Da die allermeisten Jahresrückblicke der allermeisten Menschen oder Institutionen bereits geschrieben und veröffentlicht sind, kann man sich ja ein bisschen orientieren. Huh, schwierig scheint es gewesen zu sein, dieses Jahr 2016, schlechte Stimmung, überall Probleme, gar am Rand zur Katastrophe. 2017 muss dringend besser werden. Allerdings würde es uns ganz schön schwer fallen, würden wir uns per Zufallsgenerator an einem beliebigen Ort zu einer beliebigen Zeit der Weltgeschichte absetzen lassen und müssten den Menschen dort begreiflich machen, was es denn bei uns im Europa des Jahres 2016 so viel Fürchterliches und Beschwerenswertes gibt. Und ein schneller Durchlauf durch meine Fotodateien des letzten Jahres zeigt ganz klar auf (wenngleich völlig subjektiv): doch gar nicht so schlecht gewesen. Hier also meine Tops des Jahres, geordnet nach den Rubriken “Wein”, “Bier”, “Essen” und “Momente”.
Wein
Interessanterweise waren es im Jahr 2016 gar nicht die teuersten und begehrtesten Weine, die mich am meisten beeindruckt haben. Das mag natürlich auch etwas mit der Erwartungshaltung zu tun haben. Aber es hat auch etwas damit zu tun, dass ich weiterhin überall neugierig mein Näschen hineinstecke, um Weine zu probieren, die ich noch nicht kenne. Da ist man vor positiven Überraschungen nie gefeit. So wie dieser hier, einem echten Klassiker aus dem Mâconnais, der vorher allerdings noch nie den Weg auf meinen Tisch gefunden hatte. Gautier Thévenet führt bei der Domaine de la Bongran die Tradition des Familienstils konsequent fort. Die Trauben für die Chardonnays werden extrem reif gelesen, teilweise mit Botrytis, teilweise sogar restsüß, was der Jahrgang halt so hergab. Auf den Markt gebracht werden die Weine erst mit erheblicher Verspätung, weil die Thévenets wissen, dass man solche Weine nie zu jung trinken sollte. Dieser hier, die “Cuvée E.J. Thévenet” aus dem Jahr 2008 (21 € ab Hof, knapp an die 30 € im Weinhandel) hat mich ernsthaft beeindruckt: ein reifer, aber erstaunlich pikanter Wein, absolut ausgewogen in seiner kräftigen Art, schöner Säurebogen, Walnuss und Yuzu, weder fett noch müde und ideal geeignet für Speisen von Hühnchen in Morchelsauce über Kalbsgeschnetzeltes bis zu Wallerfilet.
Noch ein bisschen weiter nach unten im Preis geht es bei diesem Rotwein von der südlichen Rhône, den ich in einem Weinladen in Dieulefit für 14,50 € erstanden habe. Es handelt sich um den Côtes du Rhône “La Grande Ourse” von Pascal Chalon, in diesem Fall aus dem Jahrgang 2014, also noch ganz jung. Ich habe ihn auch nur probiert, weil ich so neugierig war (zum Glück aber – ganz entgegen meiner sonstigen Gewohnheit – eine weitere Flasche für den Keller erstanden). Ich bin wirklich fasziniert davon, wie viel Eleganz man einem Wein aus den klassischen Rebsorten dieser heißen Gegend mitgeben kann: überraschend hellfarbig, dann pinotartige Duftigkeit in der Nase, im Mund Grenache-Würze, alte Rose wie bei Rayas (okay, vielleicht ein bisschen weniger komplex), frisch und ausgewogen, gut eingebundenes Tannin. Und trotzdem 14 vol%, also schon ein echtes Kind des Südens.
Der dritte Wein ist gar kein einzelner (jaja, so mogele ich mich durch…), sondern vielmehr eine Weinregion, in der ich letzten Mai wirklich großartige Entdeckungen machen durfte. Die Rede ist vom (französischen) Jura. Was mich immer wieder fasziniert hat, ist die Tatsache, dass ausgerechnet dort, in einer Gegend, die im Sommer viel mehr Regen und eine entsprechend höhere Luftfeuchtigkeit hat als deutsche Weinanbaugebiete, so viele Bio-, Biodyn- und Naturel-Winzer existieren. Und das nicht etwa als Freaks am Rande, sondern als Spitzenerzeuger. Tissot und Ganevat sind sicher die bekanntesten, aber es gibt noch mindestens zwei Handvoll weiterer Winzer, die ihnen nacheifern. Unter zehn Euro gibt es bei diesem An- und Ausbaurisiko, sichtbar auch an den geringen Hektarerträgen, keinen dieser Weine. Aber wenn es nicht gerade ein Vin Jaune oder ein Starwinzer ist, dann sind 20 € meist auch die Obergrenze.
