Weintest 14: Rheinhessen Riesling – Keller Hubacker GG 2009

Nicht wenige Menschen meinen, dass das Weingut Keller die besten Weine in Deutschland herstellen würde. In den Foren abgefeiert als gäbe es kein Morgen, im Gault Millau mit doppelt so vielen “Siegerweinen” in den letzten zehn Jahren belohnt wie die abgeschlagene Nummer 2. Das ist beeindruckend und Grund genug, einen der Keller’schen Stars auch mal hier zu testen.

Wie ich zu diesem Wein gekommen bin, ist allerdings ein Kapitel für sich. Keine Angst, das Kapitel ist nicht allzu lang: Ich war zwischenzeitlich ja nur sehr kurz in Deutschland, und außerhalb des Landes einen hochwertigen (trockenen) deutschen Wein zu kaufen, ist ehrlich gesagt nicht gerade leicht. In Berlin bin ich kurz vor meinem Rückflug also noch schnell ins KaDeWe gehetzt (ja, ich weiß, wie alle Touristen), weil ich wusste, dass sie dort immer mindestens zwei große Lagenweine der Kellers vorrätig haben. Ich hatte mich auch nicht getäuscht. Den G-Max gab es für schlappe 199 Euro, den Hubacker für 69,95 Euro. Ja liebe Freunde, Ihr habt Euch nicht verlesen! Dass ich ihn zu diesem Preis gekauft habe, ist natürlich verwerflich. Noch größer darf die Blase nicht werden. Das wissen die Kellers auch, weshalb sie auf ihrer Homepage all diejenigen aus ihrem Verteiler streichen wollen, die zum Beispiel den G-Max zu horrenden Preisen über das Internet verkaufen. Hört sich sehr vernünftig an.

Jetzt aber zunächst einmal zu diesem Wein: 92 Punkte im Gault Millau, 92 Punkte im Eichelmann, 18,5 Punkte bei der Vinum-GG-Jahrgangsverkostung, und kein einziger Punkteverteiler in Foren und Blogs hat sich unter die 90-Punkte-Schwelle verirrt. Die Weine von Klaus Peter Keller genießen ja seit Jahren schon allerhöchstes Ansehen, und der Jahrgang 2009 dürfte diesem Ansehen nicht geschadet haben.

Der Hubacker selbst ist eine auf den ersten Blick unscheinbare Lage, oben Löss und Lehm, drunter Kalk und ein bisschen Mergel, nicht sehr groß (4 ha), nicht sehr steil (25-30%). Dass dieser Wein dennoch die Augen (fast) aller deutscher Weinliebhaber zum Leuchten bringt, ist dem kontinuierlichen Bemühen der Familie Keller zu verdanken, aus dieser Lage wirklich das Optimum herauszuholen.

Wenn ich jetzt von fast allen deutschen Weinliebhabern gesprochen habe, dann deshalb, weil mir neulich bei einem nicht unbedeutenden westdeutschen Weinhändler Folgendes passiert ist: Wir hatten uns schon eine Weile über dieses und jenes ausgetauscht, auch über große Rieslinge. Ich fragte ihn dann, was er von Keller halten würde. “Gar nichts”, antwortete er barsch, “die Weine taugen nichts. Nur traut sich kein Sommelier, das auch mal zu sagen!” Er offenbar schon, und so war ich denn umso gespannter, was den Auftritt des Hubackers anbelangt.

In der Farbe ein zartes Hellgelb. Verblüffend! Das sieht eher nach Dönnhoff als nach Rheinhessen aus. Die Nase zeigt sich natürlich frisch nach dem Öffnen noch ziemlich verschlossen, kommt dann aber: relativ dunkle, mineralische Noten, Brennessel, Lindenblüten, sehr pflanzlich. Am Gaumen moussiert der Wein zunächst noch leicht, viel zu jung, das gute Tröpfchen. War aber vorher klar.

Nach dem Dekantieren doktere ich geschlagene drei Stunden an dem Wein herum. Er macht es mir so schwer wie noch kaum ein anderer vorher. Was ist los? Ein zahmer Geschmack, gut eingebundene Säure, ein mittlerer Körper. Später wird die Note leicht medizinal, ein bisschen Koriander. Und viel später dann wird der Wein gar tanninig anmutend und erdig, fast anstrengend. Eine positive Seite hat das Ganze: Dieser Wein entwickelt sich, verändert sich, wird das auch weiter tun. Nur: Er gefällt mir nicht.

