Was Ihr auf dem Foto links sehen könnt, wird mein Arbeits- und Bloggerplatz für die nächste Zeit sein. Wie lange diese Zeit dauert, steht noch nicht fest, aber die Dauer eines “gewöhnlichen” Urlaubs sollte es schon sein. Ich bin hier im Département “Drôme” knapp an der Grenze zum Vaucluse, das administrativ schon zur Provence gehört. Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, den ganzen Sommer im Zelt zu verbringen. Aber in Deutschland war es leider viel zu nass und kalt. Da ich ja mittlerweile immer Strom und Internet brauche, hätte ich mir bei den Bedingungen sicher mehrmals am Tag einen Schlag an den feuchten und lumpig isolierten Kabeln geholt.
Schon während der Fahrt schien ständig die Sonne durchs Autofenster, und der Mistral weht derzeit auch nicht. Dafür war die erste Nacht im Zelt erstaunlich frisch. 11 Grad zeigte das Thermometer an, und ich Schussel hatte in Anbetracht der Tagestemperaturen gedacht, nur mit einem T-Shirt und einer kurzen Hose in den Schlafsack kriechen zu müssen. Das war’s ansonsten aber auch schon mit den Unannehmlichkeiten. Bevor ich mich auf die diversen Märkte der Region stürze, die Produzenten besuche und die Winzer während ihrer Ernte nerve (das meiste steht noch, aber auf den heißen Parzellen wird schon geerntet), gab es zur Einstimmung erst einmal Resteverwertung der angenehmen Art.
Als frischer Abendwein kam der “Elbling Rosé 2010” der Domaine de Vinsmoselle auf den Tisch. Gekauft habe ich den Wein für 3,39 € im Cactus in Howald am Autobahnkreuz südlich von Luxemburg. Hersteller ist der gigantische Genossenschaftszusammenschluss, meist der einzige, von dem man außerhalb des Großherzogtums überhaupt Weine bekommt. Bei der Rebsorte, dem Roten Elbling, handelt es sich um eine rote Mutation des Weißen Elblings, geschätzt zur Versektung und als Zehntpflicht für den Großherzog, berüchtigt für seine Säurewerte unter Weinliebhabern. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich mit diesem Wein sehr zufrieden war. Äußerst frisch, feine Erdbeer- und Kräuternoten, natürlich mit deftigen Säureadern, aber keinesfalls übertrieben sauer.
Mit 10,5 vol% ist das auch ein Wein, der den Kopf gerade in der Hitze nicht benebelt. Der Restzucker ist auf einem Niveau stehen gelassen worden, mit dem der Wein sensorisch eindeutig in den trockenen Bereich einzuordnen ist. Natürlich mutet es ein wenig absurd an, in der Provence einen Elbling zu trinken. Aber irgendwie wird es ganz konsequent absurd, wenn man auch noch etwas denkbar Nördliches dazu isst. Gestern Abend gab es nämlich “crevettes grises”, das sind die kleinen Nordseekrabben, die man früher direkt vom Kutter gekauft hat. Krabbenpulen in Heimarbeit (wie damals üblich) ist aus hygienischen Gründen von der EU mittlerweile verboten worden. Das mache ich dann doch lieber selbst, statt die vor der Küste gefangenen Dinger über mehrere tausend Kilometer in ein Billiglohnland hin- und zurückbringen zu lassen. Krabbenpulen ist zudem konvivial, weil es sehr lange dauert und man sich dabei gut unterhalten kann.
Das sollte jetzt aber der letzte total unprovençalische Post für diese Woche gewesen sein. Es sei denn, ich mache gar nichts hier. Die Gefahr könnte bestehen, denn ich habe mir gleich bei der Ankunft den “Bettane & Desseauve 2012” gekauft. Was drin steht, weiß ich noch nicht, aber das Buch sieht gut aus: 1.023 Seiten, 8.450 Weine, da sollten etliche Neuigkeiten enthalten sein, vielleicht auch hier aus der Region. Morgen soll es erstmal schnell nach Valréas gehen, und am Freitag möchte ich den Markt von Carpentras besuchen. Den habe ich seinerzeit für meine Diplomarbeit kartiert. Mal sehen, was sich seitdem alles verändert hat…
Falls Ihr Tipps im Dreieck Montélimar-Nyons-Avignon habt, Produzenten, die man unbedingt besuchen sollte, Produkte, die ich unbedingt probieren muss, ich bin für alle Anregungen sehr dankbar.
Dann wünsche ich Dir eine wundervolle Zeit in dieser herrlichen Region und werde mal darüber nachdenken, was mir an Tipps für Dich einfällt.
