbrause, der schon nebenan im Regal auf den Sommer wartet. Vom Pfälzer Riesling sind sogar vier verschiedene Varianten an Bord. Der Riesling, den ich euch hier gezeigt habe, steht sozusagen auf der zweiten Sprosse der vierstufigen Leiter. Der Einstieg ist der Riesling Junge Hunde (11 € ab Hof), dann kommt unser Riesling für 15 €, dann kommt DER Riesling für 24 € (längerer Ausbau, mehr Holz) und schließlich die Reserve für 33 €, die das Spiel auf die Spitze treibt.
Alles lässt sich auf der Website des Weinguts bestellen (runterscrollen zu “Produkte”). Solltet ihr aber eine gemischte Kiste mit Erzeugnissen anderer Winzer haben wollen, könnt ihr natürlich auch im einschlägigen Handel wie bei 8greenbottles die GlücksJäger-Weine erwerben.
Zum Abschluss noch die entscheidende Frage, wie denn der Dalmatiner auf dem Etikett heißt: Es handelt sich um Hundedame Anouk.