Ihr Name ist Pieroth, Christine Pieroth. Der Name Pieroth hat ja durchaus einen Klang im deutschen Weinbau. Einen Klang allerdings, der von den meisten Weinfreaks eher nicht so sehr mit naturbelassenen Weinen und schweißtreibender Handarbeit im Weinberg in Verbindung gebracht werden dürfte. Vielleicht hat sich Christine deshalb entschlossen, ihre Weine von jetzt an und für immer unter einem anderen Namen laufen zu lassen, der ihr bestimmt seit Kindergartenzeiten anhaftet: Piri. Hallo, ich bin die Piri, und das ist mein Weißburgunder. So in etwa. Piri Naturel gibt es zwar erst seit ein paar Monaten, aber die Weine haben in der Szene schon für erhebliche Furore gesorgt. Kein Wunder also, dass ich auch etwas davon probieren musste.
Piri Naturel 2019 – Weißburgunder von der Nahe
Natürlich – nur um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen – besitzt Christine nicht etwa die Pieroth AG, das für deutsche Verhältnisse gigantische Weinhandelsunternehmen. Vielmehr kommt sie vom Weingut Ulrich Pieroth, auch unter dem Namen Weinheimer Hof besonders für seine Straußwirtschaft bekannt. Christine hat wie ihr Bruder Philipp in Geisenheim studiert, sie Weinbau und er Internationale Weinwirtschaft. Im Jahr 2018 kehrten beide wieder auf den elterlichen Hof in Rümmelsheim zurück. 15 ha bewirtschaftet die Familie dort in teilweise berühmten Lagen wie Dorsheimer Goldloch und Pittermännchen.
Auf dem Foto seht ihr vorn noch Reben im Dorsheimer Goldloch, dann kommt das Pittermännchen. Oben in der Mitte liegt Burg Layen mit dem Schlossgut Diel, und rechts schließt sich der Ort Rümmelsheim an, Home of Piri sozusagen. Vielleicht kann ich euch auch ansonsten ein bisschen für das Weinbaugebiet Nahe begeistern. Ich war nämlich wirklich beeindruckt und habe deshalb meine zehn schönsten Weinberge an der Nahe portraitiert. Aber zurück zu den Piris. Das normale Angebot des Weinguts Ulrich Pieroth ist schon nett, aber halt auch sehr, sehr klassisch. Ein feinherber Rosé, ein Regent, ein paar Lagen-Rieslinge, auch edelsüße Auslesen. Christine und Philipp wollten und mussten also einen eigenen Touch mit hineinbringen.
Nach langen Überlegungen war es im letzten Jahr soweit: Piri Wein erblickte das Licht der Welt mit anderen Etiketten, mit Spontangärung und längerem Hefelager und mit den beiden bei Generation Riesling. Das war Christine aber noch nicht genug, also gibt es jetzt auch Piri Naturel mit noch mehr Arbeit im Weinberg und noch weniger Beeinflussung im Keller.
Wie schmeckt der Wein?
Riesling ist zwar der König von Deutschland, wenn es um Rebsorten geht. Aber Weißburgunder präsentiert sich bei Tisch oft deutlich geschmeidiger und polarisiert weniger. Noch schöner wird das Ganze, wenn so ein Weißburgunder von (jedenfalls relativ gesehen) kühleren Nahe-Lagen kommt und trotz vollkommener Durchgärung wie beim Piri Naturel Weißburgunder nur 11,5 vol% auf dem Buckel hat. Die im Durchschnitt 35 Jahre alten Reben stehen auf stark verwittertem roten Schieferboden. 1.500 Flaschen haben die Piris davon abgefüllt, alles ungeschönt und unfiltriert, nur bei der Abfüllung gab es eine minimale Schwefelgabe von 10 mg/l.
Ins Glas fließt ein hellgelber, naturtrüber Birnensaft. So sieht es jedenfalls aus. Die Nase ist ungemein dezent, keinerlei Breitegefühl, aber eben auch keine vorspringende Primärfrucht. Frisch geöffnet, wir haben hier den Jahrgang 2019, perlt der Wein noch ganz ordentlich. Ich persönlich finde das ja durchaus angenehm, aber natürlich verschwindet das CO2 mit der Zeit. Am Gaumen spüre ich eine große Frische. Der Wein ist vollkommen trocken, besitzt einen guten Säurezug und einen leichten Grip vom Schalenkontakt. Das ist für mich ein ideales Sommergetränk mit Anspruch. Die Frucht in Richtung Apfel, Birne und grüner Walnuss bleibt diskret, aber durchaus fein. Logisch, wer eine opulente Struktur und viel Würze sucht, wird das hier nicht finden. Aber der Piri-Weißburgunder trinkt sich super easy weg (deshalb das L für Lässig) und passt zu einer Myriade von Speisen.
Wo habe ich ihn gekauft?
Gekauft habe ich den Piri Naturel Weißburgunder bei der Vincaillerie, aber nicht in Köln direkt, sondern im Online-Shop. Kostenpunkt 18 €. Wie ich es im Eingangstext schon schrieb, habe ich die Piri Naturel-Weine (besonders den Riesling) darüber hinaus in einigen anderen einschlägigen Läden gefunden. Und ich spreche da nicht nur von Deutschland, sondern auch von Amsterdam, London und Brooklyn. Ich finde das wirklich verblüffend, bedenkt man die kleine Auflage und die kurze Zeit, die diese Weinlinie erst existiert. Da kann man nur sagen: Offenbar hat die Welt auf diese Weine gewartet.
Was ich übrigens nicht unerwähnt lassen sollte (und ganz sicher auch zum Erfolg beiträgt): Die Entwürfe für die Etiketten stammen von Piri selbst. Um was es sich bei dem Weißburgunder-Label genau handelt, weiß ich leider nicht. Aber egal, ob das jetzt Holunder ist oder Giersch, geschmackvoll sieht es allemal aus.
Klasse – K wie kauf ich mir 😀!
🙂 Hab noch den Rest für heute Abend in der Flasche, macht sich bis jetzt sehr gut!