Ich frage mich unwillkürlich, wie es denn sein kann, dass alle so in Jubelstürme ausbrechen. Nun gut, es gab schon immer das Phänomen, dass ein paar wortgewandte und hoch angesehene Personen bestimmte Richtungen vorgaben. Andere, die sich und ihrem Urteil weniger trauten, stießen dann lieber ins selbe Horn, anstatt sich eine eigene Meinung zu bilden. Aber allein das kann es nicht sein. Ich muss den Wein in einer derart schlechten Phase erwischt haben wie niemand sonst. Oder bin ich es selbst? Alle Chakren zu, Wurzeltag in der Mondphase, lauter Unglückszahlen im chinesischen Kalender, oder habe ich auf einer spontan sich bildenden Wasserader geschlafen? Wer weiß das schon genau. Eins ist klar, liebe Freunde: Dieser Wein ist zu wie eine Auster, und ich weiß nicht, ob eine Perle darin zu finden ist. Im Nachhinein hatte er fast zu Anfang am besten geschmeckt, als das jugendlich Perlige, das leicht Vegetale und die glatte, etwas eindimensional wirkende Frucht dominiert haben. Kein übler Wein, das wäre ja noch schöner, aber auch keiner, der mich begeistert. Weder vorn noch in der Mitte noch hinten.

Ich hadere mit dem Wein und mit mir selbst. Rheinhessen, die Region, die unter dem grauenhaften Süßplörren-Image am meisten zu leiden hatte, selbst als es schon längst wieder gute Weine gab. Und die Kellers haben als Vorreiter so viel dafür getan, dass man jetzt wieder mit Hochachtung von einigen Lagen spricht. Ist es nicht nur fair, dass solche Weine auch die Aufmerksamkeit bekommen, auf die sie lange verzichten mussten? Andererseits, wer bin ich schon, mir darüber so allgemeine Gedanken zu machen? Die Sache ist nur die, dass ich nach Heymann-Löwensteins Uhlen B schon wieder einen solchen Wein im Glas hatte: Viele Vorschusslorbeeren, ich entsprechend voller Vorfreude – und dann nix, der Wein spricht nicht mit mir.

Aber ich will nicht herumlavieren, hier sind meine Punkte: 6 für Eleganz, 5 für Charakter, macht 16 MP insgesamt. Diese 16 Punkte stammen schon aus den freundlichsten Momenten der Verkostung, in den finstersten waren es nicht mehr als 14 (weil da zwei Eleganzpunkte wieder verschwanden). Allerdings male ich auch ein großes Plus dahinter, wegen der zukünftigen Entwicklung. Es gibt noch Hoffnung. Nicht für die Flasche allerdings, die ich hier geleert habe.

Mein Rat also: Kauft einen “älteren” Keller-Wein, wenn Ihr ihn jetzt aufmachen wollt. Bekommt Ihr den nicht, es gibt z.B. den 2008er Hubacker bei Weinbaer für 35,- €. Ansonsten: Bildet Euch Euer eigenes Urteil. Und streitet nicht. Jeder hat das Recht auf einen eigenen Geschmack.

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19 Antworten zu Weintest 14: Rheinhessen Riesling – Keller Hubacker GG 2009

  1. Christoph sagt:

    Wundert mich nicht. Mich haben die meisten Kellerschen Weine bisher auch nicht wirklich überzeugt, jedenfalls nicht so, wie man es bei Renomée und Preisen erwarten sollte. Aber schön, dass es mal jemand sagt.

    • chezmatze sagt:

      Den “von der Fels” mochte ich immer ganz gern, selbst jung. Natürlich ist das auch ein normalpreisiger Wein. Beim “Hubacker” bin ich jetzt einfach verblüfft gewesen, dass er auch nach drei Stunden noch nicht aufgewacht war. 36 Stunden Lüften hat mir jemand empfohlen. Tja. Okay, ich würde einen 2009er Burgunder von Leflaive, Coche-Dury oder Auvenay jetzt auch nicht aufmachen. Aber ob es das allein ist? Mal schauen, ob ich mir demnächst einen älteren Keller besorge. Aber wegen des Hypes sind die ja immer so schnell ausgetrunken.

