Zöld heißt grün auf Ungarisch. Das erklärt mir Bianka Schmitt, als ich auf der RAW WINE Berlin ihren Stand besuche. Bianka muss es wissen, schließlich kommt sie aus Ungarn. Zöldszilvani heißt die Rebsorte dort, und obwohl sie kaum noch angebaut wird, wäre sie in Ungarn wesentlich näher an ihrem Ursprungsort als in Rheinhessen. Im 17. Jahrhundert von Österreich aus in Franken angekommen, hat Silvaner heutzutage tatsächlich in Rheinhessen seine größte Verbreitung gefunden. Leider gibt es gar nicht so viele Weingüter dort, die sich der Rebsorte wirklich mit Liebe widmen. Oder sogar einen hochwertigen Naturwein daraus machen wie Bianka & Daniel Schmitt mit ihrem Zöld.
Silvaner Zöld von Bianka & Daniel Schmitt
Ich weiß, ihr müsst euch fragen, was hier auf dem Blog los ist. Heute ist ja Freitag, und dennoch lasse ich den Zöld unter der Überschrift “Natürlicher Dienstag” laufen, zudem noch als Teil der GROSSEN SILVANER-SCHAU 2022. Und um das Chaos perfekt zu machen, der Zöld kommt deshalb am Freitag, weil ich am Dienstag wieder zum Müller-Thurgau wechseln werde, einem der beiden Gäste der Silvaner-Schau. Aber lasst euch nicht verwirren und uns lieber zurückkehren zum Zöld und den beiden Schmitts.
Bianka und Daniel kann man ein bisschen als das Superpaar der Naturwein-Szene bezeichnen. Erst einmal sind sie seit mittlerweile zehn Jahren ein Herz und eine Seele. Und dann haben sie etwas geschafft, das viele in der Weinszene auch jetzt noch für unmöglich halten. Sie haben nämlich ihr gesamtes 16 ha großes rheinhessisches Familienweingut auf Naturwein umgestellt. Da gibt es nicht etwa mal ein Fass ungeschwefelt-naturtrübes Zeug, und der Rest ist “gewöhnliches” Bio. Nein, erstmal ist es sogar biodyn (Mitglied bei Demeter), und dann produzieren die Schmitts 100.000 Naturwein-Flaschen pro Jahr. Ein riesiger Erfolg. Der einzige Nachteil, wenn man so will, ist die Tatsache, dass diese Weine nicht im Nachbardorf verkauft werden, sondern zu 90% in den Export gehen. Schmitt around the world sozusagen.
Die Trauben für den Silvaner Zöld kommen aus dem Monsheimer Silberberg. Für die 2018er Ausgabe wurden sie (wie immer) spontan vergoren und blieben dann für vier Wochen auf der Maische. Ein Orange Wine, richtig. Der weitere Ausbau erfolgte im 1.200 Liter großen Stückfass, abgefüllt wurde ohne Filtration und Schwefelgabe.
Wie schmeckt der Wein?
In tiefem Gold fließt der Wein ins Glas, ihr könnt es oben auf dem Foto sehen. In der Nase sticht keine Primärfrucht hervor, sondern es gibt vielschichtige pflanzliche Elemente. Da ist trockenes Heu, da sind Traubenschalen und ein leicht balsamischer Holztouch. Alles wirkt reif und herbstlich, gleichsam in sich ruhend. Am Gaumen fällt sofort die ungemein lebendige präsente Säure auf. Wer sagt noch mal, dass Silvaner natürlicherweise zu wenig Säure hat? Bei mittlerem Körper ist das ein Orange Wine der zwar charakterstarken, aber äußerst ausgewogenen Art. Es gibt feurige Aromen, die tatsächlich an einen lange gereiften trockenen Tokajer erinnern.
Gleichzeitig sind die Gerbstoffe nur sanft spürbar. Sie begleiten, pelzen aber nicht den ganzen Mundraum aus. Eine dunkle Aprikosenfrucht, hochreif vom Eindruck, aber niemals matt oder schwer, schleicht sich schließlich auch noch heran und ist gekommen um zu bleiben. Ich bin offen gesagt sehr angetan vom Zöld, der aus dem Jahrgang 2018 so gar nicht grün, aber vor allem auch nicht zu üppig ausfällt. 11,5 vol% übrigens. Ein wirklich schöner Wein, der zeigt, dass Silvaner für diese Art der Behandlung enorm gut geeignet ist.
Wo kann man ihn kaufen?
Bei 90% Exportanteil könnt ihr euch vorstellen, dass man die Schmitt-Weine in kleinen Mengen fast überall auf der Welt bekommen kann. An entsprechenden Szeneorten allerdings nur. Ich hatte jedenfalls den Zöld bei meiner Tour durch die Weinbars von Tokio entdeckt – und zwar unter anderem in dem Laden oben, dem Aoyama Konishi.
Wenn ihr nicht gar so weit fahren wollt, es geht auch praktischer. Das erste Mal probiert habe ich die Weine glaube ich beim Weinsalon Natürel von Surk-ki Schrade und ihrer Vincaillerie. Persönlich finde ich es auch super, dass mein bevorzugter Weinladen hier in Bamberg, das Edelfrei, praktisch die gesamte Range von Bianka & Daniel auf Lager hat. Da kann ich mir die Naturweine zu Fuß holen. Je nach Weinladen kostet der Zöld knapp 20 €. Wenn der 2018er schon aus sein sollte, seid ihr mit der aktuellen 2020er Version genauso gut bedient.
Hallo Matthias,
den “Zöld” würde ich mal probieren,, wenn ich rankäme.
Die Etiketten von d & b schmitt finde ich aber scheußlich. Die wirken gewollt aber nicht gekonnt.
Beste Grüße
Thomas Riedl
Hallo Thomas,
sooo schwierig sollte es nicht sein, an den Zöld ranzukommen. Schau mal im Internet, da gibt’s sicher zehn verschiedene Online-Shops in Deutschland, die den haben. Oder sicher auch ein Laden in der Kölner Gegend.
An die Etiketten, das gebe ich gern zu, musste ich mich auch erst gewöhnen. Aber erstens glaube ich, die sind tatsächlich selbstgemalt (also der Entwurf), was dann zur Philosophie irgendwie passt. Und dann habe ich festgestellt, dass sie wahnsinnig gut wiedererkennbar sind im Regal. Wenn du im Laden weiter weg stehst, die Etiketten scharze Schrift auf weißem Grund, die übersieht man leicht mal. Aber diese kräftige Farbkombination, das passiert damit garantiert nie! Gut, ästhetisch sind sie natürlich nach wie vor mindestens Geschmackssache 😉