Ein dreiviertel Jahr ist seit meinem ersten Artikel über die Bamberger Bierwelt vergangen, und schon folgt hier Teil 2 mit allen anderen Brauereiwirtschaften. Warum die zeitliche Lücke so groß ist? Nun, natürlich kann man auch in der kalten Jahreszeit nach Bamberg kommen und in gemütlichen Stuben sein Bier trinken. In den Fällen des berüchtigten Greifenklau-Bockbieranstichs oder des Weihnachts-Doppelbocks “Schlenkerla Eiche” sogar mit Spezialitäten, die Ihr im Sommerhalbjahr nie probieren könntet. Aber, seien wir ehrlich, Bamberg ist im Sommer einfach noch viel schöner. So wie jetzt, wenn es einen am Abend schier auf die Keller drängt. Zur blauen Stunde hat man dann das Gefühl, Dom und Michaelsberg würden die Schnittstellen darstellen, an denen Himmel und Erde farblich zueinander kommen.
Falls Ihr Euch noch erinnern könnt, in Teil 1 der Biertour waren wir zunächst zur Wunderburg gegangen, haben die Brauereien Keesmann und Mahr besucht, um dann über die Regnitz zum Klosterbräu zu gelangen und damit wieder zurück in die Altstadt. Als nächstes steht damit das Sandgebiet auf dem Programm, die früher berüchtigte und jetzt nicht mehr ganz so berüchtigte Feiermeile am Fuß des Dombergs. In der Hochzeit der amerikanischen Garnison (nein, den Bambergern an sich ist das Basketball-Spielen in der Tat nicht in die Wiege gelegt worden) muss sich hier eine erkleckliche Anzahl so genannter “Ami-Kneipen” befunden haben, die nebenbei bemerkt auch den Blues, den Soul, den Rock’n’Roll in das damals ansonsten eher statisch anmutende Ambiente gebracht haben.
Hier befindet sich das wahrscheinlich bekannteste Braugasthaus der Stadt, das Schlenkerla. Gelegentlich wird kolportiert, ins Schlenkerla würden die echten Bamberger gar nicht gehen, das sei eine reine Touristen-Absteige. Nun, das stimmt so nicht. Zwar hat das Schlenkerla vermutlich den größten und auch internationalsten Touristenanteil aller Bamberger Brauwirtschaften, aber das liegt in erster Linie daran, dass hier das nach landläufigem Verständnis wohl “seltsamste” Bamberger Bier ausgeschenkt wird, welches noch dazu genau aus diesem Grund Weltruf erlangt hat. Mit dem Schlenkerla ist es ein bisschen so wie mit der Brauerei Cantillon in Brüssel: Es wird zwar nicht viel produziert, aber das, was produziert wird, findet man in Spezialistenläden auf der ganzen Welt. Nur zur Stoßzeit am frühen Abend sollte man nicht unbedingt ins Schlenkerla kommen, um einen Tisch für zehn Personen zu suchen. Dafür beginnt der Frühschoppen täglich um 9:30 Uhr.
“Schlenkerla”, das ist gleichbedeutend mit “Rauchbier”, und wenn Ihr einigermaßen open-minded seid, müsst Ihr ein solches Rauchbier probieren. Und austrinken. Denn wie heißt es in Kurzform auf dem Schlenkerla-Bierfilz: “Das Erste ist immer das Schwerste.” Der Rauchgeschmack, von manchen auch als Schinken-Flavour identifiziert, ist übrigens nicht zugesetzt, sondern entsteht, wenn das Malz über Buchenholzfeuer gedarrt wird. Möglicherweise war dieser Raucheindruck in vielen Bieren früherer Jahrhunderte präsent, bevor man mit dem Öl- oder Gasofen neue Hitzequellen zum Trocknen des Malzes erfand.
Das Aecht Schlenkerla Rauchbier Märzen (5,1 vol%) ist sozusagen das Original. Stellt Euch als Novizen vor, Ihr würdet herzhaft in ein Steak vom Holzkohlengrill beißen und nicht ein mildes Bier trinken. Eingeweihte braucht man natürlich nicht entsprechend vorzubereiten. Das Schlenkerla Märzen ist eigentlich mehr als Schinken, es schmeckt vorn wie Lagerfeuer und schwarze Schinkenschwarte, in der Mitte cremig und vollmundig und am Ende röstbitter und gar nicht mehr schmeichelnd. Eine große Nachhaltigkeit zeichnet den Geschmack überdies aus, und das Lagerpotenzial dürfte beträchtlich sein. Ich würde allerdings nicht sagen, dass es sich um ein Produkt der Sorte “you’ll either love it or hate it” handelt, denn ich finde das Bier großartig, ohne dass ich gleich einen ganzen Kasten davon kaufen würde.