Übrigens: Ich hatte Anfang des Jahres 2016 ja angekündigt, nur noch “Bio-Weine” (in sehr großen Anführungszeichen) vorstellen zu wollen. So ist es auch gewesen, und gekauft habe ich auch fast nur solche Weine. Allerdings nicht im Sinne eines Zertifikats-Fetischismus, sondern quasi im Vorbeigehen, weil bestimmte Weintypen und bestimmte Winzertypen sich einfach automatisch bestimmte Fragen bei ihrer Arbeit zu stellen scheinen.
Bier
Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon mal zugegeben habe, dass ich nicht der allergrößte “Craft Beer”-Fan der Welt bin. Jedenfalls dann, wenn solche Biere primär cool designed, implizit tätowiert und als einzigem geschmacklichem Ziel mit so viel Hopfen wie möglich daherkommen. Schmeckt eigentlich gar nicht? Egal. Beef, Beef, wir wollen Beef! Aber nicht mit mir, schließlich ist Eleganz eine hohe Kunst, auch beim Bier. Wer deshalb folgert, dass mir U.S.-amerikanische Biere nicht schmecken können, täuscht sich allerdings. Denn jenseits des Ozeans werden glücklicherweise gelegentlich auch ganz andere Stile gepflegt, selbst wenn das Etikett noch überhaupt nicht auf Eleganz tippen lässt. Elysian Brewing aus Seattle geben bei ihrem “Night Owl” nicht nur Kürbis mit in die Maische, sondern auch noch geröstete und “rohe” Kürbiskerne. Dazu wird später auch noch gewürzt, und zwar mit Muskatnuss, Nelke, Zimt, Ingwer und Piment. Diese Weihnachtsmischung bestimmt dann auch die Nase, aber hinten wird es herrlich rund, weich, festlich und überhaupt nicht süßlich oder schwer. 5,9 vol%, das ist meine bevorzugte Festbierstärke.
Ich weiß auch nicht, ob ich schon jemals darauf hingewiesen habe, dass pauschale Aussagen über belgische Biere sich meist als oberflächliche Folklore herausstellen, wenn man mal tiefer in diese ungeheuer vielfältige Bierkultur jenseits der schweren Abteibiere eingestiegen ist. Für alle Freunde eines vielseitigen Speisenbegleiters würde ich insbesondere die Saison-Biere empfehlen, das von Dupont, das Estivale von La Rulles, das Epeautre von Blaugies oder eben dieses hier, das Saison de Pipaix. Es stammt von Jean-Louis Dits, der die alte Dampfbierbrauerei (“Brasserie à Vapeur“) in Pipaix vor über 30 Jahren vor dem Abriss bewahrt hat, indem er sie kaufte und seitdem mit quasi bier-urzeitlichen Geräten braut. Dies ist mein Lieblingsbier von ihm, im Grunde genommen am Start seit 1785, denn seitdem wurde eigentlich nichts verändert. Neben feiner Würze und einer angenehmen Hopfigkeit gibt es hier einen fast spontan anmutenden, aber dennoch dezenten Säurestrang, der das Bier so erfrischend macht. Von einem standardisierten Produkt würde ich allerdings nicht sprechen, jeder Sud schmeckt immer ein bisschen anders.
