Das Mâconnais genießt einen ausgezeichneten Ruf als Burgund dritter Klasse. Die Weißen gehen noch durch als eine Art sonniger Chardonnay, aber die Roten tragen einen entscheidenden Nachteil in sich: Sie dürfen Gamay enthalten. Wir sind hier ja scharf an der Grenze zum Beaujolais, und das färbt natürlich ab. Allerdings gibt es auch einen entscheidenden Vorteil: Die Preise auch für hochwertigere Weine halten sich im Vergleich mit dem restlichen Burgund sehr im Rahmen. In dieser Region, genauer gesagt im Dorf Loché, stellen Céline und Laurent Tripoz seit 20 Jahren biodynamisch zertifizierte Weine her. Einen meiner Lieblinge von ihnen möchte ich euch hier vorstellen.
Garantiert Gamay – Mâcon Les Perrières 2019 von Tripoz
Das Mâconnais besitzt vielleicht noch einen weiteren kleinen Nachteil: Es übertreibt ein bisschen bei der Burgundisierung seiner Herkunftsbezeichnungen. Die Appellation heißt korrekt nämlich Mâcon-Charnay-lès-Mâcon. Wenn ihr die überraschend informative Website des Weinguts aufruft, werdet ihr herausfinden, dass Les Perrières ein wenig von den anderen Parzellen rund um Loché entfernt liegt. Auch ansonsten stellt der Wein für die Tripoz’ eine kleine Ausnahme dar. Auf ihren 14 ha steht nämlich zu drei Vierteln Chardonnay, dazu Pinot Noir und Aligoté. Der Gamay macht hingegen lediglich 5% der Rebfläche aus, was genau der Größe der Perrières-Parzelle entspricht. Im Untergrund dominiert der Kalk, und die Reben sind etwa 45 Jahre alt.
Obwohl die Tripoz’ beide aus Loché stammen und sich seit ihrer Kindheit kennen, waren sie ursprünglich nicht im Weinmetier zu Hause. Natürlich haben alle hier irgendwie mit Wein in der Familie zu tun, aber die beiden konnten auf kein Weingut zurückgreifen und mussten sich ihres erst Schritt für Schritt aufbauen. Wie man an der Rebsortenverteilung sehen kann, sind sie eigentlich (wie im Mâconnais üblich) Weißweinspezialisten. Aber unter ihren insgesamt elf Weinen befinden sich auch drei Rote und zwei Crémants.
Der Perrières stammt aus dem durchaus warmen Jahrgang 2019. Nach dem Einbringen der Ganztrauben wurden jene der macération semi-carbonique unterzogen, also quasi einer Mischung aus traditioneller Maischegärung und Kohlensäuremaischung wie im Beaujolais. Auf der Hefe in gebrauchten Fässern für zehn Monate ausgebaut, wurde der Rote leicht filtriert und ungeschwefelt abgefüllt. Bei der Vinifikation variieren die beiden allerdings jeweils ein bisschen nach Wein, Jahrgang und Mostverhalten. Keine Freunde des Dogmas also.
Wie schmeckt der Wein?
Meinen ersten Tripoz hatte ich vor Jahren auf einer Urlaubsfahrt aus reiner Neugier getrunken. Ich hatte damals noch kaum Erfahrung mit Naturweinen und wollte einfach mal probieren, wie so etwas schmeckt. Nach einer ziemlich gräuslichen Erfahrung mit einem Exemplar aus dem Roussillon war ich bei den Tripoz’ überrascht, wie gut so etwas auch funktionieren kann.
Als ich Anfang 2020 bei der Millésime Bio in Montpellier war, bin ich deshalb gleich zu ihrem Stand gegangen, um das ganze Portfolio durchzutesten. Unter meine Zehn Weintipps sind die Weine damals nicht gekommen, aber das lag ausschließlich daran, dass ich an den drei Tagen so grotesk viele gute Weine probiert hatte. Oben seht ihr meine beiden Favoriten, und ganz offenbar war der Perrières schon darunter.
Jetzt aber die Notizen zum 2019er: Die durchaus schwere Burgunderflasche ist mit einem Naturkork verschlossen. Farblich ist das ein sehr junger Wein, mittleres Purpur. In der Nase gibt es deutlich nördliche und herbstwaldige Noten: Holunderbeeren, Wacholder, reife Blaubeeren. Am Gaumen gefällt mir gleich die gesamte Komposition. Da gibt es eine frische Säure, durchaus präsente Gerbstoffe (mehr als befürchtet) und eine kernige Art, dazu Aromen von Flieder und wieder Holunderbeeren. Sowas passt sogar zu rotem Fleisch. Man spürt natürlich sofort, dass das kein rotduftiger Pinot, sondern ein blau eingeschnürter Gamay ist, aber so soll es ja auch sein.
Wo habe ich ihn gekauft?
In Montpellier hatte ich Céline Tripoz gefragt, ob es ihre Weine auch in Deutschland zu kaufen gibt. Ja, meinte sie, einmal bei einem gewissen Olaf Schindler, der in Hamburg und Banyuls ansässig sein soll, “ein echt ungewöhnlicher Typ”. Und dann noch in einem Laden in Baden-Baden, der ihr gerade nicht einfiel. Mittlerweile ist auch noch Vino Central dazugekommen.
Die Covid-Geschichte hat dann allerdings noch ein Element hinzugefügt, das ich ganz interessant finde. Die beiden haben sich nämlich entschlossen, ihre Weine zwar online vertreiben zu wollen, aber ohne einen eigenen Online-Shop für teures Geld. Also arbeiten sie mit einem der allerbesten Onlinehändler für individuelle und schräge Weine zusammen, Vins Etonnants. Die Tripoz-Seite bezeichnen sie selbst als “unseren Online-Shop bei Vins Etonnants“, in dem es die Weine logischerweise zu Ab-Hof-Preisen gibt. 14,50 € sind das für den 2019er Les Perrières. Die Portokosten lassen sich übrigens anteilig senken, je mehr Flaschen ihr bestellt. Der nächste langweilige Regentag zum Shop-Stöbern kommt bestimmt, aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt…