[Anzeige / In Kooperation mit dem Weingut Sonnenhof] Liebe Rheinländer, liebe Berlinerinnen, liebe Besiedler der norddeutschen Tiefebene, mal ganz ehrlich: Wann habt ihr das letzte Mal einen Wein aus Württemberg getrunken? Und wann seid ihr das letzte Mal auf der Enz gepaddelt, im Naturpark Stromberg-Heuchelberg gewandert und habt die Sonne in den Weinbergen des Gündelbacher Wachtkopfs untergehen sehen? Was denn, etwa noch nie? Dann Achtung, dies ist definitiv eine Gegend, die das Potenzial für „Hätte ich das mal früher gewusst“-Reaktionen besitzt! Als jemand, der in diesem Sommer selbst zum ersten Mal an der Enz war, kann ich euch das jedenfalls bestätigen. Und ganz nebenbei habe ich natürlich auch ein paar Weine dabei, und zwar vom Weingut Sonnenhof.
Wo liegt das Weingut Sonnenhof?
Westliches Unterland heißt die Gegend weingeographisch, in der sich der Sonnenhof befindet. Auch wenn sich dieses Unterland durch eine Vielzahl von Landschaftsformen auszeichnet, gibt es doch zwei Elemente, die sich fast überall gleichen. In den Flusstälern stehen die Reben auf steilen Terrassen aus Muschelkalk. Wenige Kilometer weiter nördlich ziehen sich die Weinstöcke jedoch auf Keuperboden bis zum Waldrand hinauf. Hier befindet sich in ruhiger Einzellage mitten in der alles andere als monotonen Landschaft der Sonnenhof (Credits für das Foto an das Sonnenhof-Team).
Das Weingut selbst besitzt mit 50 ha Rebfläche beachtliche Ausmaße. Es entstand aus der Zusammenlegung von Bezner-Hof und Fischer-Hof und der Umstellung von primär Landwirtschaft und ein bisschen Weinbau auf wenn schon Weinbau, dann richtig. Inhaber Martin Fischer hat sich im letzten Jahr einen ganz erfahrenen Mann mit an Bord geholt. Die Rede ist von Walter Bibo, einstmals Dr. Heger, dann Schloss Reinhartshausen und in letzter Zeit einigen von euch sicher als Bibo & Runge bekannt. Ein wahrhaftiges Wein-Urgestein also, wenn ich das mal so sagen darf, das hier auf dem Sonnenhof noch einmal so richtig seine Ideen einbringen kann. Mehr zum Weingut gibt’s natürlich auch auf der Homepage.
Chardonnay Wachtkopf 2019
Ich habe mir aus dem großen Sortiment drei Weine ausgesucht, die alle aus der hofnahen Spitzenlage Wachtkopf stammen. Eigentlich ist das ja nur das mittlere Segment, aber was heißt schon mittleres Segment? Die Flaschen sind schwer, wertig und sogar mit einer eigenen Glasprägung à la Châteauneuf versehen, ihr habt es auf dem Titelfoto erkannt.
Der Chardonnay Wachtkopf 2019 stammt aus dem Gewann Sonnenschein. Ein Viertel der Beeren wurden dabei in einem kleinen Tank spontan vergoren und dann in ein neues 500-Liter-Fass gegeben, damit ein gewisser Grip in den Wein kommt. Erst einmal erfreue ich mich aber an den Aromen des Weins in der Nase. Da sind Orange und Aprikose, durchaus dicht und auch leicht vom Holz geküsst, aber keineswegs aufdringlich. Im Mund spüre ich dann den Grip, der den Wein noch mal ein bisschen engmaschiger werden lässt. Es gibt eine fruchtdichte Flächigkeit, die zu warmen Gerichten einlädt. Am zweiten Tag wage ich dann ein kleines Experiment und trinke den Wein auf Zimmertemperatur. Das ist fast noch besser. Nein, ich korrigiere mich: Das finde ich tatsächlich besser. Aber ihr könnt es ja selbst ausprobieren.
Lemberger Wachtkopf 2018
Lemberger, die schwäbische Edelrebsorte. Ja, das ist sie tatsächlich. Hier haben wir den Sonnenhof-Lemberger aus dem Wachtkopf vor uns. Jahrgang 2018, angenehm niedrige 12,5 vol% Alkohol, wie der Chardonnay für 13 € ab Hof zu haben. Der Lemberger stammt aus drei Gewannen, zweien in der Wachtkopf-Kernlage und einem im Lichtenberg. Nach der Handlese wurden die Trauben, teilweise nicht entrappt, zwei Wochen lang in großen Bottichen offen vergoren. Dann ging es für 15 Monate ins kleine gebrauchte Holzfass aus französischer Eiche.
