[In Kooperation mit dem Winzerhof Stahl] Lust aufs Heiraten? Ja, das kommt häufiger vor als man denkt! 45mal im Jahr geht es rund bei Christian Stahl in Auernhofen, Fine Dining, Fine Wining und eben Feiern mit allem Drum und Dran. Darüber hinaus ist er mit mittlerweile 45 ha unter Reben und Weinexport in 14 Länder einer der bedeutendsten fränkischen Winzer. Aber drehen wir mal die Uhr zurück: Christian Stahl, 18 Jahre, weiß nicht, was er werden soll. Er hat einen nach eigenem Bekunden »effizienten Abi-Schnitt« in Aussicht, spielt Volleyball in der Nachbarschaft und will möglichst gar nicht wegziehen aus dem heimischen Dorf. Reben besitzen seine Eltern aber nur einen Hektar, ansonsten Schweine und ein bisschen Ackerland. Was ist da also passiert? Genau das hat mich interessiert, und deshalb bin ich hingefahren nach Auernhofen, um Christian und seine Weine zu treffen.
Festliche Weine aus Auernhofen
Wer es noch nicht gemerkt haben sollte: Seit letzter Woche gibt es hier auf dem Blog passend zur Jahreszeit, nun ja, »Festliche Weine«. War beim letzten Mal noch von der Riesling-Gala und den gereiften Rieslingen die Rede, finde ich, dass die Weine von Christian Stahl auch hervorragend in diese Rubrik passen. Zum einen sind wirklich ausgesprochen feine Exemplare dabei, zum anderen gibt es sie natürlich bei den Events auf dem Winzerhof zu trinken. Aber zurück in die Realität des Frühwinters 2023.
Meeting Christian Stahl
»Muss ich da jetzt wirklich raus?«, denkt sich der rasende Reporter beim Anblick der nasskalten Umgebung. Ich bin im Tauberzeller Hasennestle, der nähesten, ersten und emotional immer noch wichtigsten Lage, in der Christian Stahl Reben stehen hat. Normalerweise ist es hier wunderschön. Die Tauber fließt in vielen Windungen durch das romantische Tal, alte Dörfer liegen am Wegesrand, Lärm und Hektik sind weit weg. Jetzt zieht, gerade als ich oben an der Kuppe angekommen bin, ein Regenschauer den Steilhang heran. Ich grummele, setze die Kapuze auf – und muss zugeben, dass es selbst unter diesen unwirtlichen Bedingungen immer noch ziemlich schön hier aussieht. Nach einer halben Stunde mit vielen Ausblicken und ohne einen Menschen zu treffen, geht es aber wieder ins Trockene. Und ein paar Kilometer weiter zum Winzerhof Stahl.
Christian hat inzwischen, wir springen wieder ein paar Jahrzehnte zurück, eine Winzerlehre angefangen. Eher widerwillig, »hat mich nicht wirklich interessiert«. Aber dann merkt er, dass es ja doch mehr gibt als draußen im Regen zu stehen und ansonsten auf den Zufall zu vertrauen. »Ich habe meine Lehre beim Weingut am Stein gemacht und da zum ersten Mal realisiert, dass es wahnsinnig viele Einflussfaktoren gibt, dass ein Wein tatsächlich besser wird, wenn man zum Beispiel den Boden pflegt und den Ertrag reduziert.« Endlich war die Leidenschaft geweckt. Also ging es anschließend noch eine Stufe höher: Weinbau und Oenologie studieren in Geisenheim. »Man hört ja manchmal, dass sei die unnötige Akademisierung eines Handwerks – aber lustigerweise ausschließlich von Leuten, die es eben nicht studiert haben. Also mir hat das wirklich viel gebracht an Erkenntnissen«, sagt Christian.
Mit so vielen Erkenntnissen musste daheim in Auernhofen natürlich auch eine Perspektive her. Mehr Reben – und mehr Gastronomie.