Das zweite Bier der Brauerei ist das Aecht Schlenkerla Rauchbier Weizen (5,2 vol%), bei dem ich allerdings schon ein paar Mal deutliche Geschmacksunterschiede zwischen den einzelnen Suden wahrgenommen habe. Immer handelt es sich aber um enorm komplexe Biere, die man nicht auf Ex und eigentlich auch nicht gegen den Durst trinkt. Zunächst startet das Bier mit cremigen Weizennoten, einem Bananenanklang und nur leicht malzig. Dann folgt aber die gewaltige Rauchattacke und zum Schluss die bitter-röstigen Töne des heruntergebrannten Lagerfeuers. Insgesamt ist es aber wenig von scharfer Fruchtsäure geprägt, sondern eher der milde, dauerhafte Typ. Noch milder wird es dann beim Aecht Schlenkerla Hellem Lagerbier (4,3 vol%), das man eher selten im Getränkehandel findet. Dieses Bier wird mit ungeräuchertem Malz hergestellt, aber die verwendete Bierhefe ist sozusagen “rauchinfiziert”, weil sie während der Gärung des echten Rauchbieres einiges vom Rauchgeschmack absorbiert hatte. Hell im Glas, zunächst sehr mild und dezent wirkend, bevor dann ganz leichte Rauchnoten zum Schluss auftauchen. Ebenso wie die anderen Schlenkerla-Biere, sollte man das Hell wegen der Geschmacksentfaltung nicht zu kalt trinken.
Nur zwei Häuser vom Schlenkerla entfernt und damit sehr gut für den Trubel positioniert, befindet sich Bambergs jüngste Braustätte, dass Ambräusianum. Der Name leitet sich von Brauer Ambos Michael Mahr ab, der die Brauerei im Jahr 2004 ins Leben gerufen hat. Flaschenbier gibt es allerdings erst seit letztem Jahr, und eins davon habe ich getestet. Natürlich, wie es sich für Bamberg gehört, traut man solchen “neuen Gasthausbrauern” erst einmal nicht zu, mit den Arrivierten mithalten zu können. Aus diesem Grund habe ich lieber mal den Quervergleich mit dem Hell vom, äh, anderen Mahr vorgenommen.
Das Ambräusianum Hell (5,0 vol%) ist zunächst einmal etwas heller in der Farbe als das Mahr. In der Nase gibt es üblichen zurückgesetzt untergärigen Malznoten. Am Gaumen hingegen wirkt das Ambräusianum deutlich hopfiger, kräuteriger, von frischerer, hellerer Art. Während das Mahr für mich der Prototyp eines süddeutschen Hellen ist, wage ich beim Ambräusianum fast den Vergleich mit einem handwerklich hergestellten Kölsch – rein geschmacklich; ich weiß, dass der Herstellungsprozess ein anderer ist. Dadurch und durch den stärkeren Hopfenanklang kommt mir das Ambräusianum etwas “moderner” im Stil vor. Wer die Sache lieber mal aus dem Fass kosten möchte und dazu noch das Verlangen nach weiteren Ambräusianum-Sorten hat, sollte einfach hier einkehren.
A propos kehren, bei unserer Biertour kehrt jetzt langsam der Abend ein, und wir machen uns auf, die Keller zu besteigen. Das hört sich immer ein wenig seltsam an, stimmt aber tatsächlich, denn die Keller, in denen vor Erfindung der Linde’schen Kühlmaschine das Bier gekühlt wurde, waren nicht am Fluss, sondern am Berg. In flussnahe Keller wäre wahrscheinlich das Grundwasser eingedrungen, und der weiche Sandstein der Keuperzeit eignete sich sehr gut, Stollen in die Bamberger Berge hineinzutreiben. Auf diesem Kellern wurde dann, der kurzen Wege und der schönen Aussicht wegen, das Bier der entsprechenden Brauerei ausgeschenkt. Bamberg hat eine ganze Reiher großartiger Biergärten und -keller, die ich hier nicht alle aufzählen kann. Oben auf dem Berg gibt es aber nur zwei Keller, die wirklich noch ihr eigenes Bier anbieten: Spezial und Greifenklau.
