Den May muss man nehmen, wie er kommt…

Rudolf May Silvaner Lageinweine

…und käme er zu Weihnachten. So heißt es in einem alten Sprichwort. Natürlich ist das ein Kalauer in diesem Fall, denn es geht hier ja nicht um den Monat, sondern um Rudolf May und um eine //Anzeige/Kooperation mit dem Weingut May//. Aber in der Tat kommen diese Weine zumindest bei mir gerade richtig zur festlichen Zeit. Ausgesprochenen Silvaner- und Franken-Freaks die May-Weine vorstellen zu wollen, hieße wohl Eulen nach Athen zu tragen. Aber die Entwicklung, die Weingut und Weine in den letzten Jahren genommen haben, ist tatsächlich ziemlich spektakulär. Ich spreche nicht nur von den 97 Punkten im Decanter, die ja um die Welt gegangen sind (endlich Silvaner on top!). Sondern ich spreche auch von den Lagenweinen unterhalb der Großen Gewächse. Denn die möchte ich euch jetzt vorstellen.

Das Weingut Rudolf May in Retzstadt

Franken ist eigentlich gar nicht kompliziert, ebenso wenig wie fränkischer Wein. Aber eine Sache habe ich bis vor kurzem immer wieder verwechselt, nämlich Retzbach und Retzstadt. Beides sind Weinbaugemeinden zwischen Würzburg und Karlstadt, und beide Orte liegen auch nur fünf Kilometer auseinander. Retzbach befindet sich allerdings am Main, während Retzstadt landeinwärts am, nun ja, Retzbach liegt. Die Retzbacher haben mit dem Retzbacher Benediktusberg eine ziemlich spektakulär über dem Main thronende Lage. Retzstadt hingegen hat – Rudolf May. Und der hat es geschafft, die Retzstadter Lagen im Alleingang ganz nach oben in der VDP-Hierarchie zu bringen. Langenberg und Schäfer sind VDP.Erste Lage®, Himmelspfad gar Große Lage. Vorher – dem 1971er Weingesetz sei Dank – hieß alles um Retzstadt herum Langenberg.

Der Jahrgang 2019

Als ich Rudi May fragte, was ich denn Besonderes über ihn schreiben könnte, meinte er spontan, “dass ich Club-Fan bin”. Solche spontanen Eingebungen sind ja manchmal die besten. Denn irgendwie besaß der Jahrgang 2019, aus dem die drei folgenden Weine stammen, eine emotional ähnliche Komponente wie eine Club-Anhängerschaft. Die Nürnberger sind nämlich als Rekord-Aufsteiger (und ebenso Rekordler in der anderen Disziplin) echte Drama Queens. Entweder Freud oder Leid, dazwischen ist wenig. Und so sah es nach den Frühjahrsfrösten 2019 auch im Hause May eher nach großem Leid aus. Immerhin gehört Winzer zu den gar nicht so vielen Berufen, bei denen nur einmal im Jahr etwas produziert werden kann. Quantitativ gerettet werden konnte der Jahrgang also nicht mehr. Aber qualitativ. Sage nicht nur ich, sondern sagen auch alle einschlägigen Publikationen.

Bevor ich zu den einzelnen Weinen komme, vielleicht noch ein paar Zahlen, die man sich über das Weingut May merken sollte:

  • 16 ha in Retzstadt, aber auch in Thüngersheim (Rothlauf), Stetten (Rossthalberg) und Retzbach (Benediktusberg)
  • 70% Silvaner, fast alles auf Muschelkalk
  • Mit dem Jahrgang 2019 bio-zertifiziert, Mitglied bei Naturland

Rossthalberg

Jetzt aber zu den Weinen. Dass die Weine von Rudolf May trocken sind, braucht man eigentlich fast nicht zu schreiben. Das sind sie nämlich seit Jahren, und zwar richtig fränkisch trocken. Keiner der drei Lagenweine hier hat mehr als 3 g Restzucker. Und alle liegen bei etwa 6 g Säure. Das sind, wenn ich das mal so sagen darf, geradezu perfekte Analysewerte für eine breitest mögliche Anwendung als Speisenbegleiter.

