Ich bin ja gerade auf kleiner Deutschland-Rundreise, wenngleich eher beruflich als touristisch bedingt. Als ich gestern in Potsdam-Babelsberg war, ist mir wieder mal bewusst geworden, dass für viele urbane Menschen meiner Generation mittlerweile der Komplett-Einkauf im Bio-Supermarkt sehr wichtig geworden ist. Da geht es ein bisschen um Nachhaltigkeit, ein bisschen um die Gegenbewegung zur totalen Industrialisierung der Lebensmittelwirtschaft, ein bisschen um Naturliebe und ein bisschen darum, dass die eigenen Kinder nicht nur Mist essen sollen, wenn man schon keinen eigenen Garten besitzt. Wein (für die Erwachsenen) gehört dabei selbstverständlich dazu. Aber was hat der Biomarkt in der Hinsicht zu bieten? Continue reading
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Weinprobe: Maison Leroy Beaune-Sizies Premier Cru 1986
Ja, liebe Freunde, dies ist tatsächlich ein Burgunder von Leroy. Und ein wenig gereift ist er auch schon. Bevor Ihr aber denkt, dass ich für diesen Wein der zweitberühmtesten Burgund-Domaine (hinter Romanée-Conti) an die 1.000 Euro ausgegeben habe, muss ich ein bisschen präzisieren: Es handelt sich bei der Inhaberin der Domaine Leroy und des Hauses Leroy zwar um dieselbe Person, nämlich Lalou Bize-Leroy, aber dieser Wein hier stammt nicht von den eigenen Weinbergen. Wie üblich bei Négociant-Weinen im Burgund, erfährt man die Namen der wahren Produzenten hier nicht. Dennoch ist Leroy natürlich auch als Handelshaus ein großer Name, und dieser Wein kostete mich bei Legrand immerhin 68 Euro. Continue reading
Weinprobe: “Gammes en May”, ein süffiger Wein vom Atlantik
“Es muss nicht immer Kaviar sein”, so heißt es doch bei unser aller Lieblingsschriftsteller JohMa Simmel, und wo er Recht hat, hat er Recht. Heute ist also ein kleiner Wein dran, dem man nicht 20 Jahre Kellerlagerung, stundenlanges Dekantieren und schlürfendes Einsaugen aus Zalto-Gläsern zumuten muss. Die Domaine St-Nicolas, von der dieser Wein stammt, liegt aber auch weitab traditioneller Spitzenlagen nur drei Kilometer von den Fluten des Atlantiks entfernt. Continue reading
Weintest 13: Mosel Riesling – 2007 Heymann-Löwenstein Uhlen B
Es gibt wohl kaum einen umstritteneren Winzer in Deutschland als Reinhard Löwenstein. Er teilt schon ordentlich aus, anders lässt sich das gar nicht ausdrücken. In Büchern und Interviews versucht er aber auch zu begründen, warum seine sehr personalisierte Terroir-Philosophie die Zukunft des Weinbaus sein könnte. Bei einer solchen Vorleistung bleibt es natürlich nicht aus, dass die dabei entstandenen Produkte entsprechend kritisch beäugt werden. Wie übrigens bei Nicolas Joly auch, dem anderen Weintheoretiker und Bücherschreiber. Bei den Löwenstein‘schen Jungweinen versteht man meist nur Bahnhof und kann noch nicht mal ahnen, ob da noch etwas Großartiges kommen mag. Ich habe deshalb heute den „Kleinen“ seiner „Großen“, den Uhlen B gut drei Jahre nach der Ernte getestet.
Weintest Montcalmès 2007 – und ein paar Reflexionen zum Stilstreit zwischen Gauby und Bizeul
Sagt mal, ist es Euch auch schon mal so ergangen, dass Ihr nur schnell irgendwas sagen oder aufschreiben wolltet, ein kurzes, abgestecktes Statement? Und während Ihr gerade dabei seid, jenes von Euch zu geben, schießt Euch plötzlich etwas viel Grundsätzlicheres zum selben Thema durch den Kopf? Passiert mir ständig. Was tun? Kleines Statement abschließen, Rest verschlucken? Oder kleines Statement vernuscheln und dann mit großer Geste zum ungeheuren Kern des Wesens kommen (alle Zuhörer zittern schon)? Hier soll es um einen sehr guten Rotwein aus dem Languedoc gehen. Erst mal. Continue reading