Viele Grüße und vor allem: Sonnige Tage
Sabine
Dankeschön! Die Sonne ist vorübergehend verschwunden, aber das garantiert eine wärmere Nacht. Auch nicht schlecht 😉
Drôme – gute Wahl, sehr gute Wahl! Die meiste Deutschen fahren auf dem Weg in die Ardèche an der Drôme vorbei! Einige Tipps findest du auf meinem Blog! Wobei wir uns nicht ganz in deiner Ecke befinden. Kein Weg führt vorbei an Clairette, Ravioles, Picondon, miel de lavande, huile d’olive de nyons… Geh einfach auf einen der vielen Wochenmäkrte!
Sofort befolgt! Heute in Valréas sind schon mal ein paar Picodons, einige Knoblauchknollen, das AOC Nyons-Öl, die entsprechenden Tanche-Oliven und ein paar Tomaten in die Einkaufstasche gewandert – alles direkt vom Produzenten. Es war wirklich kein spektakulärer Markt für hiesige Verhältnisse, aber als wenig verwöhnter Mitteleuropäer sieht man das natürlich ganz anders… Zum Wochenende soll es hier ja schütten, aber vielleicht geht der Kelch noch mal am Hotel mit den wackligen Wänden vorbei 😉
Hallo Matze!
Zuerst wünsche ich mal einen schönen Urlaub und hoffentlich trockenes und sonniges Wetter mit etwas höheren Nachttemperaturen als zuvor.
Eine kleine Anmerkung zu Deinen Crevettes Grises sei mir erlaubt: Ich pule die nie. Höchstens mal den Kopf ab und dann rein in den Schlund…Herrlich zum Apero und danach dann die Crevettes Roses mit Mayo und Baguette und am besten dann noch Bulots… Ich fang schon wieder an zu träumen…
Ein paar Tips habe ich für Dich auch noch. Ich hoffe Du kennst nich schon alle.
In Nyons solltest Du Olivenöl kaufen. Die Stadt ist bekannt dafür und Du findest sicherlich sofort mehrere Adressen in und um Nyons die Dich verkosten und auch kaufen lassen. Genaue Adressen hab ich hier nicht – lass Dich einfach treiben und probier hier und dort und kaufe was Dir schmeckt.
Montelimar ist ja bekannt für seinen Nougat – wenn man diesen Plombenzieher mag. In den südlichen Vororten / Centre Comercial sind einige Betriebe angesiedelt wo Du probieren und kaufen kannst. Genaue Adressen hab ich auch hier nicht.
In Rochegude solltest Du hier Mittags eine Speisung zu Dir nehmen:
http://www.bistrotdepays.com/spip.php?id_rubrique=149&page=bistrot
Wie ich ja weiß, stehst Du auf die rustikale, bodenständige Küche und hast sicherlich nichts gegen Weinbergsarbeiter mit Schlamm am Schuh und dem speziellen Gout den man nach mehreren Stunden arbeit im Weinberg so bekommt, die dieses Cafe allmittäglich aufsuchen um sich so richtig satt zu essen…. 😉
Draußen kann man schön unter Platanen sitzen. Das ist ein Ort der Dir sicherlich gefallen wird.
Wenn Du dann gestärkt bist, steht einer kleinen Degustation ja sicherlich nichts mehr im Wege!?
Ich trinke die Weine aus Gigondas sehr gerne. Man kann sie sicherlich schon jung trinken, lagern bekommt ihnen aber auch. Je nach Jahrgang können 5 bis 10 Jahre vorteilhaft sein.
Anbei zwei Erzeuger, die ich eigentlich immer aufsuche, wenn ich da bin und die verlässliche Qualität bieten.
Domaine Saint-Damien in Gigondas.
http://www.domainesaintdamien.com
Und außerdem die Domaine de la Tourade. Die haben leider keine Internetseite. Die Domaine liegt an der Hauptstraße, die durch Gigondas in Rtg Vacqueras führt. Ist nicht zu verfehlen. Tel.: 0490709109
Das mit der Ardeche hatten wir ja schon. Lohnt sich wirklich mit dem Auto die Schluchten abzufahren, oder auch mit dem Kanu. Bin dort zweimal wilden Ziegen begegnet, die dort einfach auf der Straße in der Sonne dösten. Tolle Landschaft und meistens (bis auf die Aussichtspunkte) menschenleer.
Eine Fahrt auf den Riesen der Provence, den Mt Ventoux, solltest Du sicherlich auch nicht versäumen. Mach ich eigentlich jedes mal wenn ich da bin. Diese surreale Ruhe auf dem Gipfel finde ich einfach, ja fast magisch.
Ok. Pabstpalast in Avignon kann man machen, wenn man will und das noch nicht gesehen hat. Orange mit dem Amphitetheater und dem Triumphbogen als alte römische Siedlung ist sicherlich auch interessant.
Vaison la Romaine als Ausflugstip auch ganz schön mit Ober – und Unterstadt und anschließendem Picknick an der Ouveze mit nem schönen Rosewein könnte ich mir auch gefallen lassen.