Schon wieder durchgemogelt ohne drittes Bier, dafür mit einem Werbefoto für eine Sommerfrische ganz alten Stils. Ich war im Sommer 2016 sowohl ein Wochenende an einem (sehr kleinen) oberbayerischen See als auch ein anderes Wochenende zum Wandern im Bayerischen Wald. Beide Male habe ich mich vor Ort mit lokalen Weizenbieren eingedeckt, und zwar sowohl in der hellen als auch in der dunklen Version. Ich weiß, dass Weizenbiere vor einiger Zeit mal sehr “in” waren (mit Zitronenscheibe am Glasrand…) und durchaus auch von Leuten bestellt wurden, die eigentlich gar keine Biertrinker waren, weil ihnen “richtiges” Bier zu bitter erschien. Allerdings bin ich mittlerweile zu der Erkenntnis gelangt, dass dieses vielleicht der Bierstil ist, um den uns die Welt zu Recht am meisten beneidet. Wenn jetzt noch der genannte Umgebungskontext dazukommt, haben wir doch tatsächlich ein kleines Stück vom Paradies vor uns. Stellvertretend für die vielen gelungenen Weizenbiere, die ich dieses Jahr probiert habe, möchte ich hier die dunkle Version der Brauerei Jacob aus Bodenwöhr und das Michaeli-Dunkel des Riedenburger Brauhauses erwähnen. Letzteres hat sich richtig gemausert in den vergangenen Jahren und ist jetzt eine Mischung aus einem traditionellem Dunkelweizen und einem veritablen Stout.
Essen
Gegessen habe ich jeden Tag im Jahr. Wenn ich also klassischerweise drei Mahlzeiten zähle, komme ich auf 1.095 mal Essen. Da hält keine Weinliste quantitativ mit. Und wenn ich dann auch noch die Dinge wie jenes auf dem Foto oben mit einbeziehe, die ich einfach zwischendurch geknuspert habe, dann sprengt das alles, was ich je auf einem Blog vorstellen könnte. Oben seht Ihr übrigens den Reisteigkräcker mit sehr kleinen getrockneten und gebackenen Meerestieren (ja, alle echt!) von Ototo Senbei aus Takamatsu, Präfektur Kagawa. Nur falls Ihr mal in der Nähe sein solltet. Aber das war nur die Einleitung, denn jetzt geht es um warme Mahlzeiten.
Bei dem ersten Restaurant meiner Top 3 des Jahres 2016 gibt es genau eine Spezialität, und diese auf eine Weise bereitet und in einem Ambiente dargeboten, das weit weit weg von dieser seltsam testosteronen Stimmung ist, die in unseren Breiten mit exzellenten Fleischstücken einhergeht. Bei Sato im Tokioter Stadtteil Kichijoji gibt es nämlich ausschließlich Steak, und zwar vom Wagyu-Rind in vier unterschiedlichen Preisklassen. So etwas isst man in Tokio nicht unbedingt in einem Sternerestaurant, sondern im Obergeschoss entsprechend spezialisierter Metzgereien. Davon gibt es mindestens zwei Dutzend in Tokio. Das Fleisch ist jedenfalls über jeden Zweifel erhaben, die Portionen sind japanisch bemessen, und die Preise führen einem vor Augen, was Fleisch eigentlich immer kosten müsste, wenn man alles mit großer Achtsamkeit ausführt. Die einfachste Steakvariante kostet knapp 15 €, nach oben wird es dann dreistellig.
Wenn man im französischen Dole, etwa 30 Minuten östlich der Côte de Nuits im Département Jura gelegen, die Ausfallstraße in Richtung Süden nimmt, kommt man an einem Haus vorbei, das von seinem äußeren Erscheinungsbild her nie und nimmer in mein Beuteschema gehören würde. Es wirkt wie eines dieser seltsam klumpigen, pseudorustikalen Landhäuser der 70er Jahre, die draußen lediglich mit ein bisschen Blumenkübeln aufgehübscht werden. Drinnen gibt es Stühle mit hohen Lehnen und große, runde Tische mit üppigem Tuchbelag. Aber was in diesem Haus gekocht wird, ist gleichzeitig tief in der jurassischen Tradition mit jahreszeitlichen, lokalen Produkten verhaftet und in der technischen Finesse der Postmoderne angekommen. Für 26 € (mit einem Glas Wein) habe ich im “La Chaumière” ein dreigängiges Mittagsmenü gegessen, das sich derartig gewaschen hatte, dass ich ernsthaft überlege, ob ich je in meinem Leben ein besseres Preis-Genuss-Verhältnis in einem Restaurant erlebt habe. Konsequenterweise bin ich eine Woche später wieder dort gewesen. Beim ersten Mal gab es Drachenkopf, beim zweiten Mal Ochsenbäckchen. Sollte ich noch einmal in der Gegend sein, das hier ist der Ort, den ich garantiert aufsuchen werde.
