
Das größte und bedeutendste Event im fränkischen Weinjahr ist Geschichte. Klingt großspurig, stimmt aber tatsächlich. Beim »Best of Franken« werden in elf Kategorien in Blindproben aus 400 ohnehin schon vorausgewählten Weinen elf Sieger gekürt. Manche sind alle Hasen auf dem Podest. Andere, wie oben das Weingut Staudt mit der Fränkischen Weinkönigin Antonia Kraiß, stehen zum ersten Mal ganz oben. Das Ganze ist für alle Beteiligten jedesmal eine ziemliche Arbeit, aber auch viel Spaß und für uns Juror:innen zusätzlich eine Art Klassentreffen. Ich möchte euch hier ein bisschen mitnehmen in den Ablauf des nettesten unbezahlten Arbeitswochenendes des Jahres. Und weil Transparenz ja das Schlagwort des nächsten Jahrzehnts im Wein wird, verrate ich euch auch, wie so eine Entscheidungsfindung abläuft…
Best of Franken 2025 – das Rahmenprogramm

Das »Best of Franken« beginnt immer am Vortag der eigentlichen Verkostung. Die meisten Juror:innen sind da schon dabei, zumal sie aus den acht Ecken der Republik anreisen (ein paar gar darüber hinaus). Das lohnt sich eher, wenn man alles mitnimmt. In diesem Fall haben wir uns oben auf dem Iphöfer Kronsberg getroffen, es gab Bratwurst vom Grill, Keuperweine und thematische Inputs vom Naturpark-Ranger Alexander Schneider und vom LWG-Weinbauleiter Dr. Matthias Mend.

Thema war unter anderem Wasser, respektive fehlendes. Auf meinem Weg zurück zur Unterkunft konnte ich mir den trockenen Keuper-Oberboden mal in der Praxis betrachten. Aber wir haben ja erst Anfang Juli, und der August kann immer noch prächtig verregnen…
Im Ilmbacher Hof

Zweiter Programmpunkt am Vortag: Treffen mit Keuper-Winzern im Weingut Ilmbacher Hof. Hausherr Thomas Fröhlich ist mittlerweile fast mehr als DJ bekannt denn als Winzer, letzteres kann er aber auch soweit ganz gut (Beweis folgt gleich). Da wir in der Jurorenschaft mit DJ Thorsten (der sicher noch einen anderen Bühnennamen besitzt) auch einen gestandenen Vinyl-Aufleger an Bord hatten, wurde für einige bereits der erste Abend ziemlich lang.

Eines der weinmäßigen Highlights des ersten Abends war ganz sicher der Stollenwein der Keuper-Connection Fröhlich-Martin-Hillabrand. Ich weiß nicht, ob das Projekt noch aktiv ist, aber aus den Jahrgängen 2018 und 2019 wurden hier denkwürdig haltbare Silvaner gekeltert. Das wäre definitiv ein Siegerwein-Kandidat für das »Best of Franken«. Man kann ihn aber auch einfach mal genießen ohne Wettbewerbsgedanken.
Best of Franken – der Tag der Entscheidungen

Der Tag der Entscheidungen beim »Best of Franken 2025«. Oben seht ihr die elf Kategorien und ihre Vorbedingungen. Ich selbst war in Vorrunde, Semi-Finale und Finale diesmal ausschließlich an Silvanern beteiligt. Kein Grund zum Beklagen allerdings. Erstens gab es jede Menge erfreuliche Weine zu probieren, zweitens konnten wir die anderen Siegerweine ja abends nachtesten. Nebenbei für alle, die es noch nicht wissen in der Region: Die Jury beim »Best of Franken« ist seit einigen Jahren enorm hochklassig. Da gibt es mehr Sternedekorierte als am Weihnachtsbaum. Jetzt aber zur versprochenen Transparenz, denn jede einzelne Kategorie hat ihre ganz eigenen Tücken.
Wie funktioniert das praktisch? Die Kategorie »Jederzeit«

