Karthäuserhof & Co: 5 Schaumweine für die schönste Zeit

Schaumwein Top 5 Karthäuserhof

[In Kooperation mit den hier genannten Weingütern] Deutschland ist nicht nur ein neues internationales Traumland für Pinot Noir und Chardonnay, sondern auch für Prickler aus der Flasche. Klimatisch gesehen hätte das eigentlich schon längst so sein sollen, denn schließlich sind wir der Champagne weitaus näher als dem Mittelmeer. A propos: Beruflich der Champagne äußerst nah war natürlich Mathieu Kauffmann, ehemals Bollinger und jetzt seit einiger Zeit beim Karthäuserhof. Seinen ersten Karthäuserhof-Sekt, brandneu auf dem Markt, habe ich probiert. Mit dieser Pioniertat steht er allerdings nicht allein, denn auch Fürst Castell hat gerade zum ersten mal einen Jahrgangssekt herausgebracht. Und beim Piwi-Kollektiv machen sie ohnehin ganz spezielle Dinge. Schaut also, was ich euch hier für die schönste Zeit des Jahres zusammengetragen habe…

Karthäuserhof & Co. – 5 deutsche Schäumer, die überraschen

Es ist noch gar nicht so lange her, da war Sekt aus deutschen Landen ziemlich scheußlich. Fast ausschließlich Drucktankverfahren, ordentlich nachgesüßt, Giganto-Meilen entfernt selbst von französischem Crémant, vom Champagner ganz zu schweigen. In den letzten Jahren hat sich allerdings ein unglaublicher Fortschritt eingestellt, losgetreten von Pionieren wie Volker Raumland und weitergeführt von Schnelllernern wie Niko Brandner oder Auslandserfahrenen wie eben Mathieu Kauffmann. Dazu gibt es noch Sektkönner, die bislang eher im Verborgenen gearbeitet haben. Einer von ihnen ist Carsten Höfer aus Würzburg, der zwar gefühlt ganz Franken sektmäßig betreut, aber mit seinen eigenen Produkten eigentlich erst in diesem Jahr richtig ins Rampenlicht getreten ist.

Diesen Fortschritt habe ich auch bei meinen fünf Tipps wieder eindrücklich vorgeführt bekommen. Was Preise und Bandbreite anbelangt, stehen wir international ehrlich gesagt auch ausgesprochen gut da. Sieben Rebsorten sind dabei, von Pinot bis …Prior.

Waldemar Braun – Pinot Noir Brut Nature

Patrick Braun Weingut

Patrick Braun heißt der sympathische junge Mann auf dem Foto oben. Ich war schon letztes Jahr mit Patrick in Weinbergen und Keller unterwegs und hatte darüber auch berichtet. Was ich damals schon spannend fand, war Patricks Händchen für Burgundersorten. Allerdings hatte ich mich auf Weißburgunder und Chardonnay konzentriert. Diesmal geht es um Spätburgunder, denn hinter dem Blanc de Noir verbirgt sich ein solcher reinsortig. Die Reben stammen aus dem Nordheimer Vögelein und sind mittlerweile fast 30 Jahre alt. Die Trauben wurden früh per Hand gelesen und anschließend als Ganztrauben gepresst. Klassische Flaschengärung mit 30 Monaten Hefelager, keine Dosage, schließlich ist es ein Brut Nature. 22 € möchte Patrick für seine »puristische Edelbrause« haben, wie er das Ergebnis selbst nennt. Das ist ein fairer Deal.