Niemals hätte ich dieses Restaurant gefunden, wenn nicht eine einheimische Freundin von Mitbloggerin Ariane Bille den Ort explizit empfohlen hätte: “Geht da hin, das wird euch gefallen!”. Gelegen an einer ziemlich verkehrsbelasteten Straße im Nordosten von Seoul, erkennen die Koreaner am gelben Schild in Bierkrugform, dass sie hier in den Hauseingang hinein und alsdann in den Keller hinabsteigen sollen. Natürlich kann ich nichts auf dem Schild entziffern, aber fröhliche junge Menschen streben hinein und heraus. Die Herausstrebenden umgibt eine zarte Duftwolke nach Räucherhöhle. Also rein in das “Clam Warehouse” – oder 조개창고, wenn Ihr damit mehr anfangen könnt. Am Eingang wird alles erklärt: Es gibt ein All you can eat-Buffet, das allerdings ausschließlich aus rohen Zutaten besteht, die man am eigenen Holzkohlen-Tischgrill dann nach Gutdünken zubereiten kann. Biere und Softdrinks kosten extra und lagern in großen Kühlschränken an der Hinterwand. Abgesehen davon, dass das Essen hier ein riesiger, geselliger Spaß ist, sind in den Becken mit Rohware Schalentiere zu haben, die ich in dieser Auswahl noch nie in Europa gesehen habe. Und für die man hierzulande Luxussteueraufschlag in blasierter Umgebung bezahlen müsste. Im “Clam Warehouse” hingegen ist es laut, fröhlich, heiß und rauchig. Ein echtes Erlebnis.
Momente
Ein bisschen, ein winziges bisschen, ist das hier auch eine Art personality blog, in dem es nicht ausschließlich um neutrale Information geht, sondern auch darum, was ich im Verlauf der Zeit so erlebe – also im Grunde das, was alle Blogs früher einmal waren, nämlich Online-“Tagebücher”. Fünf kleine Momente habe ich deshalb ausgewählt, die Situationen im Jahresverlauf zeigen, an die ich mich noch längere Zeit erinnern werde.
Im April war ich zum ersten Mal in Seoul, und zwar als Bewohner eines kleinen Apartments im Stadtteil Chungmuro. Gerade im Nachhinein, beim Betrachten der Fotos aus dieser Zeit, wird mir wieder bewusst, wie großartig und vielfältig es dort doch war. Würziges Essen, alte Traditionen und innovative Marketing-Ideen an jeder Ecke. Spektakulär war für mich allerdings auch der nächtliche Alltag. Weil das Apartment an zwei Seiten aus Vollglas-Außenwänden bestand, und mein Bett direkt an dieser Wand war, bin ich jeden Abend mit dem Blick aus dem 18. Stock auf die Lichter der Großstadt eingeschlafen. Die Vorhänge habe ich absichtlich nicht zugezogen.
Den berückendsten Moment des Jahres hatte ich allerdings nicht in fernen Ländern, sondern wenige Kilometer von der Haustür entfernt. Anfang Juni wollte ich am frühen Abend noch ein wenig spazierengehen, obwohl ein Gewitter von fern drohte. In der letzten Ecke des Wiesenwegs, direkt am Waldrand, traf ich dann auf dieses kleine Wesen. Es hatte sich im Gras gemütlich gemacht, sicher auf seinem ersten selbständigen Ausflug, und nun begegnete es urplötzlich einem riesigen Tier auf zwei Beinen. Ein bisschen erschrocken war es, aber auch ein bisschen neugierig, was das seltsame Tier wohl machen würde. So schauten wir uns vielleicht zwei Minuten lang an, dann gingen wir parallel zehn Meter auf dem Wiesenweg weiter, bevor wir uns dann doch beide vorsichtig zurückzogen. Wie nett!
Und gleich noch ein Moment aus dem Sommer, von meinem Wanderwochenende im Bayerischen Wald. Da für den Nachmittag schlechtes Wetter angekündigt war, hatte ich meine ausgedehnte Tour auf den Hohenbogen rechtzeitig abgeschlossen. Nun saß ich auf meinem Balkon mit Aussicht in die Landschaft (ein rares Glück für Großstädter), verspeiste Brote mit Wurst und Käse, trank das weiter oben schon erwähnte dunkle Weißbier dazu und schaute, wie sich die Gewitterfront in Zeitlupe auf spektakuläre Weise näherte. Alle paar Sekunden änderte sich das Licht. Mal schien noch ein Sonnenstrahl durch, mal blitzte es hier, mal da, und schließlich hatte die Regenwand dann doch den Balkon erreicht.