Dunkel fließt der Sonnenhof-Lemberger ins Glas. Im Mund schmecke ich Schwarzkirsche, aber insgesamt ist das kein überfruchtiger Wein. Da gibt es spürbare Tannine, ein bisschen Dörrpflaume und einen Touch von smoked paprika. Die Säure wirkt hingegen mild, wobei der Wein ohnehin nicht staubtrocken und fordernd ist. Das ist ehrlich gesagt doch mal ein astreiner Grillwein auf hohem Niveau. Gut, im Moment stellen vermutlich nur wenige ihre Grills auf die Terrasse, und ich habe bei den Fotos ja auch eher die winterliche Atmosphäre betont. Aber warum nicht scharf angebratener Bauchspeck auf koreanische Art?
Syrah Wachtkopf 2018
Zum Schluss mit dem Syrah noch ein kleiner Exot aus dem Wachtkopf. Das Gewann, aus dem der Wein stammt (in Frankreich ist Syrah übrigens weiblich, la syrah), heißt Lange Berg, und die Reben sind mit zehn Jahren Standzeit noch recht jung. 15 € übrigens im Online-Shop. Was die Vinifikation anbelangt, ähnelt sie in weiten Teilen derjenigen beim Lemberger. Mit einer Ausnahme: Ein Viertel des Weins wurde in nagelneuen Eichenfässern ausgebaut und alles dann unfiltriert abgefüllt. Und das spürt man sofort.
In die Nase steigt ein Zedernduft, dem dunkle Beeren folgen. Ich fühle mich spontan eher an die Neue Welt als an die Rhône erinnert. Die Rebsorte scheint aber am Gaumen überall durch. Da gibt es Graphitnoten, ein bisschen Lakritz, buschige Beeren und eine intensiv pfeffrige Würze. Unverkennbar Syrah. Trotz der Würze ist dies aber kein schwerer und mächtiger Wein, der nach einem Glas schon müde macht. Wer die Kombination aus edlem Holz und forscher Beerenwürze schätzt, sollte den Wein frisch öffnen und einschenken. Die Gerbstoffe sind samtig, sperren sich also überhaupt nicht. Wer hingegen die Rebsorte lieber von ihrer ausgewogenen Seite schätzt, kann den Wachtkopf auch entkorken und dann in der Flasche ein paar Tage lang an einem nicht allzu duftintensiven Ort stehen lassen. Genau das haben die Experten der französischen Revue du Vin de France in einem großen Versuch ausprobiert und waren über das Ergebnis sehr positiv überrascht.
Zeit für ein kleines Fazit
Unter dem Motto Trinkt den Schwaben die Rotweine weg möchte ich dazu aufrufen, den Weinen aus Württemberg endlich mal mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Und die Weine des Weinguts Sonnenhof bieten die Gelegenheit, das alles zu einem (vor allem in Anbetracht der Qualität) sehr fairen Preis zu tun.
Zusätzlich empfehle ich, im nächsten Sommer vielleicht mal eine Woche im Land zwischen Neckar und Schwarzwald zu verbringen. Ihr werdet ganz sicher nicht nur gut essen, trinken und ausspannen können. Sondern auch am Rand der Weinberge ein paar Details entdecken, von denen ihr dann aus vollem Herzen sagen werdet, „wie konnte es sein, dass ich darauf bislang nie geachtet habe?“
Toller Bericht – vor allem für einen, der jahrelang an Vaihingen vorbeifuhr, als er in Pforzheim Schmuckdesign studierte – ich werde bestimmt mal dort bestellen!
Dankeschön! Und mach das, das Portfolio ist nicht gerade klein 😉 . Ich fand übrigens auch die Landschaft wirklich schön mit dem Kontrast zwischen den Keuperhöhen vor dem Wald und dem Enztal mit seinen Muschelkalk-Felsen.
Da scheint sich der Sonnenhof aber deutlich vebessert zu haben. Ich war vor Jahren dort Kunde, und gerade die Lemberger waren eher belanglos. Da muss ich wohl mal wieder etwas verkosten.
Für die Leute, die einen Abstecher in die Gegend planen (hoffentlich mit Erlaubnis von Matze?) noch 2 Empfehlungen: vom Sonnenhof über einen Hügel weiter Richtung Nordost noch das Weingut Steinbachhof besuchen, sowie den Merkle in Ochsenbach.
Aber immer her mit den Tipps 😉 ! Ja, bei Weingütern passieren Veränderungen ja selten Knall auf Fall, weil es immerhin ein Jahr bis zur nächsten Ernte dauert und Weine auch länger im Keller bleiben. Aber da tut sich sicher etwas!
Hallo Matthias,
zu Württemberg hatte ich zuletzt vor gut 10 Jahren vor einer Probe unseres gemeinsamen Weinfreundes Steffen für die nicht mehr existente Bonner Weinrunde ein Dossier zusammengestellt.
2020 konnte ich dann dem Bonner Weinzirkel und auch der Weinbruderschaft Mittelrhein-Siebengebirge vor dem ersten lockdown zwei Vergleichsproben zwischen württembergischen Trollingern und südtiroler Vernatsch präsentieren.