  2. jens sagt:

    Den “von der Fels” habe ich auch ein paar Mal getrunken und auch die einfachen Qualitäten Silvaner und Grauburgunder. Alles Weine die mir Spass gemacht haben, speziell der “von der Fels”. Höher getrunken habe ich mich bei Keller noch nicht. Ich weiß auch nicht ob ich das jemals machen werde. Deine Verkostung verleitet ja gerade nicht dazu, obwohl ich denke, der Wein war viel zu jung. Wie auch immer. Man sollte die Keller Weine, etwas gereift natürlich, mal in einer Probe gegen andere “große” Weine aus Deutschland stellen und dann vergleichen. Ich kann mich bei taw an jemanden aus Berlin erinnern, der sowohl Keller als auch Zalto Gläser extrem in seinen Postings gehypt hat und damit auch nicht immer offene Türen eingerannt hat….Was jetzt natürlich nicht am Renommee von Keller oder Zalto kratzen soll.

    Grüße Jens

    • chezmatze sagt:

      Ja, der Hubacker war zu jung. Aber wo geht er hin? Bei einem französischen Rotwein würde ich es mir zutrauen zu sagen, ob und wann da noch was kommen wird. Das kann man, finde ich, schon in der Fruchtphase erkennen. Denn wenn Säure, Frucht und Gehalt zu Anfang nicht da sind, kommen sie auch nicht mehr. Nach der vorübergehenden Verschlussphase kommt eigentlich nur noch die Einbindung aller Komponenten, das harmonische Abschleifen. Aber bei einem deutschen GG, da habe ich noch zu wenig Langzeiterfahrung. Und damit meine ich zehn Jahre Reifung, nicht zwei oder drei. Deshalb finde ich eigentlich diese “Zehn-Jahre-danach-Proben” immer am interessantesten bei solchen Weinen.
      Aber kauf Dir ruhig den Keller zu einem angemessenen Preis und probiere selbst! Mir hat er zwar nicht gefallen, aber ich bin ja weder Gott noch halte ich mich im entferntesten dafür.

      Viele Grüße, Matze

  3. Felix sagt:

    Ohne ein riesiger Fan zu sein, würde ich sagen, dass Keller meistens seinem Ruf gerecht wird. Habe dieses Jahr zwei Proben erlebt, bei denen seine GGs aus 2005 herausragend waren. Es war jeweils ein Wein dabei (Hubacker und Kirchspiel) und beide Male hat der Keller den ersten Platz gemacht (Blindprobe in Hamburg, sieben oder acht Teilnehmer mit mittlerem bis großen Erfahrungshorizont, weitere Weine waren von Emrich-Schönleber, Rebholz und anderen Granden des deutschen Rieslings)
    Der 2006er Morstein war ziemlich mäßig, Kirchspiel und Hubacker wiederum gut. Mit 2002 und 2004 hatte ich vor einigen Jahren auch nur gute Erfahrungen gemacht.
    Zehn Jahre danach halte ich bei solchen Weinen übrigens für zu spät. Außer dem 2001er, der dieses Jahr vermutlich große mediale Aufmerksamkeit erregen wird, halte ich keinen Jahrgang der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts für so haltbar. 2007 und 2008 könnten wieder Langläufer sein.

    • chezmatze sagt:

      Hallo Felix,

      danke für Deine Einschätzung, die sicher von vielen geteilt wird. Ich bezweifle übrigens keineswegs, dass Klaus Peter Keller gute Weine zu machen versteht, und ich weiß auch, dass sie in vielen Tests, ob blind oder offen, sehr gut abgeschnitten haben. Genau mit dieser Hoffnung oder Erwartung, ganz wie Du willst, bin ich in diesen Test gegangen. Dass der Wein viel zu jung war, versteht sich von selbst. Dass ein großer Wein gelegentlich mit divenhaften Phasen aufwartet, ist ebenfalls absolut verständlich. Insofern bin ich jederzeit bereit, die Größe und Klasse der Keller’schen Weine auf ihrem Höhepunkt anzuerkennen. Was diesen konkreten Wein anbelangt, den ich im Glas hatte, gibt es also eine Menge Gründe, weshalb er sich nicht so präsentiert hat wie erhofft. Denn das hat er nicht. Das hält mich jedoch keineswegs davon ab, es beim nächsten Keller-Wein mit einer anderen Trinkphase zu versuchen. Vielleicht werde ich ihn nicht gerade im KaDeWe kaufen 😉
      Ich fürchte, Du liegst vollkommen richtig, was die “Haltbarkeit” der allermeisten Großen Gewächse aus der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts anbelangt. Interessant ist dabei für mich: Warum ist das so? Ausnahmen wie Breuers Schlossberg oder auch Koehler-Ruprecht scheint es dabei ja zu geben. 2008 ist für mich wirklich ein toller Langläufer-Jahrgang geworden, was die großen Weine anbelangt. Da habe ich meinen Keller auch dementsprechend befüllt, um das nach und nach miterleben zu können.

      Viele Grüße, Matze

  4. Michael sagt:

    Hallo Matze,

    ich glaube, dass der westdeutsche Händler ein persönliches Problem mit dem Weingut Keller hat, denn man kann viel über die Kellerschen Weine sagen, aber dass die Weine nichts taugen, ist einfach falsch. Vieles ist subjektiv und natürlich können sich Weinexperten irren, aber dass sich Jancis Robinson, David Schildknecht, die deutschen Weinführer, der Betriebsleiter von Romanee Conti und viele weitere Personen der internationalen Weinszene irren, scheint mir eher unwahrscheinlich.

    Und eigentlich hat Du selbst, lieber Matze, irgendwie auch eine Antwort auf die Frage der Güte selbst gegeben, in dem Du geschrieben hast, dass sich der Wein permanent im Glas verändert hat, dass machen nur wirklich gute Weine, nur diese haben die Fähigkeit eine ständige Metamorphose zu durchlaufen und dabei nicht einfach umzukippen.

    In der kommenden Woche, am 30.11.2011, werde ich eine Hubacker Probe in Hamburg veranstalten, 10 Jahre Hubacker 2001 bis 2010, also genau die Jahrgänge, die Klaus Peter Keller, die 9.Generation des Weingutes verantwortlich vinifiziert hat. Wenn Du Zeit und Lust hast, bist Du gerne eingeladen, an der Probe teilzunehmen, kurze mail an MQuentel (at) web.de reicht.

    Hinsichtlich des Kirchspiels habe ich im letzten Jahr eine Vergleichsprobe zwischen Keller und Wittmann veranstaltet, hier zum nachlesn: http://weinwelt.blogg.de/eintrag.php?id=496.

    Viele Grüße

    Michael

    • chezmatze sagt:

      Hallo Michael,

      ich bin mir nicht sicher, ob Du den westdeutschen Händler kennst, den ich angesprochen habe. Das ist in der Tat ein Unikum, und manchmal bin ich auch nur dort gewesen, um mir seine Ansichten über Gott und die Welt (sprich: Winzer, Weinhändler und Weinkenner) anzuhören. Mit der Meinung, dass die Keller’schen Weine nichts taugen, steht er in der Tat ziemlich allein da. Nein, stimmt nicht, einen anderen, noch viel Prominenteren kenne ich auch noch.

      Aber sei’s drum. Die meisten großen Weine machen ihre “Phasen” durch, in denen sie mal nicht so gut dastehen. Cahors ist da sicher das in der Literatur am meisten gepflegte klassische Beispiel, aber die komplexen Rieslinge stehen da nicht viel nach. Natürlich war es aus Genussgründen Murks, den Hubacker so früh aufzumachen. Aber ich wollte es halt wissen… Und glaub mir, der war in dem Stadium wirklich nicht präsent.

