In meinem ersten Semester an der Bamberger Uni hatten wir einen Dozenten, der aus Mellrichstadt stammte, vom Fuß der Rhön. An die Inhalte seiner Seminare kann ich mich kaum noch erinnern, wohl aber daran, dass meine Mitstudentinnen darüber diskutierten, ob seine Motivpullover nun ein modischer Komplettausfall seien oder doch Ausdruck tiefempfundener Zuneigung zur heimatlichen Strickkunst. Viele Jahre sind seitdem vergangen, und ich muss zugeben, schon lange nicht mehr an Pullover mit Elchgeweihen gedacht zu haben – und auch nicht an Mellrichstadt.
Jetzt ist es aber wieder soweit – dank Wolfgang Falkner. Ich hatte Wolfgang bereits in diesem Februar bei der BioFach getroffen und ein bisschen mit ihm über diese und jene Pläne geplaudert. Wolfgang hat mit seiner CampCompany in den letzten Jahren sowohl das SpaCamp als auch das NaturkosmetikCamp sehr erfolgreich ins Leben gerufen, und jetzt möchte er das Konzept auf einen Bereich übertragen, der einem waschechten Mühlviertler praktisch von Geburt an am Herzen liegt: gutes Essen und Trinken.
„Gut“ ist natürlich ein dehnbarer Begriff, und im Duden reicht das Bedeutungsspektrum vom eher wenig enthusiastischen „ohne nachteilige Eigenschaften oder Mängel“ bis zum respektvollen „feierlichen Anlässen vorbehalten“. In diesem Fall soll „gutes“ Essen und Trinken allerdings auf einer ganz bestimmten Grundlage fußen, nämlich der Bioidee. Deshalb heißt das Event auch 1. BiolebensmittelCamp. Nun lässt sich über die Bioidee als solche, ihren Sinn, ihre verschiedenen Ausprägungen und über das Maß der gesellschaftlichen Durchdringung natürlich trefflich diskutieren. Aber genau das soll ja auch auf dem BiolebensmittelCamp geschehen. Und zwar richtig interaktiv.
Einige von Euch werden sicherlich mit dem Begriff des BarCamps etwas anfangen können, denn auf diese Art soll (der camp-hafte Name deutet es ja bereits an) auch das BiolebensmittelCamp ablaufen. Es geht dabei um den fachlichen Austausch, um Innovationen, aber natürlich auch ums Networking. Damit der Veranstalter nicht so autoritär auftreten kann, bestimmen bei einem BarCamp die Teilnehmer/innen per Abstimmung selbst, mit welchen (selbst eingebrachten) Themen sie sich beschäftigen möchten und welche der angebotenen Sessions stattfinden.
Große Anlässe werfen ihre Schatten voraus, und deshalb beginnt bereits am 1. September (also am nächsten Donnerstag) die Anmeldefrist, obwohl die Veranstaltung erst vom 17. bis 19. März 2017 stattfinden wird. In Mellrichstadt, ganz recht. Es lohnt sich aber, die Anmeldung bereits ein wenig früher loszuschicken, denn damit das Camp seinen Austauschcharakter wahren kann, ist die Teilnehmerzahl auf genau 100 Plätze begrenzt.
Und wen werdet Ihr dort treffen können? Nun, Wolfgang stellt sich da einen “Mix aus jungen, engagierten Menschen und Experten mit viel Erfahrung in der Branche vor – vom Landwirt über den Hersteller bis zum Handel, vom Bio-Restaurant bis zur Hotellerie, vom Berater bis zum Marketing-Experten, vom Blogger bis zum Fachjournalisten“.
Falls Ihr Euch jetzt fragen solltet, weshalb ich Euch die Teilnahme am BiolebensmittelCamp so schmackhaft zu machen versuche, gibt es dafür zwei Gründe. Erstens finde ich die Idee wirklich gut und unterstützenswert. Zweitens hat Wolfgang mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, auch im Rahmen einer Medienpartnerschaft mitzumachen. Und da habe ich – ein bisschen geehrt und aus voller Überzeugung – Ja gesagt. Ich werde aber nicht nur vorher ein bisschen berichten, sondern natürlich auch selbst beim BiolebensmittelCamp dabei sein. Sogar mit einer Session zu wahrhaft diskutierwürdigen Weinen – falls mich die Teilnehmer/innen der wenig überzeugenden Präsentation wegen nicht noch vor Ort abwählen.
Wenn Ihr also nicht nur „vom Fach“ seid, sondern auch überzeugt davon, dass sich in der Biowelt noch jede Menge bewegen lässt, dann klickt einfach auf den folgenden Button, und schon seid Ihr mittendrin.
Super Idee, da möchte ich dabei sein. Dachte ich spontan. Denn als Blogger, dem Bio essentielles Thema ist, als Konsument, der nur Bio kauft und als Berater, der 2-3 regionale Akteure der Branche unterstützt, passe ich wohl perfekt zur definierten Zielgruppe.