3 Braun Pinot Noir BN

Das Auge trinkt ja immer mit. Insofern freue ich mich gleich beim Einschenken über die kräftige Farbe mit dem feinen Roséstich. Nur ganz leicht spürt man das Hefelager in der Nase, während sich die Frucht an dieser Stelle deutlich zurückhält. Mit der Zurückhaltung ist allerdings Schluss, wenn man den ersten Schluck nimmt. Es ist kaum zu glauben, dass hier nur 12 vol% und überhaupt kein Zucker drin sein sollen, so wenig karg und asketisch schmeckt der Schäumer. Aromatisch fühle ich mich an die gelben Süßkirschen erinnert, die wir als Kinder immer direkt vom Baum gegessen haben. Dazu gibt es eine flächige, überhaupt nicht spitz daherkommende Säure und einen festen Körper. Das ist ein Schaumwein, der neben der Tatsache, eine »Edelbrause« zu sein, ein komplettes Menü von vorn bis hinten begleiten kann. Sehr schöne Substanz, toller Wein, so mag es weitergehen!

Fürst Castell – Vintage 2020 Brut Nature

Castell

Sage und schreibe fünf Monopollagen kann die Fürstlich Castell’sche Domäne ihr Eigen nennen. Einer der großen Vorteile besteht darin, dass die Weinberge in alle Himmelsrichtungen zeigen. So bietet der Hohnart die Wärme der Südlage, während das Kugelspiel unter dem Wald kühler nach Norden zeigt. Das ist nicht nur ideal für die Ausprägung eigener Lagencharakteristika, sondern auch für eine harmonische Cuvetierung. Schaumwein gab es bei Castell zwar schon seit längerer Zeit, aber seit der Ankunft von Peter Geil als Betriebsleiter ist der Ehrgeiz auch in dieser Hinsicht gewachsen. Im Prinzip könnte ich alle drei Sekte empfehlen, einfach weil sie so faszinierend unterschiedlich sind. Hier möchte ich allerdings nur einen von ihnen vorstellen, den Vintage 2020 (29 € im Shop). Es handelt sich um einen reinen Silvaner, sehr selten auf diesem Niveau, 40 Monate Hefelager, und als Brut Nature ebenfalls knochentrocken.

5 Fürst Castell Vintage BN

Bei Silvaner und Sekt (und ich bin da sicher nicht der einzige) denke ich immer an ein kräftig gelbfarbenes Getränk, das schon durchaus gut schmeckt, aber mit seiner reifen Spätlese-Art doch denkbar weit entfernt ist von einem champagnerähnlichen Ideal. Nun muss beileibe nicht jeder Schaumwein wie ein Champagner schmecken, denn eine starke Hefebetonung liegt ja nicht allen Weinfreunden gleichermaßen. Aber die Befürchtung eines »Zuviel« von irgendwas hätte ich hier auch gar nicht haben müssen. Was mich beim Vintage erwartet, zeigen nämlich schon die äußerst blasse Farbe und die ganz feinperlige Mousse im Glas. In der Nase zitrisch und hellblütig, setzt sich diese Linie auch im Mund fort. Das ist ein ungemein zarter, feingliedriger, fast möchte ich sagen feingeistiger Vertreter, zwar schon konsequent in der Säureanmutung, aber dann doch fast tänzerisch mit einem leichten Grip als Widerstand. Wow, wer hätte gedacht, dass man so etwas aus Silvaner machen kann?

Karthäuserhof – Brut

6 Karthäuserhof Flasche

Ein mittelgroßes Brimborium hatte das Weingut Karthäuserhof veranstaltet, um die Ankunft ihres neuen Sektes gebührend anzukündigen. Ich gebe allerdings gern zu, dass sie darauf mit Sicherheit schon lange fieberhaft gewartet hatten. Schließlich kam Mathieu Kauffmann bereits Anfang 2020 auf den Karthäuserhof. Zwar versektete er parallel gemeinsam mit Sophie Christmann, aber bei seinem eigentlichen Arbeitgeber war er erst einmal für fruchtige Rieslinge zuständig. Jetzt kann er endlich zeigen, was sektmäßig in den Ruwerlagen steckt.

