“Du darfst keine Vergleiche mit Tokio anstellen.” “Du darfst keine Vergleiche mit Tokio anstellen.” “Du darfst keine Vergleiche mit Tokio anstellen.” Dreimal mantriert, jeweils morgens, mittags und abends, dann hilft es vielleicht. Wenn man wie ich mal eine Weile in Tokio zugebracht hat und von der dortigen Esskultur übermäßig begeistert war, muss man sich zwangsläufig immer ein bisschen maßregeln, kommt man zum ersten Mal an einen anderen asiatischen Ort. Und sei dieser Ort Hong Kong.
Mein erster kleiner Ausflug führte mich gestern direkt zum Pier. Denn dort am Wasser erledigen sich in Windeseile mögliche Vergleiche mit sämtlichen anderen Städten der Welt. So sieht es nun einmal nirgends anders aus. Da ich in Wan Chai wohne, bin ich also auf die andere, die – wie man so liest – “chinesischere” Seite gefahren, nach Tsim Sha Tsui. Dreißig Grad zur Mittagszeit im spärlich vorhandenen Schatten veranlassten mich allerdings recht schnell irgendwo einzukehren, wo eine gepflegte Eisschrank-Klimaanlage vorhanden ist.
Ich bin deshalb ohne Umschweife, ohne vorherige Recherchen und auch ohne sonstige Ahnung gleich mal ins “Golden Lake Restaurant” in der Haiphong Road gegangen. Wie man weniger anhand des Namens als vielmehr anhand des Anblicks schnell errät, handelt es sich mitnichten um ein Nobel-Etablissement, sondern vielmehr um eine Garküche schlauchartigen Aufbaus. Man beachte auf dem Foto links unten den Hausaltar, den haben hier alle. Ausnahmslos.
In der Imbisstube wird man zunächst an einem runden Tisch platziert, und zwar dort, wo noch ein Stuhl frei ist. Die Speisekarte war dankenswerterweise mit Fotos ausgestattet, so dass ich erkennen konnte, dass es sich hier im Prinzip um einen Laden für Rinder-Innereien handelt. Die Preise waren für alle Dinge ähnlich und lagen so um die 4 €. Weil ich noch ein bisschen jetlaggig war, habe ich mich nicht gleich für das größte Abenteuer entschieden, sondern erst einmal Rinderbruststückchen auf Reis genommen. Fachmännisch heißt das “Stewed Cantonese Beef Brisket in Chu Hou Sauce” oder auch 柱侯蘿蔔炆牛腩. Ein populäres Gericht hierzulande.
Das Fleisch war recht gut, mit deutlichem Eigengeschmack, der Rest soweit okay. Kein Gourmet-Vergnügen, aber es erfüllte seinen Zweck vollständig, nämlich mich bis zum Sonnenuntergang satt und zufrieden zu machen.
Was ich in den nächsten zwei Wochen an möglicherweise spektakuläreren Dingen noch erleben werde – Ihr werdet es hier lesen können.
Meiner langjährigen Hong Kong Erfahrung nach sind gute Restaurants NIE auf Straßenniveau-immer in den oberen Etagen und immer proppenvoll und sehr laut. Also nur Mut und viele spannende Erlebnisse. LG Hildegard
Vielen Dank! Ja, das ist – um doch mal diesen unzulässigen Vergleich anzubringen – genau wie in Tokio. Ich meine das mit den oberen Etagen, nicht das mit der Lautstärke 😉 . Das eine oder andere Restaurant dieser Art werde ich sicher aufsuchen. Direkt bei mir um die Ecke gibt es das viergeschossige (!) Fook Lam Moon, das eine gute Reputation zu genießen scheint – jedenfalls deutet der Michelin-Stern darauf hin… Ich muss allerdings zugeben, dass ich auch ein ausgesprochener Freund von Street Food bin, und das spielt sich dem Wortsinn folgend (oder doch eher umgekehrt) zwangsläufig ebenerdig ab 😉