Eine Weinserie »Natürlicher Dienstag« zu nennen, dann aber erst in Folge #138 auf das Weingut Weninger zu verweisen, ist eigentlich ein Unding. Oder vielmehr, es ist ein Ding, nur halt kein gutes. Denn so ähnlich, wie Gustl kraft seines Daseins kein Ungustl sein kann, gibt es im Dinglichen keine Undinge. Wenn ihr jetzt sagt, au weia, das kann ja heiter werden mit diesem Text, darf ich euch beruhigen. Es soll hier nämlich ganz profan um Franz’ und Petras Blaufränkisch Hochäcker gehen. Das ist für mich einer der wichtigsten Weine um zu verstehen, was Weinkultur in Österreich heute ausmacht.
Blaufränkisch Ried Hochäcker 2017 vom Weingut Weninger
Tatsächlich kenne ich die Weine der Weningers schon ziemlich lange. Zum einen sind sie im Fachhandel gut vertreten (ein paar Links weiter unten). Zum anderen gab es den Gutswein einige Zeit – ich weiß leider nicht, ob das noch so ist – in der Supermarktkette MPreis. Das war für mich eine Sensation, einen derart charakterstarken Wein in einer solchen Umgebung vorzufinden. Getroffen habe ich Franz und Petra dann zum ersten Mal bei der Messe 501Biodyn in München, von der ihr oben ein Foto sehen könnt. Zertifiziert biodynamisch wird hier seit Jahren gearbeitet, vor allem aber umsichtig in jeglicher Hinsicht. Die Weninger-Website scheint auf den ersten Blick wenig davon zu künden, aber wer sich durchblättert, findet eine Plethora an Informationen und Gedanken, mehr Anregungen als in manch aufwändigem Buch.
Hochäcker ist der kleinste der Lagenweine. Dass es sich um einen Blaufränkisch handelt, braucht man fast nicht zu erwähnen, denn mit geringen Ausnahmen gibt es vornehmlich diese Rebsorte bei den Weningers. Und zwar auf beiden Seiten der glücklicherweise sehr durchlässigen Grenze zwischen Österreich und Ungarn. Die Riede Hochäcker befindet sich genau hier und besteht aus vielen schmalen Parzellen. Der mit Eisen durchsetzte Untergrund ist zwar lehmig und tiefgründig, aber hart an der Oberfläche. 40 Jahre alt sind die dortigen Reben der Weningers.
Im Jahrgang 2017, denn um den handelt es sich, wurden die Trauben im Oktober mit 40 hl/ha Ertrag handgelesen. Die Spontangärung erfolgte in Holz- und Betontanks, der anschließende Ausbau für 16 Monate in 500-Liter-Tonneaux. Bei der Füllung im Juli 2019 wurden 10 mg SO2 hinzugegeben, also extrem wenig. Unfiltriert ist der Hochäcker auch noch. Klingt das nach Standard? Bei den Weningers schon…
Wie schmeckt der Wein?
Der Hochäcker fließt in einem mittleren Rubinrot ins Glas, ein paar Reifespuren sind schon zu erkennen. In der Nase spüre ich ein gewisses Unterholz, im Prinzip wärmere Brombeertöne, dazu Zwetschge und Wacholder. Faszinierend finde ich immer den ersten Schluck, denn irgendwie ist das vom Mundgefühl her die Quintessenz von »unfiltriert«. Blaufränkisch hat ja fast immer eine pikante, gar säurebissige Ader, und die fehlt auch hier nicht. Als Kontrapunkt gibt es aber dieses ungeheuer samtige Mundgefühl, das mit Sicherheit nicht von önologischen Tricks stammt. Auf mich wirkt das so, als seien da unglaublich viele winzig kleine Samtpartikel unterwegs, die sich ums Wohlbefinden der Trinkenden kümmern.
Das Feine, das Pikante, die kirschige Frucht, der 12,5 vol% leichte Körper – alles zusammen resultiert in einem wunderbaren Speisenwein. Ich hatte es ja weiter oben schon angedeutet: Wer verstehen will, was das neue Österreich ausmacht, das eben nicht fett und kalifornien-maniert daherkommt, muss diesen Wein probieren. Vor allem, weil es keine großen Investitionen erfordert.
Wo kann man ihn kaufen?
Zum Glück gibt es eine ganze Reihe von Läden, die den Hochäcker vom Weingut Weninger führen. 13 € kostet er ab Hof (auch dort existiert ein Online-Shop), aber da bekommt ihr natürlich den neuesten Jahrgang. Ansonsten gibt es den 2017er beispielsweise noch bei Weinfurore, den 2018er bei Vinocentral (da hatte ich mein Exemplar gekauft) und den 2019er beim Weinkombinat. Die Preise sind immer ähnlich und bewegen sich zwischen 13 und 13,90 €, was außerordentlich preisgünstig ist, bedenkt man, wie der Wein hergestellt wurde.
Wem so etwas gefällt oder aber gleich denselben Ansatz in einer hochwertigeren Ausfertigung haben möchte (sprich noch bessere Lage, noch ältere Reben, noch geringerer Ertrag, noch längerer Ausbau, mehr Dichte und Tiefe), hat bei den Weningers die Qual der Wahl. Wunderbar finde ich beispielsweise den Steiner von der ungarischen Seite, und ganz oben thront der Dürrau. Meine Erfahrung mit den Weninger-Weinen ist jedenfalls, dass man nicht viel falsch machen kann. Die Kleineren würde ich allerdings nicht extra lüften oder gar dekantieren, sondern ziemlich unmittelbar trinken. Ein klein bisschen Kantigkeit gehört da nämlich für mich zum Spiel dazu.