Der Spezialkeller, häufig nur als “Spezi” bezeichnet, ist dementsprechend ein Ort, an dem man als Bambergbesucher gewesen sein muss. Es gibt Fränkisches zu essen, man kann aber auch seine eigene Brotzeit mitbringen, es gibt frisches Bier, und vor allem gibt es einen kostenlosen Blick auf das ins Abendlicht getauchte Bamberg, von dem ich weiter vorn schon gesprochen habe.
Biertechnisch ist “Spezial” gleichbedeutend mit “Rauchbier”, und zwar mit dem Spezial Rauchbier Lager (4,7 vol%), dessetwegen die Leute neben der schönen Aussicht auf den Spezialkeller kommen. Wer kein Rauchbier mag und denkt, mit einem Radler dem entkommen zu können, landet bei, tja, einem feinen Rauch-Zitronen-Getränk. Das Lager ist aber vergleichsweise weniger rauchig sowohl als das Schlenkerla als auch als das Märzen aus dem eigenen Stall. Die Farbe des Bieres hätte ich bis vor kurzem nicht bestimmen können, weil man auf dem Keller sein Bier ja immer aus dem Steinkrug (sprich: Seidla) trinkt. Mittlerweile weiß ich es, es ist ein mittleres Amber. In der Nase spürt man sofort die Rauchnoten nach Art eines Schwarzwälder Schinken. Beim Flaschenbier folgen dann dann leicht laktische Noten, Malzanklänge, eine prononcierte Säure und ein lediglich begleitender Rauch. Meiner persönlichen Meinung nach handelt es sich beim Spezial Lager um ein Bier, das seine wahren Qualitäten eher als Fassbier offeriert, jedes Mal eine Freude. Fast erinnert es mich in der Hinsicht an englische Ales.
Beim Weg auf den nächsten Keller blickt man unmittelbar unterhalb des Spezialkellers überrascht auf das Schild der Brauerei Heller/Schlenkerla. Anders nämlich als man denkt, wird das Schlenkerla auf dem Berg gebraut und im Tal ausgeschenkt. Im etwas weiter oberhalb gelegenen Wilde-Rose-Keller gibt es leider kein eigenes Bier mehr, das dortige Kellerbier wird von Keesmann gebraut. Wir sind aber auf dem Weg ganz nach oben, wechseln deshalb vom Stephansberg zum Kaulberg und erreichen schließlich die Brauerei Greifenklau mit ihrem schönen Biergarten hinter dem Wirtshaus.
Das Greifenklau war nicht nur bis zum Erscheinen des Ambräusianums die kleinste Bamberger Brauerei (viel mehr als 1.000 hl pro Jahr werden es nicht sein), sie erscheint mir werbetechnisch auch die bescheidenste zu sein. Einmal im Jahr, zum legendären Bockbieranstich im November, wird es an diesem idyllischen Ort irrsinnig voll. Ansonsten geht es hier eher gepflegt-bürgerlich zu mit einem hohen Anteil an Stammgästen. Vom Biergarten aus hat man keinen Blick auf die Stadt Bamberg, sondern – zur anderen Seite – auf die Altenburg. Weit weg wähnt man sich hier vom Trubel der Innenstadt.
Die Brauerei Greifenklau stellt neben dem saisonalen Bock nur ein einziges Bier her, das Greifenklau Lager, das als Flaschenabfüllung nur an wenigen Orten zu bekommen ist. Das Greifenklau Lager (4,8 vol%) besticht zunächst einmal durch das Etikett mit Zeitkolorit. Wer seine ersten eigenen Auslands-Erfahrungen mit den Reiseführern von Martin Velbinger gemacht hat, fühlt sich jedenfalls bei der Schrifttype gleich erinnert. Farblich ist das Bier das schwer einzuordnen. Dunkler als ein Helles, weitaus heller als ein Dunkles. Dieser Eindruck setzt sich am Gaumen fort. Ich glaube jedenfalls den Ansatz zu verstehen, der sich dahinter verbirgt: Wenn ich nur ein einziges Bier herstelle, sollte das möglichst eins sein, das verschiedene Speisen, kalt wie warm, gleichermaßen gut begleiten kann. Ausgewogenheit ist also Trumpf. Malzig-würziger als das Schlenkerla Lager, deutlicher gehopft als das Mahr’s Hell. Ergo: ein gutes Bier.
