Dass die Kunst des Bierbrauens einstmals in Asien erfunden wurde, ist keine Mär. Aber erstens ist das schon eine ganze Weile her, und zweitens haben Babylon und Bangkok ungefähr so viel miteinander zu tun wie Blaukraut und Brautkleid. Man hört allerdings von Travellern immer wieder Geschichten, dass sie in Südostasien ohne das gute Bier fast nicht überlebt hätten. Wenn man nachfragt, stellt sich meist heraus, dass sie sich praktisch ausschließlich davon ernährt haben. Hier kommen also fünf asiatische Biere, die zeigen wollen, was in ihnen steckt.
Um mit einem immer noch weit verbreiteten Vorurteil aufzuräumen: Nein, kein einziges dieser Biere wurde nach dem deutschen Reinheitsgebot hergestellt (eines behauptet es standhaft von sich…). Aber das wäre auch geradzu irrwitzig, denn Gerste wird meines Wissens in Kambodscha nicht angebaut. Würde man dagegen Hopfen, Malz und Felsquellwasser importieren, könnte man das genauso gut mit dem fertigen Bier tun. Wir haben es hier also mit zumindest teilweise lokalen Erzeugnissen zu tun. Teilweise deshalb, weil der Hopfen immer noch angeliefert werden muss, die Dosierung dafür aber auch eher sparsam ausfällt.
Ein weiteres Zeichen der Globalisierung ist die Tatsache, dass sich keine der ehemaligen Staatsbrauereien noch komplett in einheimischer Hand befindet. Angkor stammt aus Kambodscha, Carlsberg hält 50% der Anteile. Beerlao ist ein Bier aus Laos, Carlsberg besitzt 50% der Anteile. Chang ist thailändisches Bier, wobei Carlsberg wiederum 50%… OB, das südkoreanische Bier der “Oriental Brewery” gehört mittlerweile Kohlberg Kravis Roberts, einer Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in New York City. Keine guten Aussichten für die Brauerei, wenn Ihr mich fragt, aber dafür hat sich der Maisanteil im Bier erhöht. Zum Schluss noch zu Tsingtao: Vielleicht das bekannteste asiatische Bier, von deutschen Kolonialisten im Jahr 1903 gegründet. Die Eigentumsverhältnisse sind heute ähnlich verworren wie die Inhaltsstoffe. Im Moment bietet glaube ich die Citigroup heftig darauf, aber Ihr könnt da sicher noch mit einsteigen.
Nun aber zu meinem privaten und subjektiven Ergebnis:
Es hört sich seltsam an, aber ich vermeine Hopfen, Malz und eine gewisse Würze zu schmecken. Als geradezu angenehm empfinde ich die Duftreisnoten. Leider ist dieses Bier nur solo die Nummer eins. Zu den leckeren Reiscrackern schickt es nämlich jede Menge Seife mit ins Glas.
100% Gerstenmalz, jaja, aber dafür den Hopfen durch Erdnussflips ersetzt. Hört sich schlimm an? Keineswegs, das Bier schmeckt durchaus angenehm, hat Charakter und begleitet alle möglichen Speisen, zu denen man auch Erdnusssauce reichen würde.
Schmeckt so spontan nach nicht besonders viel, löscht aber wenigstens den Durst. Lustigerweise entpuppt sich dieser neutrale oder vielmehr kaum vorhandene Geschmack als bester Begleiter würziger Cracker. Schlägt in dieser Disziplin auch Château Pétrus, versprochen.
Ist geschmacklich im ersten Moment vom Angkor nicht zu unterscheiden, wässerig halt. Der höhere Maisanteil zeigt sich in der zwar letztlich erfolglosen aber fein künstlich wirkenden Schaumbildung. Hat aber mehr Punkte verdient als den einen von den ratebeer-Schurken.
Die große Enttäuschung. Ich hätte gedacht, hier geht es um den Siegerkranz, ich hatte sogar die bessere Version gewählt. Aber nix da: seltsame Noten alter Ginseng-Wurzeln, vermischt mit Autoabgasen und Hauspantoffeln. An diesem Brautag lief etwas schief.
Das Fazit ist kurz und schmerzlos: Kauft Euch die Biere in der Tropenhitze vor Ort und genießt den Sonnenuntergang über dem Mekong. Denken wir, während wir die Glasflaschen in den Container plumpsen lassen, noch einmal kurz an die CO2-Bilanz und versprechen, so etwas nie wieder zu tun.
Hi Matze,
das ist ja mal eine originelle Bierprobe gewesen. Also nicht unbedingt wegen der verkosteten Biere, sondern eher wegen der Art der Präsentation. Gefällt mir gut, auf jeden Fall weiter so!
Wenn du allerdings mehr über chinesische Biere hören möchtest, muss ich meinen Co-Autor, den kudo, hier mal vorbeischicken. Da kennt er sich da wesentlich besser aus.
Gruß, Pommes
Hallo Pommes,
gern hätte ich auch andere Biere verkostet, aber so ist die Chronistenpflicht. Schließlich war ich im 13. Arrondissement in Paris, dem legendären Indochina-Viertel. Da gab es überall fantastisches Essen, aber als Getränk habe ich dazu immer lieber Jasmintee bestellt… Naja, in einer Woche bin ich auf Stippvisite in Nürnberg. Sollte doch möglich sein, in Franken ein gutes Bier aufzutreiben. Vielleicht sogar mit Gast und Video (muss ihn nur noch fragen).
Viele Grüße, Matze
Hallo.
Super Biertest Video. Gefällt mir, auch das Format ist gut gemacht. So etwas möchte ich demnächst auch machen. Videocast und dann damit ein Bier testen. Weiter so!! Mehr davon 🙂
Hat auch unheimlich viel Spaß gemacht, wobei man natürlich klar sieht, dass ich nicht gerade das professionelle Equipment für Filme habe. Demnächst möchte ich mal einen Kölschtest auf diese Art machen. Kannst Dich ja mal melden, wenn Dein Video online ist, das schau ich mir gern an!