Ich muss zugeben, dass ich im normalen Arbeitsalltag in Nürnberg nie morgens zum Bäcker gehe. Ich pflege im Schlafanzug zu frühstücken, Kaffee und Joghurt müssen genügen, denn es geht mir ja nicht um ein tolles und gemütliches Esserlebnis, sondern darum, nicht mit leerem Magen zur Arbeit zu fahren. Das ist hier bei den Berichten von den kleinen Freuden der französischen Provinz natürlich anders.
Denn eine dieser Freuden besteht nun einmal darin, sich quasi eine Jacke über den Schlafanzug zu stülpen und den Bäcker an der nächsten Ecke aufzusuchen. Das machen fast alle Franzosen. Der Baguettepreis ist eine nationale Angelegenheit, und jede Stadt scheint einen Wettbewerb zu besitzen, wer denn das beste Croissant bäckt. Man muss auch in aller Regel nicht weit bis zum nächsten Bäcker laufen. Bei mir sind es 80 Meter.
Am ersten Morgen hatte ich zwei Pains au Chocolat gekauft, „bonjour“ und „au revoir“ gesagt, und das war’s. Am zweiten Morgen nahm ich ein Croissant und ein Pain au Chocolat, dazu ein Baguette fürs Abendessen, und die Verkäuferin erkannte mich bereits wieder. Ob wir auf einem Boot untergekommen wären, fragte sie mich, was sich ungewöhnlich anhört, aber gewöhnlich zu sein scheint, denn in dieser flussreichen Gegend sind viele Hausbooturlauber unterwegs.
Heute gab es eine Brioche, ein bisschen Abwechslung muss sein. Im Laden wurde schon gescherzt und über das Fest gesprochen. Toll, diese Cuisinière, ein bisschen wild auch, aber so lieben wir ja unser Straßentheater. Und welche Band die beste gewesen sei? Nun, die Geschmäcker sind ja verschieden, aber diese Serben oderwohersieauchkamen waren doch wirklich ungeheuer virtuos. Ob ich die Belgierinnen gesehen hätte. Nein? Schade, die waren auch sehr gut, aber man kann ja nicht überall sein. Zum Glück findet das Festival jedes Jahr statt – obwohl, bei der Fête de la Musique seien manchmal auch richtig gute Musiker dabei, und das ist ja schon in vier Wochen!
Jetzt wohne ich also sozusagen in Dole, dreimal derselbe Bäcker, und schon gehört man ein bisschen dazu.
Beautyjagd ist heute übrigens in den Bioläden unterwegs. Vier Stück davon gibt es in Dole, und man findet dort richtig interessante Sachen.
Du schreibst es sehr schön Matze…..aber genau diese Erfahrungen habe ich auch immer gemacht in Frankreich. Die Franzosen sind kommunikativ…..man muss nur Ihre Sprache sprechen und schön gehört man dazu. Bei meiner Liebe für Frankreich muss ich immer mit diesen Vorbehalten anderer kämpfen, die Franzosen seien stur und unfreundlich…..sind sie nicht mehr als die Deutschen auch…..nur es ist von immanenter Wichtigkeit Ihre Sprache zu sprechen…..sonst verpasst man 80% von dem, was man erleben könnte bei einem Aufenthalt in Frankreich, würde man die Sprache sprechen…..selbst rudimentäre Sprachkenntnisse sind schon von Vorteil und man sollte sich nicht schämen diese bei geeigneter Gelegenheit anzubringen…..der Franzose dankt es…….;-)
Stimmt absolut. Wobei… mein Vater spricht im Prinzip ein Wort Französisch, nämlich “Bongschuhr” und kommt eigenen Aussagen zufolge sehr gut in Frankreich zurecht. Und auch das stimmt. Ich glaube nämlich, dass eine freundliche und kommunikative Einstellung oft noch wichtiger ist, als dass man die Sprache tatsächlich spricht. Wenn nämlich jemand in einen Laden kommt und verkniffen schaut, weil er denkt “oh Gott, was soll ich bloß sagen, ich weiß doch gar nicht, wie das heißt!”, und die Verkäuferin ebenso, “oh Gott, schon wieder ein Ausländer, und ich kann doch noch nicht mal Englisch!” – dann wird das leider nix mit der Völkerverständigung 😉
Eine Freude, das zu lesen! Was mir beim allmorgendlichen Ritual beim Bäcker in Frankreich auch jedes Mal aufs neue auffällt, ist der freundliche Umgang miteinander. Und das nicht nur in der Provinz sondern auch in Paris – wo doch die Leute angeblich alle so unfreundlich sind 😉 Bonjour, s’il vous plaît, merci, bonne journée etc. sind eine Selbstverständlichkeit! In Deutschland bekommen die meisten Menschen hingegen nur ein “Ich kriege…” heraus geraunt…
Ja, sehr sehr freundlich, auch ein bisschen förmlich 😉 Nicht nur “bonjour”, sondern “bonjour messieurs dames”.
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