Wenn Ihr eine Unterkunft in der Bamberger Innenstadt bezogen haben solltet, bietet es sich an, die Biertour auch dort enden zu lassen. Allerdings rate ich strikt davon ab, so eine Mammutunternehmung, wie ich sie Euch hier in zwei Teilen vorstelle, an einem Tag oder selbst an zweien durchzuziehen. Bamberg ist kein Ort zum “Durchziehen”, zum Abhaken von kulturell und kulinarisch interessanten Stätten. Nicht nur, dass es der Gesundheit und dem späteren Wohlbefinden wenig förderlich ist, den ganzen Tag über verschiedene Biere zu schlucken. Man bringt sich dadurch auch um den Faktor “Gemütlichkeit”, das Gefühl “ach, ist das schön hier, hier könnt ich’s länger aushalten”. Eine sinnvolle und befriedigende Erkenntnis ist das nämlich. Konsequenterweise sollte man dann eine Weile länger hocken bleiben.
In der Oberen Königsstraße, also jenseits der Altstadt zwischen Bahnhof und Kanal gelegen, schlug einstmals das Herz des Bamberger Brauerwesens. Es gab Zeiten, in denen fast jedes Haus hier eine Brauerei war. Sehr anschaulich beschrieben und bebildert ist die gesamte Bamberger Brauhistorie übrigens in dem Buch “Bamberg, die wahre Hauptstadt des Bieres” von Christian Fiedler, das man derzeit noch – bis die Exemplare halt weg sind – in den Bamberger Buchläden kaufen kann. Sehr zu empfehlen.
Heute gibt es noch zwei Braugasthöfe in der Königsstraße, die sich fast gegenüber liegen: das Spezial (ja, die Braustätte für den Keller, zu sehen zwei Bilder weiter oben) und das Fässla. Gerade in der kalten Jahreszeit und zu späterer Stunde sind das hier sehr bambergische Orte. Das “Fässla” kannte ich schon, bevor ich überhaupt Bamberg je gesehen hatte, und zwar aus einer Beschreibung von Thomas Kapielski in der Berliner Zitty. Wenig hat sich seitdem geändert. Auch im Fässla gibt es den Außenausschank im Flur. Für die dortigen “Stehgammler” hat man aber einige Sitzgelegenheiten bereit gestellt. Selbst wenn das für ein mehr oder weniger schnelles Bier in Ordnung sein mag, sollte man sich die Gaststube nicht entgehen lassen. Das Markenzeichen der Brauerei, der ein Bierfass rollende Zwerg, ist dort nämlich liebevoll in die Stuhllehnen geschnitzt worden.
Die Fässla-Biere sind für norddeutsche Gaumen und moderne Hopfenjunkies wahrscheinlich erst einmal die Hölle. Ich kenne wenige andere Brauereien, die derartig vollmundige und kräftig malzig eingebraute Biere anbieten. Und leicht im Alkohol ist auch etwas anderes. Das Fässla Gold-Pils (5,5 vol%) macht da den Anfang. Eine würzige Hopfenpfanne vermeint man in der Nase zu verspüren. Im Mund kommt der Hopfen erst ganz zum Schluss wieder. Davor macht sich eine gehaltvolle Würze breit, gegen die keine Herbheit ankommt. Ein süffiges, speisenbegleitendes Bier, keins zum Reinstürzen. Weiter geht es mit dem Fässla Lagerbier (5,5 vol%): Amberfarben im Erscheinungsbild, wenig Schaum, in der Nase malzdominiert mit Noten von hellem Pressack, also bereits ein integrierter Speisenvorschlag. Im Mund ist das Lager erwartet gehaltvoll, sehr mild in hopfentechnischer Hinsicht und deutlich malzwürzig. Das stärkste der regulären Biere ist das Zwergla (6,0 vol%). In der Nase wirkt es leicht getreidig, auch wiesig, im Mund folgt dann aber wieder der typische Fässla-Stil: viel malzige Würze, auch Anklänge von Liebstöckel und hinten mit einer dezenten Hopfenbitterkeit. Ein Bier, das ich immer eher zu warmen als zu kalten Speisen reichen würde.
