Franken ist das wahre Herz der Silvanerwelt, auch wenn der Silvaner ursprünglich weder von hier stammt noch – den Rheinhessen sei Dank – in Franken überhaupt der meiste Silvaner angebaut wird. Weshalb der Silvaner aus Franken in der übrigen Welt nicht den allerhöchsten Bekanntheitsgrad besitzt, könnte auch etwas mit der hierzulande gepflegten Art der Lobpreisung zu tun haben. Das größte Kompliment in Franken für einen herausragenden Wein lautet nämlich: „schmeckt net allzu fad“. Bei sehr guten Weinen heißt es anerkennend „mer kriegt’s nunter“, und schmackhafte Tröpfchen werden mit einem „naja“ belohnt. Glaubt mir, ich muss es wissen.
Was das anvisierte optimale Trinkdatum anbelangt, legen die Franken – ganz im Gegensatz zu ihrem Ruf als Gemütsmenschen – ein erstaunliches Tempo an den Tag. Als Weinhändler wird man schon im Dezember nach der Ernte gelöchert, wann denn endlich der neue Jahrgang eingelistet wird. Ein zwei Jahre alter Silvaner gilt als unverkäuflich. Entsprechend schwierig ist es, einen gereiften Silvaner irgendwo aufzutreiben. Gelegentlich haben die Winzer selbst in einer Ecke ihres Kellers noch ein wenig gebunkert. Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft hingegen frühzeitig ein und lagert die Schätzchen dann selbst.
Der Jahrgang 2008 galt in Franken, selbst wenn die meisten das aufgrund der langen seitdem verstrichenen Zeit vergessen haben, seinerzeit als ausgezeichnet. Fränkisch bewertet heißt das “passt scho”, mit weichem P, versteht sich. Ich hatte mir damals fünf trockene Spätlesen zugelegt und später noch eine Art Pirat im Elsass erworben. Jetzt, da die Spargelzeit in voller Blüte ist, wollte ich die gut gelagerten Weine einmal ausprobieren. Wie üblich bei mir, habe ich die erste Runde blind probiert, dann wurde aufgedeckt, dann auch endlich etwas dazu gegessen, dann die Flaschen wieder verschlossen und in den Kühlschrank gestellt und schließlich deren Entwicklung über ein paar Tage beobachtet.
Meine Erwartungshaltung war eher mittelprächtig. Zum einen, weil Weißweine aus Franken in den einschlägigen Guides in aller Regel jenseits der Top 30 gelistet werden. Zum anderen, weil die fränkische Zeitblase dazu geführt hat, dass man erst in den 90er Jahren mit Spontangärung, großem Holzfass und anderen Urgroßvater-Sitten gebrochen hat und sich insofern jetzt in der Phase “Vorsprung durch Technik” befindet. Jedenfalls in weiten Teilen. Aber gespannt war ich trotzdem sehr.
Hier das Ergebnis:
Casteller Trautberg Silvaner Spätlese trocken, Fürstlich Castell’sches Domänenamt, 14 vol%, gekauft für 14,99 € im Karstadt, Nürnberg. 88 Punkte im Gault Millau, 82 bei Eichelmann, die Lage ist ziemlich abgeschieden zwischen den Dörfern Castell, Rüdenhausen und Wiesenbronn mitten in der Feldmark, 4 ha groß, zwar Südausrichtung, aber nur 10-15% steil und auf Gipskeuper. Das Gut ist dafür mit 70 ha Rebfläche eines der größten privaten im Lande.
Platz 6.
Warum? Weil es der gleichzeitig alkoholischste Silvaner ist und jener mit der höchsten Restsüßeanmutung. Silvaner ist ja eine Rebsorte, die gelegentlich ein wenig zur Breite neigt. Genau das ist hier der Fall, und es fehlen einfach Würze und Nachhaltigkeit in der Mitte, um dieses nach außen Lappende irgendwie einzufangen. In der Nase haben wir hier den typischen Keuper-Ton, den ich immer ein wenig mit Esspapier assoziiere. Insgesamt kein schlechter Wein, weder zum Wegschütten noch irgendwie unangenehm gealtert, aber in dieser Konkurrenz doch ziemlich deutlich abgeschlagen.
Sylvaner Bergheim, AOC Alsace, Domaine Sylvie Spielmann, 11 vol%, gekauft für 7,40 € im Monoprix in Annecy. Ein Ortswein von Lagen auf Gipsmergel, in der Nähe ein historischer Gipsbruch, zertifiziert biologisch. Der Pirat also.