Wundert euch übrigens nicht über das etwas seltsam wirkende Foto oben. Dort wo anderswo ein Frontetikett prangt, gibt es beim Karthäuserhof schlicht …nichts. Nur oben am Hals findet sich das schmucke Wappen. Der Karthäuserhof Brut besteht aus 80% Riesling und 20% Weißburgunder, wobei Brut hier lediglich 1,5 g Dosage bedeuten. Wir bleiben also auf der gewohnten Linie. Der Grundwein stammt aus drei Orten, die Waldracher Lagen sorgen dabei für die Frische. 36 Monate Flaschenreifung auf der Vollhefe, 34 € ab Hof.

7 Karthäuserhof Etikett

Auch beim dritten Schäumer bekomme ich den Kork unfallfrei aus der Flasche. Nicht dass mir da übermäßig oft Missgeschicke widerfahren, aber irgendwie fürchte ich mich nach all den Jahren immer noch ein bisschen. Unauffällig in Farbe und Mousseux, ist der Karthäuserhof Brut in der Nase eindeutig der »dunkelste« Vertreter. Da gibt es Hefe und Kelleranklänge, Nuss und Brioche. Im Mund spüre ich zwei unterschiedliche Komponenten. Zum einen zeigen sich helle, fast gleißende Rieslingaromen, die mich sehr an den Schieferkristall erinnern, den trockenen Kabinett des Hauses. Aber je länger sich der Trinkvorgang hinzieht, desto nachhaltig-weiniger wird der Schaumwein. Das ist nicht spitz, sondern ziehend, tragend. Falls mich jemand fragen sollte, ob der Karthäuserhof Brut wie ein Champagner schmeckt: Natürlich nicht, allein die Rebsorten sorgen für eine völlig andere Aromatik. Aber die hohe Qualität ist absolut spürbar.

Piwi-Kollektiv – NOU Crémant Rosé Brut

8 Kaiserstuhl

Baden ist das Land der kleinen großen Strukturen. 70% der Rebfläche werden von Winzer:innen bewirtschaftet, die ihre Trauben an Genossenschaften abliefern. Der Preiskampf im Massenweinbereich und die Verlockungen außerlandwirtschaftlicher Berufe haben in den letzten Jahren arg am einstmals prosperierenden Modell genagt. Sprich (ich glaube, das darf man so sagen): Der Genossenschaftsweinbau in Baden steckt in der Krise. Neue Ideen müssen her.

Genau auf eine solche kamen Bio-Winzer Martin Schmidt und Bio-Nebenerwerbswinzer Philipp Rottmann. Warum nicht das Ganze eine Nummer kleiner machen, persönlicher, naturnäher, zukunftsfester, und gleichzeitig die regionaltypische Kleinteiligkeit erhalten? Seitdem laden sie ehemalige Genossenschaftswinzer:innen ein, bei ihrem Piwi-Kollektiv mitzumachen. Der Name ist Programm, denn angebaut werden ausschließlich pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die schlicht 80% an Pestiziden einsparen helfen. Gut für die Natur und den Geldbeutel. Bislang gibt es vier Prickler vom Piwi-Kollektiv, und einen davon zeige ich euch hier. Der NOU Rosé ist ein Crémant aus den Rebsorten Souvignier Gris, Prior und Regent. Richtig, da sind rote und weiße Sorten gemischt. Grundwein im Holz ausgebaut, nach der Zweitgärung 12 Monate Hefelager in der Flasche, in der eigenen Manufaktur versektet, Bio- und Fair Choice-zertifiziert. Und 17,90 € im Shop.

9 Piwi-Kollektiv Crémant Rosé B

Beim Einschenken ins Glas gibt es eine wunderbar zarte Roséfarbe von der Art, die diesen Weintyp so beliebt gemacht hat. In der Nase ist bis auf eine feine Erdbeernote erst einmal nicht so viel los, aber das ändert sich natürlich im Mund. Irgendwie muss ich sofort an ein (Achtung, positive Assoziation!) Kirschlutschbonbon denken, dazu ein bisschen Salbei und ein bisschen Minze. Das ist saftig, samtig und anders als das richtige Bonbon alles andere als klebrig. Ein sehr charmanter, geradezu leckerer Schäumer, der leider fürchterlich an den in der dunklen Jahreszeit so vermissten Frühsommer erinnert. Toll, was das Kollektiv da auf die Beine gestellt hat! Und nochmals Achtung, die Flasche leert sich schnell…