Und dann habe ich mir die verlinkte Website angeschaut – und meine Begeisterung schwand. Denn ehrlich gesagt ist das, was ich da lese, recht weit weg vom Graswurzel-Gedanken – der für mich bei Barcamps wichtig ist. Nicht nur wegen Dr. Oetker als Sponsor. Nicht nur wegen Ticketkontigentierung für Sparten. Nicht nur wegen der glatten Oberfläche. Nicht nur wegen der hohen Kosten. Nicht nur, weil das Ganze ein wenig wie ein Geschäftsmodell rüberkommt.
Aber eben auch.
Das ist mein ganz subjektiver, schneller Eindruck. Filter funktioneren so – mich hat’s ausgesiebt.
Danke für Deinen Kommentar, Joerg, ich verstehe Deinen Punkt sehr gut.
Und finde genau das, also die Frage des Graswurzelgedankens, die Frage, was Bio “darf”, “sein muss”, “sein sollte”, “sein könnte” und was nicht, enorm wichtig. Wie viel “Grassroots-Spirit” ist in Bio, oder krasser ausgedrückt, wie viel Moral? Ist es in Ordnung oder gar gut, erfolgreich zu sein, Geld zu verdienen mit Dingen, die ursprünglich als dezidiert anti-kommerzielle Idee gestartet sind? Das gilt ja nicht nur für Bio-Lebensmittel, sondern auch für, sagen wir mal, NGO-Geschäftsführer. Ich weiß nicht, ob so etwas auf dem Camp auch diskutiert wird, aber interessant wäre es. Ich gelange peu à peu zu einer persönlichen Meinung in diesen Dingen, aber ich fürchte, das hier auszurollen, würde ein wenig weit führen 😉
Vielleicht sollte ich allerdings noch mal sagen, dass es sich tatsächlich um eine Art “Branchentreff” handelt, wobei das, was die “Branche” ausmacht, ganz weit gefasst werden soll. Da ist es beispielsweise gar nicht schlecht, die Angela Merkels und Barack Obamas der Szene ebenso mit dabei zu haben wie die NoMeansNo’s. Und: Wenn Du “sleeky millionaire” Wolfgang kennen würdest, dann würde sich aller Voraussicht nach nicht der Eindruck einstellen, es handele sich um ein glattes Geschäftsmodell 😉
Gerne möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich hier auch als Veranstalter des BiolebensmittelCamps einzubringen. Vielen Dank an dieser Stelle erstmal an Matthias, dass du die Idee des Camps unterstützt und dich auch mit einem sehr spannenden Themenvorschlag beteiligst. Nur durch das leidenschaftliche Engagement von einzelnen Personen kann diese Idee zum Leben erweckt werden – das ist mir bewusst. Wir stellen, weil der Bedarf danach in der Bio-Branche da war, die Bühne zur Verfügung und unterstützen mit allem, was für eine gute Veranstaltung notwendig ist – von der Location-Suche bis zur Anmeldeplattform.
Das führt mich auch direkt zum Kommentar von Ihnen (oder dürfen wir BarCamp-Like DU sagen?) utecht. Vielen Dank auch für dein Kommentar. Ich kann dich auch verstehen, ich habe damals mit meinem ersten Camp auch damit angefangen, dass ja ein BarCamp nichts kosten darf, um sozusagen keine Barrieren für alle Teilnehmer zu haben. Schnell musste ich aber anerkennen, dass, wenn ich das langfristig machen möchte, auch Geld verdienen muss. Jeder der schon mal einen Event – ob BarCamp oder Kongress veranstaltet hat, kann ein Lied davon singen, wie aufwändig das ist, damit im Endeffekt alle Teilnehmer zufrieden sind, wieder kommen und davon auch erzählen. Wenn du aber kein Budget hast, ist sehr schnell die Luft raus und alle Mühe ist umsonst. Ich kenne einige Camps denen genau dieses Schicksaal ereilt ist.
Noch zu den Teilnehmern: Für mich ist es wichtig, und das hat auch das NaturkosmetikCamp gezeigt, dass wir schon zum 3. Mal veranstaltet haben, dass wir zeigen, dass Bio Vielfalt bedeutet. Das betrifft sowohl die Lebensmittel direkt, als auch die Menschen. Eigentlich die gesamte Natur. Wir wollen niemanden ausschließen. Das ist nicht unsere Philosophie. Siehe Barriere oben. Daher auch die Kontingente für alle Bereiche. Wenn du hier noch Vorschläge hast, freue ich mich sehr darüber. Wir wollen aber ganz klar Bewusstsein für Bio und die damit verbundenen Werte schaffen und wir hoffen, dass uns das auch beim BiolebensmittelCamp gelingt. Dafür wäre es wichtig, solche Menschen, wie dich, dabei zu haben. Deshalb bin ich auch gerne bereit, dich als meinen persönlichen Gast einzuladen, um dich von der Idee vor Ort überzeugen zu können. Es wäre natürlich toll, wenn ich dich auch gewinnen könnte, hier ein Thema einzureichen, dass diesen „Grassroots-Spirit“ vertritt und diskutiert. Meiner Meinung auch ein super wichtiges Thema.
Ich freue mich auf dein Feedback! Liebe Grüße, Wolfgang
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