Als ich neulich mal wieder in Maastricht war, um meinen Jahresvorrat an Zahnpasta einzukaufen (ein kleiner Spleen, kein Grund zur Besorgnis), da bin ich im Supermarkt Albert Heijn auch an den Knabberartikeln vorbeigekommen. Und ich erinnerte mich daran, dass ich früher – noch nicht so weit entfernt wohnend – sehr gern die Tüten mit der Aufschrift „Emping“ mitgenommen hatte.
Beim ersten Mal war das noch eine reine Neugier-Geschichte: ein Produkt offenbar aus Indonesien, bereitet aus einer Pflanzenart, die mir bis dato völlig unbekannt war. Aber anders als bei den meisten anderen durchprobierten Snacks kam Emping nicht nur, sondern siegte auch und blieb. Und das liegt nicht nur daran, dass ich mittlerweile dank meines Jakarta-Besuchs einen anderen Bezug zu Indonesien habe und auch der Stadt selbst esstechnisch einiges abgewinnen konnte, sondern vor allem am Geschmack der Empings. Aber da Ihr möglicherweise noch nie etwas von Emping gehört habt, hier zunächst einmal ein paar Infos, worum es sich eigentlich handelt:
Emping wird aus der Melindjo-Nuss hergestellt, die wiederum international unter ihrem botanischen Namen Gnetum gnemon geläufig ist – oder doch eher ungeläufig. Letzteres müsste aber nicht sein, denn diese Art mit einem Verbreitungsgebiet von China bis in die Südsee bietet vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Samen, Blätter und Fruchtstände kann man essen, der Saft der Blätter hilft zudem gegen Augenkrankheiten, die faserige Rinde kann man zu Seilen und Netzen verarbeiten und das Holz als Baumaterial, zur Papierherstellung und als Brennholz nutzen. Die Samenkerne sind dabei natürlich besonders beliebt. Sie geben Energie, sind reich an Stärke, Mineralien, den Vitaminen A und C und besitzen sogar eine mikrobielle Wirkung.
Wenn es schnell gehen soll, kann man sie wie Hülsenfrüchte kochen. Wenn man jedoch Emping herstellen möchte, wird das Ganze ein bisschen komplizierter. Traditionellerweise handelt es sich um ein reines Hausprodukt, das lange Zeit nicht industriell erhältlich war. Die Samen werden dabei entweder ohne Öl in einer heißen Eisenpfanne geröstet oder seltener auch gekocht. Beide Prozesse dienen dazu, die beiden Nusshäute entweder geschmeidiger oder spröder zu machen – in jedem Fall so, dass man sie leichter von Hand entfernen kann. Dann werden die Samenkerne schwungvoll mit einer Art Holzhammer geplättet und an der Sonne getrocknet.
Für rohe Empings, die es eigentlich nur auf indonesischen Märkten zu kaufen gibt, war es das jetzt schon. Für die städtischen Supermärkte und natürlich für den Export werden die Empings allerdings noch in heißem Pflanzenöl frittiert. Meist werden diese frittierten Empings (bis auf eine Prise Salz vielleicht) nicht gewürzt, weil sie nun einmal einen interessanten Eigengeschmack besitzen. Als solche kann man sie entweder einfach als Snack zum Bier essen oder als Beilage zu einer ganzen Reihe traditioneller indonesischer Gerichte – und zwar nicht nur ihrer gustativen Qualitäten wegen, sondern auch wegen der Textur; ein bisschen wie die Croutons, die auf unseren Suppen schwimmen.
Daher kommen übrigens auch die Bezeichnungen für derartige Produkte in Indonesien: die größeren gehören zur Familie der Krupuks, die kleineren zur Familie der Kripiks. Beide Begriffe beschreiben lautmalerisch das Geräusch beim Hineinbeißen. Komisch, dass dagegen das deutsche Gnabbern so weisch und labbisch klingt, als hätte man die Sachen draußen im Regen stehen lassen.
Die Firma Go-Tan, von der ich in Maastricht die Empings gekauft habe, bietet mittlerweile auch eine zweite Sorte an, die mit Chili gewürzt ist – “Emping Blado”. Go-Tan ist übrigens kein Kunstbegriff, sondern bezieht sich auf Frans Go und Lodewijk Tan, die aus Indonesien stammenden Firmeninhaber in den Niederlanden. Mittlerweile sind Franssens Söhne Cliff, Bing und Han am Ruder.
Und jetzt, endlich, endlich, nach all den vielen Buchstaben wollt Ihr doch hoffentlich noch wissen, wie diese Empings eigentlich schmecken.
Das Original wirkt erst ein wenig pappig, bevor dann eine gewisse Bitterkeit heranschleicht. Die wirklichen Aromen folgen allerdings erst nach längerem Kauen. Wer also abbeißt und alles sofort runterschluckt, wird niemals den wahren Emping-Geschmack erfahren können. Jener ist wie gesagt zunächst leicht bitter-grünlich, dann aber mild-walnussig und einfach komplett, so wie er ist. Die Zutaten in der Packung sind Melindjonüsse und Pflanzenöl, sonst gar nichts. Und das genügt vollkommen.
Die Version “Emping Blado” besitzt als zusätzliche Bestandteile Zucker und frisches rotes Chilipulver, was den Geschmack laut Aufdruck “hartig zoet & pittig” werden lässt. Erinnert mich ebenfalls lautmalerisch spontan an das “Nobelhart & Schmutzig“. Überraschend dann der Geschmack: Erst kommt tatsächlich eine süß-karamelisierte Note, ganz leicht wie bei gebrannten Mandeln. Dann folgt ein wirklich frischer Chiliton, aber nicht höllisch scharf, sondern eher röstig-fruchtig wie bei Piment d’Espelette. Lohnt sich jedenfalls auch.
Wenn Ihr auf den Geschmack gekommen sein solltet und nicht in der Nähe der niederländischen Grenze wohnt, ich habe einen Laden (und Online-Shop) in Berlin und einen in Hamburg aufgetan, die offensichtlich auch quer in die Republik versenden. Da bleibt mir nur, Euch fröhliche Empingerei zu wünschen!
Kein Wunder, dass “Gnabbern” komisch klingt. Es heißt nämlich “Knabbern”.
Vielen Dank aber für den Tipp. Wenn ich dieses Knabberzeug mal sehe, dann nehme ich es mit.
Tu mit Teinen Spitzfintichkeiten 🙂
Hallo Matze,
noch eine kleine Ergänzung: In jedem ‘Toko’ in Holland (Lebensmittelgeschäft mit asiatischen Produkten) gibt es unfritierten Emping zu kaufen – übrigens auch Krupuk in allen möglichen Sorten – in der Form von kleinen Scheiben, die sich nach einigen Sekunden im heißen Fritieröl zu wunderbar frischen Gnabbereien aufblasen. Lecker!
Gruß
Rob
In Maastricht gibt es im Einkaufszentrum Mosae-Forum neben dem Jumbo einen riesigen Asia-Supermarkt. Dort gibt es mehrere Sorten dieser Knabberei von verschiedenen Herstellern.
Dankeschön, ich werde es mir ankreuzen! Eine Schande allerdings, wie lange ich schon nicht mehr in Maastricht war. Fällt mir bei der Gelegenheit wieder auf…