Die große Familienfeier-Weinprobe

Es kommt schon nicht sehr oft vor, dass man sieben Flaschen Wein gleichzeitig aufmacht. Eine Familienfeier, wenn zudem noch leibhaftige Winzer und Weinkenner anwesend sind nebst erfrischend undogmatischen Verwandten, ist dafür doch die richtige Gelegenheit. Das Essen passte sich übrigens hervorragend den weinlichen Herausforderungen an: Es gab Waller am Mittag, abends Brote mit Käse und Wurst, dann Birnen-Mandel-Tarte, am nächsten Tag Wildschwein. Ist doch eigentlich alles dabei, was ein Wein so begleiten können sollte.

Die Weine hatten wir übrigens eher nach dem Motto “Fett macht stark” ausgesucht, schließlich ist Oktober, und da kann man sich schon einmal gut für den Winter präparieren. Es waren einige illustre Sachen dabei, aber seht selbst… Continue reading

Hohenloher Paradies

Es heißt, die Hohenlohe, das dünn besiedelte Land an den Rändern von Franken und Schwaben, sei eines der letzten verbliebenen Kleinbauernparadiese. Sieht man von vereinzelten touristischen Zielen ab, sind die allermeisten der Dörfer und Weiler fest in der Hand der Einheimischen geblieben. Eines dieser Refugien, das den Gast vor dem Unbill der kalten und hektischen modernen Welt schützt, ist das Wirtshaus der Gold-Ochsen-Brauerei in Spielbach. Continue reading

Weintest 0: Im Weinkeller

Dies ist ein Video, das kaum Text als schmückendes Beiwerk benötigt. Im Keller eines alten Hauses einer fränkischen Kleinstadt lagere ich meine Weine. Natürlich süppele ich nicht an Ort und Stelle ein Fläschchen, deshalb der etwas seltsame Name “Weintest 0” (sprich: Null). Aber ohne diesen fantastischen Keller wären viele der folgenden und manche der bereits vergangenen Weintests nicht möglich gewesen:

Altwein-Pein

Seht den Römer voll goldgelben Weins, nehmt ihn, lasst euch sanft sinken in den waldgrünen Breitcord-Sessel, vom Plattenspieler kommt Happysound zum Mitklatschen – ihr seid in den 70ern, tief in den 70ern. Der passende Wein für eine solche Zeitreise mutet für heutige Snobisten derart grotesk an, dass ich alle entscheidenden Merkmale einzeln schreibe: 1974 – Rheinhessen – halbtrocken – Kabinett – Scheurebe & Müller-Thurgau. Ebenso grotesk (obwohl… wäre heute genauso möglich – habichnichtgesagt): Goldene Kammerpreismünze Rheinland-Pfalz, Großer DLG-Preis. Kann man sowas trinken? Continue reading

Eine andere Riesling-Welt

Aus gegebenem Anlass, weil ich ihn nämlich gerade im Glas habe: Dieser Riesling ist der Hammer. Der Hammer-Stinker allerdings auch, denn aus dem Glas springt einen förmlich die typische Spontangärungsnote an, einem gepflegten Kuhstall nicht ganz unähnlich. Dann aber kommen eine enorm erdige Würze, unheimlich dunkle Noten für einen Weißwein und eine tolle Harmonie von Säure und Süße. Als ich diesen Wein frisch das erste Mal verkostet habe, hat er mir noch in die Zunge gebissen. Jetzt ist alles an seinem Platz.

Von welchem Wein rede ich überhaupt? Na, vom 2007er Riesling Quarzit von Peter Jakob Kühn natürlich. Ich weiß, dass sich bei den Kühn’schen Weinen die Geister scheiden, aber für mich gehören sie zum Individuellsten, Herausforderndsten und deshalb auch Besten, was die hiesige Weinszene zu bieten hat. Sollte – wie schon vereinzelt angemahnt – die Interview-Serie mit Winzern ihre Fortsetzung finden, Peter Jakob Kühn wäre bei mir ganz oben auf der Wunschliste.