      Danke für die Einladung, aber Hamburg ist von hier eine mindestens 12-stündige Autofahrt entfernt. Das ist mir dann doch zu weit ;). Aber viel Spaß mit der Hubacker-Probe, das wird sicher ein Erlebnis. Bin mal gespannt, wie Ihr die Reihenfolge seht. Wir hatten ja letztens zwei 2001er GG (Wittmann Aulerde und Koehler-Ruprecht R), die beide ganz hervorragend waren. Die Aulerde hatte ich dabei offenbar ein wenig unterschätzt. Ist ja nicht grad das hochpreisigste GG.

  5. Michael sagt:

    Moin Matze,

    jetzt machst Du es spannend, habe längere Zeit in Düsseldorf gelebt, aber mir fällt kein passender Weinhändler so wirklich ein…. – und noch prominenter wird es dann noch schwieriger ;-))
    Schade, dass Dich 12 Std. scheuen. Vor ein paar Jahren bin ich für eine Monte Bello Probe extra nach Zürich geflogen und habe es nicht bereut, ein “Verrückter” hatte diverse Jahre in den USA und der Schweiz gearbeitet und als Quintessenz seines cross over angefangen Monte Bello zu sammeln. Mit Gabriel hatte er auch noch einen launigen Moderator für seine Probe gefunden. Für mich war das ein ganz herausragendes Weinerlebnis….. habe darüber auch berichtet ( http://weinwelt.blogg.de und inder suche monte bello eingeben).

    Deiner Skepsis bezüglich Weinen aus der ersten Hälfte der 2000er möchte ich an dieser Stelle jedoch widersprechen. Die 2001er, 2002er und vor allem die 04er zeigen bei vielen Weingütern überhaupt keine Ermüdungserscheinungen – verkoste mal das Ungeheuer 01 von Mosbacher, das Kirchspiel 04 von Keller, die 01er von Dönnhoff oder die Halenbergs von Schönleber aus den jeweiligen Jahren. Wenn Du mir jetzt sagst, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist (nur die Winzerelite), dann mal einen Wein für damals z.B. € 7,50: Primus Maximus vom Weingut Heinz Nikolai im Rheingau zur Hand nehmen.

    Übrigens ein ganz tolles Erlebnis hatte ich noch am nächsten Tag in Zürich: Caduffs Wineloft – what a freak, tolles Restaurant und keine Weinkarte, sondern der Besuch im Keller war fällig, um die Wahl für den Abend zu treffen. Was für ein Botschafter von deutschem Wein mitten in Zürich. Ganz großes Kino dieser Keller für Top-Weine aus aller Welt.

    Lieben Gruß
    Michael

    • chezmatze sagt:

      Hallo Michael,

      okay, nach Zürich zu fliegen, ist zwar teuer, kostet dich aber keine zwei Arbeitstage mit Hin- und Rückreise 😉

      Was die Weine anfangs der 00er anbelangt, da hast Du mich exakt missverstanden. Da sind wir nämlich genau einer Meinung (ich beziehe mich auf die deutschen Weine ). 2001 war hervorragend, 2002 bin ich überrascht, dass sie so gut gehalten haben, und 2004 ist vielleicht der “klassischste” Jahrgang des ganzen Jahrzehnts. Was ich mit dem Unterschätzen der Aulerde meinte: Nicht den Jahrgang habe ich unterschätzt, sondern den Wein aus der Lage. Kirchspiel und Morstein (und jetzt noch Brunnenhäuschen) sind doch Wittmanns Paradeweine, die Aulerde wird rein vom Image her als GG meist so “durchgeschleppt”. Ich hatte die 2006er und 2007er probiert und fand sie okay, aber keinesfalls groß. Dass in einem geeigneten Jahrgang wie 2001 daraus ein enorm langlebiger Wein werden kann, der seine gelb-süßen Noten weitgehend ablegt, ohne jetzt wirklich schlank zu werden, hätte ich dagegen nicht gedacht. Insofern 100% d’accord mit Deinen Erfahrungen.

