Ich fahre gern Rad. Mit meinem alten Vehikel über kaum befahrene Landstraßen zu gondeln, ist für mich eine der größten der kleinen Freuden, die die französische Provinz anzubieten hat. Ich werde Euch jetzt einfach mitnehmen auf meine Runde, die ich bei gutem Wetter vor dem Abendessen in Dole zu drehen pflege.
Mein Rad ist schon über 25 Jahre alt, besitzt einen Stahlrahmen und hat im Verlauf der Jahre so einiges gesehen. Als ich vor etlichen Jahren das Rad in den Semesterferien bei meinen Eltern gelassen hatte und es wieder abholen wollte, besaß es auf einmal schwarz-rot gestreifte Reifen und einen Gepäckträger. Mein Vater bastelt halt liebend gern an Rädern herum… Außer Verschleißteilen wie Schlauch-, Bremsgummi- und Zahnkranzwechsel musste ich über die ganzen Jahre eigentlich nie etwas Großes an meinem Rad reparieren. Liebe Fahrradmanufaktur Bremen, Ihr habt damals wirklich ganze Arbeit geleistet!
Dole befindet sich direkt am Europäischen Fernradweg 6, der vom Schwarzen Meer bis zur Loire-Mündung in den Atlantik führt. Ob die Strecke überall so gut ausgebaut ist, weiß ich leider nicht. Aber der Abschnitt rund um Dole ist wirklich traumhaft. Am Kanal direkt gegenüber der Altstadt, vielleicht 100 Meter von unserer Wohnung entfernt, startet meine kleine Tour.
Eine uralte Platanenallee, die einen stillen Kanal begrenzt, daneben eine gut ausgebaute Piste ohne Schlaglöcher, ohne Autos, was will der Freizeitradler mehr? Rechts auf dem Foto übrigens ein Paar aus der Schweiz, das vom Atlantik bis nach Basel unterwegs war.
Zwischendurch kommen immer wieder mal Schleusen, und wenn der Weg über eine Brücke führt, drücke ich – wenn keiner zuschaut – den dicken Gang in überhöhter Geschwindigkeit auch mal ganz gern durch. Ein bisschen Sprinterspaß muss ja schließlich auch sein.
In Rochefort, etwa acht Kilometer östlich von Dole gelegen, kommen die Felsen direkt an den Fluss.
Man kann den Kanal übrigens auch mit dem Hausboot befahren, und ich kann mir vorstellen, dass das im Sommer die wichtigste touristische Unternehmung hier im Land der Wasserläufe ist. Da sind die Schweizer übrigens wieder.
Eine kleine Rast am Fluss. Der Radweg wechselt hier vom Rhône-Rhein-Kanal an den Doubs.
Die Strecke ist überall gut ausgeschildert – wenn man sie denn mal gefunden hat. Bei meinem ersten Versuch war ich erst in einer Sackgasse, an der Bahnstrecke und auf dem Campingplatz gelandet. Übrigens kann der Radweg bei den Schleusen auch mal die Kanalseite wechseln. Rast also nicht einfach darüber hinweg, sondern achtet ein bisschen auf die Beschilderung, sonst wundert Ihr Euch vielleicht darüber, weshalb es plötzlich nur noch grob geschottert weitergeht.
Das Tolle an den Radrunden hier in Dole ist, dass man nicht dieselbe Strecke wieder zurückfahren muss, sondern einfach in jedem Dorf einen Schlenker auf die Landstraße vornehmen kann. Französische Landstraßen sind in aller Regel in anständigem Zustand und meist wenig befahren – vor allem in dieser dünn besiedelten Gegend. Hier überquere ich gerade den Doubs.
Ächz, 40 Meter Höhenunterschied bis zum nächsten Dorf. Das wäre mir am Kanal nicht passiert. Aber mein Rad und ich werden den Gebirgspass schon heldenhaft überwinden. Südlich parallel zur Radstrecke am Kanal befindet sich übrigens der Forêt de Chaux, ein riesiges Waldgebiet mit alten Eichen, das nur von (geteerten) Forststraßen durchquert wird. Auch eine Rundenalternative.
Wenn Ihr insgesamt etwas ambitionierter unterwegs seid, könnt Ihr im ländlichen Frankreich auch überall an kleinen Rennen oder Radtouristikfahrten teilnehmen. Radfahren ist schließlich französischer Nationalsport.
Dass Rennradeln à la française nicht unbedingt nur Selbstkasteiung bedeuten muss, zeigt unser Freund im Gerolsteiner-Trikot, der schon auf einem Bild in meinem “Cirque et Fanfares”-Artikel zu sehen war. Für ihn gibt es jetzt nämlich drei Bratwürstchen im Baguette nebst einem Glas Rotwein – und natürlich eine Plauderrunde im Freundeskreis. Denn ein kulinarischer Genuss in kommunikativer Runde nach entbehrungsreicher Tätigkeit, das macht die kleinen Freuden der französischen Provinz doch erst so richtig rund.
Beautyjagd war heute übrigens im Wald unterwegs und dadurch mit dem Näschen noch ein bisschen dichter dran an der Natur.
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