Natürlicher Dienstag #148 – Tetramythos Malagousia Natur

Tetramythos Malagousia Natur

Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Nach langer Pause seht ihr hier mal wieder einen Wein für den Natürlichen Dienstag. Weil ihr davon genauso entwöhnt seid wie ich, habe ich auch ein ganz sanftmütiges Exemplar herausgesucht. Nein, das war selbstverständlich Zufall. Ich hatte einfach schon sehr lange keinen griechischen Wein mehr getrunken (noch weitaus länger als meine Pause beim Natürlichen Dienstag), und als mir beim Aufräumen des Regals dieses Exemplar in die Hände gefallen ist, voilà, da war die Sache beschlossen. Tetramythos heißt das Weingut, »Malagousia Natur« der Wein, und das klingt doch schon mal ziemlich vielversprechend, oder?

Tetramythos Malagousia Natur – Weißwein aus Griechenland

Die EU ist summa summarum eine ausgesprochen wertvolle Einrichtung. Punkt. In diesem Fall war sie sogar der Startschuss für das Weingut Tetramythos. Zwei Brüderpaare, die Brüder Spanos und die Brüder Ntotas (Letztere mittlerweile ausgeschieden), hatten bis dato nämlich ihre Trauben immer nur an eine Großkellerei abgeliefert. Dank der EU-Förderzuschüsse trauten sie sich nun aber, gemeinsam mit Hilfe des Kellermeisters Panagiotis Papagiannopoulos ein eigenes Weingut aufzubauen. Ort der Handlung: Nördliches Peleponnes, aber nicht etwa dort, wo es viele Touristen gibt, sondern hoch in den Bergen unweit der Küste. Die Weinberge gehen sogar hinauf bis in 1.000 Meter Höhe, bieten also eine Kombination aus Kühle und starker Sonneneinstrahlung. Von Anfang an wurde biologisch gewirtschaftet, und das trifft auch auf meinen Wein zu.

Die weiße Rebsorte Malagousia ist keine, nach der der Hahn der Weinwelt besonders kräftig gekräht hat. Ganz im Gegenteil. Wahrscheinlich wurde sie im westlichen Griechenland schon immer so nebenbei angebaut, aber erst ein Professor der Universität Thessaloniki namens Logothetis hat sie systematisch beschrieben und experimentell angebaut. Diese kleine Parzelle wurde von Evangelos Gerovassiliou gepachtet, dem Besitzer der Domaine Carras. Gerovassiliou war begeistert. Er verschnitt später übrigens Malagousia und Assyrtiko zu einem Wein – wegen der quasi entgegengesetzten Eigenschaften der Rebsorten, wie es heißt. Demnach soll Malagousia eher sanft sein in der Säure, dafür vollmundig, geradezu üppig.

Wie schmeckt der Wein?

Für den Malagousia Natur von Tetramythos wird ausschließlich der Freilaufmost benutzt, der nach einer gewissen Maischestandzeit spontan vergärt. Der Einfluss der Traubenschalen bringt eine schönere Phenolik mit hinein und reduziert die Gefahr der Üppigkeit. Letztere dürfte allerdings bei hochgelegenen Weinbergen ohnehin nur selten das Problem sein. Um der schlanken Struktur (nur 11,5 vol%) ein wenig Rundheit zu verleihen, wurde der biologische Säureabbau zugelassen. Acht Monate Ausbau im Stahltank und – deshalb heißt er »Natur« – keine Schönung und keine Schwefelgabe.

Verschlossen ist die Flasche mit einem Diam 3, was für mich immer ein bisschen die Winzerphilosophie anzeigt. Hier also: möglichst frisch trinken. In der Nase gibt es einen leicht hefigen Ton, Weinbergspfirsich, aber nichts Vollfruchtiges. Genau das bestimmt dann auch den Geschmack. Das ist ein feiner, leichter und definitiv auf der eleganten Seite stehender Wein. Die Frucht, die von Zitrone über Pfirsich bis Melone reicht, schwingt nur mit. Auch florale Töne in Richtung Robinienblüte sind mit dabei. Dabei finde ich die Säure absolut passend auf mittlerem Niveau. Wer sich vom »Natur« jetzt einen wilden Knaller erwartet, wird also enttäuscht sein. Der Wein ist vollkommen sauber, zart, dezent und wirkt auf mich nicht ungeschwefelt. Das ragt geschmacklich gerade so in den Natürlichen Dienstag hinein. Aber warum sollte man nicht auch mal ein ausgesprochen feingeistiges Exemplar loben?

Spontan denke ich an Toast mit Ziegenfrischkäse oder auch an weißfleischigen Fisch à la Dorade, wobei die Grillnoten nicht zu stark sein sollten. Das ist Griechenland zur Zeit der Frühlingsblüte und macht Lust auf ein zweites Glas.

Wo habe ich ihn gekauft?

Den Malagousia Natur von Tetramythos gibt es gleich bei mehreren Weinhändlern in Deutschland. Wollt ihr die Spezialistin unterstützen, kauft ihn am besten bei Oinologos für 14,90 €. Bevorzugt ihr einen gemischten Karton mit Battenfeld-Spanier und La Rioja Alta (oder Ähnliches), könnt ihr ihn auch bei Lobenberg für 15,90 € bekommen.

Mir selbst ist beim Genuss dieses schönen Produkts übrigens bewusst geworden, dass ich (Achtung, Festhalten!) vor zwölf Jahren zum letzten Mal in Griechenland war. Eine Schande! Wenn ihr ein quasi historisches Dokument lesen wollt, hier ist der Link zum damaligen Artikel. Und so wie unten sah es dort aus. Herrlich, man müsste wieder hin, gerade jetzt im Herbst!

Griechenland

Falls ihr euch gefragt haben solltet, was der Name Tetramythos bedeutet… Ja, ich dachte auch zunächst an irgendwas aus der griechischen Sagenwelt. Aber nein, es handelt sich um eine lokale Birnensorte, und die Idee für die Namensgebung des Weinguts stammt von Kellermeister Panagiotis. Die Früchte dieser Sorte seien nämlich derart klein und bitter, dass seine Großmutter die einzige Person gewesen sei, die er jemals habe diese Birnen essen sehen. Nutzloses Wissen kann so schön sein…

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2 Antworten zu Natürlicher Dienstag #148 – Tetramythos Malagousia Natur

  1. EC sagt:

    …das Weingut steht schon länger auf meiner Wunschliste, seit wir bei einer Weinrunde mal einen interessanten Amphoren-Retsina von dort im Glas hatten, der zwar eine mediterrane Breite aufwies, die nicht so ganz in mein Beuteschema paßte, aber die Machart wies dann doch auf einen innovativen Betrieb hin, den man sich näher anschauen kann…

    • Matze sagt:

      Ja, ging mir genauso mit der Wunschliste. A propos Wunschliste und Griechenland 😉 : Von Sclavos hatte ich vor einiger Zeit mal einen Weißen probiert, sehr fruchtarm, harzig, ohne Retsina zu sein. Ein totaler Kontextwein, hat mir deshalb zum Essen auch super gefallen. Ansonsten würde ich gern mal T-oinos probieren, aber die sind ja wahnsinnig teuer geworden…

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