Platz 5.
Warum? Weil ich im Vergleich der Birnen mit dem Apfel ein allzu hutzeliges Exemplar gewählt hatte. Das genaue Gegenteil vom Castell, sehr streng, komplett durchgegoren und dennoch sehr alkoholarm, säuerlich, trockene Botrytis in der Nase und sehr wenig Körper. Erstaunlicherweise (oder genauer betrachtet gar nicht so erstaunlich) eignet sich der Wein dann sehr gut als Speisenbegleiter, jedenfalls zu kalten Platten. Hier würden Süße, Üppigkeit und Expressivität Probleme bereiten, während der Sylvaner Bergheim angenehm kühl wirkt. Solo dafür leider zu dünn, ich hätte hier ein etwas teureres Produkt auf Spätleseniveau kaufen sollen. Naja, dadurch immerhin selbst für allergrößte Weinnovizen im Blindtest sofort herausschmeckbar.
Hallburger Schlossberg Silvaner Spätlese trocken, Weingut Graf von Schönborn, 13,5 vol%, gekauft für 8,49 €, aber aus Versehen, weil irgendwie falsch bepreist, normalerweise damals etwa 13 €, 88 Punkte im Gault Millau, Eichelmann hat den Wein nicht angestellt bekommen, die Lage befindet sich auf der anderen, der “falschen” Mainseite, 20-40% steil und auf Keuper, also direkt an der Formationsgrenze; ein wenig flussabwärts auf der anderen Seite liegt der Escherndorfer Lump.
Platz 4.
Warum? Weil er “passt”. Über die Skandale im Schönborn’schen Imperium ist auf anderen Plattformen vermutlich alles schon geschrieben worden. Dieser Wein hingegen, wie sich amerikanische Psychoanalytiker ausdrücken würden, fühlt sich überhaupt nicht falsch an. In der Nase noch zitronenblass-reinzuchtig, aber eindeutig als Keuperwein erkennbar, am Gaumen dann wesentlich ansprechender, ziemlich geradeaus, zitronig-gerbig, knackige Säure, ein echter Allrounder für verschiedenste Speisenkonstellationen. Ich bin nicht komplett begeistert, aber doch eher angenehm überrascht.
Stettener Stein Alte Reben “Vinz”, Weingut am Stein (Ludwig Knoll), 13 vol%, gekauft für schlanke 19,99 € wiederum beim Karstadt in Nürnberg – leider gibt es in Nürnberg praktisch keinen Weinhändler, der eine größere Frankenwein-Auswahl besitzt. 87 Punkte im Gault Millau, 90 gar bei Eichelmann, im Betonei ausgebaut, 40 Jahre alte Reben auf Muschelkalk, wobei die Lage eine groteske Zweiteilung aufweist (wie Ihr bei Charlies Weinlagen-Info sehen könnt, klickt einfach auf den Link “Stettener Stein” oben). Seinerzeit noch unzertifiziert, heute bei Naturland.
Platz 3.
Warum? Die Bronzemedaille bedeutet zwar nur einen knappen Podiumsplatz, aber dies ist wirklich ein guter Wein. Vielleicht sogar ein sehr guter, wenn man genau so ein Produkt gesucht hat. Von allen drei Muschelkalk-Weinen war dies der mineralischste, derjenige, dem ich sofort den Stempel “typisch Franken” aufgedrückt habe. Eher leicht in der Anmutung, durch den Ausbau enorm weich und transparent im Ausdruck, aber dennoch mit präsenter Säure und Frische. Für puristischere Spargelgerichte ist dies ein ausgezeichneter Begleiter und auch ansonsten ein sehr angenehmer Wein. Das einzige Manko, über das man aber auch trefflich streiten kann, ist die Tatsache, dass der Wein nicht so “wertig”, intensiv und würzig wirkt wie die beiden Erstplatzierten. Insofern ist der Preis vielleicht ein wenig zu hoch angesetzt. Gefallen hat er mir dennoch wirklich gut.
