Gesetzt den Fall, es ginge hier um die Millionenfrage. Sie lautet: “Aus welchem Fachgebiet stammt die Bezeichnung ‘Gemischter Satz’?” Zwei Antwortmöglichkeiten gibt es: a) Sprachwissenschaft, b) Weinbau. Was, glaubt ihr, würde das Saalpublikum der gestressten Kandidatin wohl raten? Genau. Subjekt, Prädikat, Objekt, das ist doch wahrhaftig ein ziemlich gemischter Satz. Aber natürlich die falsche Antwort. Die richtige Antwort gibt hingegen dieser Wein von Collective Z mit den schmutzigen Arbeitshänden auf dem Etikett.
Gemischter Was? vom Collective Z
Das „Z“ des Kollektivs steht für Ziegler komma Christoph, den Gründer von Collective Z und gleichzeitigen Chef der Medienagenten. Das ist eine bekannte Weinmarketingagentur in Bad Dürkheim in der Pfalz. „Buh“, höre ich da einige rufen, „das ist doch sicher wieder werbemäßiger unauthentischer Quatsch“. Ja, könnte es selbstverständlich sein. Wenn es nicht anders wäre. Collective Z, zu dem als Winzerin insbesondere Freundin Marie gehört sowie ein Anteil Ziegler’scher Freund- und Verwandtschaft, hat sich nämlich einiger Weinberge angenommen, die etwas Besonderes sind in der Pfalz. In Leistadt gehören ihnen 1,3 Hektar nie flurbereinigter Rebflächen mit altem Bestand, die sich für gewöhnliche Winzer nicht rentabel bewirtschaften lassen. Im Weinberg wird biologisch gearbeitet (noch nicht zertifiziert), die Erträge sind gering, ebenso die Einflussnahme auf den gärenden Traubenmost im Keller.
Wie schmeckt der Wein?
Gut schmeckt der Wein. Aber da das eine etwas zu pauschale Antwort für einen Weinblog ist, hier noch ein paar zusätzliche Hintergründe. Der „Gemischte Was?“ besteht aus Silvaner, Riesling, Müller-Thurgau und Gewürztraminer. Diese Reben stehen in ein und derselben Parzelle, werden gemeinsam geerntet und weiterverarbeitet. Über Gemischte Sätze hatte ich ja schon gefühlt hundertfach geschrieben, sind sie doch Zeitzeugen einer anderen Kulturepoche. Collective Z’s Exemplar ist zudem handgelesen, spontan vergoren, teils auf der Maische vergoren, neun Monate im großen Holz ausgebaut und wurde unfiltriert abgefüllt.
Beim Öffnen ist der Wein sehr sehr trüb und bizzelt leicht. Den würde ich momentan sogar als Perlwein durchgehen lassen, aber wir haben hier ja auch den noch jungen Jahrgang 2018 vor uns. In der Nase apfelige und rauchige Noten, leicht federweißig. Im Mund kommt das Bizzeln stärker zum Vorschein und sorgt ehrlich gesagt für einen gehörigen Trinkfluss, der einen den Inhalt der Flasche quasi einsaugen lässt. Ein bisschen apfelmostig weiterhin, sehr schmackhaft, null Fehltöne – ein wahrhaft natürlich wirkendes Getränk, das Spaß macht.
Die Grands Crus des kleinen Weinguts (es gibt je einen Silvaner, Riesling und Portugieser) wirken dagegen ernsthafter, aber wunderbar gelassen, wahlweise zum Essen oder zum Philosophieren. Was sich halt als Aktivität anbietet. Mein Fazit deshalb: Wenn alle Marketingleute solche Weine machen würde wie Christoph und Marie, dann könnte es meinetwegen sogar noch mehr von ihnen geben. (Be careful what you wish for.)
Wo habe ich ihn gekauft?
Gekauft habe ich den Wein für 16 € noch im alten Origine-Laden in München. Derzeit wird dort ja groß umgebaut. Am 14. Dezember wartet allerdings die große Neueröffnung als Origine {kiosque} auf uns. Ich bin sehr gespannt! Was Collective Z und ihre Weine anbelangt, können wir in Wein-Deutschland nur darauf hoffen, dass dem Team auch in schwierigen Jahrgängen weder Mut noch Spaß an der Sache ausgehen.