Best of Franken 2024

Best of Franken 2024

Das Wetter hat uns nicht im Stich gelassen. Und so saßen die versammelten Testerinnen und Tester gespannt im Garten des Zehntkellers in Iphofen, um zu schauen, wen sie da blind zu Gewinnern gemacht hatten. Wir sind beim Best of Franken 2024, dem irgendwie einzigartigen regionalen Weinwettbewerb. Weil einiges neu war (sogar die Sieger), gibt’s diesmal ein bisschen mehr Tagebuchcharakter als sonst

Best of Franken 2024 – die samtene Revolution

Zehntkeller Iphofen

Samtene Revolution ist natürlich völlig übertrieben. Aber es gab eine neue Location, den Zehntkeller in Iphofen, von dem ich gar nicht wusste, dass sie auch einen so schönen Garten haben. Ebenfalls neu: Head of dit Janze, Ralf Schwarz. Hat er wirklich gut gemacht. Das Team aus Weinwerbung, Verband und Prinzessinnen war aber auch so brilliant und organisiert wie immer.

Best of Franken 2024 Neue Kategorien

Neu waren auch zwei Kategorien, und wie es der Zufall so will, habe ich ausschließlich diese beiden Kategorien von Anfang bis Ende getestet. Das war einmal der Sekt und einmal die Kategorie »Orange & Natural«. Bei den Sekten gab es Licht und Schatten. Die besten vier im Finale haben uns wirklich überzeugt, dahinter gab es jedoch einen großen Gap und viel Liebloses. Man macht jetzt halt auch Sekt. Beziehungsweise lässt ihn machen. Dass Sektmacher Carsten Höfer mit seinen eigenen Weinen, einem Chardonnay und einem Weißburgunder, völlig berechtigt die beiden ersten Plätze belegt hat, zeigt jedenfalls eins ganz klar: Der Mann versteht sein Metier.

Best of Franken 2024 Schabernack

Zwischen den einzelnen Testgängen blieb immer wieder ein bisschen Zeit für Kleinkunst. Sowas lernt man in der Sommelier-Ausbildung, und es trägt einen tatsächlich durchs Leben. Aber ich wollte noch etwas zur zweiten neuen Kategorie sagen, Orange & Natural. Es gab vorher ein bisschen die Befürchtung, dass sich auch Weine daruntergeschmuggelt hätten, die man als »Adabei« bezeichnen kann. Dem war in geringen Anteilen auch tatsächlich so. Aber alles, was quietschig und filtriert daherkam, wurde gnadenlos in der Vorrunde aussortiert. Übrig blieben Weine, die (der Meinung waren viele von uns) zum stärksten gehörten, was es beim Best of Franken zu probieren gab. Ich hätte den ersten sechs Weinen jeweils einen Preis geben können, und ich glaube, fünf davon waren Silvaner.

Zum einen ist Silvaner einfach ausgezeichnet für solche Weinstile geeignet. Zum anderen hatte Andreas Göpfert es offenbar geschafft, auch notorische Non-Konformisten vom Mitmachen zu überzeugen, die in den »konventionelleren« Kategorien wenig Chancen für sich sahen. Das war wirklich groß – gleich beim ersten Mal. Aufgefallen ist mir allerdings, dass wirklich primär maischevergorene Weine = Orange Wines am Start waren und relativ wenige Naturals ohne sichtlichen Maischeeinfluss. Einer davon schaffte es allerdings in unsere Top Six. Wie gesagt, komplex, hochwertig – ein echtes Best of Franken.

Best of Franken 2024 Sieger Manfred Rothe

Gewonnen hat in der Kategorie schließlich Manfred Rothe mit seinem Indigenius 2015 vor Daniel Sauer mit dem Natur Pur 2015 und wieder Manfred Rothe mit dem Kvevri 2015. Man hat Manfred Rothe die Freude und ein bisschen auch die Genugtuung angemerkt, nach all den Jahren, in denen er schon großartige und in jeglichem Sinne naturnahe Weine macht, endlich mal ganz oben zu stehen. Was die anderen Siegerweine anbelangt, schaut bitte einfach bei Frankenwein Aktuell nach, da sind die Top 3 jeweils gelistet.

