In Asien gibt es eine ungeheure Auswahl an Softdrinks, die an Ständen, in Kiosken oder in Supermärkten mit großem Erfolg verkauft werden. Bevor ich nach Bangkok gekommen war, hatte ich mich von solchen Getränken weitgehend ferngehalten. In deutschen Supermärkten ist es für mich schon ein KO-Kriterium, wenn ein Fruchtgetränk nicht 100% Saft enthält. Aber wie schon öfter gesagt, mit unverrückbaren Prinzipien eröffnet man sich selten neue Welten, und deshalb habe ich in Asien aus purem Spaß nicht weniger als 50 verschiedene Softdrinks ausprobiert. Hier kommen also ein paar meiner Favoriten – und ein paar, tja, anderweitig aufgefallene Getränke.
Eins vielleicht gleich mal vorweg: Bezeichnungen sagen gar nichts aus. Ein Getränk, das damit wirbt, zu „100% natural“ zu sein, kann durchaus eine reiche Auswahl verschiedenster E-Stoffe enthalten. Dafür gibt es unbeschriftete Flaschen, die mit reinem, frisch gepresstem Fruchtsaft gefüllt sind. In Straßenrestaurants habe ich schon den köstlichsten, fein gebrühten Tee getrunken und auch solchen vorgesetzt bekommen, bei dem bereits meine Nase mir angezeigt hat, dass er aus reinem Khlong-Wasser besteht. Gut, auch sehr „natural“ auf seine Weise.
Als Anhaltspunkt dafür, wie mir die Getränke jeweils geschmeckt haben, habe ich Sterne vergeben. Alles rein subjektiv natürlich und bitteschön nur im feuchtheißen Klima nachzuvollziehen. Denkt Euch also schnell mal in eine Stadt, in der es morgens bereits dampft bei 30 Grad.
Name: 100% Guava Juice, Thailand
- Inhalt: 100%…, naja, sollte man meinen.
- Geschmack: Definitiv frisch gepresst, dickflüssig, grasiger Anklang – und eine ordentliche Menge Salz! Gut für den Elektrolythaushalt zumindest.
- Wertung: **
Name: Cap Panda Liang Teh, Indonesien
- Inhalt: Viel Wasser, viel Zucker und Auszüge aus neun Kräutern
- Geschmack: Zuckerwasser mit Rinde, Heu und hinten heraus vielleicht auch noch getrocknetem Basilikum, mittelprächtig vertrauenserweckend.
- Wertung: **
Name: Cargills Kist Woodapple Nectar, Sri Lanka
- Inhalt: Limonia acidissima, Palmsirup, Milchpulver, Zucker, Salz…
- Geschmack: Hurr, das kann man nicht trinken! Oder ich jedenfalls nicht. Schmeckt (pardon) wie Kotze mit Kakao. Da bräuchte ich noch Nachhilfe.
- Wertung: *, gern auch ganz ohne Stern
Name: Lotte Chilsung Cider, Korea
- Inhalt: “pure, clear, caffeine free”, ein Cider ohne Alkohol
- Geschmack: Da ich die Inhaltsstoffe nicht lesen konnte, sagt mir mein Gaumen, dies ist eine Zitronen-Apfellimo, nicht gerade exaltiert.
- Wertung: **
Name: Elephant House Orange Barley Classic, Sri Lanka
- Inhalt: Keine Ahnung, aber jedenfalls die billigste Limo trotz Glasflasche.
- Geschmack: Überraschend angenehm. Die Orange ist zwar sehr dezent, aber nicht zu künstlich, den Weizen erahnt man eher. Commonwealthig.
- Wertung: **, kratzt aber fast am dritten Stern.
- Inhalt: Wasser, Zucker, E110, E122, E211, E330, E414, E444, E480
- Geschmack: Der Hinweis “contains no fruit” trifft den Nagel auf den Kopf. Alles, was man sich an einer Limo nicht wünscht. Gut zu wissen.