Escherndorfer Lump Spätlese trocken, Weingut Horst Sauer, 13 vol%, gekauft für 11,90 € beim Geigenberger in Bamberg. 90 Punkte im Gault Millau, 89 Punkte bei Eichelmann, aus einer der legendären Lagen Frankens, die sich als sichelförmiger Hang an eine Mainschleife schmiegt. Oberer Muschelkalk, durchsetzt mit ein wenig Lettenkeuper, recht homogen 60% steil, viel Sonne, nach Süden ausgerichtet, im Herbst mit prima Botrytisneigung für Süßweine, aber hier ist nichts davon zu spüren.
Platz 2.
Warum? Weil der Wein gut ist, Punkt. An den Weinen von Horst Sauer scheinen sich ein bisschen die Geister zu scheiden. Die einen jubeln und verteilen viele Punkte, zumal der Preisansatz, Ihr seht es ja weiter oben, durchaus human ist. Die anderen nörgeln, gestehen ihm höchstens zu, anständige Süßweine zu machen und bemängeln einen zu stark technikgeleiteten Stil. Ich habe den Wein spontan an seiner saftig-tropenfruchtigen Art erkannt, aber selbst wenn man sich hier einen schlankeren, weißeren Stil wie den des Knoll-Weins wünschen kann – dies hier ist ein sechs Jahre alter Silvaner, der sich absolut auf seinem Reife-Höhepunkt befindet, schöne Fruchtanmutung, angenehm kräftige Säure, gut bemessener Körper, Würze, Nachhaltigkeit, ausgewogen und geschmeidig. Der totale Konsens. Es dürfte schwer fallen, diesen Wein für misslungen zu halten.
Sommeracher Katzenkopf Alte Reben Silvaner Spätlese trocken, Weingut Max Müller I, 13,5 vol%, gekauft für 20 € in Hammers Weinkostbar zu Berlin. 89 Punkte im Gault Millau, 88 im Eichelmann, knapp 40 Jahre alte Reben (gilt an der Loire als Jungrebenpflanzung), Muschelkalklage, die schrecklich ausgeweitet wurde im Rahmen des 1971er Weingesetzes und von der solche Weine wie dieser (allerdings aus der Parzelle “Wilm”) genauso stammen wie 1,99 €-Gurgelbrühe im Discounter. Ein Wein, für den die Trauben immer sehr reif gelesen werden.
Platz 1.
Warum? Weil er am meisten beeindruckt. Die dunkelste Farbe, die meiste Würze, ebenfalls dunkel gehalten, die meiste Wucht, die meiste Nachhaltigkeit und durch diese starke, malzig-harzige Materie das geringste Säuregefühl. Als Solowein und nicht zu kalt serviert wirklich imponierend, geht in Richtung des reifen Wachauer Stils, ohne dass der Alkohol irgendwie in den Vordergrund treten würde. Auch blind und ohne Vorkenntnisse als hochwertiger Wein zu erkennen. Aus einem heißeren Jahr würde ich diesen Wein aber genau deshalb möglicherweise nicht an der Spitze sehen.
Das Fazit: Besserer fränkischer Silvaner kann gut reifen, und man sollte diesen Weinen wirklich mal die entsprechende Reifechance geben. Ich war jedenfalls von der Qualität des Dargebotenen positiv überrascht. Mit den Jahren scheinen mir auch die Auswirkungen des Ausbaus immer stärker in den Hintergrund zu treten. Vorn bleiben dann unter Umständen die Weine mit den besten und aromatischsten Trauben. Spontangärung oder Reinzucht, Holzfass oder Stahl, alles ist bei diesen reifen Weinen weniger spürbar (und in die Gesamtbewertung einbeziehbar) als bei Jungweinen.
So eine Bewertung des “besten Weins” ist natürlich wie immer eine diskutable Angelegenheit. Den am wertvollsten schmeckenden Wein habe ich hier mal an die Spitze gesetzt, den mir am typischsten vorkommenden Wein auf Platz 3, den saftigen Kompromiss dazwischen. Zum Essen passte der Siegerwein hingegen weniger gut als der solo deutlich zu mager wirkende Elsässer. Wahrscheinlich sind Kalbsgeschnetzeltes mit Morcheln oder gar knusprig gebratenes Geflügel für die beiden Erstplatzierten eher geeignet als die Frühlings-Spargelkost.
Das zweite Fazit setze ich nach dieser Probe in Klammern: (Ich habe mir den Sylvaner Creutz von den Luckerts gekauft. 140 Jahre alte, wurzelechte Reben. 49 €.) Ich möchte nach diesem Erlebnis einfach mal wissen, wie die wirkliche Silvaner-Spitze mit entsprechender Reife schmeckt. Vielleicht unterschätzt man sowohl die Rebsorte als auch das Anbaugebiet immer noch ein bisschen.