Retzstadter Langenberg Silvaner 2019

May Silvaner Langenberg

Retzstadter Langenberg ist wie gesagt der Name für alle Parzellen rund um den Ort Retzstadt herum. Die Trauben für diesen Wein kommen allerdings von Parzellen mit 50 Jahre alten Reben im Herzstück des Langenbergs. Im Untergrund ist Muschelkalk, genauer gesagt Wellenkalk, fast schon an der Grenze zum Buntsandstein. Die Trauben blieben nach der Lese für 18 Stunden auf der Maische und wurden dann gepresst. Die Gärung erfolgte ausschließlich spontan, und nach neun Monaten im Holzfass haben wir jetzt diesen Silvaner vor uns.

Meine Nase sagt mir eindeutig: Das ist Silvaner! Vom Muschelkalk! Birnig, cremig, auch mit viel Frische. Das Ganze setzt sich im Mund fort, wobei man hier noch einmal klar sagen muss, zuckermäßig geschmeichelt wird da nicht. Die Säure ist knackig, die Frucht aber ebenso präsent, die Materie leichtfüßig, aber dennoch mit Substanz. Das ist für mich sehr nah am Idealtyp eines fränkischen Silvaners, eines Weins, dem man die Herkunft total anschmeckt. So einen Wein kann man nicht nur für eine kaum auflistbare Zahl an Speisen verwenden, der geht sogar als gepflegter Schoppen. Jetzt schon mit Vergnügen zu öffnen.

Stettener Rossthalberg Silvaner 2019

May Silvaner Rossthalberg

Der Rossthalberg liegt nicht bei Retzstadt, sondern blickt direkt auf den Main, und zwar als Teil einer der spektakulärsten Lagen Frankens, des Stettener Steins. Oberhalb einer wahren Muschelkalkwand befinden sich hier Reben, und an dem am weitesten flussabwärts gelegenen der drei Hänge befindet sich das Gewann Rossthalberg. Oder vielmehr, das ist der Rossthalberg an sich, der eigentlich auch eine Große Lage sein müsste. Der zugehörige Wein wurde ebenso wie der Langenberg spontan vergoren und reifte für neun Monate im Holzfass auf der Vollhefe. Allerdings wurde der Langenberg leicht filtriert, der Rossthalberg ist dagegen unfiltriert.

Stettener Stein Rossthalberg

In der Nase ist das ein total anderer Wein als der Langenberg, sehr spannend. Da kommt viel Apfel mit durch, eine gewisse Hefigkeit, und fast habe ich das Gefühl, dass der Rossthalberg kaum Schwefel gesehen hat. Im Mund merke ich, dass der Wein noch ein bisschen Luft braucht. Also warte ich. […] So, fertig. Jetzt spricht der Rossthalberg ganz anders mit mir. Das ist ein weiterhin eher apfeliger, aber enorm ruhiger, tonischer Vertreter. Die Aromatik mag für Franken ein bisschen ungewohnt sein, denn irgendwie geht das schon in Richtung Avantgarde. Ich sehe den Wein vor meinem geistigen Auge in Skandinavien, in sehr angesagten Restaurants. Ganz faszinierende Sache auf jeden Fall in diesem Jahr.

Retzstadter Der Schäfer Silvaner 2019

May Silvaner Schäfer

Der Schäfer ist wie der Rossthalberg ebenfalls ein Name für ein Gewann, in diesem Fall wieder im Retzstadter Langenberg. Es befindet sich einen Hang weiter östlich vom Himmelspfad. Kompliziert? Dann schaut euch mal den Schäfer auf der Karte an. Die dazugehörigen Reben wurden im Jahr 1969 gepflanzt, waren im Jahrgang 2019 also genau 50 Jahre alt. Nach 24 Stunden Maischestandzeit kam der Sud ins neue Stückfass, und das ist der entscheidende Unterschied zu den beiden anderen Weinen. Denn Spontangärung und neun Monate Ausbau auf der Vollhefe gelten auch hier.

