Die französische Weinregion Jura war ja bislang immer ein Ort, der ein wenig abseits vom internationalen Big Business lag. Vielleicht konnte sich hier deshalb eine Kultur entwickeln, die auch ziemlich freien und exzentrischen Ansätzen ausreichenden Platz bietet. Es ist deshalb kein echter Zufall, dass im Jura mit dem Vin Jaune eine ganz eigene, traditionelle Interpretation des Lagerweins existiert. Und ebenso wenig zufällig ist dies eines der weltweiten Zentren für vin naturel. Einer, bei dem diese Elemente des Traditionellen und des Exzentrischen zusammenkommen, ist Winzer Frédéric Foret. Als Künstler nennt er sich auch Freddy Wood. Die Skulptur, die seine Cuvée Maxence ziert, stammt ebenso von ihm wie der Wein selbst. Ein Ausflug in ungewöhnliche Gefilde.
Vin Jaune Cuvée Maxence 2007 von Freddy Foret
Freddy Foret stammt ursprünglich aus der Schweiz, ist aber schon seit Jahrzehnten im französischen Arbois ansässig. Sein Weingut umfasst 7,5 ha Reben und befindet sich direkt zu Füßen der berühmten Lage Curon. Als ich in Arbois war, unter anderem bei Pâtissier Hirsinger und bei Stéphane Tissot, habe ich das Foto oben gemacht, das den Tour de Curon zeigt. Von der Parzelle mit den Einzelstöcken holt Stéphane Tissot seinen Chardonnay Tour de Curon, einen der zweifellos besten “normalen” Weißweine der Region. Direkt rechts außerhalb des Bildes sind die Parzellen von Freddy Foret. 1,1 ha Reben besitzt er dort, bestockt ausschließlich mit Savagnin.
Freddy ist jedoch nicht nur Winzer, sondern wie gesagt auch Künstler. Seine Liebe zur Kunst entdeckte er spät, da war er schon über 40. Alles fing damit an, dass er sich das Schweißen beibrachte, um landwirtschaftliche Geräte zu reparieren. Im Laufe der Zeit merkte er aber, dass man mit Metallresten und einem Schweißgerät auch kreative Dinge tun kann. Unter seinem Künstlernamen Freddy Wood begann er, eher größere als kleinere Skulpturen aus Metall zu entwerfen. Sein voluminösestes Werk ist die stilisierte Vin Jaune-Flasche, die auch das Etikett der Cuvée Maxence ziert. Sechs Meter lang und drei Tonnen schwer, steht sie genau hier an der westlichen Umgehungsstraße von Arbois.
Wie schon bei seinen Kunstwerken schreckt Freddy auch bei der Weinbereitung vor expliziten Aussagen nicht zurück. Sans subvention ni poison, lautet einer der Sinnsprüche von Freddy, der sich nicht nur auf dem Maxence-Etikett findet, sondern auch auf der Fassade des Weinguts. Irgendwie hört sich das für mich so an, als würde es andere geben (gar bestimmte Personen), die eben nicht ohne Subventionen und ohne Gift arbeiten. Aber das löst Freddy dann doch nicht auf.
Wie schmeckt der Wein?
Die Cuvée Maxence ist ein Vin Jaune und gleichzeitig kein Vin Jaune. Nominell handelt es sich nämlich “nur” um einen Arbois, der allerdings als reiner Savagnin aus der Spitzenlage Curon stammt. Auch die Tatsache, dass hier der Jahrgang 2007 vor mir steht und ich den Wein erst vor einem guten Monat erstanden habe, deutet darauf hin, dass der Ausbau lang genug war. Irgendein Detail (das mir der Weinhändler sagte, ich jedoch wieder vergessen habe) hatte Freddy allerdings bewusst nicht eingehalten. Einen echten Vin Jaune stellt er nämlich auch her, den jedoch aus der Lage Les Corvées.
Die Cuvée Maxence ist bereits beim Einschenken sichtbar unfiltriert, wobei das ausgerechnet auf dem Foto oben nicht wirklich herauskommt. Das kann man auf dem Instagram-Foto besser sehen. In der Nase duftet der Wein intensiv nach Sherry, Hefe, Apfelschale und einem gewissen Kellerton – also alles, was man von einem Vin Jaune will. Im Mund gibt es zunächst eine recht hohe Säureanmutung bei mittlerem Körper, vor allem aber eine enorm würzige Note. Zur Apfelschale gesellen sich Steinpilz, Rauchnoten, Kurkuma und zerstoßene Senfkörner. Das Ganze kommt aber nicht weich und gelbwürzig daher, sondern eher punchy pikant. Der Abgang ist natürlich ewig lang. In Maßen genossen handelt es sich schlichtweg um ein großes Vergnügen, das man (also zumindest was mich anbelangt) sich ehrlich gesagt viel zu selten gönnt.
Wo habe ich ihn gekauft?
Gekauft habe ich Freddy Forets Cuvée Maxence 2007 in dem Laden auf dem Foto, nämlich La Bonne Bouteille in Sélestat/Schlettstadt. Es gibt dort gleich drei individuelle Weinläden innerhalb von vielleicht 300 Metern auf der Rue Président Poincaré, und auch noch alle auf derselben Straßenseite.
Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen um diesen Wein herumgeschlichen, weil mir die Aufmachung irgendwie ein bisschen kurios vorkam und der Preis mit 29 € nicht wirklich geschenkt (ich wusste ja nicht, dass es ein Vin Jaune ist). Aber der Weinhändler konnte meine Bedenken zerstreuen und meinte, das sei ein Wein, von dem Jurafreunde garantiert nicht enttäuscht werden. Und das stimmt.
Auf dem Foto oben seht ihr, was ich dazu speisentechnisch gereicht habe. Super eingefahren konservativ natürlich und auch überhaupt nicht fotogen präsentiert, aber dafür geschmacklich alles andere als enttäuschend. Es handelt sich nämlich um Pintade (Perlhuhn) in einer Vin Jaune-Sahnesauce mit Morcheln, Karotten und Bamberger Hörnle (Kartoffeln). Irgendwie wurmt es mich noch heute, dass ich damals im Sternerestaurant La Chaumière in Dole nicht das achtgängige Menü “Autour de la Morille” genommen hatte. Die 100 € wären sicher gut angelegtes Geld gewesen. Aber auf diese Weise habe ich noch mindestens ein großes Ziel im Leben, denn ich hoffe, dass Chef Joël Cesari auch im nächsten Frühjahr wieder an die Morchel denkt…
Wir standen schon zweimal mit dem Wohnmobil bei Freddy auf dem Hof. Beim zweiten Mal hat er die Etiketten „modernisiert“, leider. Ein lustiges Unikat , der Winzer.
Ach schade, das sind doch wirklich einmalige Etiketten mit Wiedererkennungswert. Ich kannte Freddy vorher übrigens gar nicht, aber der Weinhändler hat mir ein bisschen erzählt; sie arbeiten schon lang zusammen.