Weingut Heindel Ipsheim

Zweiter Tag, traditionell der Tag der Ausflüge, um interessante Weingüter vor Ort kennenzulernen. Erste Station: das Weingut Heindel in Ipsheim. Ipsheim liegt an der Mittelfränkischen Bocksbeutelstraße, hat also (das muss man so krass sagen) überregional praktisch gar keine Bedeutung. Julia und Victor Haller wollen das ändern, und zwar auf beeindruckend konsequente Weise. Ihre vergangenen Stationen lesen sich wie das Who is Who des großen Wein-Deutschlands. Im Weinberg arbeiten die Hallers biodynamisch mit viel Kenntnis und Aufwand. Mehr als ihre 5 ha wollen sie dabei nicht haben. Im Keller geht es schon ganz unten mit Spontangärung und Holzfass los. Sanfte Pressung, burgundische Weinbereitung mit Fingerspitzengefühl, keine Filtration, hier kann man einfach alles abhaken, was internationale Topweine so ausmacht.

That having said, die Preise sind schon mutig, aber das gilt ja auch für das ganze Unternehmen. Ich drücke den beiden jedenfalls fest die Daumen, dass sie ihre Ziele weiter verwirklichen können. Die Weinqualität wird ihnen dabei definitiv nicht im Weg stehen.

Castell

Zweite Station am zweiten Tag des Best of Franken 2024, und diesmal eine good old one. Ich weiß nicht, wie oft ich schon beim Fürsten Castell war, aber zugegeben, es ist ja auch wirklich schön hier. Das Dorf auf dem Berg, der Park, die Umgebung, die vielen Feste. Und natürlich Silvaner, vor 365 Jahren zum ersten Mal urkundlich belegt. Bei gut Gegrilltem konnten wir dann zusätzlich zu den Castell’schen Gewächsen auch die Weine der benachbarten Weingüter Meyer und Brügel probieren. Sehr sehr gute Qualität zum teilweise kleinen Preis. Wer mit Keuperweinen noch fremdeln sollte, hier gibt es konsequent Trockenes und dennoch ohne harte Kanten. Caro Meyer ist übrigens ehemalige Fränkische Weinkönigin und Tausendsassa, und Harald Brügel hat als Lehrherr auf seinem Hof wahrscheinlich mehr für den (guten) fränkischen Wein getan, als die ganze Welt weiß.

Franken Alter Satz

Zum Abschluss des Best of Franken 2024 gab es noch eine kurze Stippvisite zum Alten Satz von Castell. Aus dieser kleinen Parzelle im Casteller Bausch (hier ist sie genau) stammen die Trauben für den »Granit«. 100 Jahre alte Reben, 20 Sorten. Kulturerbe, nichts anderes.

Muschelkalk

Schließlich machte ich mich noch auf, den geheimnisumwobenen Ort zu finden, an dem der Ceratit Nodosus wächst. Ihr wisst, das ist der Siegerpreis, ein Ammonit aus dem oberen Muschelkalk. Mehrere Fundorte gibt es offenbar, und dies ist einer davon. Auf dem oberen Stein habe ich etwas gefunden, was zumindest mal dem Abdruck des Ceratiten ähnelt (auf gut Fränkisch übrigens »Zerradidden«, das nur nebenbei). Und auf dem unteren Stein kann man ganz wunderbar sehen, wie sich hier Schicht für Schicht abgelagert hat. Ich weiß, der Boden und erst recht das Gestein macht keinen Wein allein. Aber ein gewisser Einflussfaktor ist es schon. Und interessant allemal.

Damit bin ich durch, das war mein Best of Franken 2024. Was ich dabei niemals vergessen sollte zu erwähnen: Das ist meine Lieblings-Weinveranstaltung überhaupt geworden. Es fühlt sich an wie die gute Version eines Klassentreffens mit Leuten, die dieselbe Leidenschaft pflegen wie ich. Also ernsthafte Arbeit und echtes Vergnügen. In diesem Sinne.

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