Den Großteil des Septembers verbrachte ich auf einem Campingplatz in Frankreich, vielleicht 30 Kilometer nordöstlich von Orange. Dort war es in der ersten Zeit ungeheuer heiß, so dass es mir nicht wirklich leicht fiel, vor dem Bildschirm zu sitzen, um klare Gedanken und kreative Ideen niederzuschreiben. Wesentlich angenehmer erschien mir da meine Morgenroutine: Zum Sonnenaufgang bin ich immer zum Fluss gegangen und habe mich an der Stille der mediterranen Landschaft erfreut. Jeden Tag sah der Himmel anders aus, und jeden Tag war der Wasserstand ein bisschen anders, je nachdem, ob es in den Bergen geregnet hatte oder nicht.
Im Jahresrückblick zum Jahr 2014 hatte ich als neue Rubrik irritierenderweise “Schmetterlinge” eingeführt, die nicht so richtig viel mit meinen Blogthemen Essen, Trinken und Reisen zu tun haben. Im Jahr 2016 habe ich aus diesem Fotohobby aber tatsächlich etwas gemacht: Ich habe ein Buch mit Schmetterlingsfotos zusammengestellt und es meinem Vater zum 75. Geburtstag geschenkt. Ich glaube, er hat sich gefreut. Und ich mich auch.
Zitronen
Nicht alles ist im Jahr 2016 total rund gelaufen. Hier also schnell noch ein paar Enttäuschungen in den Rubriken “Wein”, “Bier” und “Essen”: Ich muss allerdings zugeben, dass die Chancen von vornherein nicht so hoch waren, dass bei einem belgischen (!) Dornfelder (!) aus einem nasskalten Jahrgang (!) einer der Weine des Jahres herauskommen würde. Ich habe den Reinfall schon billigend in Kauf genommen… Ganz anders bei einem Bier, das zwar im Dosengewand daherkam, das aber über eine äußerst hohe Reputation verfügte – jedenfalls in den Vereinigten Staaten von Amerika. Leider hat es mir überhaupt nicht gefallen mit seinem komplett unausgewogenen und wenig animierenden Hopfenhammer. Die Kehle wurde mir trocken und das Glas einfach nicht leerer. So ist sie nun mal, die Subjektivität des Geschmacks… Nicht wirklich nur rein subjektiv, fürchte ich, ist mein Zitronenessen des Jahres zu sehen. Eine englische Pie in einem gemütlichen Pub kann durchaus anders schmecken als nach dickem, weichem Pappkarton, begleitet von hartgekochten Erbsen und einem als Sauce getarntem, sojabraunem Begleitwasser. Sie kann schon anders schmecken, muss es aber nicht, und genau das durften meine leidgeprüften (oder vielmehr völlig unbeanspruchten) Geschmacksnerven in diesem Fall feststellen.
Aber seien wir ehrlich: Wenn solche Marginalien peinlicherweise zu den unangenehmen Momenten des Jahres hochstilisiert werden, dann kann das Jahr wirklich nicht allzu schlecht gewesen sein. Für 2017 hat mir das Orakel vom Asakusa-Tempel übrigens “regular fortune” vorausgesagt. Alles werde gut sein, wenn ich bei mir bliebe, den Weg konsequent weiterginge und auf die Ratschläge weiser Menschen achte. Von selbst würde sich allerdings nichts bewegen.
Und damit bleibt mir nur, Euch allen ein möglichst interessantes und gleichzeitig entspanntes Jahr 2017 zu wünschen. Möge es so vielfältig werden wie dieser Stand auf dem Fischmarkt von Seoul.
Und wenn sich doch nichts zu bewegen scheint, dann denken wir einfach an die regular fortune und tun etwas, okay?!
(Hier noch bei Interesse die Links zu meinen Jahresrückblicken 2011, 2012, 2013, 2014 und irgendwie auch 2015.)
Die Berichte aus Deiner Feder besonders über Japan waren eine sehr grosse Bereicherung für mein Jahr 2016, Danke.
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