Trockene Schmitts – Crémant Pinot Blanc Brut Nature

10 Trockene Schmitts

Die Trockenen Schmitts aus Randersacker am Main sind ein bisschen legendär. Ich hatte jedenfalls schon von ihnen gehört, als ich noch in der Bundeshauptstadt meinen Dienst versah. Tatsächlich sind allerdings nicht die Schmitts selbst ausgesprochen trocken, sondern ihre Weine. In einer Zeit, als man in Deutschland fröhlich die fertigen Weine mit Süßreserven verschönte, steuerten die Schmitts ganz bewusst dagegen. Vor ein paar Monaten hatte ich sie besucht und ihr spannendes Sortiment probiert. Wer schon bei Stillweinen restzuckermäßig immer die Null vor dem Komma hat, sollte doch, so dachte ich mir, nicht ausgerechnet beim Schäumer eine Ausnahme machen. Richtig geraten. Der Crémant aus 100% Weißburgunder kommt natürlich völlig ohne Dosage aus. Mit 36 Monaten Flaschenreifung gehen die Schmitts dabei weit über das hinaus, was ein Crémant minimal leisten müsste. 15,90 € kostet der Sekt vom Muschelkalk im Shop.

11 Trockene Schmitts Crémant PB B

Zum Abschluss gibt es also noch einmal überhaupt keinen Zucker, dafür aber viel Substanz. Schon in der Nase kommt ein attraktiver Nuss- und Nougat-Ton zum Tragen, aufgesetzte Primärfrucht ist ohnehin nicht das Ding der Schmitts. Im Mund spüre ich sofort, dass der Schäumer reifer gehalten ist als die anderen, die ich bisher probiert hatte. Diese dichtere Mitte lässt den Crémant trotz nicht vorhandener Dosage überhaupt nicht abweisend oder gar mager wirken. Birne und Walnuss sind als Aromen zu schmecken, wir sind hier sehr nah an der Rebsorte. Interessanterweise fühle ich mich an eine knochentrockene aber substanzreiche stille Spätlese erinnert. Das ist ein Schaumwein mit einer ungeheuren gastronomischen Verwendungsbreite. Etwas Süßholzgefühl, etwas Kräuteranklang, da geht es schon los mit den Menüideen. Wie wunderbar vielfältig die Welt der Schaumweine doch sein kann!

Mein Fazit

Fazit Sekt Karthäuserhof Top 5

Eigentlich, das gebe ich offen zu, trinke ich gar nicht so häufig Schaumweine. Ich probiere zwar viel bei den verschiedensten Anlässen (meist beruflicher Art), aber abends denkt man dann doch oft, »naja, was soll es denn jetzt am Dienstag zu feiern geben…?«. Das aber, meine lieben Freundinnen und Freude des gedämpften Hedonismus, ist garantiert der falsche Ansatz. Auf der einen Seite muss man nicht immer feiern, um einen Schaumwein mit Genuss trinken zu können.

Auf der anderen gibt es aber tatsächlich viel mehr zu feiern, als man das als allgemeindeutscher Miesepeter denkt. Endlich mal wieder ein Sonnenstrahl im November, hoch die Tassen! Sommerurlaub in Südtirol eingetragen, ein Grund zum Freuen! Zehnter Jahrestag des gemeinsamen Besuchs im Sternelokal, zwangigster des Umzugs mit dem VW Polo, vor 30 Jahren die erste Drei in der Matheklausur.

Glaubt mir, wer sucht, der findet. Vieles ist ohnehin eine Frage der Lebenseinstellung. Und genau da sind die fünf Prickler, die ich euch hier vorgestellt habe, einfach hervorragende Animateure…

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