Bei der Silvaner-Kategorie »Jederzeit« gibt es vier Regeln für Wettbewerber: gesetzlich trocken, Alkohol nicht höher als 13 vol% (das war früher auch schon mal 12,5, der Klimawandel schlägt zu), aktueller Jahrgang und kein schmeckbarer Holzeinsatz. In der Praxis sind das schlichtweg die Crowd Pleaser. Hersteller und Kunden scheinen sich hier auf ein Muster geeinigt zu haben, das beiden gefällt. Supersupertrocken ist es da selten, die Kaltvergärung mit Reinzuchthefe hilft bei der fruchtigen Reintönigkeit, Stoffigkeit und Säure sind idealerweise ausgewogen. Freaks beschweren sich wegen fehlender Individualität, Prüfer loben die Abwesenheit individueller Fehler. Ich hatte von Anfang an ausschließlich top-saubere Weine im Glas, die bei jedem Gartenfest und ebenso in der Gastro ohne jede Beschwerde funktionieren. Ich glaube, das ist auch der Sinn dieser Kategorie.
Umso schwieriger wird dann aber die Entscheidungsfindung. Ehrlich gesagt empfand ich alle vier Weine im Finale als gleichwertig. Letztlich ging es um die Stelle nach dem Komma. Am nächsten Tag oder in einer anderen Prüferrunde hätte das Ergebnis auch anders ausfallen können. Auf dem Podium standen letztlich die Winzer Sommerach, das Weingut Höfling, das Weingut am Kreuzberg und das Weingut Popp. Letzteres hat gewonnen, was der Beweis wäre, dass man sogar als Keuperwein hier reüssieren kann. [Alle Infos zu den Siegerweinen könnt ihr hier nachlesen.]
Entscheidungsfindung bei den gereiften Silvanern

Bei den gereiften Silvanern waren die Herausforderungen im Tasting ganz andere. Zum einen war der jüngste zugelassene Jahrgang 2021, nach oben gab es keine Grenze. Sie durften auch sonst alles, keine Regeln bei Ausbau und Philosophie. Über fehlende Individualität brauchten wir uns hier also nicht zu beklagen. Aber dafür stellte sich für uns die Frage, wie man so etwas in eine Punkte- oder Ränge-Reihenfolge bringt. Zusätzliche Schwierigkeit: das hohe Niveau. Ich hatte nicht weniger als neun Wein-Codes in mein Notizbuch geschrieben, um später erfahren zu können, welche großartigen Weine dahintersteckten. Jeder davon hätte einen Preis verdient gehabt.
Letztlich war es eine »politische Entscheidung«, wie es in unserer Runde im Finale hieß. Der Jahrgang als Kriterium war dabei das einzige, was wir wussten. In diesem Fall also zweimal 2021, einmal 2018 und einmal 2011. Der 2011er hatte vergleichsweise die meiste Würze, die meiste Restsüße, die anderen dafür mehr Eleganz und Raffinesse. Bloß: Welches Signal senden wir in die Welt hinaus, wenn ein 2021er in der Kategorie »Gereift« gewinnt, der zwar großartig ist, aber noch längst nicht auf seinem Höhepunkt angekommen? Also haben wir den 2011er gewählt, und es waren solche Statements zu hören wie »der Mut muss belohnt werden«. Ein wahrhaft toll gereifter Wein übrigens vom Weingut Pastoriushaus in Sommerhausen. Dass ausgerechnet heute Arthur Steinmann im Urlaub war, seines Zeichens nicht nur Weinbaupräsident sondern auch Weinbereiter, wird ihn neben viel Stolz vielleicht auch ein klein wenig gewurmt haben.
Was die 2021er anbelangt: Peppt doch damit bitte die Kategorie »Herausragend« auf. Das waren nämlich wirklich herausragende Weine, die ich euch nochmal gesondert empfehlen kann, wenn ich ihre Namen weiß.
Siegesfeier

Großer Höhepunkt des Tages war natürlich die Siegesfeier, wobei ich ein bisschen schmunzeln musste, dass beim Foto ausgerechnet die Sieger im Schatten und die Fotografierer im Licht standen.