Was meint Ihr? Können fränkische Weine an der deutschen Spitze mithalten? Habt Ihr in letzter Zeit einen interessanten Wein aus Franken getrunken?
Hi Matze,
vergiss, was in den Weinführern steht: Silvaner reift großartig. Sechs Jahre sind eigentlich noch kein Alter – allerdings hast Du für Deinen Test die obere Mittelklasse herangezogen, “nur”. Ich habe in den vergangenen Monaten drei Jahrgänge des Spitzenweins von Fürst Löwenstein im Glas gehabt, “Asphodil” heißt er, und zwar die Jahrgänge 2001 bis 2003. Die Weine waren großartig, der 2001er etwas gereifter, mit leicht oxidativen Orangennoten, aber noch ganz wunderbar, die anderen beiden waren hoch elegant und sehr nobel, diese Zuschreibung trifft es ganz gut, denn der Silvaner hat nicht die Frucht und die Säure eines Riesling, transportiert aber umso mehr das Terroir. Deshalb lassen sich große Silvaner auch so toll trinken, solo oder zum Essen, die Anmutung ist sehr “burgundisch” (hier ist das Wort mal am richtigen Platz). Also, nur zu, das Zeug schreit nach einem tiefen Keller, in dem es für Jahre verschwinden kann. Für Grünen Veltliner gilt übrigens gleiches, kein Wunder, dass ein solches Edel-Exemplar, Jahrgang 1995 gerade bei Parker 100/100 erhalten hat. Jetzt komm ich doch noch mit den Weinführern …
Übrigens, auch großer Weißburgunder reift lange und phantastisch.
Ist ein schöner Artikel, den Du mal wieder geschrieben hast.
Viele Grüße,
Cedric
Ja, den Asphodill kenne ich auch. Da hatte ich vor zwei, drei Jahren auch mal den 2003er getrunken. Damals hatte ich mir aufgeschrieben (die gute Excel-Liste, 3.000 Notizen hat sie mittlerweile, wie schnell die Zeit vergeht…), dass der Wein am ersten Tag sehr expressiv wirkt, großartige Nase, im weiteren Verlauf dann aber nachlässt. Gut, 2003 ist natürlich eine Extra-Nummer, und dafür hatte sich der Wein doch recht viel Eleganz erhalten.
Ich glaube, ich stimme Dir da zu, dass Silvaner, Veltliner und Weißburgunder sehr gut reifen können, das ist ja keine Domäne des Rieslings, beim (hochwertigen) Chardonnay geht’s ja auch. Aber der Winzer muss das meist von vornherein wollen. Wenn man da rein auf Primärfrucht oder Effekt setzt und wenig ausgewogene Materie dahinter ist, geht es relativ schnell abwärts. Ich fürchte fast, das geht mit einem gewissen Körper einher, wobei sich – wenn Alkohol und Kraft zu groß werden – die Eignung als Speisenbegleiter ja wieder einschränkt. Vielleicht ist die obere Mittelklasse, die ich getestet habe, wirklich so etwas wie der beste Kompromiss.