Feiern im Winzerhof Stahl
»Meine Mutter hat schon immer leidenschaftlich gern gebacken und gekocht, und so habe ich das auch von Anfang an mitbekommen«, erzählt Christian. Die elterliche Heckenwirtschaft mit umgebauter Tenne wurde also zunächst um eine Sommergastronomie im Innenhof erweitert, dann ging es in die Vinothek, »und dann haben wir gedacht, daraus könnten wir auch ein kleines Fine Dining-Konzept machen. Erst mal nur Freitag und Samstag. Wenn sich fünf oder sechs Leute angemeldet haben, war es gut, wenn nicht, auch kein Problem, denn wir waren ja eh hier.«
Gleich zu Anfang gab es ein paar Weinjournalisten (Stuart Piggott hat sogar einen Wein zusammen mit Christian Stahl gemacht), die positiv über das Weingut berichtet haben. Dass das Essen hier mehr als einen Umweg wert ist, verbreitete sich über Mund-zu-Mund-Propaganda und schließlich ebenfalls in die Guides hinein. Zwei Hauben im Gault & Millau, zwei Gabeln im Falstaff, sieben Pfannen bei Gusto. Kreativ, ambitioniert, regional – ideal also fürs feine Feiern.
Was man tun muss, um hier sein Fest zu begehen? »Ganz einfach«, sagt Christian und lacht, »mich anrufen!« Tatsächlich, es ist verblüffend. Während wir hier sitzen und uns unterhalten, blinkt ständig sein Handy. Alles Anrufe, die er später postwendend erledigt. Wenn man nur eine Sache von Christian lernen dürfte, dann wäre es vermutlich, wie man sich optimal organisiert. Emails werden sofort beantwortet, Anrufe ebenso, je nach Saison zwischen zehn und zwanzig Mitarbeiter*innen koordiniert, Weinproduktion, Verkauf – und bei jedem Service ist er selbst mit dabei. »Nur wenn ich Tennis spiele, ist das Handy zwei Stunden lang ausgeschaltet«, sagt Christian, »und ansonsten habe ich halt gute Leute, auf die ich mich verlassen kann«. Die Kunst des Delegierens, auch für Genussunternehmer eine der Königstugenden…
Prickelnd & aromatisch
Kommen wir zum Schluss noch zu den Weinen von Christian Stahl. Sein Beststeller, der Weiße »Bright Side of Life« aus der Nachschlag-Reihe, geht für 8,50 € mit großem Erfolg über den Tresen. Hier soll es jetzt aber um festliche Menü-Weine gehen.
Den Anfang macht der Blanc de Blancs 2021 (22 €), ein feiner Schäumer aus traditioneller Flaschengärung. Ich hatte ja schon öfter auf die sensationelle Entwicklung beim Winzersekt aus Deutschland hingeweisen (zuletzt bei der Messe Perspektive Wein), und das Exemplar von Christian Stahl reiht sich hier perfekt ein. In der Nase gibt es die klassischen Brioche-Noten vom Hefelager, dazu Zitrisches und Florales. Viel Frucht und eine schöne Säure erwarten einen am Gaumen, das ist frisch, das ist präsent, das ist sogar ein bisschen wirklich edel. 93 Punkte gab es dafür vom amerikanischen Weinkritiker James Suckling. Weil Christian auch weiß, was seine Schaumweine können, hat er in kühler Lage jetzt noch mehr Reben dafür angepflanzt. Ich bin sehr gespannt, was da noch alles kommt.
Wie schmeckt eine richtig ambitionierte Scheurebe? »Richtig ambitioniert« heißt aus Top-Lage, niedrigem Ertrag, sorgsamem Ausbau. Die 2022er Scheurebe Marsberg (27 €) stammt aus dem Weinberg, der sich rechterhand direkt an den Häusern von Randersacker steil erhebt und sich noch weiter ins Tal Richtung Theilheim zieht. Reiner Muschelkalk, kein flacher Meter. 2022 war (wie wir alle wissen) ein warmes Jahr, und das merkt man auch in der Nase dieser Scheu. Da geht es sehr expressiv und vielseitig zu. Holz ist kaum zu spüren, dafür Jasminblüte, Orangenblüte und Rose, wahrhaft attraktive Floralität, dazu eine fast tropisch anmutende Frucht in Richtung Guave und weißer Pfirsich. Im Mund setzt sich diese aromatische Pikanz fort, ganz viel Frucht, Mandarinenschale, eine leichte Phenolik – das ist schlicht lecker in Edel.