Wer sein Fässla übrigens im sitzend im Freien trinken möchte, hat dazu nicht nur im Innenhof der Brauerei Gelegenheit, sondern auch im “neuen” Fässla-Keller. Es handelt sich dabei um den Keller der im Jahr 2008 pleite gegangenen Brauerei Maisel (nein, das waren nicht die Bayreuther Weißbierbrauer) in der Moosstraße. In einem Arbeiterviertel östlich der Bahnschienen, keine ganz unpassende Umgebung für das Fässla.
Wie man vom persönlichen Geschmack her die Fässla-Biere einordnet, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Ich bin froh, dass die derzeit fast schon grassierende Mode der Aromahopfen-betonten obergärigen Frischebiere (gegen die ich an sich auch nichts einzuwenden habe) hier weiterhin komplett ignoriert wird. Diversität und Koexistenz, so wollen wir es doch haben, in der Bierwelt und auch anderswo. Und die Fässla-Biere nehmen da eine eindeutige Position ein. Solche Biere sind im wahrsten Sinne stärkend. Wenn die Fastenzeit das ganze Jahr über gelten würde, mit Fässla ließe sie sich überstehen.
Ganz zum Abschluss möchte ich Euch noch auf eine Brauerei aufmerksam machen, die eigentlich gar keine ist. Die Mälzerei Weyermann, jenseits des Bahnhofs in einem altehrwürdigen Backsteingebäude untergebracht, ist in ihrer Branche ein Gigant. Eine ganze Reihe von handwerklichen Spitzenbrauern in der ganzen Welt bezieht ihre Spezialmalze von hier. Sogar im Roybeer in Mailand, das neben einer hervorragenden Auswahl von Bieren auch entsprechende Zutaten für den Heimbrauer bereithält, habe ich die Malze von Weyermann gefunden. Aus diesem Grund ist Weyermann wahrscheinlich der biertechnisch mit Abstand internationalste Betrieb in Bamberg (und weit darüber hinaus). Hier arbeiten dementsprechend ein paar Leute, die schon ganz andere Biere getrunken und Bierstile gesehen haben. Insofern erscheint es nur konsequent, dass die Weyermanns eine eigene Versuchsbrauerei unterhalten. Die kleine Brauanlage kann dabei einerseits von Hobbybrauern gemietet werden. Andererseits haben mit allein 20 ausgebildeten Brauern in der Belegschaft auch die Weyermann’schen Mitarbeiter selbst einen gewissen Braudrang. Was hier schon an vernünftigen wie irrwitzigen Bieren in Kleinstmengen gebraut worden ist, könnt Ihr hier nachlesen, obwohl die Liste vermutlich nicht vollstädnig ist. Letztes Jahr gab es jedenfalls Süßholz-Biere (per gesetzlicher Definition natürlich kein “Bier”), in diesem Jahr habe ich bislang noch nichts weiteres gehört.
Und damit sind wir am Ende unserer langen Biertour durch Bamberg angelangt. Wer sich dessen noch nicht bewusst war, dem sei hiermit mitgeteilt, dass Bamberg in der Tat das Mekka aller Bierfans dieses Planeten ist. Und so könnt Ihr in einem einmalig schönen Ambiente in dieser Stadt sowohl für eine kleine Pause auf der Fahrradtour einkehren als auch mit Eurer Familie sonntags auf den Keller gehen als auch eine große Vollständigkeitsverkostung im Freundeskreis machen als auch Bierfreaks und verrückte Gestalten aus aller Welt in einer der Brauwirtschaften treffen.
Mein Fazit ist also sonnenklar: Wer noch nicht in Bamberg war, sollte das schleunigst nachholen. Wer schon einmal in Bamberg war und nur ein einziges Bier getrunken hat, auch dem attestiere ich dringenden Nachholbedarf. Und wer hier lebt, hat offenbar einfach bierisches Glück, gelegentlich sogar, ohne sich dessen vollständig bewusst zu sein.
Pingback: Biertour Bamberg (Teil 1) | Chez Matze
Mein Gott Matze, was ist mir beim lesen das Herz aufgegangen und Augen wurden mehr als feucht.Als Germane der 30 Jahre in Österreich lebt ist Bamberg für mich der Biermittelpunkt der
Welt doch leider ein entfernter. Selten zu erreichen. Danke für den tollen, fast schon Reisebericht. Wird mir bei meinem nächsten Besuch gute Dienste tun.Dank auch für den Moet&Chandon Beitrag. Bin im Oktober in Reims und werde Deinen Tips folgen. WURZI
Dankeschön für das nette Kompliment! Ja, ich muss auch sagen, dass ich zu Bamberg eine ganz besondere Beziehung pflege, selbst wenn ich mittlerweile höchstens einmal im Jahr dort bin.