Etwas touristisch aber wirklich schön ist Gordes und Sonntags der Antikmarkt in Isle sur la Sorge.
So! Ich hoffe das waren erst einmal genug Anregungen. Viel Spaß noch und bitte berichte weiterhin….
Grüße Jens
Danke für die vielen Tipps! Das Bistrot in Rochegude hört sich wirklich gut an, das werde ich sicher besuchen. Was den Mont Ventoux anbelangt, da bin ich mal mit dem Fahrrad hochgefahren. Ein paar Tage vorher hatte ich es mit dem Auto versucht, aber die alte Karre hat auf halber Höhe das Dampfen angefangen… Deine Gigondas-Adressen kenne ich nicht. Es ist schon unglaublich, welche Auswahl es hier gibt, das habe ich heute bei einer klitzekleinen Überland-Tour wieder mal feststellen dürfen. Man weiß gar nicht, wo man anfängt, aber ehrlich gesagt gibt es schlimmere Probleme als ausgerechnet das.
Was mich aber wirklich schockt: Du isst die Crevettes Grises mit Schale? Roh? Chitin mit Kalkeinlagerungen? Na, wohl bekomm’s, und darauf ein Aquavit 😉
Mit dem Fahrrad auf den Ventoux!? Das nötigt mir doch höchsten Respekt ab. Chapeau!!! Ich fahr da immer nur mit dem Auto hoch und bewundere die Radler sowohl beim anstieg, als auch beim Abstieg. Da werde ich eigentlich regelmäßig von Radlern überholt. Unglaublich!!!
Ja! Die Möglichkeiten sich zu verpflegen sind schon toll und für uns Nordlichter erst recht sehr interessant, weil wir eine solche Vielflat und Auswahl nicht kennen.
Die beiden Domainen in Gigondas lohnen wirklich einen Besuch. Die Domaine de la Tourade ist ein Tip vom Priorathammer damals gewesen.
Die Domaine Saint-Damien hat vom guten alten Robert für die 07er Weine einmal 95PP, einmal 95+ PP und einmal 97PP abräumen können. Ich denke ein toller Erfolg für diese familiere Domaine auf der man auch Wohnen kann. Sehr sympathisches Pärchen.
Du solltest Dich aber von der PP nicht abschrecken lassen. Wie gesagt die Leute sind normal, die Weine gut und Preis- Leistung stimmt auch. Ich würde außerdem sagen die Saint-Damien Weine altern besser und vor allem länger als die der Domaine de Tourade.
Das mit den Crevettes Grises hab ich mir bei den Franzosen abgeschaut. Die haben mich immer komisch angeschaut, wenn ich die Dinger gepult habe. Und roh sind die ja nicht. Die kleineren Roses kannst Du auch gut komplett essen. Ich brate die immer im ganzen (Schale, Kopf und Schwanz) im Wok mit Olivenöl, Lorbeerblättern, Sternanis und frischem Thymian an und lösche dann mit nem ordentlichen Schuss Pastis ab. Fleur de Sel drüber und nach belieben noch Balsamicocreme oder besser wirklich alten Balsamico. Fenchelgrün kleinhacken und drübergeben und fertig.
Kulinarische Grüsse aus dem Pott.
P.S. Bei uns soll das Wetter am WE spätsommerlich warm werden…..
Ich hab die Krevetten auch schon mal frittiert, da war das dann ganz okay mit der Schale 😉 Nach Gigondas wollte ich sowieso. Meinen Tipp hatte ich ja schon im Guide Vert-Artikel geschrieben: die Domaine du Cayron. Aber warum nicht bei den anderen mal vorbeischauen… Übrigens bin ich im Oktober auf den Mont Ventoux hoch, im kleinsten Gang, schließlich bin ich kein Leistungssportler. Bergab sind mir fast die Finger abgefallen vor Kälte, oben hatte es schon Frost. Aber ein tolles Erlebnis, zumal auch fast nix los war.
Drôme: da fallen mir die Ravioli ein mit geschützter Herkunftsbezeichnung. Du erinnerst Dich vielleicht an das Essen bei der Rhône-Probe, dazu hätte es die eigentlich geben sollen… Die würden mich im Original auch mal interessieren.
Einen schönen Urlaub wünscht Steffen
Ja, ich erinnere mich! Gestern auf dem Markt habe ich schon eine Ravioli-Macherin gesehen. Die besten soll es von diversen Kleinherstellern um Romans-sur-Isère geben. Da ich in der Gegend wahrscheinlich noch einen unurlaubischen Termin habe, werd ich bei der Gelegenheit gleich mal zuschlagen.
camping, mon dieu…..Schrecklich!
Gib Bescheid, wenn Du nach Menerbes & Bonnieux kommst.