Terzavia – der dritte Weg. So nennt Marco De Bartoli (respektive seine drei Kinder) diesen Schaumwein aus Sizilien. Und wenn es jemals einen Schaumwein gegeben hat mit einem kleinen Extra, dann ist es dieser. Richtig, auch in der Champagne gibt es mittlerweile Winzer, die ihre Cuvées nicht nur mit Réserve-Wein, sondern gar mit kleinen Beigaben aus einem Solera-System aufpeppen. Aber beim Terzavia hat das oxidative Element noch einmal eine andere Dimension…
Marco De Bartolis Terzavia Riserva VS – ein besonderer Schaumwein
Zum Weingut selbst werde ich an dieser Stelle nicht viel schreiben. Schließlich hatte ich schon in der Ausgabe # 45 den kleinen Rotwein von Marco De Bartoli vorgestellt. Es handelt sich jedenfalls um eines der Highlights auf Sizilien und weit darüber hinaus. Die Familie De Bartoli besitzt zwei Kellereien, eine in Marsala an der Westspitze Siziliens und eine auf der Insel Pantelleria. Auf letzterer baut sie die traditionellen Süßweine an und aus. Und in Marsala stellen sie neben geraden und schrägen Stillweinen einige der wenigen echten großartigen Marsalas her. Hier aber geht es um einen Schaumwein. Allerdings um einen, der mehrere Welten vereint.
Die Trauben für den Terzavia, 100% Grillo, werden auf einer 0,5 ha kleinen Parzelle in Samperi angebaut. Das liegt etwa 15 km südöstlich von Marsala selbst und ist der eigentliche Sitz der Familie. Die Grillo-Trauben werden zunächst kühl vorgegoren und dann sanft und direkt gepresst. Vergoren und ausgebaut wird der Most in 500-Liter-Eichenfässern. Dabei kommt ein alkoholarmer, karger Grundwein heraus wie bei fast allen vernünftigen Schaumweinen. Aber natürlich ist das nicht das Ende vom Lied.
Jetzt nämlich geht es darum, die Perlen in die Flasche zu bringen. Für die Zweitgärung werden immer mehrere Jahrgänge miteinander verschnitten. Als Tirage gibt es nicht nur die übliche Mischung aus Most, Hefe und Zucker, sondern einen gewissen Anteil Vecchio Samperi, den berühmten ungespriteten Solera-Marsala des Hauses. Deshalb heißt der Wein auch Terzavia Riversa VS – für Vecchio Samperi. 30 Monate Ausbau sur lattes und dann Degorgieren. Der Terzavia Riserva VS hat kaum Schwefel, weniger als 20 mg pro Liter.
Wie schmeckt der Wein?
Sektkork abgemacht, mittleres Gold im Glas mit feiner Perlage. In der Nase sind aus der Ferne Autolysenoten spürbar, dann Apfelschale, Bratapfel, fast wie ein gereifter Chenin. Die Zugabe von Marsala erkennt man, wenn man es weiß, ansonsten würde ich tatsächlich an leicht oxidativ ausgebauten Chenin denken. Am Gaumen bizzelt es fein, wobei die Perlage mit der Zeit nachlässt, der Schäumer also nicht übertrieben hoch ist in der Kohlensäure.
Eine mittlere Säure erwartet mich, der Wein ist ganz trocken und sehr ausgewogen. Immer schwingt diese Apfelschalnote mit, dann aber gefolgt von leicht rauchig-malzig-haselnussigen Tönen, eine faszinierende Kombination. Ich mache zunächst den Fehler, den Terzavia frisch aus dem Kühlschrank zu öffnen. So ist er zu kalt. Dieser einmalige Charakter, diese Mischung aus Zitronenfrische, Herbstapfel und Sherry-artiger Oxidation, zeigt sich erst richtig mit zunehmender Luft und Wärme.
Wo habe ich ihn gekauft?
Ich habe den Terzavia Riserva VS bei Vinaturel gekauft, und zwar die im Januar 2017 degorgierte Version. Es gibt darüber hinaus noch eine zwei Jahre später degorgierte Ausgabe, die 13 statt 12 vol% besitzt. Ich wollte einfach die schlankere, gereiftere Flasche haben. Preislich liegen wir hier zwischen 40 und 45 €, und erfreulicherweise gibt es den Wein bei zwei, drei ausgesuchten Online-Shops in Deutschland.
Wer also einen trockenen Schaumwein mit einem ganz individuellen Touch haben möchte – voilà, hier ist er. Ich würde aber wie bei fast allen besonderen Weinen immer dazu raten, euren Mittrinker*innen vorher die Story des Terzavia Riserva VS zu erzählen, statt ihn in akademischer Manier blind zu probieren. Es geht schließlich um Lebensfreude, um Menschen, Landschaften, Charaktere beim Wein. Oder etwa nicht?