Frühlingszeit ist Weißweinzeit. Jedenfalls bei mir. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber sobald die Zeitumstellung durch ist und es abends wieder deutlich länger hell bleibt, da hellt sich auch die Farbe in meinem Weinglas auf. Das erste Grün an den Büschen im Park, die Kirschblüten, der grüne Spargel im Supermarktregal, alles das trägt zu dieser Stimmung bei. Das ist in diesem Jahr nicht anders. Ich möchte euch deshalb am bereits 41. Natürlichen Dienstag einen Weißburgunder vom Kaiserstuhl vorstellen, und zwar vom Weingut Höfflin. Die Badener verkaufen einen Großteil ihrer Ernte an die Gastronomie. Was das in diesen Zeiten bedeutet, könnt ihr euch sicher vorstellen. Also auf, probieren und solidarisieren.
2017er Weißburgunder vom Weingut Höfflin
Das Weingut Höfflin befindet sich in Brötzingen auf der östlichen Seite des Kaiserstuhls. Oder eigentlich nicht wirklich, denn der Schambachhof liegt etwas außerhalb inmitten der Reben. Wie es sich für einen möglichst divers aufgestellten Biohof gehört, werden nicht nur auf 13 ha Reben angebaut, sondern auch Obst und Gemüse. Und wie es in dieser Ecke Deutschlands fast üblich ist, passiert das nicht erst seit vorgestern. Die Eltern von Matthias Höfflin, dem jetzigen Besitzer, begannen bereits im Jahr 1974 mit der biologischen Bewirtschaftung (Bioland-zertifiziert). Im Jahr 1994 kam ein neuer Weinkeller dazu, ausgeschachtet und mit einer begrünten Erdschicht bedeckt.
Was die Kellerarbeit anbelangt, gibt es drei Prinzipien, die für alle Weine gelten. Die Höfflins arbeiten mit Maischestandzeiten, vergären alles spontan und lassen die Weine lange auf der Hefe liegen. Matthias Höfflin sagt, “je länger ein Wein den Schutz der Hefe genießt, desto weniger Schwefel braucht er zur Konservierung.” As simple as true. Solche langsamen Weine bersten dann auch nicht primärfruchtig aus der Flasche und wollen ebenfalls nicht gleich nach der Abfüllung getrunken werden. Das gilt selbst für den Weißburgunder vom Löss, den ich euch hier mitgebracht habe. Auf dem Papier ist das der Gutswein.
Wie schmeckt der Wein?
Erst einmal muss ich sagen, dass mir die Ausstattung durchaus zusagt. Gut, wenn die Weine im Restaurant glasweise ausgeschenkt werden, ist das vielleicht nicht so wichtig, aber für uns derzeit zwangsläufige Heimkäufer schon. Auf allen Etiketten sind seit ein paar Jahren Kristallbilder der Weine abgebildet, die ein Schweizer Labor gemacht hat. Ein wiedererkennbarer Stil. Verschlossen ist der Weißburgunder vom Löss mit einem Schrauber, woran man glasklar die Gutsweinlinie erkennt. Übrigens sind alle Weine als Badische Landweine deklariert. Die Unabhängigkeit von der regionalen Weinkontrolle schafft halt ein bisschen mehr Freiheit.
Blassgelb fließt der Wein ins Glas. [Nur nebenbei: Auch wenn ich in Videos gern einmal ungewöhnliche Gläser benutze, habe ich für solche Gelegenheiten ein Riedel-Sommelierglas parat…] Sehr duftig ist der Weißburgunder, eine Mischung aus heller Birne und grüner Mandel, wirklich angenehm. Am Gaumen perlt der Wein so frisch geöffnet noch ein wenig, aber das gibt sich natürlich mit der Zeit. Ich schmecke die Aromen aus der Nase, zusätzlich Weißdornblüte und so etwas wie Kerbel, jedenfalls etwas Chlorophylliges. Dazu kommt in der Tat eine leicht gerbige Phenolik von den Traubenschalen. Ich notiere: “Passt perfekt. Kein Wein, der einen träumen lässt, sondern einer, der handfest bei Tisch agiert.” Weshalb ein solcher Wein in der gehobenen Gastronomie beliebt ist, erschließt sich mir jedenfalls auf Anhieb. Mit 12,5 vol% ist das ein Weißburgunder, der keinen müde macht.
Wo habe ich ihn gekauft?
Was denn, hier am Meer habe ich den Wein gekauft? Nein, nicht wirklich. Aber was ihr seht, ist das Mittelmeer bei Carnon, dem Strandort von Montpellier. Ende Januar war ich hier bei der Millésime Bio und bin an einem der drei Tage einfach mal mit der Tram zwei Stationen in die falsche Richtung gefahren. Bei genau dieser Messe habe ich auch die Weine des Weinguts Höfflin zum ersten Mal etwas intensiver probiert. Spannend ist dabei die WeinWerkstatt-Serie, die eigentlich total hier zum Natürlichen Dienstag passen würde. Unter dieser Bezeichnung experimentiert Matthias Höfflin nämlich ein ganz klein wenig. Orange Wines, oxidativ Ausgebautes, naturtrüb, zwei Jahre Holzfass, da sind spannende Dinge dabei. Vielleicht komme ich noch einmal darauf zurück, wenn der maischevergorene Müller-Thurgau abgefüllt ist.
Wie auch immer, diesen Wein hier, den 2017er Weißburgunder vom Löss, kann man im Höfflin’schen Online-Shop für 10,50 € bestellen. Wer von euch fest angestellt ist, seinen geplanten Urlaub absagen musste und jetzt noch einen unverplanten Geldbetrag auf dem Konto hat… dem würde ich persönlich von den Höfflins den 2013er Spätburgunder Biegarten empfehlen. Kostet 42 €, ist aber auch richtig gut. Für uns andere gilt dann eher: durchhalten, kreativ bleiben, sympathische Frühlingsweine trinken. Santé!
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