[In Kooperation mit dem Weingut Schloss Hallburg] Gibt es eigentlich eine Familie, die mehr für das Erscheinungsbild Frankens getan hat, für seine touristische Attraktivität, als die Grafen von Schönborn? Nun, der Charakter dieser Frage deutet an, dass es eine einfache Antwort darauf geben könnte. Als Bauherren haben jene von Schönborn unter anderem die Würzburger Residenz zu verantworten, die Basilika Vierzehnheiligen und das Schloss Pommersfelden. Meisterwerke des Barock, reich verziert, von einer elegant geschwungenen Symmetrie, wie sie sonst nur der …Bocksbeutel aufweisen kann. Denn wie es der Zufall will, hat sich die Familie Schönborn seit langer Zeit dem Frankenwein verschrieben. Rund 34 ha um das Weingut Schloss Hallburg stehen unter Reben, von denen 9 ha mit Silvaner bestockt sind. Und die daraus gekelterten Weine möchte ich euch hier vorstellen.
Schloss Hallburg – das Monopol
Ausgerechnet die Hallburg hat allerdings gar nichts Barockes an sich. Erbaut spätestens im 13. Jahrhundert, aus dem noch der viereckige Turm stammt, thront sie über den Reben, welche die Monopollage Hallburger Schlossberg bilden. Obwohl wir uns hier mitten auf der berühmten Weininsel bei Volkach befinden, kann man von der Hallburg aus den Main nicht sehen. Jener befindet sich nämlich nördlich der Burg hinter einem steil abfallenden Waldstück. Die Reben jedoch blicken nach Süden. Das Spannende an dieser Lage ist etwas, das sich im Untergrund abspielt. Wir stehen hier nämlich direkt auf der Grenze zwischen Muschelkalk und Keuper.
Weingut Schloss Hallburg – das Lagenportfolio
Um mir einen Überblick über die anderen Lagen des Weinguts zu verschaffen, bin ich auf den höchsten Punkt der Weininsel gegangen. Dort befindet sich eine Aussichtsplattform, von der aus man eine wunderbare Rundumsicht besitzt. Der Main lässt sich allerdings auch hier nicht blicken, sondern schlängelt sich im Tal imaginär durch das gesamte Bild.
Auf dem Foto oben ist der Main deshalb gleich zweimal nicht zu sehen: einmal zwischen meinem Fotopunkt und dem Astheimer Karthäuser, und einmal direkt dahinter, bevor der Hang zum Volkacher Ratsherrn aufsteigt. Links am Horizont seht ihr den Gaibacher Schlosspark, die zweite Monopollage des Grafen. Von dort stammt der Gutssilvaner.
Gutssilvaner 2020 aus Gaibach
Anders als an der Hallburg gibt es in Gaibach noch keinen Keuper. Dafür aber hat sich auf dem Muschelkalk eine Schicht aus Lösslehm abgelagert, die für eine höhere Fruchtbarkeit sorgt. Eigentlich ist dies also kein schlichter Gutswein, sondern ein als Gutswein interpretierter Lagenwein. Mit Analysewerten von 7,1 g Säure bei 5,1 g Restzucker ist der Schönborn-Silvaner auf einem hohen Intensitätslevel.
Ausgeprägt duftig bereits in der Nase, sehr birnenfrisch und animierend. Am Gaumen wirkt der Silvaner apfelig-pikant und zupackend, gepuffert und sozusagen leckerisiert von feiner Süße. Das ist schlichtweg ein perfekt frischer Frühjahrs- und Sommerwein. Hat euer Gegenüber den im Glas, braucht ihr gar nicht viel zu erklären. 7,70 € ab Hof, ein toller Einstieg.
Silvaner Hallburger Schlossberg 2019
Der stärker vom verwitterten Keuper geprägte Lagensilvaner aus dem Hallburger Schlossberg stammt aus dem Jahrgang 2019. 2019 war zwar nicht ganz so heiß wie 2018, aber immer noch ein warmes Jahr, das reife und dichte Weine hervorbringen konnte. Sowohl bei der Süße als auch bei der Säure sind wir hier gegenüber dem Gutswein jeweils auf der Pikanzleiter hinabgestiegen.
Der Hallburger wirkt bereits in der Nase völlig anders als sein kleiner Bruder: viel zurückhaltender, mit heller Frucht und einer leicht erdigen Würze. Im Mund setzt sich dieser charakterliche Unterschied fort. Der Silvaner von der Hallburg fließt, gleitet, schmeichelt. Das ist eine ausgesprochen elegante Interpretation ohne Holzeinfluss und ohne Gärnoten. Mindestens 80% aller Weine dürften ja der Speisenbegleitung dienen. Und da ist so ein dezent-feinfruchtiger Wein wie der Schlossberg-Silvaner einfach goldrichtig. 14,80 € ab Hof.
Silvaner Volkacher Ratsherr 2020
Zum Schluss geht es noch um den Volkacher Ratsherrn. Das ist eine Lage auf Muschelkalk, die in ihrem Herzstück steil zum Main hin abfällt. Die Segnungen des Weingesetzes von 1971 haben allerdings auch hier gewirkt, so dass noch eine ganze Menge Rebland oben auf der Ebene mit nur leichter Neigung hinzugekommen ist. Lässt man die Trauben im zentralen Hang voll ausreifen, resultiert das eigentlich immer in einem gehaltvollen Wein, der einen wärmeren Charakter in sich trägt.
Genauso verhält es sich mit der Schönborn’schen Version des Volkacher Ratsherrn. Obwohl der Jahrgang 2020 weinbaulich sicherlich nicht einfach war, wurde aus dieser Lage ein reichhaltiger Wein gekeltert. In der Nase spürt man das so jung noch nicht. Da ist der Ratsherr zurückhaltend wie der Hallburger Schlossberg und zeigt höchstens zarte Noten von Heu und Liguster mit etwas Kümmel. Wer duftige Primärfrucht sucht, ist bei diesem Strukturwein weniger gut aufgehoben.
Im Mund ist dies der Wein mit dem niedrigsten Säuregefühl. Der Ratsherr wirkt nicht nur dicht, reif und füllig mit seinen eher an Orange erinnernden Aromen, sondern besitzt auch im Abgang viel pfeffrige Würze. Wer so einen Wein jung erleben möchte, mag ihn jetzt schon öffnen. Ich persönlich würde ihm jedoch noch ein wenig Reifezeit gönnen.
Mein Fazit
Ich muss zugeben, dass ich mich an die früheren Silvaner von Schloss Hallburg nur noch schemenhaft erinnern konnte. Insofern fand ich es wirklich ausgesprochen interessant zu sehen, wie Rebsorte und Lagen aktuell interpretiert werden. Was ich definitiv nicht erwartet hatte, das war diese große stilistische Bandbreite. Und das bezieht sich überraschenderweise nicht auf den Ausbau, denn Holz oder Maische spielen aromatisch keine Rolle. Ohnehin geht es beim Grafen von Schönborn nicht wild zu, in keiner Form.
Stattdessen sieht das Kozept so aus, dass die drei Silvaner nach klar unterscheidbaren Typen gegliedert sind. Lebhaft, frisch und animierend der Gutssilvaner aus Gaibach. Elegant, dezent und gleitend der Monopol-Silvaner direkt von der Hallburg. Und schließlich dicht, reif und würzig das Exemplar aus dem Volkacher Ratsherrn. Mit einer solch logischen Reihe an Charakteren werdet ihr bei Tisch garantiert nie auf dem falschen Fuß erwischt.
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