Leider habe ich gar nicht so viele gereifte Weiße (außer Riesling und Chenin) im Keller. An die großen Veltliner muss ich definitiv mal ran (gibt ja einige gut abgehangene bei Vino Grande), und auch bei Löwenstein habe ich gerade gesehen, dass sie den 2007er Asphodill noch in ihrem Shop verkaufen (http://www.loewenstein.de/sites/gensite.asp?SID=cms140520140716233346368&Art=0138)…
Interessant ist Beides, Dein Artikel sowieso und auch der Kommentar dazu. Ich habe die gereiften Fränkischen Weine sehr zwiespältig erlebt. Oft genug habe ich die Erfahrung wie, bei dem von Dir beschriebenen Casteller Wein gemacht – “Insgesamt kein schlechter Wein, weder zum Wegschütten noch irgendwie unangenehm gealtert”. Ohne spürbaren Gewinn, eher ein Nachlassen durchs Altern. Aber wahrscheinlich hat Cedric Fischer Recht und die Mitte und vor allem die Spitze eignen sich herrvoragend. Ich habe jedenfalls vor ein paar Wochen vom Weingut Ruck aus Iphofen einen Silvaner GG Julius-Echter Berg und die Scheurebe Estheria, beide jeweils 2008 getrunken. Beide waren fast noch frisch zu nennen, der Silvaner hatte eine wunderbare Tiefe,perfekt zum Hühner-Fricasée. Bei der Scheurebe hätte ich wahrscheinlich blind eher auf einen Sauvignon Blanc der feineren Art getippt. Beide waren damals noch spontan vergoren und beide hätten sicher noch Zeit vor sich. Es gab übrigens vor ein paar Jahren einen interessanten Versuch. Johann Ruck, also inzwischen Ruck Senior (Der Sohn geht leider nicht mit dem selben Ausdruckswillen zu Werke), hatte mit Horst Sauer zusammen jeweils das GG des Anderen vinifiziert. Man konnte also Wein vom selben Lesegut von beiden Winzern probieren…
Für mich stehen die Luckerts in Franken solitär da. Ich habe vor kurzem einen Silvaner Alte Reben 2010 geöffnet, er hat eindeutig mit der Zeit mehr gewonnen als verloren und leider habe ich die anderen 5 Flaschen wohl zu früh getrunken. Für mich fast der perfekte Silvaner. Zum Kauf vom Creutz hatte ich mich auch entschlossen, aber nach derm überragenden Eindruck, den 2013 insgesamt auf mich bei der Probe gemacht hat, warte ich nun darauf. Apropos, Weißburgunder, “Terrassen, Berg 1” aus demselben Jahrgang schreit geradezu nach Lagerung.
Einen schönen 2008 habe ich von Brügel aus Greuth getrunken, Silvaner PUR, sein einziger spontan vergorener Wein, obwohl ich das nicht als einziges Kriterium nehmen möchte.
Am stärksten, auch gereift, finde ich meist die anspruchsvollen Kabinettlagen – oder wenn die GG nicht zu “Bequem” angelegt werden, also in der ersten Zeit etwas sperrig sind. Die werden dann wie cedric fischer es so treffend beschrieben hat und damit auf ihre Weise auch an der Spitze.
“Denn der Silvaner hat nicht die Frucht und die Säure eines Riesling, transportiert aber umso mehr das Terroir. Deshalb lassen sich große Silvaner auch so toll trinken, solo oder zum Essen, die Anmutung ist sehr “burgundisch” .
Schönen Gruß
An die 2008er Estheria kann ich mich auch noch gut erinnern. Ich habe den Wein sogar mal als Geschenk nach Belgien mitgebracht, weil ich wirklich begeistert davon war, was man aus Scheurebe so alles machen kann. Die letzten Male, als ich einen Ruck-Wein probiert habe, war ich dafür nicht wirklich angetan. Die Weine haben irgendwie im selben Maße nachgelassen, wie die Weine der Luckerts zugelegt haben. Kam mir jedenfalls so vor.
Ich habe von den Luckerts noch einen 2007er Riesling *** im Keller und möchte demnächst mal einen kleinen 2007er Riesling-Vergleich machen. Der Kalmit von Kranz wird mit dabei sein (also noch einer, von dem man sagt, er hätte in den letzten Jahren riesige Sprünge gemacht), der GC Zinnkoepfle von Léon Boesch, also diesmal ein Elsässer auf demselben nominellen Niveau – und halt noch drei andere, die mir gerade nicht einfallen.
Am Sonntag ist hier in Nürnberg übrigens die VDP Franken-Jahrespräsentation. Natürlich noch nicht die größeren Weine und alles 2013er, was nur einen Vorgeschmack auf das geben kann, was aus den Weinen gereift werden könnte – aber dennoch. Für einen Überblick eignet sich das sehr gut. Solche Güter wie Störrlein oder Roth kenne ich bislang nämlich viel zu wenig. Ich bin jedenfalls gespannt.
Die Ruckweine haben in meinen Augen in den letzten Jahren deutlich nachgelassen. Wahrscheinlich macht sich der Generationswechsel jetzt bemerkbar, aber das kann sich ja wieder ändern, hoffentlich. Den VDP Termin habe ich gesehen, aber ich habe leider – das Los des Musikers an Wochenenden – ein kleines Konzert. Und da gehört eine Weinprobe nicht unbedingt zu den idealen Vorbereitungsmöglichkeiten…
Jedenfalls viel Vergnügen.