Zwei Sieger möchte ich noch gesondert nennen. Zum einen gab es nur eine einzige Rotwein-Kategorie, in der Uli Kremer vom Weingut Kremer in Großheubach mit seiner Pinot Noir Reserve gewonnen hat. Ich hatte seinen kleineren Wein vor drei Wochen als einen der Sieger im Spätburgunder-Test dabei. Da tut sich was in Churfranken hinter Fürst Sebastian!
Oben seht ihr Manfred Rothe ziemlich happy und, wie er mir sagte, auch wirklich berührt. Vorher wurde bekanntgegeben, dass in der Kategorie »Außer…gewöhnlich« Platz 3 an Manfred Rothe, Platz 2 an Manfred Rothe und Platz 1 an Manfred Rothe ging. Indigenius vor zweimal Kvevri aus unterschiedlichen Jahrgängen. Die Gemeinde tobte. Und glaubt mir, es wurden nicht etwa nur drei Weine getestet, sondern (weiß ich dank Bodo mittlerweile) 16. Aber Manfred ist halt der Beweis dafür, dass man in der dieser winzerisch wirklich enorm anspruchsvollen Naturwein-Kategorie mit Herzblut, Aufmerksamkeit, viel Erfahrung und Durchhaltevermögen große Weine kreieren kann. Ein Ansporn für andere.
Nach dem Best of Franken ist vor…

Teile der Jury erschienen am nächsten Tag ziemlich gerädert. Da passte es eigentlich ganz gut, dass es in diesem Jahr zum »Best of Franken« endlich mal kühler und schattiger war. Der Tag nach der großen Sause steht immer unter dem Motto »Exkursionen«. So ging es diesmal zu den Weingütern Hemberger und Drei Zeilen (oben Christian Ehrlich und Tobi Hemberger), später noch zu Brennfleck und Luckert, und Weine von Martin Hirsch gab es auch. Natürlich weinten alle, als sie wieder auseinandergehen mussten, aber Hoffnung liegt in der Gewissheit, sich nächstes Jahr in ganz ähnlicher Runde wiedersehen zu können.

Was die Organisation dieses großartigen Events anbelangt, weiß man als Unbeteiligter gar nicht, wer da eigentlich für was verantwortlich ist, was ermöglicht hat, wen zahlt und wen begrüßen oder gar loben darf. Ist das der Fränkische Weinbauverband, die Gebietsweinwerbung, der Bezirk Unterfranken, alle zusammen?
Was wir aber wissen, hat mit dem Mann links auf dem Podest zu tun. Nein, wir sind nicht alle nur wegen Andreas hier. Ein bisschen aber schon. Insgeheim ahnt er das auch, aber wenn man ansonsten von der urfränkischen Philosophie »net g’schimpft is g’nuch g’lobt« umgeben ist, klingt so viel Wertschätzung sicher ein bisschen schrill. Auch Bernd Küffner als Herr der Kühlschränke und Abläufe bekam an seinem letzten »Best of Franken« noch einmal seinen wohlverdienten riesigen Applaus, ebenso die vielen aktiven und ehemaligen Majestäten auf allen Positionen und Klara Zehnder als Chefin des Veranstaltungsorts, dem Zehntkeller in Iphofen.
Tatsächlich kenne ich in keiner Region einen ähnlich gut besetzten, ähnlich liebevoll organisierten und ähnlich harmonischen Weinwettbewerb. Würde man allein das »Best of Franken« als Maßstab nehmen, müsste der Frankenwein eigentlich ganz oben in der Bundesliga spielen. Okay, das tut er eigentlich auch. Aber es wissen noch nicht alle. In diesem Sinne: Lasst uns diese Botschaft verbreiten!

Hallo Matthias,
Du hast das perfekt auf den Punkt gebracht. Ein echter “Herzblut”-Wettbewerb mit perfekter und persönlich-charmanter Organisation. Kleine Ergänzung: in der “Naturweun”-Kathegorie waren laut Main-Post nur 16 Weine im Rennen, was aber den 3-Fach-Erfolg von Manfred Rothe in keiner Weise schmälert.
See you next year.
Dankeschön! Dann brauche ich nicht nachzufragen.