Bei meinen – wie Du ja weißt 😉 – umfangreichen Vorrecherchen, habe ich bemerkt, dass bei sehr vielen württembergischen Weingütern enorme Veränderungen im Gang sind: Straffung des Portfolios, Konzentration auf Klasse statt Masse mit all den dafür nötigen Maßnahmen, Umstellung auf biologischen Weinbau, wertige Ausstattung der Weine, Verzicht auf die Maischeerwärmung, Modernisierung der Webseiten und vieles mehr sind überall zu beobachten.
Trotzdem kenne ich persönlich viel zu wenige Weine aus diesem auch landschaftlich reizvollen Anbaugebiet. Darum würde ich mich freuen, wenn es Dir gelänge, württembergische Partner*innen zu finden für eine Artikelfolge à la “10 Weinberge in Württemberg”, die Sie kennen sollten” oder “10 Bio-Weingüter in Württemberg”.
Was aber in Corona-Zeiten wegen des fragwürdigen (Achtung: Kandidat für das “Unwort des Jahres”!) Beherbergungsverbotes derzeit eher schwierig sein dürfte, oder?
Ich hoffe, wir können uns im kommenden Jahr wiedersehen. Bleib bitte gesund!
Bleibt alle gesund!
Herzlich Thomas
Ja Thomas, das ist eine schöne Idee! Allerdings wäre das – auch ohne Corona – eher etwas für das Sommerhalbjahr, denn die Fotos sollen schon Lust machen, da tatsächlich hinzufahren 😉 . Für winterliche Stimmung aus zwei ganz unterschiedlichen Genres kann ich übrigens Schuberts Winterreise und Paul Theroux’ “An den Gestaden des Mittelmeeres” empfehlen. Das zweite ist ein sehr subjektives winterliches Reisebuch, und ich konnte mich über vieles aufregen, aber es ist trotzdem wirklich interessant. Oder vielleicht auch genau deshalb.
Ich war dieses Jahr schon relativ intensiv in Württemberg, habe aber letztlich nur Neckar- und Enztal “geschafft”. Ja, tolle Lagen, sehr interessant. Teils zwar tolle Lagen noch ohne tolle Weine, aber da tut sich in der Tat eine Menge! Ich bleibe auf jeden Fall weiter dran – und wir sehen uns sicher nächstes Jahr…
Hallo Matthias,
zufälligerweise waren wir in kleiner Gruppe im Oktober im Ländle unterwegs und haben uns bei bekannten und weniger bekannten Winzern durch das jeweilige Programm probiert. Fazit: viele richtig gute Weine und sehr sympathische und zumeist bescheidene Produzenten. Württemberg hat sicherlich kein Qualitätsproblem, sondern eher ein Marketingproblem. Anders ist es nicht erklärlich, dass die Weine aus Württemberg, zumindest von den ambitionierten Winzern, so wenig im Fokus der Weinliebhaber stehen.
Ein wahres Wort, absolut.
Ich hatte ja jetzt die Chance, für den Falstaff-Guide die ganze Region durchzuprobieren – und da sind ja etliche noch nicht einmal dabeigewesen. Es gibt natürlich immer stilistische Unterschiede, aber Schnaitmann, Haidle und Aldinger fand ich wirklich absolut top. Okay, sind natürlich auch große Namen. Aber dahinter gibt es richtig starke und individuelle Newcomer, Lassak, Eisele, eine ganze Reihe. Natürlich ist es noch so, dass mengenmäßig die halbtrockenen Trollinger das Feld beherrschen, und leider Gottes sind das auch die Weine, die man außerhalb der Region aus dem Supermarktregal kennt.
Und vielleicht kommt noch etwas dazu (ist aber jetzt nur eine Mutmaßung): Die Schwaben gelten wie die Schweizer als reich und vielleicht ein bisschen knauserig. Das sind spontan keine einladenden (vorurteilsmäßigen) Wesenszüge. Deshalb ist von vornherein nicht diese Neugier da, etwas (mutmaßlich Überteuertes) von dort zu probieren. Und da nicht allzu viele Schwaben in den Ruhrpott ausgewandert sind, um dort in der Kokerei zu arbeiten oder eine Pommesbude zu betreiben, ließen sich die Vorurteile qua Direktkontakt auch schlecht revidieren. Aber es bleibt ja noch Zeit zur Kontaktaufnahme. Spätestens wenn wir nächstes Jahr wieder unseren Sommerurlaub im Binnenland verbringen 😉
Das ist eine Superidee, lieber Thomas!
Erst gestern habe ich mit einem Freund darüber gesprochen, dass wir schon seit mind. einem Jahrzehnt nach Württemberg auf Weintour gehen wollen und es immer noch nicht geschafft haben.
Lieber Matthias bleib bitte dran!
Herzlichst
Hartmut
Da bleib ich auf jeden Fall dran! Wobei ich grad gesehen habe, Württemberg geht ja schon in Markelsheim an der Tauber los und reicht bis nach Nonnenhorn am Bodensee… Okay, jetzt nicht direkt das Kernland, aber wenn ich mich recht erinnere, habe ich dieses Jahr ausgerechnet aus Nonnenhorn ein paar schöne Weine probiert. Lanz, Hornstein, Rebhof, kannte ich ehrlich gesagt vorher überhaupt nicht.