Christian Stahl loves Chenin Blanc
War Scheurebe noch die typisch deutsche Rebsorte, die in letzter Zeit sogar ein kleines Revival feiert, geht es jetzt ans Eingemachte. Da haben wir rechts zunächst einmal die rote Cuvée Kalksteige aus Cabernet Franc und Merlot (35 €). Sehr jung ist der Wein noch, wirkt in der Nase aber trotzdem schon zugänglich. Im Mund wird mir sofort klar, dass das ein perfekter Speisenbegleiter ist. Wir haben hier eine ernsthafte Aromatik mit Waldbeeren, einem gar leicht bläulichen Touch. Nach einer Weile zeigen die beiden Rebsorten aber ihre smarteren Charakteristika, der Cabernet Franc einen erdigeren und der Merlot einen würzigeren Touch. Mit seiner schmeichelnden Frucht geht das für mich eher in Richtung Toskana als in Richtung Bordeaux, ein ganz toller Kontextwein.
Vom zweiten Wein hatte ich den Vorgängerjahrgang schon vor einem halben Jahr beim Freispiel Franken vorgestellt – und hier kommt nun der Nachfolger: Chenin Blanc Steinmauer 2022 (22 €). Auf dem Foto oben seht ihr die Einzellage La Jalousie in Savennières, nur etwa einen Kilometer vom Loirefluss entfernt, große Chenin-Klassik. Christian ist von der Rebsorte genauso begeistert wie ich. »Wenn es um stilistische Inspiration geht, bin ich eher an der Loire als in Südafrika. Aber die Rebsorte passt auch einfach fantastisch nach Deutschland! Zum einen kann man tolle Weine aus ihr machen, zum anderen ist sie klimatisch an wärmere Verhältnisse sehr gut angepasst.«
In der Nase zeigt sich der Jahrgang etwas generöser als sein Vorgänger, Ingwer und ein bisschen Birne kommen durch. Im Mund piekst die Säure nicht von vorn, sondern schleicht so ein bisschen um die Seiten rum. Sehr elegant im Holzeinsatz, weshalb die Frucht auch deutlich durchscheint. Mango, gelber Apfel, reif, aber niemals satt machend. Suckling zückt hier sogar 96 Punkte, was schlicht extrem viel ist. Mehr braucht man wohl nicht zu sagen. Außer dass man den Wein auch sehr gut einlagern kann.
Mein Fazit
»Festliche Weine« hatte ich mir versprochen von meinem Besuch bei Christian Stahl. Natürlich vor allem deshalb, weil man beim Winzerhof in Auernhofen ausgezeichnet feiern und dinieren kann. Da müssen die angebotenen Weine schon mit der ambitionierten Küche mithalten können. Und – welch große Überraschung – das tun sie auch. Aber eben nicht mit dicken Backen, Kraft und Holz im Überschwang, sondern immer ausgesprochen fein, elegant, mit junger Frucht schon früh zugänglich, aber dennoch seriös. Das sind Kontextweine, die sich mit und für eine entsprechende Essbegleitung entwickelt haben.
Wer das einmal ausprobieren möchte, kann die Weine natürlich im Shop bestellen und selbst in der Küche werkeln. Noch besser und genüsslicher geht es allerdings, wenn man sich auf den Weg zu Christian nach Auernhofen macht. Den Tisch kann man online reservieren, Unterkünfte stehen im Ort zur Verfügung. Und wer die richtig große Feier steigen lassen möchte, das Team kümmert sich um alles.
Auf der Rückfahrt von Auernhofen muss ich nochmal darüber nachdenken, wie Christian Stahl ausgerechnet hier Schritt für Schritt sein kleines Imperium aufgebaut hat. »In the middle of nowhere«, fällt mir als präzise Lagebezeichnung dazu ein. Tatsächlich aber müsste man wahrscheinlich eher middle als nowhere betonen. Egal ob man aus Nürnberg, Frankfurt oder Stuttgart kommt, man braucht keine zwei Stunden. Und das sollte für das große Fest doch nicht zu weit sein…