[In Kooperation mit dem Weingut Heitlinger] Der Kraichgau ist eine Landschaft im Nordwesten Baden-Württembergs. Im Norden liegen Heidelberg und der Odenwald, und die südliche Grenze markiert der Schwarzwald auf einer groben Linie zwischen Karlsruhe und Stuttgart. Ihr merkt schon an meinen Verortungsversuchen, dass der Kraichgau irgendwie ein gewisses Dazwischen darstellt: Entweder hat man dort zu tun, oder man fährt drum herum. Dabei ist letzteres bereits rein touristisch ein großer Fehler, denn Landschaft und Kultur sind ungemein vielfältig. Die Zisterzienser bauten hier schon im 12. Jahrhundert Wein an, aber nirgends wirkt der Weinbau monokulturell. Immer ist er in die Landschaft eingebunden, schafft eine zusätzliche Dimension. In dieser bunten Landschaft ist das Weingut Heitlinger zu Hause, eines der bedeutendsten Bio-Weingüter Deutschlands. Hier möchte ich euch nun ihre beiden Chardonnays vorstellen.
Das Weingut Heitlinger im Kraichgau
Als der Kraichgauer Unternehmer Heinz Heiler im Jahr 2008 die beiden Weingüter Heitlinger und Burg Ravensburg erwarb, gab es primär ein riesiges, aber in weiten Teilen ungenutztes Potenzial. Allein das Weingut Heitlinger verfügt über 80 ha Weinberge, wie Tupfer in den besten Lagen weit um das Dorf Tiefenbach herum verteilt. Von Anfang an war Heiler allerdings klar, dass er beim Heben des Potenzials auf Weinprofis angewiesen sein wird. Auf diese Weise kam als Betriebsleiter und Geschäftsführer Claus Burmeister ins Spiel – und mit ihm das, was ich in der Überschrift als Attitude bezeichnet habe. Seit 2010 ist das Weingut Heitlinger nämlich bio-zertifiziert, 2014 wurde die biodynamische Wirtschaftsweise eingeführt. Was das alles an Aktivitäten nach sich zieht, an ständigem Hinterfragen, an Ausprobieren, Lernen und Weitergehen, würde – ihr könnt es euch denken – den Rahmen dieses Texts bei weitem sprengen.
Eine dieser Aktivitäten war die Wiederbestockung historischer Spitzenlagen, welche schlichtweg in Vergessenheit geraten waren. Weil Heitlinger durchweg ein Burgundergut ist, kam damit die ganze Pinot-Familie von Auxerrois bis Pinot Meunier an den alten und steilen Hängen wieder zum Strahlen. Die beste weiße Burgundersorte ist zweifellos der Chardonnay. Also habe ich die Burmeisters gefragt, ob sie vielleicht einen Chardonnay anbauen, den sie hier in den Ring werfen wollen. Sie hatten sogar zwei…
Heitlinger Chardonnay Reserve 2019
Als ich gesehen habe, dass einer der beiden Chardonnays das Exemplar aus der Reserve-Linie ist, war ich wirklich erfreut. Warum? Weil ich im Herbst bereits den roten Pinot Meunier Reserve mit im Best of Schwarzriesling-Artikel hatte, wo er mich sehr überzeugt hat. Der Chardonnay aus dem Jahrgang 2019 (18 € im Online-Shop) ist sozusagen das Pendant dazu, junge Reben aus Top-Lagen.
In tiefem Gelb fließt der Wein ins Glas, das wirkt in der Tat reif. In der Nase zeigt sich eine sehr attraktive Verbindung von Frucht und Ausbau. Da gibt es einen leichten Holzeinfluss, aber nicht zu süß, eher Zeder als Vanille. Da gibt es aber vor allem viel Frucht, reife Zitrone, Orangenzeste, Mandel. Am Gaumen geht das Spiel weiter. Ein echt hedonistisches Produkt. Komplett trocken ist der Wein natürlich, die Säure steht pikant da, aber von hinten schleicht sich die schöne Orangenfrucht heran. Saftig und offen ausgelegt ist das ein Niveau-Wein, der gleichzeitig Spaß macht.