Entschuldigung, mir ist noch eingefallen, schon mal die die Scheurebe von Krämer/Auernhofen probiert? Und Markus Greulich vom Ebracher Hof in Hüttenheim in der Nähe von Iphofen ist zwar irgendwie noch auf der Suche nach seinem Weinstil, fand ich nicht uninteressant.
Ja, habe ich! Knackige Sachen macht der Krämer, den Silvaner habe ich mir auch gleich in den Keller gelegt. Und bei den Greulichs war ich auch schon mal auf dem Hof und habe die Sachen probiert, aber vor meiner Blogzeit. Meine Schwiegereltern sind da alte Stammkunden; der Hof ist auch toll, lohnt wirklich einen Ausflug. Jetzt hatte ich mir den 2010er Frühburgunder gekauft, aber – natürlich – noch nicht getrunken. Ich überlege ernsthaft, ob ich meine “Ein-Flaschen-Politik” nicht doch langsam mal überdenken sollte. Auf diese Weise habe ich zwar ein wahnsinnig breites Spektrum an Weinen sowohl probieren können als auch im Keller, aber es hält mich natürlich auch davon ab, einen Wein einfach mal zur Unzeit aufzumachen.
hatte auch mal einen richtig reifen trocknen fränkischen Silvaner http://www.verkostungsnotizen.net/vkn_details.php?ID=24340
Naja, fast reif 😉 . Aber das sind noch die Silvaner aus der alten Zeit.
Ich habe das hier nicht mit reingenommen, aber mir hat kürzlich ein Winzer erzählt, dass sein Vater bis tief in die 1990er hinein mit großem Holzfass und Spontangärung gearbeitet hätte, keine Schönung, fränkisch trocken, sehr langlebige Sachen. Als sie nach einer Reise in die Pfalz dann gemerkt hatten, dass die neue, “technische” Zeit woanders schon längst in voller Blüte stand, war ihnen ihre Rückständigkeit peinlich. Daraufhin haben sie dann auch auf “Primärfrucht und genussreif in den ersten sechs Monaten” gemacht. Und sich damit eine Stammkundschaft herangezogen, die es ihm jetzt ziemlich schwer macht, wieder Veränderungen hin zum alten Stil einzuführen. Fand ich schon interessant…
Da muß ich nun doch noch von einer unverhofften Weinprobe berichten. Ich wollte an einem späten Vormittag noch kurz im Casteller Domänenamt eine Kiste Wein für Bekannte mitnehmen. Im Probierraum stand ein großer Tisch übervoll mit geöffneten Flaschen. Auf meine Frage hin meinte die freundliche Dame, es sei das Ende einer großen Müller -Thurgau- Probe und ich könne gerne probieren wie ich lustig sei. Es waren sicher über 20, eher 30 Jahrgänge bis in die 60 er, wenn ich mich recht erinnere! Ich habe dann eine ungestörte, intensive Stunde verbracht und war schon ziemlich verblüfft über die Trinkbarkeit eines über 40 Jahre alten Müller Thurgaus. Das ist ein ziemlich nachhaltiges Erlebnis gewesen. Die Gute Alte Zeit ist sicher nicht besser gewesen als heute, aber das wäre bei den heutigen Casteller Weinen schwer vorstellbar.
Hallo Matthias,
ich schreibe gerade an einer Doku zu trockenen, deutschen Silvanern und Sylvanern aus alten Reben. RICHTIG alten. Dabei recherchiere ich genau, wann die Parzellen gepflanzt wurden, in welchen Lagen und wie die Weine bereitet wurden. Dient natürlich der Probenvorbereitung! Spannend, was es da alles gibt! Ich schick Sie Dir mal.
Ach so, das Gleiche mache ich parallel mit Portugieser 😉
Schönen Gruß!
Das ist ja super! Da bin ich mal gespannt, ob sich auch außerhalb von Franken und Rheinhessen ein paar solcher Silvaner erhalten haben. Ich weiß, das wird vielleicht ein bisschen aufwändig, aber im Elsass gibt es sicher auch noch ein paar sehr interessante Anlagen – mit den entsprechenden Winzern (Barmès-Buecher, Boesch, Ostertag, Frick, Weinbach…machen alle Sylvaner). André Ostertag holt seinen Sylvaner zum Beispiel aus 50-70 Jahre alten Reben – okay, ist nicht wirklich “alt” im Vergleich mit Luckerts “Creutz”, ich weiß 😉