      Monte Bello habe ich auch mal bei einer Probe einiges trinken können. Ich war verblüfft vom “europäischen” Stil und der großen Ausgewogenheit. Aber – da magst Du mich ausschimpfen – ich hatte das Gefühl, dass ich den Wein blind nie wiedererkennen würde…

  6. Pingback: Vier individuelle Rieslinge aus 2009 – ein großer Jahrgang? | Chez Matze

  7. cedric fischer sagt:

    Das kommt jetzt etwas spät, aber ich habe diesen Beitrag überlesen. Über die Weihnachtstage wollte ich es selbst auch mal genau wissen in Sachen Keller. Ich habe kein einheitliches Bild, bin aber umgeben von Keller-Verehrern. Also kaufte ich eine Flasche 2009 Kirchspiel GG, einen Wein, der Höchstbewertungen erfahren hat und ca. 38,- Euro kostet. Ich habe den Wein im Verlauf von drei Tagen getrunken, nein, genossen darf ich wohl sagen. Der Wein wurde, nachdem er etwas Luft bekam, sehr elegant, mineralisch mit feinen Aprikosennoten und einem Quentchen Süße, Trinkspass pur, richtig süffig. Allerdings schien mir das Kirchspiel bei aller Sexieness doch auch etwas schlicht oder eindimensional, was eigentlich ein ungerechtes Urteil ist, weil ich dabei ausschließlich auf den Preis und die damit verbundenen Ambitionen schiele. Also: Für 12-15 Euro wäre das ein toller Wein, ein wirklich großer war es nicht. Aber wer weiß, vielleicht in 10 Jahren … Nein, das glaube ich nicht.

    • chezmatze sagt:

      Nun, wenn man den ganzen (also wirklich fast allen) Verkostungen mit “älteren” Keller-Weinen Glauben schenken darf, halten sich die Weine allgemein hervorragend. Ich würde das unheimlich gern einmal selbst ausprobieren, aber wirklich zu Hause im stillen Kämmerlein. Und am besten im Blind-Quervergleich mit zwei anerkannten Referenzen, zum Beispiel Breuer Schlossberg oder Zind-Humbrecht Brand. Mich persönlich machen zwar übermäßige Jubelarien auch immer ein wenig skeptisch, weil allgemeine Euphorie ja nicht gerade das Urteilsvermögen schärft, aber nachdem ich von Wittmann schon ausgezeichnet gereifte Weine probiert habe, traue ich das Keller durchaus auch zu.

  8. cedric fischer sagt:

    Ja, Matze, im stillen Kämmerlein, so würde ich es auch machen wollen. Allerdings ist das mit den gereiften Weinen bei Keller so ‘ne Sache. Für die meisten Keller-Fans gehen 3-4 Jahre Flaschenreife bereits als gereift durch. Ich finde 10-12 Jahre alt sollte die Flasche schon sein. Jedoch hat Klaus-Peter Keller erst 2001 die Regie übernommen, es ist also eine recht junge Tradition. Vermutlich reifen manche oder alle Keller-Weine gut, ich zweifle eigentlich nicht dran. Nur, ob die Weine immer so groß sind, wie die Keller-Fans (und der Erfinder des Keller-Mythos, der Gault Millau-Weinguide) behaupten, steht dahin. Kann man Keller-Weine nicht auch einfach prima finden, ohne sie gleich zum Höchsten zu erheben, das der Herrgott deutscher Winzerkunst mitgegeben hat?

    • chezmatze sagt:

      Um auf Deine rhetorische Frage dennoch zu antworten: Doch, das kann man. Die Sache wird allerdings schwieriger, möglichst unvoreingenommen auf Produkte zuzugehen, wenn man von diesem Superstar-Status weiß. Da gibt’s dann beim Urteil offenbar nur noch einen sehr schmalen Grat zwischen Jubelarien und Opposition. Viel schmaler, als es nötig und fair wäre. Und auch viel schmaler als bei Weinen anderer Erzeuger, die nicht von vornherein mit dieser Erwartungshaltung ausgestattet sind…

  9. ralph sagt:

    Hallo matze! Haben Sie den Hubacker 2009 nochmals probiert? Würde mich interessieren! Grüße ralph

    • Matze sagt:

      Nein, ich hatte mir den 2010er Kirchspiel gekauft, natürlich etwas ganz anderes, lagert ohnehin noch im Keller. Der 2009er Jahrgang ist insgesamt nicht so meiner, habe ich festgestellt. Im Allgemeinen zu wärmegeprägt und “unspannend”, wenn ich das einmal so pauschal sagen darf…

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