- Wertung: *
Name: Floating Market Brand Coconut Nectar Drink, Thailand
- Inhalt: Ich weiß es nicht. 100% irgendwas, “natural” oder auch Kokos.
- Geschmack: Vergleichsweise dickflüssig, löst keinen Saufreflex aus. Dazu nussig, süß, leicht papieren, hinten Kokos, keine Säure. Schöne Flasche.
- Wertung: **
Name: Ice Cool Bird’s Nest Drink, Malaysia
- Inhalt: Kein Vogelnest, sondern Rohrzucker, Gelee, E-Stoffe
- Geschmack: Sehr süß, nach Kaugummi und Grass Jelly, von Anfang bis Ende künstlich. Ob’s mir mit echtem Vogelnest lieber gewesen wäre…?
- Wertung: *
Name: Ichitan Green Tea, Thailand (japanische Lizenz)
- Inhalt: “Organic Green Tea” und Wasser, eine sehr pure Sache.
- Geschmack: Auf dem Etikett bezeugen eine Heuschrecke und ein Schiffskapitän als Gewährspersonen die Qualität. Recht haben sie.
- Wertung: ***
Name: Ivy Bael Fruit Drink, Thailand
- Inhalt: Viel “Bael Fruit Extract”, Wasser, Sucrose, Fructose
- Geschmack: Nicht fruchtig, sondern nach Karamel, Zimt, Salbei, ein wenig nach Hustensaft, irgendwie sehr fremd für mich.
- Wertung: *, aber in diesem Fall wirklich eine Frage der Gewöhnung.
Name: Ivy Longan Drink, Thailand
- Inhalt: Viel “Longan Extract”, Wasser, Sucrose, Fructose
- Geschmack: Also Ivy ist schon eine gute Marke, sie machen halt wenig Konzessionen. Schmeckt nach süßem Leder, ohne erfrischende Säure.
- Wertung: **
Name: Ivy Roselle Drink, Thailand
- Inhalt: Rosellen-Extrakt (eine Hibiskus-Art), Wasser, Sucrose, Fructose
- Geschmack: Endlich was für mich. Sehr fruchtig zwischen Süßkirsche, Himbeere und Granatapfel, Säure, leichte Adstringenz. Eiskalt trinken.
- Wertung: ***
Name: Lilafarbenes Getränk mit Blüte, Thailand
- Den Inhalt kann ich höchstens erraten. Vom Geschmack her blütig-gemüsig, aber auch mit einem Bodenton, dazu Geleestreifen im Getränk, wie man es hier liebt. Könnte Süßkartoffel sein, ist aber reichlich künstlich.
- Wertung: *
Name: Manobu Oolong Tea, Thailand
- Inhalt: “Natural taste”, soll man im Kühlschrank aufbewahren.
- Geschmack: Sehr raffiniert. Oolong ist ja oxidierter, halbfermentierter Tee. Diese Version ist leicht, wenig bitter, aber mit einer feinen Röstnote.
- Wertung: ***
Name: Oichi Chakulza Hachi, Thailand
- Inhalt: Genau nicht zu sagen, jedenfalls Grüntee, Zitrone, Honig.
- Geschmack: Und Kohlensäure. Eine Limo ist das mit gewissem Zucker und relativ dezenten Eistee-Noten. Cooles Design, die beste der drei Sorten.
- Wertung: **, aber für die Kategorie ist das wirklich viel.
Name: Preco Pandan Drink, Thailand
- Inhalt: Ausgewrungene Pandanusblätter, wenig Zucker, sonst nichts.
- Geschmack: Das ist für mich typisch Asien, ich habe mich total daran gewöhnt. Auf der Mitte zwischen gekochtem Reis und Haselnuss.
- Wertung: ***
Name: Pukka Oolong Tea, Singapur
- Inhalt: Aufguss aus halbfermentierten Teeblättern, null Kalorien.