Was Reims anbelangt, da hatte ich auf dem Blog gar nicht so viel geschrieben, fällt mir jetzt ein. Meine kulinarischen Tipps also im Schnelldurchlauf: großartiges Baguette und anderes Brot bei “Le Four à Bois”; ausgezeichnete Wurstwaren bei Bruno Herbin (MOF); feine Gebäckstücke bei Eric Sontag (L’Atelier d’Eric); von der Champagnerhaus-Arbeiterkantine “Aux Bons Amis” hatte ich ja geschrieben; legendär, wenngleich mittlerweile halbindustriell: die rosa “Biscuits Fossier”; der beste Chocolatier: Deleans; das beste Weingeschäft (mit Abstand, noch dazu unprätentiös im Keller): “La Cave du Forum”. Das war’s schon ;).
Und, falls wir uns bis dahin nicht mehr lesen, viel Spaß in Reims!
Zwar komme ich aus der Gegend um Bamberg und kenne daher die vorgestellten Brauereien, aber bei einigen Bieren wusste ich gar nicht, dass es diese auch als Flaschenbier gibt. Daher meine Frage: Wo gibt es 1) das Schlenkerla Lagerbier in der Flasche 2) das Ambräusianum Bier als Flasche. Außerdem scheint das Bier vom Greifenklau (mit diesem schönen Etikett) auch nicht in den normalen Getränkemärkten erhältlich zu sein. Kann man das direkt bei der Brauerei besorgen?
Ansonsten echt toller Artikel über die Bierwelt Bambergs. Großes Lob dafür! Ich kann in dem Zusammenhang auch nur den Film “Bamberg – Ein Bekenntnis zum Bier “, der vor einigen Jahren dort gedreht wurde, empfehlen. Liebe Grüße
Danke fürs Lob!
Ich hatte alle drei Flaschenbiere der Einfachheit halber in einem Touriladen in der Sandstraße gekauft, nur wenige Schritte von Schlenkerla und Ambräusianum entfernt. Welcher der Läden das war, weiß ich leider nicht mehr genau; ich glaube, es war der auf halber Strecke zwischen Ambräusianum und Jazzkeller auf der östlichen Straßenseite. Das Schlenkerla Lager hatte ich allerdings auch schon mal woanders gekauft, ich glaube im REWE Breitenau (ehemals E-Center). Bei der Brauerei selbst hatte ich bislang immer “nur” Fassbier getrunken und gar nicht nachgefragt, ob sie dort auch Flaschenbier verkaufen…
Hi Matze, verspäteten Dank für diesen tollen und detailreichen Bericht. Ich plane demnächst mal nach Bamberg zu fahren. Mein erstes Mal!!!!!! Ich plane zwar nicht so sehr die Welt des Rauchbieres zu erkunden, da ich dieses nicht ganz so gut vertrage – falls ich mich richtig erinnere, doch ein oder zwei werde ich sicher probieren. Nur eine kurze Frage zu deinem ersten Foto bzw. Titelfoto. Wo ist das denn? Wie heisst dieser Biergarten oder Gasthof? Super schöner Ausbilck. Vielen Dank schon mal vorab. Besten Gruss Chris
Das Titelfoto habe ich auf dem Spezialkeller gemacht, Spezi-Keller genannt. Die Brauerei “Spezial” ist zwar unten in Bahnhofsnähe, aber ihr Bier hatten sie traditionellerweise immer in den Sandstein”höhlen” des Stephansbergs gelagert. Oben drüber befindet sich dann der Biergarten, sehr zu empfehlen, besonders in der blauen Stunde so gegen halb zehn abends. Viel Spaß!
Hallo, mein Sohn und seine Freundin haben ein paar Tage Bamberg erlebt. Waren total begeistert. Können wir das gute Gebräu, sprich Bierbauch hier in Dortmund kaufen . Liebe Grüße aus Dortmund.
Bierbauch kaufen? Nein, das geht nicht, den muss man sich schon selber züchten 🙂