Heitlinger Chardonnay Heinberg GG 2018
Heinberg heißt eine der historischen Spitzenlagen von Tiefenbach. Nur 2,5 ha klein, ist die Lage dicht bestockt und blickt von einem Untergrund aus Kalkmergel herab nach Südwesten. Das wunderbare Weingesetz von 1971 hatte übrigens eine Vielzahl unterschiedlichster Tiefenbacher Weinberge unter dem Namen Spiegelberg zusammengefasst. Dank des Weinguts Heitlinger kommen die alten Gewanne jetzt endlich wieder einzeln auf den Markt. Wie es sich für ein Großes Gewächs gehört (37,50 € im Online-Shop), wurde der Chardonnay Heinberg mit einem gewissen Aufwand vinifiziert: Ganztrauben, vier Stunden Maischestandzeit, dann mit der Spindelpresse gepresst und im Barrique vergoren. Anschließend kam der Wein zum Weiterreifen noch für acht Monate auf der Vollhefe in den Edelstahltank.
Der Jahrgang 2018 war auch im Kraichgau richtig heiß und trocken, weshalb ich folgerichtig einen eher kraftbetonten Wein erwartet hatte. Aber so kann man sich täuschen. Offenbar sind die Trauben relativ früh gelesen worden, darauf deuten die angenehm leichten 12,5 vol% hin. Etwas heller in der Farbe als die Reserve, punktet der Heinberg in der Nase vor allem mit Finesse. Etwas Zitrone, grüne Mandel, deutlich mineralische Noten. Am Gaumen ist das schlichtweg der klassisch edle Wein. Solltet ihr bislang nicht daran geglaubt haben, dass man in Deutschland aus Chardonnay feine und delikate Weine mit Tiefe und Charakter machen kann – voilà, probiert diesen hier. Was ich dabei ganz interessant finde: Der Heinberg-Chardonnay steckt in der leichtesten GG-Flasche, die ich bislang gesehen habe. Das spart richtig viel Energie bei der Herstellung und passt zu der Attitude, die ich in der Überschrift genannt habe.
Und zum Schluss ein Gewinner…
Gut, ja, Gewinner sind zunächst einmal die beiden Chardonnays. Der eine ist trotz seiner Konsequenz fruchtbetont, saftig und ansprechend, der andere raffiniert, elegant und nachhaltig. Eigentlich sollte man also beide Weine einmal probiert haben.
Tatsächlich jedoch seid auch ihr selbst Gewinner. Warum? Weil ich zum ersten Mal in der Geschichte von Chez Matze einen Rabattcode anbiete.
Wenn ihr den Code CHEZMATZE10 bei eurer Bestellung angebt, bekommt ihr allein dadurch für die nächsten zwei Monate im Online-Shop 10% ermäßigt (Mindestbestellwert 60 €, Laufzeit 31.05.-31.07.22). Und das erstreckt sich nicht nur auf den Chardonnay, sondern auf den gesamten Heitlinger– und Burg Ravensburg-Shop. Im Moment sind dort genau 66 unterschiedliche Artikel gelistet, weiß, rosé, rot, sprudelnd, vom Gutswein bis zu den Großen Gewächsen. Weinpakete mit Jahrgangsvertikalen gibt es ebenso wie Einzelstücke, die Jahrgangstiefe ist krass und geht hinunter bis 2008. Sieht irgendwie also schon ganz attraktiv aus.
Jedenfalls bin ich froh, Claus Burmeister vor ein paar Wochen bei der Summa getroffen zu haben, denn sonst wäre ich gar nicht auf diese Chardonnays gestoßen. Kraichgau rules als Slogan wäre vielleicht des Guten etwas zu viel. Aber wer spannende Weine aus unbekannten Spitzenlagen sucht, wird beim Weingut Heitlinger definitiv fündig.