Zweiter und letzter Teil des Alphabets. Mit meiner Begeisterung für Kokoreç bin ich übrigens nicht allein auf der Welt. Jeden Tag kommen Leute dank Google-Treffern auf meinen Blog. Alle suchen nach Kokoreç-Ständen in Deutschland, besonders in Berlin. Das ist vermutlich nicht die übliche Leserschaft für meine Artikel hier, aber ganz sicher ein Hinweis auf eine Marktlücke. “Mein” Kokoreçer am Tarlabaşı-Boulevard musste bei meinem ersten Besuch dieses affig gestellte Daumen-hoch-Foto über sich ergehen lassen. Aber ab dem dritten Mal kennt man sich irgendwie, die Atmosphäre wird sehr entspannt. Zum Feierabend konnte ich übrigens einen Mann beobachten, der sich an jenem Stand ein ganzes Weißbrot voll mit Kokoreç füllen ließ, davon herzhaft abbiss und ohne Bezahlung abdampfte. Nachbarschaftshilfe, nehme ich an. Vielleicht ein Klempner, Fernsehtechniker oder Grillinstallateur, der sich dank geleisteter Arbeit ein Jahr lang über Flatrate-Kokoreç freuen kann.
Kestane = Esskastanien = Maroni
Ein reiner Wintersnack, den ich zunehmend in mein Herz geschlossen habe. Die Kastanien werden an der Schale aufgeschnitten und für einige Zeit im Holzkohlenfeuer geröstet.
Ich habe mich dazu ja schon gesondert geäußert. Richtig zubereitet ist Kokoreç heiß, scharf, röstwürzig, unvergleichlich. Für alle, die sich richtig angekommen fühlen wollen.
Der Orient beginnt mit den Trockenfrüchten. In Istanbul, in Palermo, in Tunis. In einfachen Kiosken, in schicken Boutiquen (wie hier in Nişantaşı). Meine Lieblinge waren saure Aprikosen.
Menemen & Co. = Rührei mit Tomaten und Schinken
Bei Lades bereitet der Koch heiße, kleine Aluschälchen zu, gefüllt mit Eiergerichten, die als Brunch köstlich schmecken und kräftigen. Das geht weit über eigentliches Rührei hinaus.
Midye Tava = Miesmuschel-Spieß
Miesmuscheln in imbissgerechter Form werden entweder mit Reis gefüllt (Dolma) oder paniert und frittiert (Tava). Am besten schmecken frische Midye Tava, in Knoblauchsoße getunkt.
Pide ist nicht exklusiv. Man braucht eigentlich nicht viel, um gutes Brot zu machen: Mehl, Wasser, Hefe, einen Ofen. Was man dabei alles falsch machen kann, sieht man bei Kamps und Konsorten…
Das ist vielleicht das günstigste Street Food in Istanbul: Ein Teller mit Kichererbsen, ein bisschen Hühnerfleisch, gedämpftem Reis und scharf eingelegter Paprika kostet keinen Euro. Geht immer.
Suçuk Dürüm = Knoblauchwurst-Rolle
In Deutschland habe ich das noch nie bekommen: Statt Fleisch wird angebratene scharfe Knoblauchwurst ins Brot gegeben. Ein Hit bei Nachtschwärmern am Taksim, leider nicht sehr häufig.
Auf diesem Foto hat sich links noch ein Kazandibi hinzugesellt, und beides sind Produkte der Muhallebici. Ein Sütlaç ist dann gut, wenn die Haut brandig und der Inhalt zimtmilchig schmeckt.
Tantuni = Fleischröllchen in Brot
Es ist kein Börek, es ist keine Sigara, es schmeckt würzig, saftig und nachts am besten. Die Jungs aus Mercin, bei denen ich Tantuni gegessen habe, waren herzallerliebst, große Fußballfans.
Morgens, mittags, abends, immerzu. Der gesüßte Tee aus den charakteristischen Gläsern gehört so zu Istanbul wie der Bosporus. Bei mir ging kein einziger Tag ohne, pure Herzwärme.
Urfa Köfte = Hacksteaks aus Urfa
Von Istanbul bis Urfa sind es 1.291 Kilometer. Bei den Urfa Köfte vermeint man schon förmlich die Wüste zu spüren, die Kamele, die wehenden Umhänge. Scharfes Lammhack mit Kräutern.
Es gibt drei tolle Sorten Joghurt hier, Kaymaksız, Kaymaklı und Süzme. Ein legendärer Joghurt (und deshalb einen Ausflug wert) wird in Kanlıca hergestellt. Natürlich lebt er von der Legende.
Zum Abschluss meines vorläufig letzten Istanbul-Posts möchte ich Euch noch dieses Buch wärmstens ans Herz legen. Marqueee von “Allem Anfang…” hatte mir genau am selben Tag den Hinweis auf die Website gegeben, an dem ich dieses Buch für umgerechnet 5,50 € gekauft habe. Wer immer von Euch länger als einen Tag in Istanbul weilen sollte, kauft Euch dieses Buch! Eine großartige Kombination von Restaurant- und Imbisstipps, Produktkunde, Viertelsbeschreibungen. Hätte ich selbst fast genauso geschrieben.
Das war’s aus Istanbul. Und wie schon in England und in Paris kann ich nur sagen: bis zum nächsten Mal! Und das bitte möglichst schnell…