Diesen entscheidenden Unterschied namens Neuholz spüre ich natürlich in der Nase sofort. Auch der Schäfer möchte noch ein bisschen Luft zum Atmen haben. Obwohl ich bei neuem Holz ja oft ein bisschen skeptisch bin, gebe ich gern zu, dass es sich um ein sehr gutes Holz handelt. Das ist nicht der süßliche Vanille-Kokos-Ton, sondern das ist ein edler Zedernholz-Bleistift, frisch angespitzt. Nach einer Weile des Lüftens öffnet sich der Wein dann auch zunehmend. Da gibt es noch einmal eine zusätzliche Komponente gegenüber den beiden anderen, nämlich Würze, Geschmeidigkeit und eine gewisse Vollmundigkeit. Dementsprechend denke ich nicht etwa an nordische Flechten mit eingelegtem Hering als Begleitung, sondern an gebratenes Geflügel oder – wenn man ganz dekadent sein will – Kässpätzle.

Das Fazit

Rudi und zunehmend Benedikt May machen auf ihrem Weingut in der (fast) letzten Muschelkalk-Bastion vor der Sandsteingegend ganz tolle Weine. Und sie werden jedes Jahr interessanter. Ich glaube, das empfinden viele andere ähnlich wie ich. Was mich deshalb am meisten fasziniert hat, das ist die Variantenbreite, die diese drei Weißweine aus der urfränkischen Rebsorte Silvaner herauskitzeln. Wer also jemals damit geliebäugelt haben sollte, dass der Silvaner ein Auslaufmodell ist, den muss ich schwer enttäuschen. Das Gegenteil ist der Fall.

Da ist der Langenberg mit all dem, was ich mir von einem fränkischen Silvaner erhoffe. Da ist der Rossthalberg, der weit voraus im 21. Jahrhundert unterwegs ist. Und da ist der Schäfer, der seine edle Art in Großbuchstaben vor sich herträgt. Das sind May-Weine, die man in der Tat so nehmen kann, wie sie kommen – und sei es zu Weihnachten.

Alle drei Weine gibt es selbstverständlich im Online-Shop des Weinguts. Der Langenberg kostet 15,60 €, der Rossthalberg 19,50 € und der Schäfer 26,50 €.

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3 Antworten zu Den May muss man nehmen, wie er kommt…

  1. Peter Obenhuber sagt:

    “Weißwein muss man mainaufwärts kaufen, Rotwein mainabwärts” – an diese eherne Regel der Alten hielt ich mich zeitlebens und wurde dabei nie enttäuscht. Ich kaufte meine fränkischen Silvaner in Randersacker, Escherndorf und Iphofen, also – von Würzburg aus mainaufwärts -, die Roten aber von Retzstadt bis Klingenberg, also mainabwärts.
    Was Sie aber über May schreiben, lieber Matze, macht mich neugierig. Ich werde demnächst die empfohlenen Flaschen probieren 😀

    • Matze sagt:

      Danke für den Kommentar! Die eherne Regel der Alten wurde möglicherweise eher in Karlstadt als in Würzburg aufgestellt 😉 . Immerhin gibt es in Thüngersheim oder im Stettener Stein auch noch sehr schöne Weiße. Die Weine von Rudi May finde ich in jedem Fall wirklich großartig. Die 2020er sind wegen des Jahrgangs noch etwas frischer und gradliniger ausgefallen als die beiden Jahrgänge davor. Viel Spaß!

  2. Pingback: Best of Gold 2022 - Frankenwein, nur du allein - Chez MatzeChez Matze

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