Konnichiwa aus Tokio! Mal wieder, ich weiß, aber diesmal richte ich mich gezielt an Euch, liebe Weinliebhaberinnen und Weinliebhaber. Koshu ist die ureigene japanische Rebsorte, die praktisch ausschließlich hier wächst. Zwar soll sie angeblich vom Kaukasus stammen und von den Chinesen nach Japan gebracht worden sein. Aber da sie hier seit mindestens 800 Jahren angepflanzt wird, kann man mit Fug und Recht von einer einheimischen Sorte sprechen. Die Beeren sind leicht rötlich eingefärbt wie beim Grauburgunder. In der Regel wird aus Koshu allerdings ein sehr trockener, mineralischer Weißwein bereitet. Solltet Ihr zufällig einmal in Tokio sein und etwas Weinspezifisches mit nach Hause nehmen wollen, was man anderswo nicht bekommt, nehmt eine Flasche Koshu. Und solltet Ihr wiederum nur kurz in Tokio sein, dies sind die zwei Läden, die das beste Angebot bereithalten.
Antenna Yamanashi, Nihombashi
Als ich im Jahr 2013 zum ersten Mal diesen Laden betrat, war ich schon einigermaßen beeindruckt. Mittlerweile hat sich der Antenna-Shop der Präfektur Yamanashi aber endgültig zur ersten Adresse für Koshu-Weine entwickelt. Was heißt nun bitteschön “Antenna-Shop” und wieso die Präfektur Yamanashi? Ganz einfach: Yamanashi liegt nördlich vom Fuji, und das milde und relativ sonnenreiche Klima hat seit jeher den Obstanbau begünstigt. In Yamanashi gibt es früh im Jahr die berühmte Pfirsichblüte, aber auch Trauben wurden hier seit Jahrhunderten im traditionellen Tanazukuri-Pergolasystem gezogen (klickt hier für mein Frühjahrsfoto auf Wein-Plus). Mittlerweile gibt es aber die Tendenz, für Spitzenweine mit europäischen Erziehungsmethoden noch weiter in die Höhenlagen zu gehen. Ich hatte mit Japans vielleicht bekanntester Winzerin, Ayana Misawa, vor ein paar Jahren eine Tour durch ihre Weinberge unternommen.
Und ein Antenna-Shop ist sozusagen die mehr oder weniger offizielle kulinarische Botschaft einer jeden japanischen Präfektur in Tokio (oder auch in eine anderen “fernen” Großstadt). Derjenige von Yamanashi ist in Tokio relativ leicht zu finden. Lauft einfach die Straße vom Daimaru-Nordausgang der “Tokyo Station” entlang zum Kaufhaus Takashimaya in Nihombashi, und Ihr kommt direkt daran vorbei. Falls Ihr Euch unsicher fühlt: Daimaru und Takashimaya kennt hier wirklich jeder, den Ihr auf der Straße ansprecht.
Im Antenna-Shop von Yamanshi, der auch unter dem Namen “Fuji no Kuni” fungiert, findet Ihr ungefähr dreihundert verschiedene japanische Weine aus ebenjener Präfektur. Allein ein Drittel davon wird aus Koshu bereitet. Am Tresen kann man einige der Weine probieren. Ihr könnt Euch aber auch beraten lassen, wenn gerade jemand mit guten Englisch-Kenntnissen Dienst tut. Oder aber Ihr selbst Japanisch sprecht, was das Zurechtfinden in Japan nicht unerheblich erleichtert. Aber auch sonst könnt Ihr anhand der Preise, der Etiketten und der Angaben “barrel-fermented” oder “no barrique” gut den Euch ansprechenden Koshu finden. Die Auswahl ist eh viel zu groß für Euren Koffer, da helfen auch keine noch so dezidierten Infos.
Adresse: oder
Cave de Re-Lax, Shimbashi
Wenn Ihr einen “richtigen” Weinladen aufsuchen wollt, der bei spontanem Heimweh auch Weine von Peter Veyder-Malberg oder Julian Huber im Angebot hat – don’t look any further. Der “Cave de Re-Lax” führt zwar einen lustigen Namen, aber im Grunde hat er vollkommen Recht: Bei einem Glas Wein lässt sich ja nun wirklich angenehm relaxen. Zwischen zwei U-Bahn-Stationen ungefähr zehn Minuten vom Stadtzentrum um Tokyo Station und Ginza entfernt, müsst Ihr hierfür ebenso keine zeitschluckenden Ausflüge unternehmen.
Anders als der Antenna-Shop von Yamanashi gibt es bei Re-Lax natürlich Weine aus ganz Japan. Das schließt auch die sehr interessanten (und nicht minder begehrten) Pinot Noirs von der kalten Nordinsel Hokkaido mit ein, aber unser Schwerpunkt liegt ja hier auf Koshu. Im Cave de Re-Lax sind diese, wie es sich für einen anständigen Weinhändler gehört, sozusagen vor-ausgewählt. Die ganz günstigen Exemplare werdet Ihr also eher nicht finden, dafür aber die elaborierteren Einzellagen-Cuvées und Sonderabfüllungen. Selbst wenn der Chef nicht im Haus sein sollte (der unglaublicherweise JEDEN TAG oft wirklich interessant und amüsant über seine Weinerlebnisse bloggt), gibt es immer jemanden im Laden, der Englisch spricht.
Adresse: oder . www.cavederelax.com, MO-SO 11:00-20:00. U-Bahn Toranomon (Ausgang 1 oder 9) oder Uchisaiwaicho (Ausgang 4a).
Und das war es auch schon wieder in diesem für mich so ungewohnt kurzen Blogpost. Solltet Ihr in Japan mehr Zeit haben, fahrt einfach selbst nach Yamanashi. Ansonsten könnt Ihr für Tipps auch darauf warten, bis ich meinen Test der, nun ja, “besten Koshus Japans” abgeschlossen und darüber berichtet habe. Bald wird es soweit sein…
Vielleicht ist der eigner von der Cave de Re-Lax auch einfach ein grosser Asteriks freund: Der freundliche gastwirt, der das fass mit dem zaubertrank in seinem weinkeller zwischen den anderen fässern versteckt, heisst Relax in Asteriks bei den Briten.
Ja, das hört sich doch sehr logisch an, danke für den Hinweis! Asterix, daran habe ich natürlich überhaupt nicht gedacht…
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