- Geschmack: Wesentlich kräftiger und bitterer als der Manobu, aber genauso gut. Absolut kein Kindergetränk – obwohl, käme darauf an…
- Wertung: ***
Name: Sport’s Edge Lemon, Sri Lanka (U.S.-Lizenz)
- Inhalt: Ich dachte, die Flasche wäre so grün, dabei ist es das Getränk!
- Geschmack: Schließt sich nahtlos dem Erscheinungsbild an. Selten sowas Grässliches getrunken. Soll für tropische Klimate entwickelt sein. Tja.
- Wertung: *, gern auch völlig sternefrei, könnte als Blumendünger taugen.
Name: Y.e.s. Brand Plum Juice, Taiwan
- Inhalt: 91,084232% von irgendwas – genau sind sie, das gebe ich gern zu.
- Geschmack: Weiße Pflaume, Milchschokolade, Salz, da ist doch die ganze asiatische Geschmacksvielfalt. Nur doch bitteschön nicht alles auf einmal.
- Wertung: *, tut mir ein bisschen leid, aber weniger ist manchmal mehr.
Name: Yeo’s Winter Melon Tea, Malaysia
- Inhalt: “No preservatives, less sugar”, dafür aber mit Farbe und Aromen.
- Geschmack: Süßlich trotz des geringeren Zuckeranteils, leicht karamellig, aber vor allem mit einer interessanten Röstnote dank der Melonenkerne.
- Wertung: **
Mein Fazit nach 50 Softdrinks, von denen Ihr hier immerhin 20 sehen konntet: Die alte Regel, nach der ein Getränk umso besser schmeckt, je weniger Inhaltsstoffe es besitzt, greift ganz generell auch hier. Trotzdem gibt es Früchte oder Bestandteile, an die ich mich erst noch gewöhnen müsste. Die Lizenzbrausen westlichen Ursprungs sind jedenfalls der allergrößte Schrott. Meine persönliche Entdeckung waren die eiskalten Oolong-Tees, die ich in diesem Zustand vorher noch nie probiert hatte. Und – Euch zur Beruhigung – ich habe auch viele frisch gepresste Säfte von den Straßenhändlern gekauft. Wegen der Akutversorgung hat es allerdings keines dieser Produkte bis zu meinem Zimmer geschafft. Ich musste sie immer gleich an Ort und Stelle verbrauchen.
Du bist echt mutig! Ein paar dieser Getränke hätte ich von vornerein nicht angefasst, denke ich. Wie stehst du eigentlich zu Durian? Gruß
Also, man merkt ja immer ziemlich gut, wenn man in die Nähe eines Durianstands kommt. Ich habe mir getrocknete Durian und getrocknete Jackfruit mitgenommen, damit ich die beiden Mockerfrüchte mal ohne großes Aufsehen auf dem Zimmer vergleichen kann. Ergebnis folgt später ;).
Seltsamerweise hört sich das bekannteste Getränk am schrecklichsten an. Die schlechte alte Fanta: “contains no fruit”. 🙁
Von dir inspiriert hab ich heut morgen mal in meinen gekühlten “Giftschrank” gegriffen und ein klassisches chinesisches Softgetränk, ist aber auch in Thailand durchaus beliebt, “verkostet”. Ein Basilikum-Samen-Drink.
http://wine-zeit.blogspot.de/2012/04/indigonous-softie-chiao-kuo-basil-seed.html
War gar nicht so mies wie ich mir es schon ausmalte. 😉
Super Konsistenz!
Ja, bei der Fanta-Aussage habe ich wirklich lachen müssen. Ich weiß aber nicht, ob die Rezeptur in allen Ländern gleich ist, eher nicht, schätze ich mal.
Dein Basilikumsamen-Drink erfordert auch einigen Mut, jedenfalls nach europäischen Maßstäben ;). Dass ein solches Getränk mit 13% Zucker nicht allzu süß schmeckt, dürfte wohl daran liegen, dass die restlichen Inhaltsstoffe sowas von unzuckerig sind. Mein Panda-Tee hatte sogar noch mehr Zucker, und dann folgte die Mirinda mit 13,3%… Ich finde es immer wieder überraschend, wie fundamental wichtig die Textur bei (ost)asiatischem Essen und Trinken ist. In diesem Zusammenhang möchte ich auch nicht verschweigen, dass ich selbstverständlich auch den “guten alten” Bubble Tea hier in Bangkok getrunken habe. Nachdem, wie ich auf Eichis Blog lesen konnte, zumindest Berlin aber davon mittlerweile überschwemmt wird, habe ich den dann doch nicht mehr extra erwähnt.
Die Fanta-Rezeptur in Deutschland hat wohl zumindest ein wenig Fruchtsaft aus Konzentrat drin: http://das-ist-drin.de/Fanta-Orange-1-l–489/
Immerhin! 😉 Einige E’s natürlich auch …
Naja, hört sich zumindest anders an, also schon besser, keine Frage. Was ich interessant finde: In der Sri-Lanka-Fanta ist ja auch E414 drin, also Gummi arabicum. Das gehört zu den Stoffen, mit denen eine ganze Reihe von Weinen behandelt werden, ohne dass der Stoff aufgeführt werden müsste.
Ich weiß, dass das jetzt etwas vom Thema wegführt, aber letztes Jahr gab es da eine große Diskussion. Und da Du Dich ja auch für Wein interessierst ;)… Hier ist auf jeden Fall der “Ausgangsartikel” von Manfred Klimek, einer seiner besten, wie ich finde (http://www.zeit.de/lebensart/essen-trinken/2011-03/weinkolumne-gummi-arabicum/seite-1). Hier ist ein Interview mit Hans-Günter Schwarz, dem Altmeister der deutschen Weißweinszene (http://www.weinkenner.de/2011/weinlegende-hans-guenter-schwarz-uber-gummi-arabicum-11868/). Und, last but not least, dies ist das augenöffnende Angebot eines deutschen Zusatzstoff-Herstellers (http://www.erbsloeh.com/de/produkte/01_produkteAZ.php#g).
Danke für die Links. Die lese ich mir durch. Ja Ja, der Wein und seine Zusatzstoffe ist so ein schön-schreckliches Thema. Die Produktpalette des Geisenheimer Herstellers kenn ich schon :-). Leider …
Okay, ich will damit natürlich nicht sagen, dass unsere geliebten Weinhersteller das auch alles benutzen. Aber es ist zumindest gesetzlich erlaubt – außer bei Demeter, während die anderen Bio-Verbände da teils sehr… locker sind. Und wer sehr billig verkaufen will oder muss und/oder sehr schlechtes Traubenmaterial heimgebracht hat und/oder seinen Wein eigentlich gar nicht liebt…, der wird schon ordentlich korrigieren.
…also ich war ja heut morgen mit meinen Kindern in der Rheinaue spazieren, wo sie Eichhörnchen spielten. Im Spiel war dann irgendwann Eichhörnchen-Limo in ihren Trinkflaschen, aus Eicheln, Kastanien und Nüssen. Vielleicht sollte ich sie mal nach Asien schicken…
Herzliche Grüße
Steffen
Von meinem Fenster aus sehe ich immer Streifenhörnchen in den Bäumen herumfetzen. Die Limo-Zielgruppe wäre also schon mal da ;).
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Hab hier grad so ein woodapple Getränk im Kühlschrank… Jetzt hab ich ein bisschen angst das zu probieren 😂
Verständlich 🙂 . Aber zum Glück sind Geschmäcker ja verschieden. Woodapple-Drinks vielleicht auch, ich habe ja nach dem ersten Erlebnis dann doch keinen zweiten mehr gekauft…